Episode Transcript
[00:00:00] Speaker A: Ich habe das geliebt, ich habe den Exzess geliebt und dieses komplett Aussteigen aus dem eigenen Kopf.
[00:00:08] Speaker B: Es ist eine akzeptierte Droge, das muss man sagen, im Gegensatz zu ich glaube nahezu allen anderen nicht.
[00:00:16] Speaker A: Eine Sucht ist eine Krankheit und Menschen mit Sucht brauchen Hilfe und sollten nicht verstoßen werden.
[00:00:33] Speaker B: Wissen, was Sache ist.
[00:00:40] Speaker C: Wie oft und in welchen Situationen trinken sie Alkohol?
[00:00:44] Speaker A: Geburtstag vielleicht und Neujahr ganz selten, vielleicht einmal im Monat, bei Geburtstagsfeiern oder so.
[00:00:51] Speaker B: Eigentlich gar nicht.
Warum? Weil es mir keinen Spaß macht und weil es mir halt auch nicht schmeckt. Alkohol, jeden Tag Wein, soll ich ehrlich sagen. Ich trinke fast keinen Alkohol. Und wenn ich Alkohol trinke, voll trinke ich also kein Bier oder andere trinke ich fast nicht. Aber wenn ich einmal anfange, höre ich nicht mehr auf einen Monat oder zwei Monate. Das ist wie eine Sucht.
[00:01:19] Speaker A: Ich trinke sehr, sehr, sehr selten Alkohol. Und wenn ich einen trink, dann trinke ich vielleicht Kaiserspritz oder so, Aber das war es dann auch schon. Also ein kleines und ist genug für mich.
[00:01:34] Speaker B: Also ich habe ja schon mit sehr vielen Leuten gesprochen und tolle Gespräche darunter, aber dieses hier ist eines meiner wichtigsten. Es ist möglicherweise auch für sie eines der wesentlichsten Gespräche und dazu mit einer Persönlichkeit, die ich mir nicht hätte besser aufschreiben können. Ihr Name ist Verena Tietze. Sie ist eine Kollegin von mir, eine Künstlerin, Kabarettistin, Autorin, schreibt ein Buch nach dem anderen, aber sie war bei mir als eine Alkoholikerin, die nicht mehr trinkt. Sie hat diese Sucht komplett überwunden. Leicht war es nicht. Wie sie das gemacht hat, was ihr Mindset dabei war und wen sie dazu gebraucht hat, das erklärt sie uns jetzt im Podcast. Und ich würde Ihnen dringend raten, gut zuzuhören. Denn selbst wenn wir von dieser Sucht nicht befallen sind, kennen wir Leute, denen wir möglicherweise helfen können.
Viel Spaß beim Zuhören.
[00:02:39] Speaker C: In Europa sterben laut Weltgesundheitsorganisation WHO täglich etwa Menschen an den Folgen von Alkohol. Das sind fast neun Prozent aller Todesfälle. Am häufigsten führen alkoholbedingte Herz Kreislauf Erkrankungen zum Tod.
Schon 27 Prozent reiner Alkohol pro Tag, etwa zwei Gläser bei oder zwei Seiterl Bier, erhöhen laut WHO das Risiko für Krankheiten. In Österreich sind rund Menschen alkoholabhängig, etwa 5 Prozent der Bevölkerung. Weitere 10 Prozent trinken in gesundheitlich riskantem Ausmaß.
Der jährliche Pro Kopf Konsum in Österreich liegt laut WHO Report bei etwa 12 Litern reinem Alkohol. Männer trinken im Schnitt 18,8 Liter, Frauen 5,5 Liter, deutlich mehr als der europäische Durchschnitt.
Alkoholabhängigkeit entwickelt sich meist schleichend über Jahre und gilt als schwere chronische Krankheit. Die Symptome sind vielfältig und betreffen Körper, Psyche und soziale Beziehungen.
Burnout ist nicht als eigenständige Krankheit eingestuft, sondern als Syndrom mit verschiedenen Beschwerden. Es kann übermäßigen Alkoholkonsum oder Medikamentenabhängigkeit begünstigen.
Gesundheit. GV AT.
[00:03:52] Speaker B: So, und jetzt ist sie bei mir. Verena Tietze. Ist das ein langes I oder ein kurzes I?
[00:03:58] Speaker A: Verena Ja, Also man sagt Tietze, deswegen schreiben es aber auch alle falsch, weil man schreibt es tatsächlich nur mit einem I.
[00:04:07] Speaker B: Mit einem. Also ich werde es auch lang aussprechen. Verena Tietze, du bist eine Kollegin auf mehreren Ebenen.
Du bist Podcasterin. Ja, du bist Kabarettistin.
[00:04:25] Speaker A: Ja, bin ich auch Schauspielerin gerade ein bisschen schon.
[00:04:30] Speaker B: Ah, so fängt sie mal an. Ah, mit dem bisschen fängt sie mal an und dann kommst du da nicht raus. OK.
Hat jetzt gar nichts mit unserem Thema zu tun, aber weil ich dich da schon mal als eine junge Kollegin vor dem Mikro habe.
Ist das heute deiner Erfahrung nach sind wir heute alles, muss man heute alles sein, um zu überleben?
[00:05:01] Speaker A: Ja, ein bisschen schon. Also ich habe das Gefühl schon, ich glaube, hätte ich zum Beispiel mich wirklich nur auf das Kabarett fokussiert ohne Social Media, ohne dass ich mich breiter aufstelle, ohne mein Buch und so weiter, wäre es wesentlich schwieriger. Also ich habe das Gefühl, ich bin jetzt auch sehr breit aufgestellt. Das hat sich ein bisschen auch so ergeben und das macht es mir, glaube ich, aber einfacher.
[00:05:28] Speaker B: Heute Erwähnen wir doch bitte noch mal dein Buch.
[00:05:33] Speaker A: Also jetzt das erste Buch, das veröffentlichte heißt Burnt Out, Burnt out, Burnt Out und ist so quasi dezent autobiografisch. Also es ist schon sehr stark angelehnt an meine Vergangenheit. Und jetzt im Frühjahr kommt mein zweites Buch, mein erster Roman raus.
Das ist dann im Frühling kommt mein Debütroman raus.
[00:05:59] Speaker B: Wow, du arbeitest hart.
[00:06:03] Speaker A: Ja, ja. Naja, aber mit viel Freude.
[00:06:06] Speaker B: Okay. Ist in dem Roman eigentlich auch diese deine Geschichte enthalten? Nona?
Ja, im ersten, also im ersten im autobiografischen.
Genau, im zweiten jetzt ist komplett andere Geschichte.
[00:06:22] Speaker A: Nein, also es ist natürlich schon die Thematik.
Ja, ja. Also es geht natürlich schon auch um Sucht, um Alkoholismus, um die Struggles, die wir haben in unserer schnelllebigen Zeit. Es ist definitiv gesellschaftskritisch auch.
Ja, klar. Also das sind schon so Themen, die mich sehr beschäftigen jetzt.
[00:06:44] Speaker B: Es ist eine akzeptierte Droge, das muss man sagen, im Gegensatz zu, ich glaube, nahezu allen anderen nicht Tabletten vielleicht noch so Schmerzmittel vielleicht. Ja, also von den Substanzen her.
Ja, die anderen Drogen wie Religion, Fernsehen, Porno und so weiter, das ist ja wieder eine andere.
[00:07:12] Speaker A: Kann man auch eintauchen.
[00:07:13] Speaker B: Ja, ja. Oh ja, absolut.
Du bist eingetaucht in den Alkoholismus und das kam vor mit oder nach deinem Berufseinstieg? Nach der Bühne quasi.
[00:07:33] Speaker A: Also davor, davor wirklich schon davor.
Naja, also der Weg, das was ich jetzt mache, also die Bühne, das Kabarett, das kam alles nach meinem Burnout.
Davor war ich Journalistin, ich war PR Managerin, ich hatte einen sehr, sehr stressigen Job, war eine Angestellte. Also ich hatte nichts zu tun mit Bühne oder Podcast oder Buch.
[00:07:59] Speaker B: Nichts.
[00:08:00] Speaker A: Diese ganze kreative Arbeit kam nach meinem Bruch, also nach meinem Burnout als Verarbeitungshilfe.
Genau. Also das ist quasi in der ersten Reha, also wo ich meinen Alkoholentzug gemacht habe, habe ich angefangen Tagebuch zu schreiben und habe das eben verarbeitet, was mir da alles passiert ist Und da ist das erste Buch eben entstanden und das war der Beginn von allem. Also davor gab es das alles nicht.
[00:08:31] Speaker B: Hast du dann gleich den Humor als Abstandsmesser sozusagen genommen in diesen Tagebuchaufzeichnungen oder hat sich das später ergeben?
[00:08:40] Speaker A: Ja, das war schon. Da gab es schon einen Humor. Das war ein sehr schwarzer Humor, ein sehr bitterer Humor, weil da ging es mir schon sehr schlecht, aber da war definitiv auch schon Humor dabei.
Natürlich, jetzt fünf Jahre später, habe ich eine ganz andere Distanz dazu und kann das auch eben so locker und frei auf der Bühne erzählen und das macht jetzt nichts mehr mit mir im negativen sinne.
[00:09:07] Speaker B: Über die 5 Jahre Trockenheit werden wir später noch sprechen. Ich glaube, es ist nicht fair, wenn wir erst einsteigen, als du schon bereit warst, den Ausstieg zu machen. Proaktiv, so wie ich das mitbekommen habe. Und wir haben in der Band, glaube ich, in den letzten 25 30 Jahren zwei, drei, also ein direktes quasi Gründungsmitglied der Band verloren und zwei oder drei Musiker und es war immer die Intervention zu spät.
Wie war das bei dir?
Ging das über Intervention oder hast du dein eigener Maßstab?
[00:10:05] Speaker A: Also bei mir war es so, dass ich eben schon länger, also ich habe immer gerne getrunken. Ich hab alkohol entdeckt mit 16 oder 15 oder so normal, aber sofort immer sehr exzessiv. Also ich habe das geliebt, ich habe den Exzess geliebt und dieses komplett Aussteigen aus dem eigenen Kopf. Und das war natürlich trotzdem schleichend. Also ich hab viele, viele Jahre getrunken, meine ganzen Zwanziger hindurch, aber so normal quasi, so wie alle, also am Wochenende, aber extrem viel.
Und dann hatte ich eben am Schluss einen unglaublich stressigen Job. Also ich hatte mehrere stressige Jobs, aber bei dem Job bin ich ja dann in ein Burnout gefallen oder geschlittert in ein Burnout und mein Körper hat mir keine andere Wahl gelassen. Also mein Körper hat einfach alles ausgeschalten. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, ich konnte den Rücken nicht mehr bewegen, Ich war komplett ausgeschalten. Meine Mutter musste mich ins Spital bringen, niemand wusste, was eigentlich los ist mit mir. Also die Reißleine hat mein Körper oder meine Seele oder was auch immer gezogen Und dann war klar, ich muss jetzt erst einmal mich rausnehmen aus allem.
Und damals habe ich noch weiter getrunken. Also ich hatte dieses Burnout, ich war krank und ich war im Krankenstand und war ganz verloren. Und meine Therapeutin hat mich damals nicht unbedingt sanft, aber recht zügig dahin gebracht, dass ich selbst erkannt habe, ich habe auch eine Alkoholsucht. Also ich bin nicht nur im Burnout und komplett ausgebrannt, sondern ich habe wirklich ein Alkoholproblem.
[00:11:56] Speaker B: Das eine bedingt ja nicht unbedingt das andere, aber es befördert einander.
[00:12:03] Speaker A: Sie mögen sich ja, sie mögen sich ja, weil es ist so, du arbeitest und bist recht grenzenlos in deiner Arbeit zum Beispiel.
Und was machst du dann am Abend? Naja, dann trinkst du ein paar Gläser Wein, um dich zu entspannen und dann geht dieser Teufelskreis los. Also weil du brauchst immer mehr Alkohol, um dich zu entspannen, Dann musst du aber auch eigentlich immer mehr arbeiten. Du kannst dich auch nicht mehr so gut konzentrieren in der Arbeit. Also das ist ein Rezept für Desaster jedenfalls.
[00:12:30] Speaker B: Okay, jetzt fiel deine Therapeutin, die hattest du schon vorher aufgrund von persönlicher Neugier oder ist die mit diesem Burnout Syndromen Symptomen gekommen.
[00:12:46] Speaker A: Ja, also diese Therapeutin, die hat dann eingegriffen, als ich im Burnout war.
Ich war zwar schon mal davor bei einer Therapeutin, aber es war alles nicht so wild oder nicht so. Also die hat mir zwar damals auch schon angedeutet, dass ich zu viel trinke, okay, aber das wollte ich damals nicht hören.
Also wieso?
Das ist mein Ausgleich. Und am Wochenende, ich bin halt ein Party Girl. Ja, ich bin halt eine, die gerne feiert.
Das war auch ein Teil meiner Identität. Das ist ja auch so schwierig.
[00:13:20] Speaker B: Da wollte ich hin.
Es gibt die Identität der Sucht.
Sucht ist ein Identitätsvergeber und ein Identitätsverwalter, würdest du sagen, Verena, jetzt auch vor allem aus der Retrospektive. Und ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie toll ich das finde und wie ich dich beglückwünsche.
Und vor allem, und das hat ja auch Musalek gesagt in seinem Podcast mit dir, ich habe mir da ein paar Folgen angehört, Der Mut, der Mut, damit rauszugehen. Ja, so gut. Und das heißt würdest du uns allen, die wir dir jetzt zuhören, in jedem Fall eine persönliche Gesprächstherapie, so man es sich leisten kann, anraten?
Oder sollen wir warten, bis irgendeine Glocke läutet?
[00:14:32] Speaker A: Nein, so warten zugestimmt.
[00:14:37] Speaker B: Ich weiß jetzt.
[00:14:40] Speaker A: Warten ist keine gute Idee.
Je früher man das schafft zu sehen, dass vielleicht der Konsum problematisch ist, desto besser. Es wird nämlich nicht leichter. Je länger wir trinken, je mehr wir trinken, desto schwieriger wird es werden, aus der Sucht rauszukommen. Und es muss nicht einmal eine Sucht sein. Es kann eben ein problematischer Konsum sein. Und wenn man da schon sagen kann, okay, ich merke das, ich gehe in die Therapie oder ich gehe mal zum Hausarzt, zur Hausärztin, ich bespreche das mal.
Hilfe holen ist ganz wichtig. Hilfe holen, Rat holen, sich nicht dafür schämen, sondern das proaktiv angehen, ist der erste und wichtigste Schritt eigentlich.
Also ohne professionelle Hilfe hätte ich es auf keinen Fall geschafft.
Also ich habe meiner Therapeutin ganz viel zu verdanken und auch diesen stationären Aufenthalten.
Also ich bin eine große Verfechterin von Therapie oder einfach mal ärztliche Unterstützung, sich zu holen.
[00:15:42] Speaker B: Wir reden jetzt natürlich von Eigenverantwortung, immer ein problematisches Thema, wie du weißt, Wir reden auch von einer Kultur, in der wir leben. Ich nenne sie immer den falsch verstandenen Indianer. Dieses kennt keinen Schmerz und was soll das? Deswegen mache doch kein Bahö, geh zum Hirn Klempner und was da alles so fällt.
Und du sagst dennoch, Verena, bitte in die Therapie gehen, wenn etwas auffällt in der Selbstbeobachtung. Aber in dieser Kultur fällt uns nichts auf, obwohl uns etwas auffällt. Weißt du, was ich meine?
[00:16:26] Speaker A: Ja, ich weiß, was du meinst.
[00:16:29] Speaker B: Was sagst du jetzt jenen, die es eigentlich schon wissen, die sagen uiuiui, vielleicht ist es noch nicht so weit bei mir. Aber ich kann es mir ohne nicht mehr vorstellen, wie sie oder er dann diesen Schritt schafft, sich an den Computer zu setzen, sich per Mail oder per Telefon einen Termin auszumachen. Mehr ist es ja nicht. Einen Termin auszumachen bzw. Glaube ich, der Nuller Schritt ist, dass man im Freundeskreis, Bekanntenkreis, Familienkreis mal sich erkundigt. Kennt jemand wen?
[00:17:09] Speaker A: Ja, also das ist es schon. Also der große Punkt ist der, dass man es schon selber wollen muss. Das sagt auch mein Podcast vorab bei Herr Professor Musalek. Immer wenn die Person selbst es nicht will, ist es schon mal ganz schwer.
Und dann Es ist genau dieser Nuller Step. Kann sein, dass man sich jemandem anvertraut, wenn es noch nicht ein Arzt sein kann, zum Beispiel der besten Freundin oder den Eltern oder den Geschwistern oder irgendjemand. Wenn man es nicht alleine schafft, also wenn man diesen alleinigen Schritt nicht schafft, dass man Ich mache mir einen Termin aus, dass man Ich sage jetzt, ich wende mich an meine Schwester und du, ich merke da was, Was soll ich tun? Oder kannst du mir helfen? Oder gehst du mit mir vielleicht zu so einem Termin?
Es gibt auch anonyme Stellen. Man kann mal zu den anonymen Alkoholikern gehen, die fragen nicht wie du heißt, die fragen gar nichts. Man kann da nur drinnen sitzen und sich das mal anhören. Ich meine natürlich eben zum Beispiel mein Podcast ist auch sowas, wo ich sage, ihr könnt das anonym anhören. Da erzähle ich meine ganze Geschichte, wie das aussieht, was die ersten Schritte sind, wie man das vielleicht auch erkennen kann. Und da gibt es auch andere Podcasts, also nicht nur meinen, aber zum Beispiel, dass man da mal reinhört und OK, finde ich mich da wieder? Und wenn ja, kann ich mit Unterstützung mal schauen, wie ich mich auf einen Arzt, Ärztin bewege.
[00:18:37] Speaker B: Um es mal klarzustellen. Verena zum Arzt, zur Therapeutin zu gehen, bedeutet ja nicht, ich will jetzt den Alkohol aufgeben a priori.
[00:18:50] Speaker A: Nein, nicht unbedingt.
[00:18:52] Speaker B: Also nur um mal die Angst zu nehmen und so.
[00:18:55] Speaker A: Ja, also es geht vielleicht auch nur darum, mal abzuklären, ist der Konsum vielleicht ein bisschen zu hoch oder kann man daran schrauben? Man kann ja in der Therapie zum Beispiel auch daran schrauben, wenn man sagt, ich würde einfach gerne ein bisschen weniger trinken. Also bei mir war das nicht möglich. Ich war schon in der Sucht. Wenn man in der Sucht ist, dann muss man die Reißleine ziehen und aufhören.
[00:19:18] Speaker B: Nun hast du ja vorher verzeiht, dass ich unterbreche, vorher gesagt, dass deine Therapeutin schon immer gesagt Ah, bisschen sollte man schauen und so weiter. Wie ist das bei dir angekommen? Ich nehme an, du hast das weggewischt.
[00:19:34] Speaker A: Ja, oder defensiv oder sogar aggressiv. Also im Sinne nimm mir doch jetzt nicht das weg auch noch. Das ist meine Freude und das ist mein Spaß.
Also ich habe mich sehr aufgeregt. Ich wollte das, ich wollte das nicht, dass sie mir das wegnimmt. Das war meine Identität, das war mein größtes Hobby und ich habe das auch. Ich war zum Beispiel so eine, die alle anderen uncool fand, die nicht getrunken haben, sondern ich habe gemeint, das ist doch das Tollste der Welt, in der Bar zu sitzen und sich zu betrinken. Aber in Wirklichkeit war dahinter ganz viel Unsicherheit, ganz viel Angst, ganz viel, ganz viele Dämonen in mir, die ich nicht sehen wollte. Deswegen habe ich den Alkohol so geliebt. Also wenn man so sehr den Alkohol liebt, dann ist da dahinter irgendwas, was man nicht sehen will häufig.
Also die Sucht steht für etwas.
[00:20:34] Speaker B: Ja, sie ist eine Identität in sich nahezu nicht. Also mein Freund, der Alkohol nicht Wenn ich jetzt mal was trinke, sorgt der dafür, dass es mir besser geht?
Hast du dich gut? Das ist jetzt schwer zu beurteilen. Aber in dieser Kultur, in der wir leben, weil du vorher gesagt hast, Alkohol ist ja kein Problem, alle fühlen sich wohl. Es wird ja auch immer so gezeigt. Und beim Gezeigt ist es natürlich ein Kulturding, dass wir damit aufwachsen. Vor allem medial trinken, OK bis gut.
Also ganze Filme über Angstsoffene, wie heißen diese, bevor man heiratet? Junggesellenpartys, die sich plötzlich in der ganzen Welt Und überall wird gesoffen und das geht schon eigentlich seit 80 Jahren so.
Ja, das wird noch mehr 200 wahrscheinlich sagen und das können wir wahrscheinlich nicht mehr abstellen. Richtig. Obwohl wir, glaube ich, in der Werbung keinen Alkohol mehr sehen, zumindest nicht im Fernsehen.
[00:21:52] Speaker A: Ganz viel Alkoholwerbung. Also es gibt viel zu viel Alkoholwerbung im Fernsehen auch. Ich bin mir nicht sicher, im Fernsehen, weiß ich nicht, aber zum Beispiel Plakate, wo auch immer.
[00:22:02] Speaker B: Du wirst also immer erinnert.
[00:22:05] Speaker A: Ja, du wirst immer erinnern Und auch in Serien trinken sie, egal ob es Ärztinnen, Ärzteserien sind oder es ist eigentlich egal. Es ist am Abend immer der Alkohol dabei oder zelebrieren. Ist Alkohol dabei, Wenn es dir schlecht geht, ist Alkohol dabei. Also Alkohol wird glorifiziert. Der wird eigentlich sehr positiv und wunderbar dargestellt von der Alkoholindustrie, ohne die Gefahr zu zeigen. Also wir haben sehr wenig Aufklärungsarbeit, finde ich. Und da müsste man bei ganz jungen Menschen schon ansetzen, dass mehr aufgeklärt wird über die Gefahr des Alkohols und nicht nur wie toll er nicht ist, weil in Wirklichkeit ist Alkohol ein Gift.
Das wissen wir mittlerweile.
[00:22:49] Speaker B: Nun wissen wir ja aber auch, dass es noch ein Gift gibt, nämlich Nikotin.
Und da hat sich ja Brüssel damals durchgesetzt und hat gesagt, auf jeder Schachtel und so weiter, wir kennen das ja alles. Grauslicher geht es ja nicht. Allein gebracht hat es so gut wie nichts. Österreich hat in Gesamteuropa die mit Abstand höchste Zahl von jungen rauchenden Frauen.
[00:23:20] Speaker A: Österreich, das wünscht sich nicht.
[00:23:24] Speaker B: Und das heißt also diese Schockgeschichte, da sind die Dämonen schon davor, die sind schon vorbereitet dafür, glaube ich.
[00:23:35] Speaker A: Aber ich glaube, was schon was gebracht hat, ist, dass man nicht mehr in den Lokalen rauchen darf. Okay, Es hat, glaube ich, schon sehr wohl was gebracht. Natürlich gibt es Menschen, die dann rausgehen und vor der Tür rauchen, aber es hat sich tatsächlich dadurch ein bisschen heruntergesetzt.
[00:23:53] Speaker B: Sagt Verena. Hast du eine Antwort darauf, warum wir so wahnsinnig und wie wir, meine ich jetzt unsere Gesellschaft, ungern über das Alkoholproblem sprechen?
[00:24:06] Speaker A: Warum so ungern darüber reden?
Ja, also ich glaube, es ist eben so, der Alkohol per se wird ja glorifiziert eben, das ist ja ganz toll. Und wir betrinken uns alle und besonders in Österreich machen wir das sehr gerne. Und wir leben, glaube ich, in einer Kultur, wo wir auch nicht nicht gerne über Probleme reden, über unangenehme Themen. Das wird alles unter den Teppich gekehrt.
Und der Alkohol hilft uns dabei. So und sobald aber jemand ein Problem hat oder sobald jemand zu viel trinkt und das offen zugibt, ist es ein absolutes Tabuthema. Also dann ist diese Person, also man kann nicht mehr drüber reden, dass ganz viel Scham da ist. Ganz viel.
Ja, also das wird total totgeschwiegen, kommt mir vor.
[00:24:58] Speaker B: Auch im Umfeld.
[00:24:59] Speaker A: Auch im Umfeld.
Und diesen Menschen wird auch ganz oft dann nicht geholfen, wie man ihnen helfen sollte, sondern sie werden eher verbannt.
[00:25:10] Speaker B: Was hättest du dir gewünscht?
[00:25:12] Speaker A: Ich hätte mir Verständnis gewünscht.
Und ja, deswegen mache ich auch meine ganze Arbeit. Also alles, was ich jetzt tue, ist, dass ich hier hinausposaune. So ich schäme mich jetzt nicht dafür und keiner sollte sich dafür schämen.
Und ich war damals sehr alleine und ich habe mich sehr, also ich habe wirklich versagt und das wurde mir auch so suggeriert, dass ich so wie ich bin in der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert bin. Also wenn man zugibt, dass man ein Alkoholproblem hat, ist man unten durch und ich saß da alleine in der Reha und habe mich so geschämt und war so alleine.
Und das ist etwas, was es ja viel, viel schwieriger macht, einen Entzug zu starten. Diese Schamkiste und dieses Tabu drumherum und dieses jemanden verurteilen dafür, dass er eine Sucht hat. Aber es ist eine Krankheit. Wir verurteilen ja auch nicht Menschen, die Diabetes haben.
Das geht nicht.
[00:26:20] Speaker B: Aber wir sehen natürlich nicht in jedem zweiten Film, wie Leute sich Insulin spritzen oder Heroin.
Nicht jede Droge wird gleich und ich plädiere nicht dafür.
[00:26:36] Speaker A: Ja, ja, aber nein, nein, das eh nicht. Aber Alkohol.
[00:26:40] Speaker B: Und jetzt verzeih, jetzt warst du also in der Reha, da war ja schon die erste Riesenhürde geschafft. Du warst in der Reha, Das heißt, dein Bewusstsein war schon neu programmiert. Ich bin alkoholsüchtig.
Ja, okay.
Und aufgrund dieser Erkenntnis setzte dann die Scham ein oder erst als es öffentlich wurde und sei es in der Reha. Wie haben wir uns die Reha vorzustellen? Sind da Leute, die auch Motorradunfälle hatten oder sind das alles Alkoholiker, die dort sind?
[00:27:21] Speaker A: Ja, das sind alles Menschen, die einen Alkoholproblem.
[00:27:23] Speaker B: Okay, aber das hilft doch, stelle ich mir vor.
[00:27:28] Speaker A: Ja, das hilft.
Naja, nein, also ich habe mich davor extrem geschämt. Ich habe mich für alles immer geschämt. Also mein Selbstwert war so gut wie nicht vorhanden.
Ist auch ein ganz klassisches Symptom für ein Burnout, also dass man sich selbst eigentlich gar nicht leiden kann und sich sehr klein und schwach fühlt. Und dann, als ich dann wusste, okay, das ist tatsächlich eine Alkoholsucht und ich in dieser Reha war, war ich eigentlich erleichtert. Das war so wie okay, ich habe mich jetzt entschieden, ich werde jetzt alles in meiner Macht stehende tun, um gesund zu werden. Also ich war dann eigentlich fast stärker im Sinne, ich mache das jetzt. Ich habe mich jetzt für mich entschieden. Ich habe mich entschieden, dass ich für mich gesund werde. Und das ist eigentlich, da ist ganz viel Power dahinter, auch wenn es einem furchtbar schlecht geht.
[00:28:20] Speaker B: Also Power scheinst du ja in deinem Mittelnamen zu haben. Das vermittelt sich jetzt so. Das vermittelt sich an deinem Arbeitsaufkommen, das vermittelt sich vor allem an dieser deine Geschichte. Da braucht es Power.
Jetzt frage ich dich, wir leben ja auch, ich sag das mal jetzt ganz brutal in einer Opfergesellschaft. Menschen entscheiden sich sehr gern hauptberuflich Opfer zu sein, weil das bringt zumindest ein Mindestmaß an Empathie und Aufmerksamkeit im Umfeld und vielleicht sogar an guten Tagen etwas Verständnis. Liebe bringt es nicht. Muss ich euch leider nehmen gleich. Liebe Leute da draußen. Mit Liebe hat das nichts zu tun. Aber.
[00:29:14] Speaker A: Jetzt.
[00:29:17] Speaker B: Kann ich mir vorstellen, ich sage es ganz vorsichtig, dass viele von uns vielleicht an einem Punkt Ich habe es eh gesagt, ich wollte es eh, aber ich habe es nicht geschafft, Also bin ich jetzt das, was ich bin und ich bin das ewige Opfer.
Was sagst du denen? Kann man solchen Menschen Du hast es nicht richtig versucht oder wie?
Ich versuche nur, dass du weißt, ich will nicht drauf rumtreten. Ich will nur versuchen, die Co Abhängigen, also Menschen im direkten Umfeld auch ein wenig zu briefen, wie wir Menschen helfen können in der Sucht.
[00:29:55] Speaker A: Ja, also das, was wir eh schon ein bisschen angesprochen haben, was ganz wichtig ist, wenn man jemanden zum Beispiel im Umfeld hat, der Ich schaffe es nicht und ich kann es nicht und erkennt. Aber vielleicht immer mit Verständnis, immer mit Mitgefühl, immer mit Wertschätzung auf so einen Menschen zugehen. Also irgend so was zu sagen wie Reiß dich zusammen und du bist so ein Loser oder du kannst oder jetzt mach es endlich, das können wir gleich mal streichen, sondern kann ich dir helfen? Können wir das gemeinsam machen?
Eben wollen wir vielleicht mal eine Ärztin aufsuchen oder wollen wir vielleicht mal so eine Gruppe uns anschauen oder nur mal einen Podcast hören, einfach nur mal in so einen Podcast reinhören, wo es um Alkoholproblematik geht. Also das kann dann den Menschen helfen.
Und wie auch schon mal erwähnt, jemand, der nicht will, den kann man halt nicht zwingen.
Leider sagt das der Professor Moselek auch. Also ein Mensch muss es selber wollen und am besten kann man diesen Menschen helfen, wenn man mit Verständnis und Liebe und Mitgefühl diesem Menschen begegnet.
[00:31:12] Speaker B: Ich kann mich noch erinnern, in einer Intervention mit unserem damaligen Mitmusiker hat er den Satz Es tut mir leid, ich kann mir ein Leben als Nicht Alkoholiker nicht vorstellen. Das hat mich unglaublich getroffen, so einen Satz zu sagen mit einer Selbstverständlichkeit, die einer Selbsterkenntnis gleichkommt, die aber natürlich keine war. In aller Konsequenz dazu muss aber gesagt werden, und diese Zahl habe ich von Professor Musalek selbst in einem Podcast, den wir mal miteinander geführt haben, dass 80 Prozent, zumindest damals in Kalksburg, eine 80-prozentige Erfolgschance haben. Das heißt, acht von zehn, die entlassen wurden, sind nicht mehr zurückgekommen, sind klingen geblieben.
[00:32:16] Speaker A: Ja, das Ding ist, die leider, die, die sich dafür entscheiden, in eine Reha zu gehen, das ist leider so ein kleiner Punkt.
Also es gibt so ganz, ganz viele Menschen da draußen, die trinken, die nicht in die Reha gehen, Die, die schon sagen, ich gehe dahin, ich mache was, die sind schon motiviert. Und da ist es eben, da gibt es wirklich gute Chancen. Also wenn man selbst sagt, ich will das jetzt schaffen, dann kriegt man eben und dann muss man sich unbedingt Hilfe holen. Ist egal, eben Therapie, Reha, was. Es ist aber eine Unterstützung, weil eine Sucht alleine zu überwinden, ist wirklich aus meiner Sicht fast unmöglich. Schaffen auch manche, aber dann gibt es sehr gute Chancen, dass man die Sucht überwindet. Und ich zum Beispiel bin jetzt hundertmal glücklicher, als ich jemals war. Ich war noch nie so stabil in meinem Leben. Ich war, bis ich 33 war ein anderer Mensch und jetzt bin ich plötzlich Kabarettistin und Autorin und glücklich und also gibt auch Herausforderungen in meinem Leben natürlich, aber es ist eine andere Lebensqualität.
[00:33:27] Speaker B: Ich möchte immer wieder herzlichen Glückwunsch sagen, aber es ist so banal.
Aber du weißt, was ich meine.
Chapeau vor deiner Force und allem, was dazugehört. War das ein Moment, Verena? War das eine Phase? Hast du gemerkt, oh oh, ich habe eine Chance, noch einen Tag ohne und noch einen ohne. Wie war das?
[00:33:53] Speaker A: Ja, ja, also es ist schwierig.
Die ersten zwei Jahre waren sehr dunkel.
Wow. Und schwierig.
[00:34:03] Speaker B: Zwei Jahre.
[00:34:05] Speaker A: Ja, also das erste Jahr ist überhaupt, das erste Jahr war eher nur, ich muss es schaffen, alkoholfrei zu bleiben. Also da war ganz viele Tränen, ganz viele Zusammenbrüche, ganz viele Cravings, also auch Gier nach Alkohol.
Da habe ich eigentlich auch nicht gewusst, was überhaupt passiert mit meinem Leben. Ich war dann einfach mal wandern ganz viel und Kitesurfen und ich hatte keinen Job, ich hatte keine Zukunft. Ich hatte dieses Buch, das ich versucht habe zu schreiben, aber das war es eigentlich.
Und dann hat das noch mal ein, zwei Jahre gedauert. Also auch heute noch habe ich Phasen, wo das Leben sehr herausfordernd ist. Aber mir würde es zum Beispiel jetzt gar nicht mehr passieren, dass ich dann ein Craving habe. Also das ist tatsächlich vorbei.
[00:34:51] Speaker B: Okay, okay. Sag nicht umsonst haben ja die anonymen Alkoholiker ihr Bodysystem, dass du immer jemanden hast, den du Tag und Nacht anrufen kannst und ich stehe auf der Kippe, hilf mir.
[00:35:06] Speaker A: Das hatte ich am Anfang, das hatte ich, da habe ich zwei, drei Menschen gehabt in meinem engsten Umfeld, die wussten, denen habe ich das gesagt, so Leute, wenn der Hut brennt, rufe ich euch an.
Und ich habe es eigentlich vielleicht schon ein, zweimal auch genutzt.
Und das, aber jetzt brauche ich das. Ich brauche das jetzt nicht mehr. Also ich habe jetzt einen wunderbaren Freundeskreis, das heißt, die kann ich trotzdem anrufen, aber ich muss sie nicht anrufen wegen eines Cravings.
[00:35:35] Speaker B: Und dieser kleine Halbsatz, ich habe jetzt einen wunderbaren Freundeskreis, insinuiert natürlich, dass es ein anderer ist, ein anderer Freundeskreis, als er mal war. Wie wichtig, nicht wichtig, Ja doch, wie wichtig ist so ein Freundeskreis, wenn man in der Suchtschleife ist bzw. Wenn man wieder rauskommt.
[00:36:03] Speaker A: Also man muss sich ein bisschen darauf gefasst machen, dass sich diese teilweise Freundschaften enden.
Ich habe sehr viele Freundschaften verloren in dieser Zeit, weil natürlich die Menschen, die meine Best Buddies in der Bar waren, mit denen ich mich betrunken habe jeden Tag oder dreimal die Woche, die konnten das nicht ganz einsehen, dass ich plötzlich in der Reha sitze und hier in Burnout und so.
[00:36:29] Speaker B: Also vielleicht, weil du ihnen etwas vorgemacht hast, was sie selber nicht schaffen.
[00:36:36] Speaker A: Vielleicht, ja, also das ist natürlich die Verantwortung von jedem selbst.
Aber dieser Satz, den man ja sehr gut kennt, dass man die wahren Freunde und Freundinnen erkennt in einer Krise, der ist sehr wahr. Also da sind ganz viele Menschen weggebrochen und dann waren nur noch ganz wenige übrig. Und in den letzten Jahren haben sich neue Freundschaften gefunden oder geformt natürlich durch meinen neuen Beruf auch. Und es sind dann alte Menschen auch wieder zurückgekommen. Also es ist so eine ständige Transformation in meinem Privatleben. Da hat sich ganz viel getan. Und das ist mitunter das Schmerzhafteste an dieser Reise, weil Freundschaften verlieren ist ja auch, das ist wie Liebeskummer eigentlich. Also wenn man plötzlich die beste Freundin verliert im Burnout, in der Sucht, das ist kaum zu ertragen.
Also das sage ich auch gerne immer so dazu. Man sollte sich darauf gefasst machen, dass sich da viel ändern wird im Leben. Also das ist schon so, aber es.
[00:37:46] Speaker B: Ändert sich vor allem eines und nämlich das, was sich ändern soll. Und das ist doch all diese Preise wert, auch die Verluste.
[00:37:56] Speaker A: Ja, das ist ein ganz klares Ja meinerseits.
[00:38:02] Speaker B: Als verantwortungsvolle Freundin, was rätst du all jenen, die da ist eine Gruppe und die, um die es geht, über die wir dann geredet, wenn sie nicht dabei ist. Der Klassiker, das war ich. Genau. Und über dich wurde dann immer geredet, sie trinkt schon sehr viel und so. Ja, und glaubst du?
Und dir wurde das dann ganz offen deutlich nicht gesagt, nicht, sondern da wurde.
[00:38:35] Speaker A: Gefeiert, nicht so, da wurde dann eher so schon mal, also es war schon mal so, du warst so peinlich gestern, du hast dich so daneben benommen und oh mein Gott, bist du peinlich, peinlich oder so. Aber das bringt halt nicht einfach noch.
[00:38:49] Speaker B: Mehr keine Freunde, die sowas sagen.
Also zumindest hören sie da nicht auf.
Du warst peinlich, lass uns mal reden, dass das nicht mehr passiert. Was ist hier los? Aber nur peinlich ist Sensationalismus.
[00:39:04] Speaker A: Ja, und es gab vielleicht schon Menschen, die gesagt haben, du musst was tun oder du musst echt weniger trinken, aber das war's. Also ich glaube, da war viel Unwissen auch in meinen Freundeskreisen, wie man überhaupt mit sowas umgehen soll. Und das ist ja auch klar, weil es eben so tabu ist, weil keiner darüber reden darf, weiß auch keiner, wie er mit jemandem umgehen soll.
[00:39:28] Speaker B: Nochmal, wie hättest du es dir gewünscht, um vielleicht ein paar Jahre früher?
[00:39:34] Speaker A: Ja genau das. Also so gemeinsam oder ich unterstütze dich, ich bin für dich da und ich werde dir helfen und so weiter. Also Unterstützung von jemandem, der nicht süchtig ist, sondern das sieht und lass uns gemeinsam zur Ärztin gehen oder lass uns gemeinsam ein YouTube Video schauen dazu und so weiter und so fort. Also so unterstützend und Hilfe anbieten.
[00:40:02] Speaker B: Liebe Verena, du weißt, der Montag ist der Podcast der arbeitenden Menschen in Niederösterreich und diese Sucht hat sehr viel mit Arbeit, mit der Arbeitssituation zu tun, wobei man wirklich hier ganz, ganz vorsichtig sein muss und sagen muss, nur weil Menschen hart arbeiten, haben sie es sich noch nicht verdient, irgendeiner Sucht bezichtigt zu werden. Nicht muss man auch mal sagen. Es geht nicht automatisch Hand in Hand. Aber wie wichtig ist denn da die Arbeit? Glaubst du, dass du, wenn du bei der Arbeit die Handbremse angezogen hättest und du hast ja zunächst einmal an einem Burnout gelitten und von Burnout wissen wir ja, das ist die hohe Kunst des Nicht Nein sagen Könnens.
Wenn du also Nein gesagt hättest öfter mal oder auch aus Prinzip, wäre dein Krankheitsverlauf anders gewesen.
[00:41:14] Speaker A: Das ist schwierig zu sagen, weil genauso ist auch Alkoholismus eben eine Krankheit des Nicht Nein sagen Können.
Keine Grenzen, Grenzenlosigkeit. Also wenn man schon diesen Hang hat zur Grenzenlosigkeit, ist das für Arbeit, so wie für Alkohol oder eine andere Sucht sehr schwierig.
Und ich glaube, was ganz, ganz wichtig ist, auch im Arbeitsumfeld, ist Wertschätzung. Das heißt, ich arbeite ja jetzt auch viel, aber ich werde wertgeschätzt für meine Arbeit und respektiert und ich arbeite auch nur noch mit Menschen, die mit mir respektvoll umgehen.
Wenn man in einer Arbeitssituation ist, wo man immer runtergemacht wird, du bist nicht gut genug und du musst noch mehr arbeiten und überhaupt und dann arbeitet man immer mehr und immer mehr und wird trotzdem nicht wertgeschätzt, dann ist das etwas, was einen sehr belasten kann. Also ein gesundes Arbeitsumfeld ist, glaube ich, sehr wichtig im Sinne von, klar, man sollte nicht Tag und Nacht arbeiten, aber wenn man mal ein bisschen mehr arbeitet, ist das nicht so schlimm, finde ich, wenn man die Wertschätzung bekommt und ein gutes Verhältnis hat zu Chefs, zu Kolleginnen und so weiter.
[00:42:31] Speaker B: Also Good Leadership kann Krankheit verhindern.
[00:42:36] Speaker A: Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und ich glaube, dass viele es nicht können. Viele in hohen Positionen können überhaupt nicht mit Menschen umgehen.
[00:42:46] Speaker B: Und was ist da los?
Was ist da los?
[00:42:49] Speaker A: Verena Ich glaube, diese Menschen, das sind diese Ellbogenmenschen, die sich hin zur Spitze arbeiten und hinter mir die Sintflut. Und das ist dieses überhaupt nicht nachhaltige Denken, finde ich. Also ich finde, mit Wertschätzung, mit Community, mit gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir viel mehr erreichen, als dass wir die anderen fertig machen und uns dann selbst erhöhen. Ich glaube, das ist eine Krankheit unserer heutigen Zeit.
[00:43:18] Speaker B: Ja, bin ich auch 100 Prozent. Und zwar eine heftige.
Diese Gemeinschaft, von der du gesprochen hast, fängt ja bei sich selbst an. Man muss ja mit sich selbst in einer guten Gemeinschaft leben. Wahrscheinlich sind diese Führungspersönlichkeiten, von denen du da gesprochen hast, auch mit sich selbst nicht gut.
[00:43:37] Speaker A: Sicher nicht, Nein, Nein, das sind sicher Menschen, die irgendwo auch unglücklich sind. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich glaube, jemand, der so fies ist zu anderen Menschen, da muss was im Verborgenen sein, weil ich weiß, wenn ich glücklich bin und es mir gut geht, dann bin ich zu allem, dann bin ich auch wertschätzend zu allen anderen. Also es fängt mit einem selbst an. Auf jeden Fall.
[00:43:58] Speaker B: Also würde ich doch jetzt mal ganz salopp sagen, Sie, die Sie uns jetzt zuhören, liebe Hörerinnen und Hörer, gehen Sie doch mal ab und zu zu einem Chef, mit dem Sie so Ihre Probleme haben und kann ich helfen? Ist irgendwas in Ihrem Leben? Wollen Sie drüber reden?
[00:44:16] Speaker A: Was ist denn los?
[00:44:19] Speaker B: Sind Sie alkoholsüchtig? Vielleicht? Ist irgendwas.
[00:44:22] Speaker A: Geht's der Katze schlecht, geht's der Katzen schlecht?
[00:44:27] Speaker B: Das geht natürlich nicht.
[00:44:28] Speaker A: Nein, ganz schwer.
[00:44:30] Speaker B: Und insofern sind wir eine Gesellschaft, die bereits die Arbeit an der Ursache ganz früh verhindert.
[00:44:41] Speaker A: Ja, oder?
Ja, Also was ich halt glaube ist, da muss man eben dieses, wenn man eben mit sich selbst im Reinen ist und wirklich so ein Chef, eine Chefin da ist, die nur ständig dich fertig macht, dann muss man halt selbst die Reißleine ziehen und sagen, ich bin es mir wert, dass ich mir einen Job suche, wo ich geschätzt werde, weil das hat einer meiner Therapeuten zu mir gesagt, in der zweiten Reha war das, der hat so was gesagt, geh dorthin, wo man dich schätzt, Also geh dorthin, wo du respektiert wirst. Und das finde ich sehr schön eigentlich. Also bleib nicht dort, wo alle gemein zu dir sind oder wo alles schlecht läuft, sondern suche die oder suche dir den Job, wo du merkst, du wirst auch geschätzt. Ich glaube, dass das eine super schöne, ein super schöner Ansatz ist. Ich bin zum Beispiel auch so glücklich, dass ich jetzt einen, ich würde eher sagen, es ist eine Berufung fast, was ich jetzt mache. Und ich glaube, das strahle ich dann auch aus und dann ist da mehr Wertschätzung da.
[00:45:46] Speaker B: Ja, ist denn dieses Trinken nach der Arbeit, also mir ist das ja erst aufgefallen, dass es das gibt.
Ich glaube in den frühen Ern erst. Ich habe ja mein Leben lang nur in diesem Job gearbeitet. Ich habe keine bürgerlichen Berufe, also habe ich das nicht mitbekommen. Ist das denn so wichtig? Ist das ein Teil des Arbeitsalltags oder ist das so ein Zurück zur Menschlichkeit, Aktionismus?
[00:46:21] Speaker A: Also da, wo ich mich bewegt habe, da war das schon sehr verfestigt, dass man nach der Arbeit oft, vielleicht nicht jeden Tag, aber oft dann in die Bar geht oder zu einem Afterwork Event oder was auch immer. Und eigentlich war das dann immer Alkohol. Also das war nie ein Coca Cola, sondern das war immer ein Spritzer oder ein Aperol oder ein Gin Tonic oder so. Und alle um mich herum haben das auch so getan. Also da war ich jetzt nicht die Einzige.
Das war sehr, sehr weit verbreitet.
[00:46:53] Speaker B: Und ein Drink nach der Arbeit, in dem kein Alkohol ist, undenkbar.
[00:47:02] Speaker A: Also ich mache das jetzt schon, also sehr gerne.
[00:47:06] Speaker B: Genau. Siehst du, ich frage deshalb, wir haben nämlich auf Instagram eine Umfrage gestartet und die Frage gestellt, muss der After Work Drink mit Alkohol sein? Unbedingt.
82 Prozent haben mit Nein geantwortet. Das wird dir gefallen.
[00:47:27] Speaker A: Ja, das finde ich ganz toll.
[00:47:28] Speaker B: 18 Prozent mit ja, wobei es ist immer eine Graustufe dabei mit sozial erwünschten Antworten und so weiter.
Aber das ist doch eine Zahl, die zumindest etwas über das Bewusstsein, über das Gesellschaftliche aussagt.
[00:47:42] Speaker A: Das ist schön auf jeden Fall.
[00:47:44] Speaker B: Du hast vorher, Verena, etwas gesagt. Bei deiner zweiten Reha gibt es dann im Zuge der Entwöhnung mehrere Reha Abschnitte oder hast du Rückfälle gehabt?
[00:47:57] Speaker A: Ne, also bei mir war das so, ich war zuerst in einer Alkoholentzugsklinik 3 Monate lang und dann haben die dort beschlossen, dass ich sehr wohl noch mehr Zeit gebrauchen könnte, stationär doch nicht sehr gut geht.
[00:48:15] Speaker B: Ich wollte gerade sagen, wie kam das bei dir an, als sie dir das sagten? Ist heftig, oder?
[00:48:18] Speaker A: Naja, na, ich war dann eigentlich erleichtert, weil ich war eh so überfordert. Ich war eh so überfordert mit meinem Leben und die zweite Klinik war eine Burnout Reha. Also das war dann fürs Burnout.
[00:48:32] Speaker B: Wow. Ja, richtig. Das kam ja im Doppelpack gleich bei dir.
[00:48:36] Speaker A: Genau.
Und dann war ich noch zweieinhalb Monate in einer Burnout Klinik und habe dort auch noch mal, also fast ein halbes Jahr dann, wo ich stationär weg war.
[00:48:47] Speaker B: Man kann ja eines von dem anderen nicht trennen. Wir haben schon drüber gesprochen. Das heißt, man kann nicht zu jemandem, Du, Verena, du bist zwar im Burnout, aber du musst nicht so viel saufen und man kann nicht zu einer Alkoholikerin sagen, okay, bist Trinkerin, aber dir droht ein Burnout, du musst auch mal Nein sagen können.
Das geht Hand in Hand nochmal, oder?
[00:49:14] Speaker A: Naja, also natürlich begünstigt sich das schon, aber es gibt natürlich viele Menschen, die ein Alkoholproblem haben und kein Burnout. Das gibt es schon. Also es gibt ja Menschen, die vielleicht wenig arbeiten oder eben kein schlechtes Verhältnis im Job haben, aber schon sehr wohl sehr, sehr viel Trink.
Das ist nicht. Aber vielleicht haben sie eine versteckte Depression zum Beispiel oder eine Angststörung. Also eine Sucht kommt schon immer mit irgendeiner Krankheit oder mit. Also da gibt es schon noch eine weitere Diagnose oft, aber das muss nicht unbedingt ein Burnout sein.
[00:49:52] Speaker B: Ich stelle diese Frage jetzt ungern, weil sie möglicherweise als Ausrede benutzt werden kann. Dennoch, es interessiert mich. Glaubst du, dass es eine genetische epigenetische Prädisposition gibt bei. Manchen Menschen, dass sie, wie soll ich sagen, leichter der Sucht anheimfallen als andere?
[00:50:16] Speaker A: Also ich habe natürlich da schon viel darüber gelesen und es gibt das schon.
Also was ich schon glaube, ist zum einen, wenn man das sieht bei den Eltern, dass die Eltern ständig trinken, dann imitiert das Kind das ja. Und was die Genetik angeht, möchte ich dadurch, dass ich jetzt keine, bin keine Expertin, was das angeht. Da gibt es tatsächlich welche, die sagen ja, zu einem gewissen Teil ist das genetisch.
Andere sagen nein, das ist ein Blödsinn, ich kann mich da, ich weiß es nicht genau, aber ich glaube sehr wohl, dass man das von den Eltern mitbekommt, das Trinkverhalten zum Beispiel und dass das sehr wohl einen Unterschied macht. Und dann gibt es auch noch Menschen, die vertragen keinen Alkohol.
Also die können gar nicht mehr als zwei Gläser trinken, weil dann wird ihnen schlecht.
Also sie können den Alkohol nicht so gut verarbeiten und die sind für mich die lucky ones, weil ich habe extrem viel Alkohol vertragen. Also wenn man viel verträgt, ist es eigentlich schwieriger, weil man natürlich sehr viel trinken kann.
[00:51:22] Speaker B: OK, In einem Podcast hast du mal erzählt, dass es gab Schlüsselerlebnisse, also will ich sagen Heureka Momente, aber doch Momente der Klarheit in diesem ganzen Alkoholwahn, wo du gewusst Ui, das ist jetzt nicht mehr so gut. Ich erinnere mich, als du erzählt hast, wieder mal in einem fremden Bett aufgewacht und nicht wissend weder wer der Typ neben mir ist, nehmen wir an zwar einen Typ noch wie der heißt oder warum ich mich mit dem eingelassen habe und vor allem weiß ich nicht mehr, was geschehen ist.
Und daraufhin sagte, glaube ich, Professor Musalek Ja, das ist gut, dass Sie das ansprechen, weil mit Alkohol verliert man natürlich auch seine ganz persönlichen Grenzen, auch in der Sexualität.
Man lässt Sachen zu, die man normalerweise nicht zulassen würde. Man tut etwas, hinter dem man nicht steht.
Und das korreliert ja auch ein bisschen mit diesem Burnout. Nicht nein sagen können.
Also da gibt es offenbar ein Kernzentrum des Problems.
War das dann für dich der Moment, wo du gesagt Das bin ich nicht, das will ich nicht sein, dazu bin ich mir zu schade.
[00:53:03] Speaker A: Es ist komplexer als das.
Es gab immer wieder solche Momente. Es gab immer wieder solche Tage oder Morgen, an denen ich aufgewacht bin und mir gedacht habe, das kann so nicht sein, ich halte das nicht aus. Das waren aber unzählige. Das waren unzählige.
Und solange ich noch kein Burnout hatte, war das am Freitag schon wieder vergessen, was ich am Montag mir vorgenommen hatte. Also das ist ja auch klassisch für die Sucht. Die Sucht ist stärker, die Sucht gewinnt immer.
Und dann im Burnout mit Hilfe der Therapeutin und mit dieser Hilfe, auch mit diesem Schritt in die Reha, also mit dieser stationären Klinik. Das waren alles Dinge, die mir geholfen haben, um eben zu Jetzt ist Schluss und jetzt wähle ich mich.
Und dann, dass ich jetzt hier so sitze, wie ich jetzt sitze, das ist jahrelange Arbeit an meinem Selbstwert und an meiner Selbstliebe. Also ich habe noch immer einen weiten Weg zu gehen. Ich bin zum Beispiel auch vor Auftritt noch sehr nervös. Ich meine, aber das darf man auch sein.
[00:54:12] Speaker B: Das haben wir gemein. Das ist so in dem Job.
[00:54:14] Speaker A: Genau.
Aber das ist eine Man kann nicht sagen, ich höre auf zu trinken und dann ist die Selbstliebe plötzlich da. Nein, das ist ganz viel Arbeit an sich selbst.
Und jetzt weiß ich ganz genau, dass erstens passiert mir einfach nicht. Ich wache nicht in irgendeinem Bett auf, bin auch nüchtern, aber auch habe ich ganz klare Grenzen.
So ganz klar weiß ich, du kommst mir so nahe oder auch nicht.
Ich brauche auch jetzt viel Zeit. Ich brauche Geduld.
Ich habe eine ganz andere. Ich bin ganz anders aufgestellt. Es ist schwarz und weiß fast.
[00:54:51] Speaker B: Wie schwer war es für dich, dir selbst zu vergeben? Verena.
[00:54:57] Speaker A: Auch das ist ein Prozess, weil auch heute noch gibt es Momente, wo ich sehr traurig werde über das, was passiert ist.
[00:55:05] Speaker B: Also doch, weil du sprichst so frei, nahezu fröhlich darüber. Und das ist auch wichtig, dass du das machst allein. Ich bin nahezu geschockt, wie gut du damit umgehst und denke mir, das kann man doch nur, wenn man selbst seiner eigenen Vergangenheit mal ins Gesicht geblickt hat und gesagt Ich verzeihe dir.
[00:55:29] Speaker A: Ja, und auch das muss ich immer wieder tun.
Auch das ist ein sehr langer Prozess gewesen.
Manchmal tut mir diese Verena immer noch wahnsinnig leid, diese Verena, die so viel durchgemacht hat und was da alles passiert ist. Und ich wusste es aber nicht besser. Also ich habe das ja damals nicht gemacht, weil ich bösartig war, sondern ich konnte nicht anders. Und was auch immer da alles in meiner Vergangenheit passiert ist, dass ich überhaupt zu diesem Punkt gekommen bin, so grenzenlos zu sein, ist noch mal eine andere Geschichte.
Das ist aber ganz wichtig, dass man das Stück für Stück und langsam aufarbeitet, um dass man auch sich selbst in den Spiegel schauen kann und sagen kann, so ich bin hier für mich und mir hilft natürlich, dass ich jetzt so stolz auf mich bin.
Das hilft mir sehr.
[00:56:24] Speaker B: Ja, und nicht nur dir, sondern mir hilft das jetzt hier gerade auf vielen, vielen unterschiedlichen Ebenen auch mal abgesehen davon, ich glaube, dass wir hier gerade einen sehr sehr wichtigen und tollen Podcast miteinander machen. Lass dir mal zwischen denen noch mal ein kräftiges Danke sagen, dass du das so angehst. Noch mal zum Kern. Wenn ich trinke und jemand kommt zu mir und trinke nicht, dann habe ich doch Bilder im Kopf, weil ich verliere ja den Fun in meinem Leben. Ich habe keinen Spaß mehr, ich habe keine Freunde mehr. Ich werde ein einsamer Alkoholiker, der nicht mehr trinkt. Vorm Fernseher sein. Was sagst du denen?
[00:57:18] Speaker A: Das ist genau das, was ich dachte.
Ich dachte, ich werde eine graue Maus. Langweilig, schüchtern, niemals mehr wieder mit Männern reden können, weil ich habe Alkohol immer benutzt, um mit Männern zu reden. Echt du?
Ja, ich. Ja.
Und mein Leben ist zu Ende und lustig wird es auch nie wieder in meinem Leben. Das ist alles, was ich gedacht habe. Und ich kann nur bestärkt hier sagen, es ist das Gegenteil. Mein Leben ist voller und bunter und fröhlicher und gesünder als je zuvor, weil plötzlich hast du so viel Zeit, dich um dich zu kümmern. Ich mache auch ganz viel Sport, aber weil ich es gerne mache. Also weil ich auch Kapazitäten habe. Ich bin nicht verkatert in der Früh. Ich kann zum Yoga gehen und dann kann ich mir die Vögelchen am Baum anschauen. Das ist das größte Glück teilweise manchmal.
Und diese, ich glaube, also ich kann aus Erfahrung sagen, ich hatte wie so eine Alkoholbrille aufgesetzt und die macht eigentlich alles dünkler und grauer und dumpfer. Und seit ich nüchtern bin, sehe ich die Welt in viel schillernderen Farben.
Also das Leben ohne Alkohol kann so viel schöner sein. Aber zusätzlich sei dazu gesagt, es ist auch Arbeit, eben wie du auch gesagt hast, Eigenverantwortung. Wir müssen in die Eigenverantwortung gehen, weil wenn ich nur zu Hause rumgelegen wäre und gesagt hätte, ich bin so arm, ich bin so arm und ich darf nichts trinken, dann wäre auch nichts passiert. Aber also ich bin schon sehr proaktiv auch mit meiner Heilung umgegangen und das ist schon auch wichtig, dass man es selbst in die Hand nimmt.
[00:59:02] Speaker B: Ja, wenn du jetzt, und du bist ja eine öffentliche Person, nicht nur durch deine Bücher, sondern vor allem durch deine Auftritte.
Wann ist übrigens das nächste Mal, dass wir dich sehen können? Wir sind jetzt im November, also gibt es in diesem Jahr noch.
[00:59:20] Speaker A: Ja, ich bin in der Bettfedernfabrik am 8. November.
[00:59:27] Speaker B: Sehr gut.
[00:59:28] Speaker A: In der Kulisse in Wien bin ich am 11.
[00:59:31] Speaker B: Und am 16. November in der Bettfedern. Weißt du, da wird ja gegessen, vorher nicht und zum Essen wird getrunken.
Wie gehst du denn da damit um?
Weil ich meine, du sprichst darüber wie furchtbar oder auch nicht, weiß ich nicht. Ich muss mir das mal anschauen und dann unten bechern die schon. Hast du nicht Angst, dass du dein eigenes Publikum vergrämst, indem du Ich sehe euch, ich sehe jeden Schluck.
[00:59:58] Speaker A: Das ist meine Gratwanderung, die ich da gehe.
Also mein Publikum darf trinken, so vieles will. Das ist. Ich bin nicht die Chefin von irgendwem, also darf machen, wie er möchte oder wie sie möchte. Mein Programm erzählt eigentlich meine Geschichte. Also das Programm startet mit, wie ich ins Burnout auch gelange. Ich habe dann so Quasi so ein 6 Punkte Programm, wie ich jemanden besonders erfolgreich in ein Burnout schicken kann.
[01:00:27] Speaker B: Cool.
[01:00:27] Speaker A: Das heißt super, wie man besonders schnell und zügig in ein Burnout gerät. Und dann erkläre ich es anhand meiner Vergangenheit. Also dann gebe ich so Anekdoten aus meiner Vergangenheit und natürlich spielt der Alkohol eine Rolle. Ich erzähle auch ein bisschen aus dem Nähkästchen aus meiner Zeit in der Reha, also wie es da so ausgesehen hat. Und das ist nie mit Zeigefinger. Also das ist einfach meine Geschichte und was ich daraus gelernt hab.
[01:00:55] Speaker B: Sind wir alle in der Reha gleich?
Sind wir eine große WG des Leides oder sieht man manchmal dann Menschen? Na gut, so bin ich nicht beieinander? Gott sei Dank.
[01:01:08] Speaker A: Na ganz am Anfang ist man oh, ich bin nicht wie alle anderen, Aber dann sind wir alle gleich.
Also es sind auch alle Schichten da. Es sind alle Altersstufen, Männlein, Weiblein, divers. Es ist egal.
Es ist wirklich alles da. Die Reha macht keine Ausnahmen und die Alkoholsucht macht keine Ausnahmen. Du kannst ein Millionär, eine Millionärin sein und du kannst trotzdem extrem süchtig sein. Also es ist vollkommen wurscht. Dem Alkohol ist egal, wie viel Geld du hast und wie alt du bist. Der Alkohol hat keine Favorites. Der nimmt jede und jeden, den er kriegen kann.
Und das das was wirklich schön ist, ist, dass man sich natürlich verstanden fühlt, weil wir die da dann drinnen sitzen. Wir wissen alle, was das Problem ist und wie sich das anfühlt. Also jemandem eine Sucht zu beschreiben, der keine Sucht hat, ist ja auch ganz schwierig, weil dieses, diesen Suchtdruck, dieses Craving nach Alkohol, das ist übermenschlich. Deswegen darf man ein großes Wort wirklich.
[01:02:15] Speaker B: So würdest du das sagen?
[01:02:17] Speaker A: Übermenschlich, Ja, deswegen schaffst du es ja auch nicht raus allein. Also die Gier nach einem Glas Wein, die ich teilweise hatte, das war wie ein Zaubertrank. Das war ja. Also deswegen, du kannst nicht einem Alkoholiker sagen, ach, trink doch ein bisschen weniger, das funktioniert nicht.
Der Alkohol ist stärker, der hat eine Macht.
Das ist zu beschreiben.
[01:02:45] Speaker B: Also um noch mal darauf zurückzukommen, du bist eine Person des öffentlichen Lebens. Das heißt, du wirst ja doch auch nach den Shows und mal zwischendurch auf der Straße, wo auch immer angesprochen und wahrscheinlich natürlich aufgrund deiner ganz persönlichen Geschichte.
Ich kann mir vorstellen, vorstellen, Menschen kommen zu dir und wollen eine Quicktherapie von dir.
Was muss ich tun, damit ich den Scheiß loswerden? Ist das so? Passiert das.
[01:03:27] Speaker A: Auch auf TikTok und so? Instagram, Was kann ich tun? Ich trinke jeden Tag fünf Bier.
[01:03:32] Speaker B: Ja.
Hast du da einen Satz? Sagst du sorry, ich bin keine Therapeutin oder wie gehst du damit um?
[01:03:40] Speaker A: Naja, ich sage schon, dass es keinen Quick Fix gibt. Es gibt nicht einen Zauberstab, den man hier wachelt und dann ist es vorbei.
Und ich sage wirklich immer, erster Schritt ist ab zu einer Ärztin, zu einer Psychiatrin, zu einer Therapeutin. Es ist mir egal, mache den Schritt und hol dir professionelle Hilfe.
Und wenn du das nicht schaffst, dann geh zu deiner besten Freundin oder deinem Bruder oder deinem Cousin oder ist mir egal, wo du hingehst. Aber such dir Unterstützung.
[01:04:07] Speaker B: Entschuldigen sich, entschuldigen sich Menschen in deinem Umfeld eigentlich, wenn sie vor dir ein Glas Wein trinken?
[01:04:17] Speaker A: Sie fragen manchmal so, oh darf ich? Oder ich trinke oder dann kommt sowas wie, ich trinke aber eh nicht viel, trinke ganz selten, aber heute schon.
Aber das ist alles in Ordnung. Also vor mir können die Leute trinken.
[01:04:39] Speaker B: Okay, Wäre das nicht auch ein, ich weiß nicht, gibt es die Bekenntnisse einer trockenen Alkoholikerin als Buch? Ich habe sowas noch nie gesehen oder gehört.
[01:04:50] Speaker A: Naja, mein Buch eben, also mein erstes Buch ist sehr klar eine Reise, eine Erkenntnisreise.
Und mein neues Buch wird sicherlich auch da einen starken Fokus drauf haben, auch wenn die Hauptfigur Fiktiv ist also meine Heldin.
[01:05:10] Speaker B: Die Heldin. Natürlich ist es eine Heldin. Absolut. Also das erste Buch von Verena Tietze heißt Burnt Out. Burnt Out im Verlag, das war noch im Eigenverlag.
[01:05:26] Speaker A: Das habe ich damals, ja, das habe ich über die Buchschmiede veröffentlicht.
[01:05:32] Speaker B: Warum wundert mich das jetzt nicht, dass du auch noch, dass du nicht einmal einen Verlag, Du hast das alles selber gemacht. Du bist so eine, oder? Du bist so eine. Das kann ich, das schaffe ich, Das mache ich anscheinend. Ja, super, super. Na gut, bitte. Da solltest du viele hochbezahlte Seminare geben und das, das nächste Buch wird heißen.
[01:05:57] Speaker A: Das kann ich noch nicht verraten, den Titel. Ja, aber das wird mit dem Überreuther Verlag erscheinen. Also das ist jetzt doch, wenn es.
[01:06:03] Speaker B: Ernst wird, wird es auch ernst.
[01:06:05] Speaker A: Wenn es ernst wird, wird es ernst. Und das kommt eben im Frühjahr raus, Aber da werde ich auf jeden Fall über meine Kanäle dann Bescheid geben, die Details, sobald ich darf.
[01:06:17] Speaker B: Genau. Und für alle, die dich auf der Bühne sehen wollen, weil sie es nicht wirklich glauben, dass sowas überhaupt gibt bei uns in der Nähe, die können, da gibt es eine Homepage, nehme ich an.
[01:06:31] Speaker A: Es gibt eine Homepage und oben Instagram und TikTok poste ich auch immer alles. Die Homepage ist verenatietze com. Ganz einfach. Da sind die Termine, Termine drauf. Ich bin immer wieder auch in Niederösterreich, aber auch Wien und in Linz, erstmals im Posthof Linz.
[01:06:47] Speaker B: Schön, altehrwürdiges Haus. Wunderbar. Ich danke dir sehr. Ich danke dir für deine, für deine Zeit, für deine gute Laune, für diese, deine Erfahrungen, dass du sie mit uns geteilt hast, vor allem aber wirklich, und da gebe ich Professor Musalek hundertprozentig recht, für deinen unglaublichen Mut, weil möge es viele Epigonen geben und Menschen, die darüber so offen und ehrlich sprechen, dann kriegen wir dieses Problem vielleicht auch in den Griff. Jetzt noch eine ganz ketzerische zum Schluss quasi Appendix Frage, weil wir haben natürlich nur über den Alkoholismus gesprochen. Es gibt ja vielerlei Abhängigkeiten. Bist du eigentlich für legalized all?
[01:07:44] Speaker A: Nein, nicht unbedingt Interessant.
Ja, aber das ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, mit dem ich mich sehr auseinandersetze, muss ich auch sagen. Also da müsste ich mich mehr einlehnen.
[01:07:55] Speaker B: Ja, ich wollte gerade sagen, das fünfte, sechste Buch.
[01:07:59] Speaker A: Ja, genau. Da reden wir dann in ein, zwei Jahren, drei Jahren darüber, weil da kenne ich mich ganz ehrlich nicht genug aus, was da Die beste Strategie wäre, fest.
[01:08:10] Speaker B: Steht, wir sollen miteinander sprechen.
[01:08:13] Speaker A: Ja, und wir sollten aufhören, die Menschen so zu verteufeln und verurteilen. Eine Sucht ist eine Krankheit.
Menschen mit Sucht brauchen Hilfe und sollten nicht verstoßen werden.
[01:08:28] Speaker B: Und es macht uns nicht größer, nach wie vor, wenn wir jemanden kleiner machen, der oder die an einem Suchtproblem leidet.
[01:08:40] Speaker A: Das, genau das sehe ich auch so. Das ist ganz wichtig.
[01:08:44] Speaker B: Okay, super. Ich danke dir sehr. Wir sehen uns bestimmt in irgendeiner Garderobe.
[01:08:50] Speaker A: Du kommst vorbei, du kommst und schaust dir mal meine Show an.
[01:08:53] Speaker B: Ja, das meinte ich. Ja, natürlich komme ich vorbei. Jetzt kann ich gar nicht anders.
Wunderbar.
Also ich bedanke mich. Grüß deine Familie, grüß all deine Freunde, die zu dir gehalten haben und die sollen das auch. Spread the good word. Also darüber viel sprechen, dass wir alle wissen, wie wir damit in Zukunft ein wenig, wenn nicht sogar wesentlich besser umgehen können.
[01:09:20] Speaker A: Das mache ich.
[01:09:21] Speaker B: Dankeschön. Verena Tietze, vielen Dank.
Ciao, ciao. Meine Liebe, die Arbeiterkammer Niederösterreich hat eine neue App, die Akku Blitz App ab sofort zum Downloaden. Bleiben Sie am Laufenden, erhalten Sie alle relevanten Informationen und Sie wissen, noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die AK Blitz App ab sofort zum Downloaden. Das war der Monttalk. Chefredaktion Susanne Karner, Mario Gattinger und Bettina Schabschneider. Straßenumfragen Christoph Baumgarten. Technische Stefan Dangl. Administration Christina Winkler am Mikrofon Alexander Göbel.