Episode Transcript
[00:00:00] Speaker A: Wie erlebe ich den Klimawandel? Naja, ich habe 6,8 Hektar Wald und durch die Stürme, es ist verheerend. Oder durch den Borkenkäfer, weil wir keinen Winter mehr haben. Ist schon ein bisschen anders. So wie früher, was hast du gehabt? Frühling ist nimmer mehr oder fast nimmer mehr. Vier Jahreszeiten sind vorbei. Entweder ist es zu kalt oder zu warm.
[00:00:22] Speaker B: Überhaupt nicht. Ich habe nichts gemerkt bei dem Klimawandel.
[00:00:25] Speaker C: Was kann Ihrer Meinung nach gegen den Klimawandel getan werden?
[00:00:29] Speaker A: Ehrlich gesagt, ich würde auf mein Auto nicht verzichten, weil ich kann nicht mehr so viel Raul fahren, dass ich den Einkauf jetzt bergauf schleppen würde mit dem Raul. Wenn ich zum Bus oder zum Zug will, müsste ich auch mit dem Raul fahren, dann nehme ich das Auto. Ich versuche so einzukaufen, was ich einkaufe, dass es kein Plastik gibt, aber das gibt es nicht. Also was soll ich dafür sagen?
[00:00:50] Speaker B: Wie die Grünen sagen, kein Auto, nur Raul fahren.
Und kein Benzin und der Staat verdient nichts. Ich hoffe, wir kriegen die Kurven, dass wir das schaffen. Aber da müssen Sie eh da dran halten. Ich halte mich dran. Kein Auto, ich habe alles abgegeben und schaue, dass meine Kinder halbwegs drüber kommen. Aber ich hoffe immer noch, dass wir die Kurven, weil wirtschaftlich ist das auch schwierig, die Kurven zu kratzen.
[00:01:19] Speaker D: Konkret, das überlege ich mir dazu nicht.
[00:01:21] Speaker A: So, weil ich denke, da gibt es.
[00:01:22] Speaker D: Mehr Leute, die sich besser auskennen als ich. Moon Talk, der Podcast zum Mitreden.
Herzlich willkommen beim MONTALK, dem Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Dr. Daniel Hubmann ist bei uns. Wir sprechen über den Klimawandel, ein unglaublich komplexes und ebenso wichtiges Thema. Damit wir überhaupt einmal wieder erinnert werden, worum es geht, wird er uns berichten, was er zum Beispiel meint mit 1,5 Celsius globale Erwärmung und vor allem, was wir dagegen tun können. Viel Spaß bei diesem Podcast, der so wichtig ist. Hören Sie mal zu!
[00:02:08] Speaker E: Schmelzende Eismassen an Polen und Gletschern, immer weniger Schnee, steigender Meeresspiegel, die Geschwindigkeit des weltweiten Klimawandels ist besorgniserregend und beeinflusst das Leben auch in Österreich, sorgt für Stürme, Starkregen, Hochwasser und Dürre. Während es Anfang des 20. Jahrhunderts in Österreich durchschnittlich zwei Tage mit über 30 Grad im Jahr gab, waren es im Jahr 2019 bereits 15. Dieser Wert wird sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln und bis Ende des Jahrhunderts auf 50 Tage pro Jahr ansteigen. Das belastet vor allem die ältere Bevölkerung. Hitzebedingte Todesfälle werden zunehmen. Pro Jahr werden bis zu 3.000 Todesfälle zusätzlich erwartet. Die Daten stammen von der Umweltorganisation Global 2000.
[00:02:58] Speaker D: Bei mir ist Dr. Daniel Hubmann. Ich stelle ihn mal vor. Also, er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien. Er war einer der Autoren des Sonderberichts 1,5 Grad Celsius globale Erwärmung des Weltklimarats.
der im Jahre 2018 veröffentlicht wurde. Außerdem ist Dr. Hubmann im Fachkollegium der Scientists for Future Austria aktiv.
Montalk, der Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Einfach mehr Wissen zu Themen, die das Land bewegen. Immer am Pult der Zeit und mit exklusiven Studiogästen. Meinung haben und darüber reden. Alle zwei Wochen neu und jederzeit abrufbar. Finanziert aus den Mitteln des Zukunftsprogramms der Arbeiterkammern.
Guten Tag, Herr Dr. Hubmann.
[00:03:58] Speaker C: Guten Tag und vielen Dank für die Einladung.
[00:04:01] Speaker D: So, angesichts Diese Vorstellung muss ich ja noch mehr mich verbeugen, einerseits vor ihrer Leistung, zweitens vor ihrem Engagement im Namen unserer aller und drittens für ihre Zeit heute, dass sie uns jetzt begleiten bei diesem Podcast.
Herr Dr. Hubmann, was ist das überhaupt? Klimawandel. Und warum gibt es dieses Wort Klimawandel? Dann gibt es das Wort Klimakatastrophe und dann gibt es Menschen, die mir sagen, mit denen ich in der Vorbereitung zu diesem Podcast gesprochen habe, aber das hat es schon immer gegeben im Laufe des Planetens und seiner Lebenszeit. Stimmt das?
[00:04:49] Speaker C: Ja, es stimmt, dass sich die durchschnittliche Erdtemperatur immer verändert hat.
Aber wenn wir uns die letzten 10.000 Jahre anschauen, dann war das bemerkenswert stabil. Und mit bemerkenswert stabil meine ich, die durchschnittliche Temperatur auf der Erde ist um maximal zwei Grad rauf oder runter gegangen.
Also über ein Jahr sehen wir, Im Winter ist es kalt, da hat es 0 Grad, manchmal minus 5, minus 10 Grad, im Sommer 40 Grad. Also da gibt es eine massive Temperaturvarianz innerhalb eines Jahres. Aber wenn man sich die durchschnittliche Temperatur auf der ganzen Welt über ein Jahr anschaut, ist das quasi stabil über die letzten 10.000 Jahre gewesen.
Es gibt dann natürlich einzelne Jahre, die sind ein bisschen wärmer und andere, die sind ein bisschen kühler, aber im langfristigen Mittel hat sich dann nicht viel getan. Bis zum Jahr 1850, als wir begonnen haben mit der industriellen Revolution, massiv Kohle zu verheizen und dann in weiterer Folge auch Öl und Gas und damit Kohlendioxid, CO2, in die Atmosphäre geblasen haben.
[00:06:12] Speaker D: Warum ist das schlecht?
[00:06:14] Speaker C: Das bewirkt den Treibhauseffekt. Wir kennen das alle von einer Glasveranda zum Beispiel oder einer verglasten Veranda. Die Sonne scheint hinein. Die Sonnenstrahlen werden in Wärmestrahlen umgewandelt. Die Sonnenstrahlen kommen leicht durch das Glas hinein, aber die Wärmestrahlen, weil sie eine andere Wellenlänge haben, kommen durch das Glas nicht hinaus. Und in diesem zum Beispiel verglasten Veranda oder in einem Glashaus erwärmt sich die Temperatur. Genau dasselbe macht das CO2 und andere Treibhausgase in unserer Atmosphäre. Das Sonnenlicht scheint, vereinfacht gesagt, durch das CO2 einfach durch, trifft auf die Erdoberfläche. Da wird das Sonnenlicht in Wärme umgewandelt. Aber die Wärmestrahlen können nicht mehr so gut ins Weltall abgegeben werden. Und dadurch staut sich die Wärme innerhalb unserer Atmosphäre. Das ist gut, das ist wichtig. Würde es das nicht geben, wäre es bei uns ungefähr so kalt wie am Mars, also nicht angenehm. Es ist gut, dass es diesen Treibhauseffekt gibt. Und wie gesagt, er war über die letzten 10.000, 100.000 Jahre sehr stabil. Dadurch, dass wir jetzt so viel zusätzliches CO2 in die Atmosphäre gepumpt haben, hat sich der Treibhauseffekt verstärkt und es wird immer mehr Hitze in unserer Atmosphäre gepunkert.
[00:07:41] Speaker D: Ja, und die Konsequenzen, wenn ich aufgepasst habe, sind ja jene, dass dann irgendwann die Pole schmelzen.
[00:07:50] Speaker C: Das ist eine der Konsequenzen, die wir auch jetzt schon beobachten.
Es klingt sehr schwierig nachzuvollziehen. Wie schon gesagt, wir erleben massive Temperaturänderungen über das Jahr hinweg. Und jetzt kommt ein wissenschaftlicher Bericht, wie der Weltklimarat, und sagt, seit 1850 hat sich die globale Durchschnittstemperatur um 1,2 Grad erwärmt. Und jeder denkt sich, na und? Warum soll das jetzt schlimm sein?
Aber dann muss man eben zurückdenken an das, was ich gerade gesagt habe, dass wir über die letzten 10.000 Jahre in der globalen Durchschnittstemperatur auch nur eine Varianz von ungefähr einem Grad gehabt haben, nach oben und nach unten. Das heißt, wir bewegen uns jetzt aus diesem relativ stabilen Band an Durchschnittstemperatur, das wir jetzt lange Zeit beobachtet haben, in dem sich die menschliche Zivilisation ja entwickelt hat, aus dem bewegen wir uns hinaus. Erstens, wir bewegen uns hinaus und zweitens, wir tun das viel schneller, als das in den letzten 10.000 Jahren oder auch davor, wenn man dann noch weiter zurückgeht, als wir das jemals früher gemacht haben. Die Rate der Veränderung, die Geschwindigkeit der Veränderung ist viel schneller. Und das ist einerseits schlecht für uns, für unsere Zivilisation, weil die Frage ist, wie wir uns daran anpassen können.
Da kommen wir dann sicher noch zu Extremwetterereignissen. Aber es ist auch schlecht für die Natur. Es ist schlecht für die Biodiversität, weil auch die Tiere und Pflanzen mit dieser Geschwindigkeit nicht mitkommen.
[00:09:29] Speaker D: Weil das nicht mehr evolutionär ist, sondern schockartig.
[00:09:32] Speaker C: Es ist schockartig. Die natürlichen Habitate einzelner Spezies verschieben sich immer weiter nach Norden. Und Tiere können ja nicht einfach Also manche Tiere können schon wandern. Ein Fuchs, ein Bär, die können wandern. Wobei dann auch wieder die menschliche Infrastruktur ja ein Problem ist. Weil wenn da eine Autobahn ist, dann kommt der Bär oder der Fuchs nicht mehr drüber. Wenn man dann aber kleinere Tiere anschaut, Insekten, die ja für unser Ökosystem wahnsinnig wichtig sind, die kommen mit dieser Geschwindigkeit einfach nicht mit.
[00:10:07] Speaker D: Also, nur um das nochmal klar zu machen, da geht es nicht darum, dass wir sagen, gut, dann wird es im Sommer halt ein bisschen heißer. Warum nicht? Sondern es geht darum, dass wir uns, wenn ich das richtig verstanden habe, Herr Dr. Hubmann, direttissima auf eine Entwicklung befinden, die irgendwann mal einen durchgehenden Sommer nach.
[00:10:35] Speaker C: Sich.
[00:10:37] Speaker D: Bringen würde und unerträgliche Temperaturen, also ich lese da was von Venus, das sind immerhin was 400 Grad oder was an der Oberfläche.
Also das heißt, damit ist nicht zu spaßen und die Konsequenzen daraus sind, dass Menschen auf die Wanderschaft gehen. Das heißt, wir haben Flüchtlingsströme, wie wir sie noch nie erlebt haben und quasi nowhere to go. Alle wollen Richtung Norden, um diesem Wahnsinn zu entfliehen. Wir haben die Stürme, die wir jetzt schon feststellen, vermehrt. Wir haben die Hochwasserereignisse, die jetzt vermehrt feststellbar sind. Das wiederum wirkt sich auf Ernten aus, auf unsere Abhängigkeiten.
von Versorgung woanders her und es tut uns generell nicht gut. Wir gehen ins Verderben, ich sag das jetzt so drastisch. Übertreibe ich, Herr Doktor?
[00:11:44] Speaker C: Das am Anfang mit der Venus und 400 Grad, das war ein bisschen übertrieben. Bis es so schlimm wird, das werden Sie und ich wahrscheinlich nicht mehr erleben. Da müssen schon sehr viele Kippelemente in den nächsten paar Jahren zusammenkommen.
[00:11:58] Speaker D: Was sind Kippelemente?
[00:12:03] Speaker C: Kippelemente sind die Elemente in unserem System, die wir schlecht vorhersagen können.
Wir wissen zum Beispiel, wie sich das CO2 in der Atmosphäre auf die Temperatur auswirkt. Das ist ein mehr oder weniger linearer Prozess. Wenn ich die CO2-Emissionen um ein Prozent erhöhe, dann steigt die Temperatur um so und so viel. Und wenn ich es doppelt so viel erhöhe, dann steigt die Temperatur um doppelt so viel. Das sind lineare Prozesse, die können wir gut verstehen.
Und dann geht es über die Prozesse.
wo wir halt nicht wissen, ob sich die so linear entwickeln oder ob es irgendwann zu einem Punkt kommt, wo uns das System plötzlich davonläuft. Ein Bild, das man sich vorstellen kann, ist, man hat eine Kaffeetasse, die steht am Schreibtisch und man schiebt es zur Kante hin und immer mehr und es steht oben auf der Kante und irgendwann fällt es halt runter und zerbricht.
[00:13:09] Speaker D: Sie kippt.
[00:13:10] Speaker C: Sie kippt.
Und dann ist sie kaputt.
Und wenn sie einmal fällt, also entweder man ist sehr schnell und fängt sie auf. Wenn man das kann, dann ist das gut, aber meistens ist man ja nicht schnell genug und sie liegt am Boden und ist zerbrochen. Und dann kriegt man sie halt auch nicht mehr ganz.
[00:13:28] Speaker D: Okay. Also die Tasse wäre jetzt unser Planet? Richtig.
[00:13:33] Speaker C: Und es gibt verschiedene Kipp-Elemente, über die wir diskutieren. Einerseits Arktis und Antarktis.
Man kann sich das so vorstellen, oben und unten auf der Erde ist viel Schnee und Eis. Das ist weiß und weiß reflektiert die Sonnenstrahlen sehr gut zurück ins Weltall. Es kommt nicht zu diesem Treibhauseffekt, weil die Sonnenstrahlen nicht in Wärme umgewandelt werden, sondern wieder als Lichtstrahlen zurück ins All geschickt werden.
[00:14:02] Speaker D: Gut.
[00:14:03] Speaker C: Wenn das Eis schmilzt, kommt drunter entweder Meerwasser zum Vorschein oder Felsen.
Die sind dann nicht weiß, sondern dünkler und die absorbieren mehr Energie als weißes Eis, das es einfach reflektiert. Und da kann es eben dazu kommen, dass es dann zu einem sich immer selbst verstärkenden Prozess kommt, den wir dann nicht mehr einfangen können.
[00:14:33] Speaker D: Okay, also es gibt irreversible Punkte, an denen haben wir, wenn es soweit ist, bereits verloren.
[00:14:43] Speaker C: Ich würde nicht von verloren sprechen.
[00:14:45] Speaker D: Okay, ich bin mal wieder zu drastisch.
[00:14:49] Speaker C: Meine Rolle hier ist ja der Wissenschaftler, ich muss ja eher objektiv und das ein bisschen einfangen. Es geht nicht um eine Frage des Verlierens, aber es ist auf jeden Fall ein Punkt, an dem es für uns wesentlich schwieriger wird, mit den Folgen umzugehen. An dem wir auch das Heft des Handelns aus der Hand geben müssen.
Wir sehen immer mehr Extremwettereignisse, wir sehen Stürme, Überflutungen, haben Sie vorhin angesprochen. Aber wir haben nach allem, was wir derzeit wissenschaftlich wissen, sehr wohl noch die Möglichkeit, unsere Emissionen rasch zu reduzieren und damit die weitere Erhitzung abzufedern oder überhaupt zu stoppen.
Und derzeit haben wir das Heft des Handels noch in der Hand. Wenn wir mal über einen dieser Kipppunkte drüber kommen, dann wird es halt wesentlich schwieriger, dann können wir nicht mehr proaktiv darauf antizipieren und abfangen, sondern dann können wir nur noch reagieren.
[00:15:46] Speaker D: Also wir können dann nicht mehr gestalten, sondern nur noch folgen.
[00:15:50] Speaker C: Richtig.
[00:15:50] Speaker D: Okay, gut. Zwischenfrage, Herr Dr. Daniel Hubmann, haben Sie Kinder?
[00:15:58] Speaker C: Ja, ich habe einen Sohn.
[00:16:00] Speaker D: Okay, ist der schon in der Schule?
[00:16:03] Speaker C: Nein, der ist im Kindergarten.
[00:16:06] Speaker D: Okay, diese Friday-Future-Bewegung, die jetzt seit drei Jahren durch Greta Thunberg angetrieben oder initiiert zumindest, Antrieb braucht sie nicht mehr, weil ihre Inhaltlichkeit Antrieb genug ist. Können sie?
es nachvollziehen, dass Eltern sagen, die Kinder sollen gefälligst in der Schule bleiben, auch am Freitag und lernen, statt auf der Straße zu demonstrieren?
[00:16:44] Speaker C: Ich kann das bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, gut, dass Eltern so denken, aber ich würde es anders sehen und ich war mit meinem Sohn auch schon auf mehreren Fridays for Future Demonstrationen.
[00:17:00] Speaker D: Okay, ich gehe mal davon aus, dass das zu seinen wunderbaren, stolzen Erlebnissen gehören wird, wenn er später dann dort steht im FRAG und sagt, ich danke der Akademie für die Verleihung des Nobelpreises, an dieser Stelle möchte ich meinen Vater hervorheben, der mit mir damals schon 2020 auf der Demo war. Nichtsdestotrotz, es ist ja drastisch, was die Fridays for Future machen und es wird immer drastischer, denn sie gehen bewusst nicht zur Schule. Das ist eine Provokation.
Sie nehmen schlechtere Noten in Kauf, was die Allgemeinheit zumindest, was PISA einerseits und Exzellenz andererseits angeht, schädigen könnte, sage ich mal ganz vorsichtig. Und sie individuell natürlich auch, denn es braucht immer noch für dieses oder jenes Studium einen harschen ein maturer Durchschnitt, um überhaupt reinzukommen, ja, von wegen Exzellenz.
Und damit nicht genug gibt es jetzt, so lese ich, eine Bewegung von jungen Frauen in Europa, die sich des Kinderkrieges entziehen mit der Begründung, ich will in diese bedrohte Welt so lange keine Kinder setzen, bis wir nicht proaktiv so werden, dass wir die Chance waren, den Planeten zu retten. Für Sie nachvollziehbar?
[00:18:45] Speaker C: Ja, lassen Sie mich mal zurückspulen, weil Sie haben da ein paar Sachen gesagt, wo ich einhaken möchte oder die ich vielleicht erklären möchte für die Zuhörerschaft, die sich nicht so oft mit diesem Thema beschäftigt hat. Weil Sie gesagt haben, die Fridays for Future sind ja sehr radikal und provozieren, also provozieren ja, das ist, glaube ich, das Vorrecht der Jugend, die Erwachsenen zu provozieren. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, es gibt mehrere Organisationen, die parallel arbeiten und die unterschiedliche Mittel verfolgen. Also wenn Sie sich anschauen, was die Fridays for Future machen, dann sind das tatsächlich hauptsächlich Demonstrationen.
sind von angemeldet. Da wird wirklich darauf geschaut, dass auch mit der Polizei eine gute Kommunikation stattfindet. Da gibt es immer Ordner und Ordnerinnen, die danach den Müll aufsammeln. Also damit nicht der Vorwurf gemacht werden kann, die Jugendlichen versauen die Straße.
Deswegen gibt es speziell Leute, die hinter der Demo hinterhergehen und den Müll wieder mitnehmen, damit es eben eine schöne Welt ist, also auch der Anspruch der Fridays for Future, eine bessere Welt zu machen. Und sie machen das mit so ganz banalen Tätigkeiten, wie eben schauen, dass der Müll aufgesammelt wird auf den Demonstrationen. Und dann gibt es ein paar andere Organisationen, zum Beispiel Extinction Rebellion oder System Change Not Climate Change. Die gehen eher ins aktivistischere Heck.
Es ist ja eine Skala zwischen einer angemeldeten Demonstration und einer Besetzung. Das ist ja ein fließendes Kontinuum. Und es gibt mehrere Organisationen, die dann mehr und mehr in das Aktivistische gehen, wobei die Fridays for Future eben sehr bewusst darauf schauen, dass sie innerhalb der Grenzen der Legalität bleiben.
Ja.
[00:21:00] Speaker D: Ich kann das auch bestätigen von ein paar, wo ich dabei war, auch mit meinen Kids, das ist ein schönes Erlebnis. Das können wir allen Eltern nur ans Herz legen. Warum ist es so wichtig und woran scheitert es? Was brauchen wir und wer bremst?
[00:21:20] Speaker C: Bremsen tun wir alle, weil wir ja alle sehr bequeme Gewohnheitstiere sind. Wir haben unsere Routinen und wir mögen es im Allgemeinen nicht, an diesen Routinen wirklich was zu ändern. Sei es, wie wir wohnen, was wir essen, wie wir in die Arbeit oder zu unseren Freizeitveranstaltungen kommen, Wir sind das gewohnt, und wenn jetzt jemand kommt und sagt, ihr dürft das nicht mehr so machen, weil... Dann gehen wir automatisch in eine Abwehrhaltung.
[00:22:01] Speaker D: Ja.
[00:22:02] Speaker C: Und das ist die Krux, warum wenig weitergegangen ist. Weil wir es noch nicht genug geschafft haben, zu kommunizieren und die Leute dahin mitzunehmen.
und auch die positiven Effekte mehr herauszustreichen, um die es geht.
Ich habe vorhin gemeint, ich möchte nicht zu sehr in diesen Fatalismus hinein verfallen. Wir steuern auf eine Klima-, oder wir befinden uns in einer Klimakrise, wir steuern auf eine Klimakatastrophe zu, aber es gibt ganz viele Handlungsmöglichkeiten, die wir jetzt schon haben, die könnten wir heute umsetzen und wir sind auch schon in einigen Bereichen wirklich gut unterwegs. Und das große Potenzial der Klimakrise ist, dass viele dieser Handlungsoptionen, die wir haben, nicht nur bei der Klimakrise uns helfen, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Problemfeldern. Nämlich?
Ein großes Thema ist der Verkehr und wie wir unsere Städte aufteilen. Es gibt in der Stadt nur so und so viel Platz. Das gilt für große Städte wie Wien, aber es gilt auch für kleine Städte und Gemeinden. Wenn überall die Autos fahren, dann ist weniger Platz für Begrünung, für Spielplätze, für Straßencafés, für sichere Fahrradinfrastruktur.
Und wenn wir jetzt sagen, wir nehmen dem Autoverkehr ein bisschen Platz weg, dann haben wir genau das Problem, dass das etwas an unseren Gewohnheiten ändert und an dem Status quo. Und das mögen wir nicht. Aber gleichzeitig gibt es viele Möglichkeiten, wie wir eben unsere Städte und Gemeinden einfach lebenswerter machen können, ohne dass es jetzt zu einem Ende der Zivilisation führt. Es geht ja nicht darum, es darf keine Autos mehr geben, es geht nur darum, den Platz ein bisschen anders zu verteilen.
[00:24:16] Speaker D: Ja, jetzt breche ich mal eine Lanze für uns alle.
die wir vielleicht von uns ein wenig zu schlecht denken, weil es hat ja Veränderungen in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben in den letzten, sag ich mal, 70 Jahren, wenn man so Ende des Zweiten Weltkriegs als Zeitpunkt nehmen, in denen wir gelernt haben, ja, Wir brauchen manchmal ein wenig, aber wenn ich zurückschaue, was es für ein Aufruhr war, Herr Dr. Hubmann, als, ich glaube, es waren damals die Grünen, gesagt haben, wir müssen Müll trennen.
Ja, also allein diese ästhetische Direktheit, wir müssen Müll in die Hand nehmen und sortieren, das war ja eine Profession, da wurde ja viel Geld für bezahlt, dass jemand diese Drecksarbeit macht.
wurde von uns jetzt verlangt und heute ist es so eine Selbstverständlichkeit geworden. Und wir sind da auch relativ vorbildlich unterwegs. Irgendwann hat man gesagt, du steigst nicht mehr ins Auto und fährst los, sondern du schnallst dich an. Wir haben gesagt, ich glaube ihr spinnt. Bumm, bumm, bumm, bam, bam, schon ist es so gegangen. Das heißt, wenn wir die Notwendigkeit erkennen, Woran liegt es, dass wir diese Notwendigkeit scheinbar nicht solcher Art erkennen, dass wir sofort jeder und jede einzelne von uns proaktiv werden? Wo bremsen wir uns selbst?
[00:25:55] Speaker C: Ich glaube, dass ein Großteil der Bevölkerung gerade in Österreich die Notwendigkeit erkannt hat.
[00:26:01] Speaker D: Gut.
[00:26:02] Speaker C: Ja, das finde ich auch sehr gut. Und dass sehr viele auch bereit sind, Veränderungen in Angriff zu nehmen in ihrem täglichen Leben, in ihrem Entscheidungsraum. Und jetzt kommen wir aber an das Problem, dass wir ja alle in einem System leben, das uns nicht immer so viel Entscheidungsraum bietet, wie wir gerne hätten. Ich kann als Konsument nicht, zum Beispiel auf den Strommix, der in Österreich verwendet wird, habe ich nur sehr geringen Einfluss.
Ich kann jetzt selber sagen, ich zahle ein bisschen mehr dafür, dass ich dann nur Wasserkraft habe, aber dann gehe ich in ein Restaurant oder zum Supermarkt und ob der Supermarkt dann grünen Strom verwende oder nicht, darauf habe ich keinen Einfluss.
Selbiges gilt für Infrastruktur. Wenn keine öffentlichen Verkehrsmittel irgendwo hinfahren, dann bin ich halt auf das Auto angewiesen.
Und da sind wir halt sehr eingeschränkt.
Änderungen zu setzen. Und wir brauchen halt einerseits die Bereitschaft, dass wir uns ändern, aber dann müssen wir auch in einem Umfeld leben, wo uns diese Entscheidungen erst einmal ermöglicht werden. Und im Idealfall sollten wir möglichst schnell in ein System kommen, wo die klimafreundlichen Handlungsoptionen die selbstverständlichen Handlungsoptionen sind. Die sind, die bequemer sind, die einfacher sind, die günstiger sind.
[00:27:57] Speaker D: Ja, ja. Killer-Argument Nummer eins, die Großen sollen erstmal anfangen. Die Industrie soll einmal anfangen. Immer sollen wir Kleinen den Wagen ziehen und so weiter. Ja, was sagen Sie?
[00:28:13] Speaker C: Es ist kein Entweder-oder. Wir haben das vorhin ein bisschen übersprungen, aber was müssen wir machen, um die Klimakrise zu stoppen?
Wir müssen unsere CO2-Emissionen auf null reduzieren.
Also es reicht nicht, die CO2-Emissionen zu halbieren und dann wird schon irgendwie alles nicht so schlimm werden, sondern wir müssen, um den Temperaturanstieg zu stoppen und um die Temperatur langfristig zu stabilisieren auf null CO2 Emissionen kommen.
[00:28:44] Speaker D: Worauf müssen wir, Herr Dr. Huppmann, verzeihen, dass ich überreiche, worauf müssen wir verzichten, wenn wir den größten Hebel, die größte Wirksamkeit haben wollen?
[00:28:59] Speaker C: Ich glaube nicht, dass es wirklich hilfreich ist, hier von einem Verzicht zu reden. Es ist eine Veränderung. Und was ich vorhin schon gesagt habe, und ich glaube, das kann man gar nicht oft genug sagen, um es uns auch bewusst zu machen, wie wenig wir Veränderungen halt mögen.
Ich merke es ja bei mir auch. Meine Frau hat mich jetzt viele Monate.
[00:29:23] Speaker D: Lang.
[00:29:25] Speaker C: Getreten, dass ich doch jetzt bitte endlich wieder mehr Sport machen soll.
[00:29:28] Speaker D: Ja, so sind sie. Dafür lieben wir sie.
[00:29:32] Speaker C: Ja, sie hat ja auch inhaltlich vollkommen recht. Aber bis ich es dann geschafft habe, tatsächlich mit ein paar Freunden zu sagen, so, wir machen das einmal in der Woche.
Wir brauchen halt einen Anschub.
[00:29:49] Speaker D: Ja, aber jetzt kommt Herr Doktor Hubmann.
Als Sie dann zum ersten Mal, zum zweiten Mal, zum dritten Mal und ab da hat das ja schon das Gefühl einer regulären Wiederholung, vor allem beim ersten Mal, das Ding durchgezogen haben mit dem Sport. Wie schildern Sie doch bitte mal, wie es Ihnen dann ergangen ist?
[00:30:14] Speaker C: Wir haben danach ein Bier getrunken und haben uns sehr gefreut.
[00:30:16] Speaker D: So, das meine ich. Das klingt jetzt so einfach, aber das ist es doch, worum es geht. Denn wir haben keine Belohnung von außen zu erwarten für klimatechnische Maßnahmen, die jeder einzelne von uns setzt, sondern unser Belohnungssystem ist ein internes, Aber ein unglaublich wirksames, Leute es geht uns wirklich besser, versuchen wir es. Was heißt versuchen wir es? Wir sehen ja doch wie viele Menschen schon folgen und zumindest nachdenken bei der Urlaubsplanung. Und die Tatsachen, dass im letzten Jahr, also wann immer es offen war, die Hotels in Österreich zu waren, voll gebucht aus, hast du kein Bett mehr bekommen, sagt uns ja auch, behaupte ich jetzt mal, dass die Menschen sich genau überlegen, ob sie mit dem Flugzeug irgendwo hinfahren oder in diesem wunderschönen Land bleiben. Das ist ein Fortschritt.
Bitte, geben Sie uns das!
[00:31:27] Speaker C: Ja, es ist ein Fortschritt.
[00:31:28] Speaker D: Ja, danke! Ja, es ist ein Fortschritt. Es ist nie genug, ich weiß, womit Sie kämpfen. Aber ich weiß, dass wir alle nach Belohnungssystemen arbeiten und funktionieren. Und ich weiß auch, dass, und ich bin da gar nicht anders, wenn wir erwischt werden bei irgendetwas, zeigen wir immer auf die anderen, die es ja auch machen. Was null verändert.
Und uns nie vor Strafe bewahrt. Weder am Fußballplatz noch im Straßenverkehr oder beim Steuerbetrug.
Also das heißt, wir müssen uns selbst belohnen. Wir machen Sport, es geht uns besser, das Bier schmeckt danach mit den Freunden besser. Das ist die Belohnung. Also wo warten die Belohnungen auf uns, wenn wir uns um unseren Planeten kümmern?
[00:32:23] Speaker C: Ich glaube, es ist genau dasselbe, wie das, was Sie gerade beschrieben haben. Wir haben vorhin von den physikalischen Kipp-Elementen gesprochen.
[00:32:32] Speaker D: Ja, genau.
[00:32:32] Speaker C: Und es gibt genauso soziale Kipp-Elemente. Das Kaffee hilft auch. Ja, aber eben in der Gesellschaft. Wenn ich davon ausgehe, dass alle meine Freunde sich ja auch klimafreundlich verhalten, dann ist es plötzlich eine Belohnung, dass ich es auch tue.
[00:32:49] Speaker D: Gemeinschaft.
[00:32:52] Speaker C: Genau. Und eine gegenseitige Vorbildwirkung, die jetzt nicht moralisierend daherkommen soll, sondern es wird einfach selbstverständlich, dass man sich Lebensbereich für Lebensbereich ein bisschen klimafreundlicher verhält. Es geht nicht um ein, wir müssen von heute auf morgen unser gesamtes Leben umstellen, sondern es geht um jeden Tag oder sagen wir einmal pro Woche, eine kleine Handlung umstellen von nicht so klimafreundlich auf ein bisschen mehr klimafreundlich und so wie ich jetzt mit dem Sport, das dann halt auch jede Woche weiterziehen.
[00:33:30] Speaker D: Durchzuziehen, genau. Jetzt fällt mir ein noch etwas, von dem ich so begeistert bin, nämlich, dass wir jetzt alle in unseren Supermärkten oder auf den Märkten nach kleinen hässlichen Äpfeln suchen und fragen mit vielleicht noch braunen Flecken, weil wir gelernt haben, auch durch so Menschen wie Sie, das ist ein ganz klares Anzeichen für lokal, für regional, für gut. Und wir haben das kapiert und wir essen die jetzt. Wir sind lernfähig. Wir sind das. Und wir brauchen immer weniger Zeit dafür.
Ich möchte über Versorgungssicherheit sprechen mit Ihnen. Gerade was Lebensmittel und auch die Ressourcen angeht. Ist die denn nicht auch durch den Klimawandel bedroht, unsere Versorgungssicherheit?
[00:34:30] Speaker C: Es wird auf jeden Fall schwieriger, je höher die Temperatur steigt.
dass wir unsere derzeitige Nahrungsmittelversorgung aufrechterhalten. Wir haben jetzt schon das Problem, dass durch die Erhitzung, durch den Anstieg der Temperatur zum Beispiel Schädlinge weiter vordringen in Regionen, wo sie bis jetzt noch nicht daheim waren, die dann die Ernte auch hier in Österreich gefährden.
Das ist etwas, wo wir gar nicht warten müssen, bis es den Pflanzen per se schlecht geht. Also es muss jetzt nicht plus 5 Grad haben und die Pflanzen können bei der Temperatur nicht mehr leben. Es reichen eben ein, zwei Grad und dadurch verändert sich der Lebensraum von den Spezies, die wir nicht so gern haben, weil sie Schädlinge sind. Man sieht das beim Borkenkäfer.
Den hat es natürlich immer schon gegeben. Das ist jetzt keine komplett neuartige Entwicklung. Aber dadurch, dass es im Winter nicht mehr so kalt wird, sterben dann einfach weniger Borkenkiefer und dadurch wachsen die Populationen viel schneller. Früher war es halt ein paar Tage gefroren.
Und es sind mehr von den Borkenkäfern gestorben und dadurch konnten sie sich dann nicht wieder so sehr vermehren. Und es war nicht so ein Problem. Und jetzt, wo wir immer wärmere Winter haben, wo es halt nicht mehr knapp unter Null ist, sondern immer knapp über Null, haben wir plötzlich ein großes Problem, das unsere Wälder bedroht.
[00:36:16] Speaker D: Und jedes einzelne Mal, liebe Leute, ich weiß ja genau, wie es uns geht, wenn wir im Wald spazieren gehen und plötzlich so eine relativ große, leer gerodete Ställe sehen. Es gibt doch kaum einen traurigeren Anblick. Seltsamerweise. Obwohl wir wissen, es gibt Forstwirtschaft, vielleicht steckt da was dahinter, aber jetzt wissen wir, Warum das so ist und warum das so elendig aussieht. Und wir wissen auch gleichzeitig, dass wir dagegen etwas tun können. Wir sind nämlich nicht hilflos. Auch nicht gegen den Borkenkäfer, schon gar nicht gegen den Borkenkäfer. Vielleicht gegen die Tigermücke. Auch da habe ich mich erkundigt, die ja Malaria und der Rengefieber und so weiter mitbringt. Das hängt auch damit zusammen, dass die sich über die Temperaturgrenze zu uns jetzt hinaus wagen können, weil es hier nicht mehr kalt wird. Wir wollen also, dass es wieder kalt wird.
Oder?
[00:37:24] Speaker C: Ich muss Sie leider enttäuschen. Ich glaube, dass wir wieder zurückkommen auf so, wie es vor 20 oder 30 Jahren war.
Das werden wir beide nicht mehr erleben. Es tut mir sehr leid.
[00:37:36] Speaker D: Wirklich? Ist das jetzt schon soweit?
Das heißt, das Kaffeehefer liegt schon am Boden?
[00:37:42] Speaker C: Nein, das Kaffeehefer, das steht noch am Tisch. Aber wir können ja nicht unser globales Energie- und Wirtschaftssystem von heute auf morgen ändern. Wir stehen jetzt bei plus 1,2 Grad. Globale Erwärmung seit 1850. Das klingt jetzt noch nicht viel, habe ich vorhin schon gesagt. Man kann das für Österreich ungefähr verdoppeln. Also in Österreich hat sich die durchschnittliche Temperatur schon um plus zwei Grad erhöht. Und wenn wir uns jetzt wirklich sehr anstrengen, dann glaube ich, dass wir es schaffen, bis 2040 in Österreich klimaneutral zu werden. Das hat sich die österreichische Bundesregierung und auch die Stadt Wien zum Beispiel als Ziel gesetzt. Das ist ambitioniert, aber machbar.
Aber selbst wenn die ganze Welt diesen sehr ambitionierten Pfad gemeinsam geht, werden wir schon bei plus 1,5 und vielleicht noch ein bisschen mehr stehen, was dann für Österreich schon wieder ungefähr das Doppelte heißt, also ungefähr plus 3 Grad Erwärmung. Also noch einmal ein gutes Stück mehr, als wir es jetzt schon haben.
Und dann stehen wir aber nur bei der Netto-Null. Dann, wenn wir das geschafft haben, stabilisiert sich die Temperatur bei diesem Niveau.
[00:38:54] Speaker D: Okay, also zurück geht es nicht mehr.
[00:38:58] Speaker C: Man könnte das dann natürlich technisch machen.
Also in unseren Modellen können wir das machen. Da gibt es verschiedene Technologien. Man kann zum Beispiel CO2 aus der Atmosphäre saugen und wieder unter die Erde pumpen. Also wir haben die Kohle und das Erdöl aus der Erde genommen.
haben das in CO2 verwandelt, haben es in die Luft gepumpt. Man könnte das rein technisch umkehren und sagen, wir saugen es aus der Luft und pumpen es wieder unter die Erde.
[00:39:23] Speaker D: Ja.
[00:39:24] Speaker C: Und dann würde sich die Durchschnittstemperatur wieder reduzieren.
[00:39:29] Speaker D: Okay.
[00:39:30] Speaker C: Aber jetzt schauen wir lieber mal, dass wir in den nächsten 20 Jahren auf die Netto-Null kommen.
Das ist ambitioniert genug und was wir danach machen, das überlegen wir uns dann in 20 Jahren wieder beim Podcast.
[00:39:44] Speaker D: Ja, so Gott will. Das heißt, um nochmal auf Ihre Arbeit zurückzukommen. Jetzt genau haben Sie uns geschildert, was Sie machen, nicht? Sie entwickeln diese Modelle.
auf Basis des Status Quo, um uns mehr oder weniger verlässlicherweise zu sagen, ob wir noch Chancen haben und wo wir ansetzen müssen.
Ich weiß, Sie arbeiten sehr allgemein, aber Herr Dr. Hubmann, haben Sie nicht zwei, drei Ratschläge, wo Sie sich ganz persönlich immer wieder denken, man ey, das wäre doch richtig einfach, das jetzt nicht zu machen, anders zu machen, besser zu machen und das sollten wir den Menschen doch versuchen beizubringen. Was wären diese zwei, drei Maßnahmen?
[00:40:38] Speaker C: Das eine habe ich schon angesprochen, das ist der Verkehr. In unseren Modellen ist das ja immer als Energieeffizienz abgebildet und man liest auch immer, wir müssen unsere Energieeffizienz steigern. Das klingt abstrakt, man kann sich nicht wirklich darunter vorstellen, aber auf den Verkehr übertragen ist das einfach, ich kann mit meinem eigenen Auto irgendwo hinfahren oder mit dem Bus oder mit dem Fahrrad. Und das Fahrrad ist im Vergleich eingesetzte Energie, Versus der Nutzen, mich irgendwo hinzubringen, halt das Effizienteste. Das heißt, ganz viel können wir machen, indem wir unsere Energienachfrage reduzieren, indem wir auf effizientere Transportmodi umsteigen.
[00:41:29] Speaker D: Zug zum Beispiel? Genau.
[00:41:31] Speaker C: Öffentliche Verkehrsmittel sind besser als der motorisierte Individualverkehr, da wo es möglich ist.
Deswegen finde ich auch zum Beispiel das Klimaticket eine sehr ansprechende Idee.
[00:41:44] Speaker D: Coole Sache.
[00:41:45] Speaker C: Absolut. Ja, weil es geht von, jetzt muss ich 5 Euro zahlen, um jetzt zum Beispiel von mir zu Hause nach Laxenburg und wieder zurückzufahren.
Ich habe es einmal gezahlt und dann steige ich einfach ein und brauche nicht mehr darüber nachdenken. Es ändert mein Verhalten, es macht das klimafreundliche Verhalten bequemer und einfacher. Und wenn man es sich über das Jahr durchrechnet, ist es zumindest nicht teurer.
[00:42:10] Speaker D: Und man wird besser, weil man im Gegensatz zum Auto, wo man mitunter abgelenkt ist, mit aller Konzentration nicht nur unseren, aber vor allem unseren Podcast hören kann.
Um am Ende des Jahres unglaublich viel für den Planeten, für die Mitmenschen und für sich getan zu haben. Denn wir werden alle klüger durch Podcasts. Und wir werden, wenn es gut geht, auch ein wenig unterhalten. Also insofern kann es nur gut sein.
Wenn es nicht passiert, jetzt werde ich auch so ein bisschen zu einem Angstdealer, wie ich sie eigentlich verachte, aber wir müssen auch manchmal drastische Mittel nehmen. Wenn es uns nicht passiert, Herr Dr. Hubmann, was passiert dann mit uns, wenn wir es nicht schaffen?
[00:43:06] Speaker C: Es wird unangenehmer.
[00:43:07] Speaker D: Okay.
[00:43:08] Speaker C: Es ist nicht so, dass wir bei 1,5 Grad von einer Klippe runterfallen und danach ist die Welt und die Zivilisation zerstört. Das ist keine hilfreiche Art und Weise, darüber nachzudenken. Mit jedem zehntel Grad wird es ein bisschen unangenehmer für uns. Sie haben in der Faktenbox am Anfang schon von den Personen, die an der Hitze tatsächlich sterben gesprochen. Ja, richtig.
[00:43:36] Speaker D: Vor allem alte Menschen.
[00:43:38] Speaker C: Es ist vor allem für alte Menschen tatsächlich ein Gesundheitsrisiko. Und zwar spannenderweise, das war für mich Also im ersten Moment nicht intuitiv. Das Problem ist nicht die Hitze am Tag. Das ist unangenehm, aber damit können wir umgehen. Das Problem ist, wenn es in der Nacht nicht kühl wird, weil sich unsere Körper dann nicht mehr gut erholen können.
Und deswegen ist es wichtig, einerseits den Temperaturanstieg so gering wie möglich zu halten, aber gleichzeitig in unseren Städten und Gemeinden Maßnahmen zu setzen, die dann das Mikroklima um unseren Lebensraum herum verbessern. Und das sind, banal gesagt, mehr Bäume.
[00:44:24] Speaker D: Gut, das haben wir kapiert. Da gibt es tolle Initiativen und worüber ich mich besonders im Moment freue, ist das ja die Konsumentenpower.
wiederentdeckt wird, indem wir jene, die uns versorgen, von denen wir kaufen sollen, Auch durch die neuen Kommunikationsmittel, die interaktiven, wie zum Beispiel das Internet, Social Media, denen ausrichten können, wir schauen genau, was bei euch drin ist und wenn wir nicht einverstanden sind, kaufen wir das Zeug einfach nicht. Warum ich das sage ist, am Schluss möchte ich das ganz kurz nochmal aufmachen.
Nämlich, ob wir es nicht auch mit einem Systemchange, sagen wir mal innerhalb des kapitalistischen Systems, und wir wollen alle unseren Wohlstand nicht aufgeben, aber vielleicht in Richtung Sinnhaftigkeit mehr gehen. Sehen Sie da eine Chance auch für das Klima, wenn wir zusammen mit Wirtschaft und Industrie gemeinsam agieren und zu sagen, so, ihr pflanzt jetzt mal 100.000 Bäume in unserem Namen.
[00:45:50] Speaker C: Ich würde die Bäume eigentlich lieber selber pflanzen.
[00:45:52] Speaker D: Gut, gut, ja.
[00:45:53] Speaker C: Weil ich finde, es ist etwas wahnsinnig Befriedigendes, einen Baum zu pflanzen oder ein paar Quadratmeter Erde zu gestalten und sich darum zu kümmern. Ich würde das eher selber machen wollen, als jetzt einem Konzern dafür Geld oder anderes geben wollen. Und es gibt ja auch wahnsinnig viele Initiativen auf lokaler Ebene, wo man das machen kann. In der Gemeinde, man adoptiert eine Baumscheibe oder ein Stück Weg oder ein Stück Gras neben der Straße. Man pflanzt dann ein paar Blumen. Die Leute, die vorbeikommen, freuen sich hoffentlich. Man selber muss ein bisschen was tun, aber es ist so, wenn man mal in dem Rhythmus drin ist, dass man sich einmal in der Woche darum kümmert, dann kann das ja auch Spaß machen.
Ich glaube, dass das wichtig ist und das kann auch diesen sozialen Kipppunkt näher bringen. Wenn ich sehe, dass drei von meinen Nachbarn das machen, Dann denke ich mir, mache ich vielleicht auch.
Das kann ja nicht so schlimm sein, kann ja nicht so anstrengend sein.
[00:47:02] Speaker D: Gemeinschaft, das ist es. Also da liegt ein großer Zauber drin. Bevor ich mich bei Ihnen bedanke und Sie aus dem Podcast entlasse, damit Sie wieder diese Arbeit leisten können, die ich mir wirklich überhaupt nicht vorstellen kann.
Und ich war in Mathe sowas von schlecht. Ich war immer gleich beim Bier danach. Bitte erklären Sie uns doch, Sie, den ganzen langen Arbeitstag mit dieser Problematik zu bringen und doch möglicherweise von Jahr zu Jahr auch ein wenig trauriger werden. Wie schaffen Sie es trotzdem, Leidenschaft aufzubringen für die Aufgabe, dran zu bleiben, zu glauben und können sie uns etwas davon vermitteln, warum haben sie nicht schon längst den Hut drauf gekaut und die Menschheit aufgegeben?
[00:48:09] Speaker C: Komplexe Frage. Es ist auf jeden Fall eine Achterbahnfahrt. Ich glaube, es geht ja vielen Leuten so, die sich für das Thema engagieren. Dann gibt es gute Initiativen, wo in der Gemeinde etwas passiert, wo man sich freut, wo man sich denkt, da geht was weiter. Dann kommen von der Politik gute Maßnahmen. Und eine Woche später kommen dann wieder nicht so gute Nachrichten. Es ist ein Auf und Ab.
Und was mir wichtig ist in meiner Arbeit, ist, dass wir eben diese Maßnahmen setzen, um es den Leuten zu ermöglichen, in unsere Arbeit hineinzuschauen. Ich habe beim 1,5-Grad-Bericht, der vor drei Jahren rausgekommen ist, vom Weltklimarat, IPCC, mitgearbeitet. Und ich bin mir ganz sicher, dass von den Zuhörern und Zuhörerinnen heute niemand wirklich viel Lust darauf hat, jetzt in unsere Datenbank zu gehen und sich dort die Szenarien im Detail anzuschauen und wie funktioniert das und wie ist das kategorisiert. Aber ich finde es wichtig, dass Leute wissen, dass diese Information verfügbar ist. Und da gibt es eine Website, da kann man sich da durchklicken und sich das anschauen und da gibt es eine Dokumentation und Beschreibungen. Und ich finde es wichtig, dass erstens wir diese Arbeit machen, dass es möglich ist. Und ich finde es auch wichtig, und das schließt vielleicht den Bogen zurück zu den Scientists for Future, die Sie am Anfang angesprochen haben. Ich finde es wichtig, dass wir als Wissenschaft auch uns die Zeit nehmen, um zum Beispiel jetzt mit Ihnen darüber zu reden, zu erklären, was wir tun oder zumindest versuchen zu erklären, und Fragen beantworten und damit einfach kommunizieren, das, was wir den ganzen lieben langen Tag machen.
[00:49:53] Speaker D: Und dafür seien sie wirklich ganz ganz herzlich auch und vor allem im Namen des Planeten und unserer Kindeskinder-Kinder bedankt. Danke für ihre Arbeit. Danke, dass sie dranbleiben. Danke, dass sie wieder Sport machen. Grüße an ihre Ehefrau. Viel Spaß beim Bier danach. Wir werden alle versuchen ihrem Beispiel zu folgen und ich nehme mal mit aus diesem Podcast ihren Enthusiasmus auch Diese wunderbare Art, lieber ein paar Sekunden nachzudenken und nicht sofort reflexartig auf meine Fragen zu antworten, weil es wichtig ist. Wissenschaft arbeitet nun einmal so und Wissenschaft ist gut. Danke.
Dr. Daniel Hubmann vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg für Ihren Besuch bei uns, wenngleich virtuell. Und Sie können sich jetzt, vielleicht kriegen Sie auch eine Plakette von uns, stolz sein, Sie haben soeben den Montalk for Future mit mir gegründet.
[00:51:02] Speaker C: Das freut mich sehr. Vielen Dank für die Einladung und vielen Dank für Ihre Initiative mit dem Montalk for Future.
[00:51:07] Speaker D: Genau, alles Gute, grüßen Sie mir, Ihre Kolleginnen, gell?
[00:51:09] Speaker C: Würde ich gerne machen, danke sehr.
[00:51:11] Speaker D: Dankeschön, wiederhören, wieder schauen. Montalk, der Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Einfach mehr Wissen zu Themen, die das Land bewegen. Immer am Puls der Zeit und mit exklusiven Studiogästen. Meinung haben und darüber reden. Alle zwei Wochen neu und jederzeit abrufbar. Finanziert aus den Mitteln des Zukunftsprogramms der Arbeiterkammern.