#129 Erich Foglar: 80 Jahre ÖGB

April 18, 2025 00:54:56
#129 Erich Foglar: 80 Jahre ÖGB
MONTALK - Der Podcast zum Mitreden
#129 Erich Foglar: 80 Jahre ÖGB

Apr 18 2025 | 00:54:56

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Show Notes

80 Jahre und kein bisschen leise: Der Österreichische Gewerkschaftsbund feiert heuer einen runden Geburtstag und ist aus der österreichischen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Welche Errungenschaften der ÖGB seit seiner Gründung im Jahr 1945 bis heute verzeichnen kann und wie es ist, eine so wichtige Institution zu leiten, weiss ÖGB-Präsident a. D. Erich Foglar.

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Episode Transcript

[00:00:01] Speaker A: Aber de facto geht es um das Einkommen, es geht um die Erhaltung des Lebensstandards. [00:00:08] Speaker B: Aber jetzt im Moment denke ich, wow, bei dem, was sich gerade so abspielt, die Welt ist im Umbruch. [00:00:15] Speaker A: Wenn ich etwas haben will, dann muss ich etwas tun dafür. Das gilt für die Demokratie. [00:00:22] Speaker B: Montag der Podcast zum Mitreden. Herzlich willkommen bei Montalk, dem Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Ich bin Alexander Göbel, sie hören die Folge 129 und sie ist insofern eine historische, weil wir feiern in diesem Jahr 80 Jahre österreichischer Gewerkschaftsbund. 80 Jahre. Lassen sie sich das kurz einmal durch die Gehirnrinde wandern. Das ist eine Leistung. Was daran eine Leistung ist und dass sie nicht selbstverständlich ist und viele, viele Fragen mehr, wird uns unser Gast heute beantworten. Er ist nämlich der ÖGB Präsident ad Erich Vogler. Hallo Erich. [00:01:12] Speaker A: Hallo. [00:01:13] Speaker B: Danke, dass du dir Zeit genommen hast. Vor allem hast du dir die Zeit genommen, zu mir rauszukommen, nach Niederösterreich, ins wunderschöne Bischofstetten, in mein Studio. Und das ist eine Auszeichnung. Ich bedanke mich dafür. [00:01:27] Speaker A: Sehr gerne. [00:01:28] Speaker B: Gut, also die Gewerkschaft ist doch nicht mehr wegzudenken aus unser aller Leben und zwar nicht nur seit 80 Jahren in Österreich, sondern weltweit. Oder bin ich altmodisch? [00:01:48] Speaker A: Nein, überhaupt nicht. Das hat mit altmodisch oder modern nichts zu tun, sondern das hat ganz einfach mit Notwendigkeit etwas zu tun. [00:01:56] Speaker B: Genau, mit der Notwendigkeit und da liegt ja offenbar auch ein bisschen ein Hund, die sich nicht alltäglich manifestiert, sondern in eurem Fall alle ein paar Jahre bei den Vertragsverhandlungen, Kollektivverhandlungen und so weiter. Im Falle der Arbeiterkammer auch lange, lange nicht. Es ist da ein bisschen was, vielleicht so was Medizinisches, ein Arzt, zu dem er erst geht, wenn man Probleme hat. [00:02:32] Speaker A: Natürlich, die Gewerkschaft ist mehr oder weniger aus Problemen und Missständen heraus entstanden, aber schon weit früher so. Nicht nur seit 80 Jahren, sondern fast seit 180 Jahren. Und der Tatsache ist aber, dass Gewerkschaftsarbeit tagtäglich stattfindet, verschiedensten Ebenen. Und die Urebene, aus der aus der Gewerkschaftsbewegung entstanden ist, ist natürlich der Betrieb. Also Missstände in den Betrieben oder Verbesserungsnotwendigkeiten in den betrieben haben natürlich die Menschen dazu gebracht, sich darum selbst zu bemühen und sich zu organisieren, weil jeder einzelne natürlich nicht in der Lage war, dem Arbeitgeber zu du der Arbeitsplatz gehört verbessert, konnte zwar ich brauche mehr Lohn, die Arbeitnehmerinnen wir brauchen frauengerechtere Arbeitsplätze, aber sie wurden nicht gehört. Und erst durch das Zusammenschließen die gemeinsamen Interessen auch gemeinsam zu vertreten, hat natürlich die Gewerkschaftsbewegung in die Bahnen gebracht und zum Entstehen gebracht, gegen viele Widerstände und natürlich gegen Gesetz, weil damals waren ja keine Gesetze, die Gewerkschaften gestattet hätten, im Gegenteil, sie waren verboten und wurde verfolgt. Und heute ist das Gott sei Dank nicht mehr so. [00:04:00] Speaker B: Also ursprünglich, verzeiht er sich da reingrätsche, ursprünglich war also die Gewerkschaft schon bei ihrem ersten Auftritt, da war es bereits ein Arbeitskampf, weil es musste gegen dieses Gesetz, gegen die herrschende Situation regelrecht gekämpft werden. [00:04:19] Speaker A: Letztendlich ja, vor allem wenn man historisches neunzehnte Jahrhundert betrachtet und Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute ist es auch ein Kampf, aber mit anderen Mitteln. Er ist zum Teil institutionalisiert worden und das hat natürlich seine Ursache, dass die Gesetze immer weiter verbessert wurden, Menschenrechte letztendlich die Grundlage gebildet haben. Aber es ändert sich nichts daran, dass die erste Ebene der Gewerkschaftsarbeit der Betrieb ist. Die vielen Betriebsrätinnen und Betriebsräte, Jugendvertrauensrätinnen und räte, die sich darum kümmern, dass erstens die Gesetze und Kollektivverträge im Unternehmen eingehalten werden, zu denen man sich vertraglich verpflichtet hat, über Kollektivvertrag, Betriebsvereinbarungen und natürlich auch schauen, dass es im Betrieb weitere Verbesserungen gibt. Und das ist eigentlich der Kern der Gewerkschaftsarbeit, der unverzichtbar ist. [00:05:21] Speaker B: Ob sich seit dem neunzehnte respektive 20. Jahrhundert und heute etwas zu heute etwas verändert hat und was, werden wir später besprechen. Jetzt einmal schlage ich vor, hören wir uns gemeinsam die Faktenbox an. Hier ist Bettina Schabschneider. Am fünfzehnter Apr. 1945 wurde der österreichische Gewerkschaftsbund gegründet. Seit 1947 verhandelt der ÖGB die Kollektivverträge. Zurzeit gibt es in Österreich über 800 Kollektivverträge, die rund 95 % der österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer absichern. Viele Errungenschaften gehen auf das Konto des ÖGB, unter anderem das Arbeiterkammergesetz, das Urlaubsgesetz oder auch das Kinderbeihilfegesetz. Der erste Präsident des ÖGB hieß Johann Böhm. Erich Vogler begleitete das Amt des Präsidenten von 2009 bis 2000. Achtzehnte Quellen, ÖGB Geschichte Wiki Wien, GV AT und das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft. So, also jetzt kennen sie sich auch aus, liebe Hörerinnen und Hörer. Wir machen einen Riesensprung zu deiner Zeit, Erich. Es sei denn, du bestehst darauf, deine Vorbilder, vielleicht deine Helden kurz noch zu beschreiben, so es sie gab, beziehungsweise die Gründe, warum du Gewerkschafter geworden bist. Ich meine, du kommst aus einem. [00:06:52] Speaker A: Industriebetrieb. [00:06:53] Speaker B: Industriebetrieb, ja. Aber deine familiäre Situation war eine proletarische, durch und durch. [00:07:00] Speaker A: Ja, natürlich, so kann man das absolut richtig bezeichnen, ja. [00:07:06] Speaker B: Und es ist ja auch, es war, kannst du dich erinnern, eine Zeit lang ein Schimpfwort. Ich weiß das noch. Prolet ist er Prolet, ja, Besitzloser, genau. Richtig. Es ist heute Gott sei Dank nicht mehr so. Also. Wobei ich persönlich meine Meinung vermisse manchmal den Stolz der Arbeiterin, ich vermisse manchmal das Selbstbewusstsein des Proletariers. Wir werden es dann auch nachher in der. Oder. Na pass auf, hören wir uns das doch an. Das ist ein guter Zeitpunkt. Wir waren natürlich wieder auf der Straße in Niederösterreich und haben die Menschen befragt, ob sie in der Gewerkschaft sind. Also hier ist unsere Straßenumfrage. Bist du Gewerkschaftsmitglied? [00:07:59] Speaker A: Nein, bin ich nicht. Nein, bin ich nicht, nein. [00:08:02] Speaker B: Und warum nicht? [00:08:04] Speaker A: Weil es mich gerade nicht interessiert, ehrlich gesagt. Ich arbeite nicht deswegen, ich studiere noch. [00:08:10] Speaker B: Ich glaube nicht, oder? [00:08:11] Speaker A: Kann ich nicht sagen. [00:08:12] Speaker B: Also wirklich nicht? [00:08:13] Speaker A: Nein, ich bin Pensionist. [00:08:15] Speaker B: Und warst du bei der Gewerkschaft? [00:08:17] Speaker A: Ja, sicher. [00:08:19] Speaker B: Bei welcher? [00:08:20] Speaker A: Bei der ÖGB. [00:08:22] Speaker B: Bist du bei der Gewerkschaft? [00:08:24] Speaker A: Ich bin in Pension. [00:08:26] Speaker B: Und warst du bei der Gewerkschaft? [00:08:27] Speaker A: Ja, sicher. Bau und Gewerbe. Ich bin bei der Gewerkschaft. [00:08:32] Speaker B: Und bei welcher? Da fragst mich jetzt dann viel, das. [00:08:35] Speaker A: Will ja gar nicht. Baugewerbe. Ja, genau. Meine Firma so Unternehmer und dann hat. [00:08:42] Speaker B: Mitglied bei der Gewerkschaft, Mitglied bei der Arbeiterkammer und, und, und. Das war's. So. Bist du Gewerkschaftsmitglied? [00:08:49] Speaker A: Ja. [00:08:49] Speaker B: Und bei welcher Gewerkschaft? [00:08:50] Speaker A: Sage ich nicht. [00:08:51] Speaker B: Bist du Gewerkschaftsmitglied? [00:08:53] Speaker A: Ja. [00:08:53] Speaker B: Und bei welcher? Bei der Union. Darf ich fragen, warum du Gewerkschaftsmitglied geworden bist? Naja, von Anfang an, seit Anfang an bin ich dabei. Seit 40 Jahren bin ich über der Gewerkschaft. Und warum? Weil das, glaube ich, eine ganz gute Sache ist. Bist du bei der Gewerkschaft? Nein. Und warum nicht? Ich hab eigentlich nie konkret drüber nachgedacht, aber es ist ein Gedankenwert. Also ich glaube, man sollte eigentlich drüber nachdenken. So, die letzte, ich glaube, die letzte haben wir überzeugt. Die letzte wird sich jetzt erkundigen, weil es war ihr ein bisschen peinlich, dass sie nicht dabei ist. Sie ist dir aufgefallen und jetzt wird sie hoffentlich haben wir bei der Umfrage jetzt ein neues Gewerkschaftsmitglied gefunden. Kannst du dir vorstellen, warum das ihr gar nicht so gewahr war? Und warum einige bei der Befragung auch gar nicht wussten, ob und in welcher Gewerkschaft sie sind? Ist das in Vergessenheit gar geraten? [00:09:56] Speaker A: Naja, irgendwie überrascht mich das nicht. Das ist das, womit ich eigentlich selbst seit den frühesten Gewerkschaftstagen, und das war in dem Betrieb, in dem ich gelernt habe, immer wieder der Fall war. Gewerkschaft ist nicht was Selbstverständliches, wo jeder OK, ich weiß Bescheid und es ist notwendig, sondern entsteht eben halt aus Notwendigkeiten heraus. Und sehr viele Gewerkschaftsmitglieder, die es vorher nicht. Wann sind Gewerkschaftsmitglieder geworden? Wenn es im Betrieb z.b. schwierigkeiten gegeben hat. [00:10:34] Speaker B: Aber davon könnte doch die Gewerkschaft nicht existieren. Nur von diesen. [00:10:39] Speaker A: Ja, natürlich nicht. Die Werbetätigkeiten der Gewerkschaften, die sind ja ebenfalls tagtäglich. Und es gilt eigentlich immer neue Mitglieder zu werben und den Gewerkschaftsgedanken neu den Menschen nahezubringen und sie zu überzeugen, dass das eine Entscheidung ist, zur Gewerkschaft beizutreten, die sich auf jeden Fall lohnt, auf die vielfältigsten Art und Weise lohnt. Und das ist kein Projekt, was einen Beginn und ein Ende hat, sondern ist in Wahrheit eine Mission, eine immerwährende Mission für die Gewerkschaftsidee, für den Nutzen, für den Vorteil als Gewerkschaftsmitglied zu werben. [00:11:25] Speaker B: Ich würde mal sagen, selten war sie so wichtig wie jetzt. Absolut, oder? Ich meine, das gilt wahrscheinlich für jede Vater, aber jetzt im Moment denke ich, wow, bei dem, was sich gerade so abspielt, generell, die Welt ist im Umbruch, da gibt es nichts dran zu rütteln. Wo steht da die Gewerkschaft? Also vor allem, was ja die Neubestimmung der Arbeit angeht, die gerade stattfindet. [00:11:54] Speaker A: Naja, das ist eigentlich ebenfalls ein Prozess, der die Gewerkschaftsbewegung begleitet oder noch besser gesagt, die Gewerkschaftsbewegung diese Prozesse der Veränderung begleitet. Keine Gewerkschaft kann und soll Veränderungen aufhalten. Also das zeigt schon das alte Beispiel der Maschinenstürmer aus der Angst heraus, dass die Maschinen jetzt endgültig ihre Arbeitsplätze wegnehmen, gestürmt haben und das war erfolglos. Im Gegenteil, jede Veränderung hat seine Vorteile und hat seine Nachteile. Und es geht darum, dass man die Nachteile ganz einfach begrenzt oder überhaupt nicht schlagend werden lässt. Und die Gewerkschaft ist in Wahrheit der ständige Begleiter während der ganzen Veränderungen in diesen verschiedensten Epochen. Also nehmen wir jetzt die Epoche von 1945, ganz einfach mitzugestalten, die Epoche, die Zeitenänderungen, die technologischen Änderungen, die Änderungen in Wirtschaft und Gesellschaft mitzuverändern und zu gestalten im Sinne der Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es ist ein permanenter Prozess, der nie aufhören wird. Und wenn etwas beständig in unserer Welt ist, in unserem Leben und unserem Dasein, dann ist es die Veränderung. Und diese Veränderung mitzugestalten oder selbst die Veränderung herbeizuführen. Also die Gewerkschaften waren ja, wenn man gerade die Geschichte ansieht, selbst diejenigen, die die Veränderungen herbeigeführt hat, für bessere Arbeitsbedingungen, für bessere Entlohnung, für mehr soziale Sicherheit, für Chancengleichheit, für Bildung. Die Veränderung war Bildung im neunzehnte Jahrhundert, weil die Arbeiterbildungsvereine, die ersten Veränderungsverein, gewerkschaftlich organisiert waren, um ganz einfach das Leben der Menschen zu verbessern, weil sie erkannt haben, dass ohne Bildung keine Chance ist. Ohne Bildung keine Chance, nach wie vor übrigens. [00:14:09] Speaker B: Und mehr denn je einmal mehr. Also die Gewerkschaft war schon immer, ob sie sich als solches auch verstanden hat oder ob das gar in den Statuten 45 schon beschlossen wurde oder nicht, lebensbegleitend und zwar weit mehr über die Arbeitskämpfe, über das Faktische hinaus. Die Gewerkschaft hat Gemeinschaft gewährt. Man war in einer Gemeinschaft, egal wo man war. [00:14:44] Speaker A: Ja, das war eine Interessensgemeinschaft. Und das war immer die Grundidee, dass wir gemeinsam stärker sind und dass wir der wirtschaftlichen Übermacht der Arbeitgeber und wenn man so will, damals der Monarchie und den Herrschenden ein Gegengewicht und eine Verhandlungsmacht auf Augenhöhe gegenüberstellen können. Und das ist heute noch genauso, wenn auch unter anderen Rahmenspipen und wenn auch unter anderem Vorgehensweisen. Aber das Grundprinzip ist immer das gleiche. Das ist Verhandlungen auf Augenhöhe, die durch Gewerkschaften und vor allem ihre Mitglieder und Funktionärinnen und Betriebsräte ermöglicht werden. [00:15:38] Speaker B: Also ich bin ja in dieses Land gekommen 1975, nicht? Also ich feier jetzt 50 Jahre als wohlgeduldetes Adoptivkind hier. Also es ist mein zuhause geworden. Ich nenne mich Österreicher deutscher Herkunft. [00:15:54] Speaker A: Wie würde man sagen, das ist der nackte Wahnsinn. [00:15:57] Speaker B: Ja, z.B. für viele ist es das, viele Diskussion, aber sei es drum. Und ich habe ja die Gewerkschaft auch noch kennengelernt als Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens, allein deshalb, als nämlich Zilk damals uns erhört hat. Mit uns meine ich die rock'n Roller, die Musiker, die nicht nur Probemöglichkeiten dringend gebraucht haben, sondern auch Auftrittsmöglichkeiten. Und wen hat er angerufen? Ich weiß noch, wir haben den Verein wiener Szene damals gegründet, weil das mochte man ja in Österreich, man gründet einen Verein, das ist ganz wichtig. Und waren bei ihm im Rathaus und er hat uns erhört und hat sofort die Gewerkschaft angerufen. Und schon waren wir im Pohaus und. [00:16:49] Speaker A: Hat gespürt, ja, die Gewerkschaft ist in Summe, und die Gewerkschaftsbewegung, die Arbeitnehmerbewegung ist ja viel mehr als jetzt die KV Verhandlung. Interessensgemeinschaft, darauf wollte ich hin. Es heißt ja nicht umsonst, dass es darum geht, die ständigen Verbesserungen herbeizuführen. Also die Hebung des Lebensstandards der arbeitnehmenden Menschen in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht. Das ist ja, wenn man so will, ein Gesamtpaket und nicht so einzeln herausgepickte Notwendigkeiten, für die man halt jetzt gerade einmal was tun muss. Und die Gewerkschaftsjugend z.B. war in meiner Generation sicherlich und auch heute noch, aber natürlich mit anderen Rahmenbedingungen, einer der wesentlichsten gesellschaftlichen Ereignisse, wo man als junger Mensch andere Gleichgesinnte trifft, wo man sich austauschen kann, wo man viele schöne Fahrten gemacht hat, die aus dem Privaten heraus damals auch wirtschaftlich nicht möglich war. Dann das Geld gehabt, irgendwo wem wohin zu schicken. Ich erinnere mich noch sehr, sehr gut. Sehr, sehr gut. Wo ich als Sechsjähriger mit den Großeltern im damaligen Urlaubsheim der Metallarbeiter in Feichtenbach in Niederösterreich war, weil ich ja sonst nie aus Wien hinausgekommen wäre. [00:18:20] Speaker B: Abenteuer war nicht leistbar. [00:18:22] Speaker A: Das war ein Abenteuer. Und dort war ein Schwimmbad, saukaltes Wasser, hat mit einer Verkühlung geändert, aber ich hab wunderbare zwei Wochen dort verbracht und. [00:18:33] Speaker B: Momente, die ein ganzes Leben halten. [00:18:35] Speaker A: Absolut. [00:18:36] Speaker B: By the way, weil wir gerade von. Oder nein, lass mich das noch fragen. Rein hypothetisch, hätte dieser Arbeitskampf, den du gerade angeschnitten hast, 45 um der Kampf um die Existenzgewährung der Gewerkschaft, überhaupt nicht stattgefunden? Wäre der verloren gegangen? Was wäre passiert? [00:19:03] Speaker A: Also vorweg gesagt, 1945 war wirklich, wenn man so will, der Neubeginn auf vielerlei Ebenen der Gewerkschaftsbewegung. Also wenn man sich vorstellt, dass es viele, viele Gewerkschaftsvereine gegeben hat, dass es so was wie den ÖGB in der Zwischenkriegszeit, also nach Ende der Monarchie bis 1904 und dreiig und dann 1908 und dreiig nur eine Gewerkschaftskommission gegeben hat und nicht so was wie einen Dachverband mit Aufgaben und statutarisch geregelten Rechten und Pflichten. [00:19:48] Speaker B: Warum? Weißt du, warum das so. [00:19:51] Speaker A: Natürlich, weil das die Entstehungsphase der Gewerkschaften war und da gab es vorher sehr viele gesetzliche Hürden und natürlich stehen politische Absichten dahinter, aber Die Gewerkschaften hatten ja keine Möglichkeit, Gesetze zu machen. Aber 45 hat man ganz einfach auch aus den eigenen Fehlern und nicht so guten Entwicklungen gelernt und hat gesagt, wenn wir jetzt eine Chance haben, aus der Katastrophe des zweiten Weltkriegs, aus den Trümmerhaufen, der Österreich zum Teil war, wieder etwas aufbauen können, dann jetzt, und dazu müssen wir uns einigen, zu einer starken Gewerkschaftsbewegung und schauen, dass wir die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Anfang an hier vertreten. Und das war der Grund, warum damals im Jahr 1945, im April, sich Gewerkschafter getroffen haben und gesagt die Kämpfe finden statt, der Krieg wird aus sein. Wien wurde gerade von der russischen Armee, der Sowjetarmee angegriffen und bekämpft. Noch während gekämpft wurde, aber schon Teile unter russischer Hoheit und Gewalt waren, sind diese Proponenten, einer war Johann Böhm Battisti, zum russischen Militärkommandanten gegangen, zur Kommandantur und haben um Erlaubnis gebeten, einen Verein, den österreichischen Gewerkschaftsbund zu gründen. Haben sie das nicht gesagt? Da gibt es die Gründungsurkunde. [00:21:45] Speaker B: Was haben die Rußen gesagt? [00:21:46] Speaker A: Die haben zugestimmt. Und das war natürlich der Beginn, dass die ihre Tätigkeit aufnehmen konnten und den ganzen ÖGB aufzubauen. Und die anderen Besatzungsmächte in der Folge haben diese Genehmigungen in den Zonen, wo sie waren, also Vorarlberg z.b. die Franzosen, Amerikaner und Engländer in den diversen Zonen haben das erst im Herbst 1945 erteilt. Somit konnte man das in ganz Österreich aufbauen, den österreichischen Gewalt Gewerkschaftsbund. Und Ende des Jahres 45 waren in etwa Menschen wieder Mitglieder des ÖGBs. Nur man hat eines keine zersplitterte Gewerkschaftsbewegung mehr, keine vielen kleinen Teilverbände, keine separaten politischen Gewerkschaftsbünde, sondern hat eigentlich den fundamentalen Grundsatz erarbeitet und gebildet, ein einheitlicher ÖGB, der alle Branchen abdeckt, der alle politischen Weltanschauungen abdeckt, also überparteilich ist, aber nicht unpolitisch, weil die drei Hauptrichtungen, also die freien Gewerkschafter, was heute die sozialdemokratischen sind, die christlichen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter und die kommunistischen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die waren eigen, die drei Gründungsfraktionen des ÖGB und hat nicht mehr gegeneinander aus politischen, weltanschaulichen Gründen, sondern auch wir miteinander und sind mit. [00:23:30] Speaker B: Diesem guten Beispiel vorangegangen. [00:23:32] Speaker A: Richtig. Und haben daher den Grundstein gelegt. Und seit damals mehr oder minder hat der österreichische Gewerkschaftsbund ganz einfach als Verein das Fundament, das rechtliche ist der Verein, eine, sage ich mal, doch beachtliche Entwicklung, selbst aber immens viel für die Menschen, für die arbeitenden Menschen in diesem Land geleistet und selbst verändert. [00:24:00] Speaker B: Aber Erich, du hast ja auch jetzt gehört, die Straßenumfrage dazu noch, wir machen auch jetzt immer eine Online Umfrage, Instagram, die hat am neunter März stattgefunden und hieß kennst du deinen Kollektivvertrag? Und da waren, was ich mich erinnern kann, ich habe es jetzt donnert, aber 67 %, daran kann ich mich erinnern, haben selbstverständlich kenne ich meinen Kollektivvertrag. 16 waren sich nicht sicher und dann noch eine kleine Zahl, die überhaupt nichts damit zu tun hatte. Wenn von denen, die sich nicht sicher waren, Konservativgeschäft, die Hälfte sehr wohl dann sich dessen erinnerten, reden wir dann schon von fast 75, %, die voll noch bei der Sache sind. Das hat mich, Erich und jetzt Erdbeeren, wirklich überrascht. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich dachte, dass die Abwehrhaltung, und ich kann mir auch so vorstellen, du wahrscheinlich auch, woher die kommt, größer sei. [00:25:26] Speaker A: Ja, also natürlich freut mich dieses Ergebnis immens, aber es überrascht mich nicht wirklich, weil natürlich die Kollektivverträge in Österreich ein fest verankertes Element in der Wirtschaft sind und auch in der Gesellschaft und weil ja doch jedes Jahr sehr viele Kollektivvertragsverhandlungen stattfinden. Die meisten, gar 800 Kollektivverträge werden jährlich verhandelt, was vor allem die Londaptälle betrifft, nicht was das Rahmenrecht betrifft. Da gibt es Veränderung, aber in kleinen Schritten. Aber de facto geht es um das Einkommen, es geht um die Erhaltung des Lebensstandards. Und da spielt die Inflation natürlich eine große Rolle. Und allein die Abgeltung der Inflation plus einen Teil des Produktivitätsfortschrittes sind immer sozusagen die Verhandlungsmasse, um die es geht. Und da wissen die Menschen schon genau, was das jetzt bedeutet, wenn die Gewerkschaften abschließen, wie viel Geld das mehr Girokonto, Lohnkonto oder im Lohnsackerl ist. Und es ist natürlich auch die mediale Öffentlichkeit, die ihres dazu beiträgt, dass das bekannt wird. Und innerhalb des Betriebes und in den Branchen, für die die Kollektivverträge gelten, sind natürlich sehr viele andere Rahmenbedingungen. Also die Abendzeit, die Freizeit bei Arbeitsverhinderung, Kündigungsfristen und damit schon täglicher Bestandteil der Menschen am Arbeitsplatz. Also kann jetzt ausbleiben, wenn mein Kind krank ist, oder was ist, wenn meine Eltern gestorben sind? Oder wie viel Urlaub habe ich? Und wie ist die Arbeitszeit geregelt? Nicht vom Ausmaß, sondern von der Lage, wie schaut es mit B und und, und. Also das betrifft schon unmittelbar tagtäglich ihr Arbeitsleben. Und daher glaube ich, dass die Kollektivverträge, auch wenn es schwierig ist, aber schwierig war es immer, immer dann ist das etwas, wo die Menschen genau wissen, was sie an der Gewerkschaft haben, dass sie das nicht hätten, wenn es keine Gewerkschaft gäbe. [00:27:53] Speaker B: Ja, die Gewerkschaft ist, wenn ich das so jetzt mal grob sagen kann, ein intrinsischer Teil des Kapitalismus, so wie sie früher auch ein Teil des Kampfes generell war. Und zwar jener Teil, der das Gegengewicht, das dringend notwendige Gegengewicht darstellt. D'accord? Bist du noch auf meiner Seite? Aha. [00:28:26] Speaker A: Sagen wir so, ich würde es anders, ich bin nicht dagegen, aber ich würde es anders formulieren. Und die Gewerkschaft ist die Antwort. [00:28:33] Speaker B: Okay, gut. [00:28:34] Speaker A: Gewerkschaft ist die Antwort auf, vor allem wieder zurückgeblendet, nicht so Ende des achtzehnte Jahrhunderts beginnend. Die Gewerkschaft ist die Antwort auf die durch Kapitalismus entstandenen Missstände. Die ist die Antwort. [00:28:53] Speaker B: Und die ist doch aber auch die Antwort darauf, dass wir sagen, wir wollen euch um Gottes willen nicht den Wohlstand nehmen. Wenn wir antikapitalistisch denken, antikapitalistisch vorgehen, heißt das nicht, dass wir alle Anarchie, dieses System auflösen wollen. Wir damals auch 68 haben das schon so wollen, in aller Radikalität. Aber da ging es mehr um Utopie als um Vision, sondern dass eben hier der Dialog stattfindet, wo einer etwas sagt und ein anderer oder eine andere antwortet. Jetzt frage ich dich aber, dich und dein Gewissen, und du bist ja nicht mehr im Dienst, wenn man so will, wiewohl ich jetzt feststelle, das hört nie auf. Das ist man, also es ist eine Herzensangelegenheit, zumindest bei Herrn Vogler, Gott sei Dank. Zeigt uns auch, dass sie immer die Richtigen wählen. Was ist da los mit der Bildung? Weil du das vorher mit der Bildung angesprochen hast, es heißt, die Gewerkschaft bremst bei der Entwicklung, Weiterentwicklung der schulischen Ausbildung. Stimmt das, oder ist es doch komplizierter als wir glauben? [00:30:29] Speaker A: Grundsätzlich ist immer alles kompliziert und konkret. Es stimmt natürlich nicht. Es stimmt natürlich nicht nicht. Es geht grundsätzlich, dass man die Interessensgegensätze jetzt versucht in einem Verhandlungsprozess ganz einfach auf die richtige Bahn zu lenken, wo allein schon einem Verhandlungsprozess innewohnt, dass das Ergebnis nur ein Kompromiss sein kann, wie immer. Weil wenn es Sieger und Besiegte gibt, dann wird es keine Verhandlungen mehr geben, weil sich niemand mehr, je nachdem wie er verliert oder nicht verliert, an den Tisch setzen. So, und das natürlich bei so wichtigen Themen. Einer der wichtigsten Themen Zukunftskomponenten immer entscheidend waren und sein werden. Zur Bildung ist es klar, dass sehr viele Interessen unterschiedlich am Tisch liegen. Und es wäre direkt paradox, wenn also gerade wenn sie jetzt sagen Bildung, viele Menschen, die im öffentlichen Dienst, in den Schulen und dergleichen ebenfalls Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind und im Bildungswesen tätig sind, aus den Schulen heraus, freiberuflich, Trainer und dergleichen, wenn diese Menschen nicht gehört würden. Und jetzt muss man ja schon eines Bildung findet hauptsächlich, vor allem was Primärbildung, in der Schule statt und natürlich auch in der Erwachsenenbildung, in vielen anderen Bereichen. Aber dort stehen Arbeitnehmer als Lehrerinnen und Lehrer in der Klasse, sie sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und dort kommen Kinder hin, von allen Familien schöpfliche Kinder haben und haben eigentlich dort die wichtigste Phase in ihrem Leben. Vom Kindergarten weg. Vom Kindergarten weg. Also, dass man dort bestausgebildetste Menschen braucht, die qualifiziert sind, also nicht nur ausgebildet, sondern sich auch eignen, um mit Kindern umzugehen, und dass da auch die Arbeitsbedingungen stimmen müssen, ist doch wesentliche Kompetente, dass insgesamt das Ergebnis dieser Bildungsarbeit erfolgreich ist. Also die draus zu lassen, wäre nahezu sträflich. Paradox. Und dass die verhindern, dass sich bei der Bildung etwas weiterentwickelt, stimmt so nicht. Was sie natürlich legitimerweise tun, ihre Interessen zu vertreten, aber das macht in jeder anderen Branche der Betriebsrat, die auch. [00:33:28] Speaker B: Ist auch der Sinn der Sache. So. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Wahrnehmungen, sagen wir mal so, Wahrnehmungen, die da heißen, also dass der Lehrer mit seinem Traumjob und seinen drei Monaten Urlaub im Jahr und nur einen halben Tag arbeiten, das habe ich schon lange nicht mehr gehört. Ich glaube, diese Message ist angekommen, dass dem nicht so ist. Au contraire, unglaubliche Zahlen leider, was Burnout und so weiter angeht. Leute, die eigentlich noch machen, aber es einfach nicht mehr können. Es geht eigentlich um die Willigen. Und ich unterstelle mal allen jungen Lehrerinnen, dass sie willig und leidenschaftlich da reingehen und dann kommt der große Hobel, wenn ich das jetzt mal so sagen darf, und so weiter. [00:34:25] Speaker A: Der liegt aber meines Erachtens nach durchaus auch aus der Art und Weise, wie Schule organisiert ist. Also man müsste da viel mehr das Augenmerk hinlegen, weil die meisten klagen, ist natürlich die Bürokratisierung auch von den Lehrerinnen und Lehrern und natürlich die Belastung, die psychisch einhergeht, aber auch in anderen Berufen, weil da kann man gleich Pflege z.B. und alle Gesundheitsberufe daneben stellen. Aber was es zeigt, ist, wie sich das geändert hat. Wenn man früher den Anfänger der Gewerkschaftsbelegung, Bewegung von Belastung und sage einmal, körperlicher Gefährdung der Gesundheit und des Lebens gesprochen hat, dann war es immer die physische Belastung. Schwer arbeiten, schwer heben über lange Arbeitszeiten, Nachtdienste. Heute ist vieles durch den technologischen Fortschritt, Maschinen an Erleichterung, ein Wegfall von gefährdenden Arbeiten besser geworden. Was aber gewachsen ist, ist der psychische Druck und die psychische Belastung. Und leider hält hier unser ganzes Gesundheitswesen, aber auch Arbeitnehmerschutz und dergleichen nicht im gleichen Ausmassschritt, wie man damals meinetwegen die physischen Gefährdungen und dergleichen durch Verbesserungen technischer Art und Weise abgebaut hat. Das ist ganz einfach eine der großen Herausforderungen in immer mehr Berufsfeldern, weil die Menschen ganz einfach psychisch nicht mehr das. [00:36:12] Speaker B: Schaffen können, als ad einer, der sehr lang, quasi sein Leben lang dort gearbeitet hat, Gewerkschafter war und die Mechanismen, das Innenleben kennt. Was würdest du all jenen Eltern, Großeltern, Tanten, all jenen Menschen, die mit Kindern in Verantwortung zu tun haben, familiär raten, wenn sie das Bildungssystem verändert sehen wollen? Wo ist da für Menschen, die nicht politisch organisiert sind und möglicherweise auch nicht in der Gewerkschaft sind, denn der Ansatz für diesen Hebel? Was müsste passieren? Ich habe den Eindruck, dass die Suderei, wenn ich das mal so despektierlich sagen kann, über Situationen immer nur quasi in der Bubble bleibt, zu Hause am Wirtshaustisch und nicht in die Öffentlichkeit und nicht zu euch durchdringt. Was müsste passieren? [00:37:19] Speaker A: Es gibt nicht die eine Maßnahme, die passieren muss und dann ist es gut. Das ist ganz einfach ein hochkomplexes System. Aber vom generellen her haben wir in unserem Bildungssystem noch immer die drei Grundprinzipien sanktionieren, damit ich selektieren kann, und dann segregieren. Und das ist schon längst nicht mehr das, was wir brauchen. [00:37:48] Speaker B: Ja, richtig. [00:37:50] Speaker A: Und die Durchlässigkeit wurde in den vielen Jahren zwischen den einzelnen Bildungssystemen und Schulstufen und dergleichen verbessert. Aber solange, sage ich mal, eine Schule, wo oft nach Schulstandorten und Campussen bis zu 1000 Schüler sind, das sind natürlich ganz große, aber es genügt schon, wenn 400, 500, 600 sind und ich habe dort eine Direktion und muss sinnbildlich gesprochen, nicht in jedem Fall um die Sekretärin kämpfen. Und solange es die paradoxe Situation geht, dass die Lehrer vom Bund zahlt werden in dieser Schulart und die anderen vom Land in dieser Schulschule, wo es das Geld auch noch vom Bund geben. Und solange es Diskussionen gibt, naja, Administration müssten die Länder zahlen und das Lehrer zahlt aber letztendlich der Bund. Und das sind mögliche, möglicherweise Hindernisse, dass ich nicht entsprechend administratives Personal habe, die die Lehrerinnen und Lehrer entlastet, damit sie sich tatsächlich auf die pädagogische Arbeit konzentrieren können, dann sind wir eigentlich von der Organisationsform nicht zukunftsfähig. Nicht zukunftsfähig. Das würde sich nicht einmal ein kleiner Gewerbebetrieb mit, sag einmal 2025 dreiig Leute sitzen, dass alle Arbeiter, die dort irgendwo gewerblich tät, dann die Administrationsarbeit irgendwo müssen und dergleichen. Also diese Form gibt es ein Mittel. [00:39:30] Speaker B: Gegen den Föderalismus gibt es oder ist das unser System und müssen wir es in sich verändern, so dass es überhaupt möglich ist? [00:39:39] Speaker A: Der Föderalismus ist verfassungsmäßig, ja. Es ist aber meines Erachtens nicht viel zu einfach zu sagen, der Föderalismus gehört weg, weil es ja, weil es ja eigentlich negiert, dass man durchaus, durchaus innerhalb unseres föderalistischen System eine bessere Organisationsform binden kann. [00:40:07] Speaker B: Ja, nach wie vor, oder? [00:40:10] Speaker A: Die Möglichkeit besteht, weil man kann ja auch vertraglich als Bundesland mit dem Bund die Verträge abschließen. Ich glaube, das sind die a Verträge, wenn ich mich da noch richtig erinnere. Also ich kann ja das vereinbaren, aber am Ende des Tages sind es sehr partielle Interessen, die oft und nicht nur von den Arbeitnehmern und Lehrerinnen, sondern da dahinter stehen, die ganz einfach wirklich höchst notwendige Reform des Bildungswesens verhindern. [00:40:40] Speaker B: Hast du den Eindruck, da sind wir dran? [00:40:45] Speaker A: Ja, wir sind dran, aber es passiert zu wenig, und zwar zu wenig Essentielles in diesem. Also reden können wir stundenlang, analysieren sind wir Weltmeister, beim Umsetzen klappt es nicht. [00:40:57] Speaker B: Gut, wir haben eine neue Regierung, schicken wir ihr gleich mit. Brauchen wir nicht, weil allein die Neos jedes zweite Wort ist Bildung, darauf verlassen wir uns jetzt. [00:41:08] Speaker A: Vielleicht ist das aber Bildung findet nicht in den Ministerien, sondern findet in der Klasse statt. [00:41:16] Speaker B: Ja, so ist es. [00:41:17] Speaker A: Und solange sie dort in der Situation für die betroffenen Lehrer, Schüler, Eltern oder von mir aus Schüler, Eltern, Lehrer, völlig egal, ihre Reihenfolge nicht dort was essentielles ändert, was zu Recht als Missstand identifiziert wird. Solange kann man oben politisch reden, was man will. [00:41:38] Speaker B: Mir geht es um die Exzellenz. Mir tut es so leid, wenn man es nicht ändert, dass wir, dass wir regelmäßig unsere Exzellenz verlieren. Forscherinnen, großartige Kräfte an ausländische Universitäten, Institute. [00:41:59] Speaker A: Vielleicht haben wir jetzt mit Trump eine Chance, können ein paar zurückholen, für uns gewinnen und sagen, also so schlecht sind wir ja doch nicht. Im Gegenteil, wir haben exzellente Forschungseinrichtungen, wir haben auch exzellente Forscherinnen und Forscher, aber die versuchen natürlich auch ein Bestreben, das Bestmögliche zu machen in ihrem Forschungsbestreben, die besten Rahmenbedingungen. [00:42:26] Speaker B: Ich sehe, du bist zuversichtlich und das schätze ich sehr, weil Zuversicht ist etwas, was uns allen ein bisschen fehlt in letzter Zeit. Ganz schnell noch, wir haben schon darüber gesprochen, es hat sich so viel verändert. Ist der Arbeitskampf denn der gleiche, wenn ich dieses martialische Wort noch mal bemühen darf, wie er es war bei den Webstühlen, bei den Fließbändern, ja selbst noch zu Zeiten des Wiederaufbaus, das ist ja jetzt ein anderer. Wir sind jetzt digitalisiert und das ist erst der Anfang der Entwicklung. Und da reden wir noch lange nicht über künstliche Intelligenz. Also wo kämpft die Gewerkschaft heute, damit wir morgen in unseren Homeoffices, beim Remote working, beim Splitten, dass die Väter zu Hause bleiben, und zwar, weil sie keinen wirtschaftlichen Verlust dadurch erleiden müssen und so weiter. Wie wird das gehen? Hast du eine Vorstellung? [00:43:43] Speaker A: Also wenn ich mir die Geschichte der Gewerkschaftsbewegung ansehe, die irgendwo, sage ich mal konkreter, so um 1848 begonnen hat, und wir schreiben jetzt 2025, wenn ich mir die ganzen technologischen Veränderungen in dieser Zeit, in den Arbeitsmethoden, in der Wirtschaft, aber auch in der Gesellschaft, von der Monarchie zur Demokratie, das Versagen der ersten Demokratie in der ersten Republik, Diktatur, erster Weltkrieg, zweiter Weltkrieg, das Ansehe und den Aufbau Österreichs aus den Trümmern 1945, also wo die Probleme, nichts zu essen, keine Nahrung, kein Glas in die Fenster frieren, keine Kohle, nichts zu heizen, die Industrie am Boden, am Boden nicht vorhanden, keine gescheiten Strukturen statt, dann ist, glaube ich, wenn wir 2025 betrachten, wahnsinnig viel passiert. Und wenn man sich anschaut, dass wir 1955 den Staatsvertrag bekommen haben, dass wirklich die Zuversicht noch mehr gestiegen ist und wir inzwischen in der europäischen Union sind, ein fester Bestandteil, dann sieht man die Weiterentwicklung. Und wenn man die Lohn und Arbeitsbedingungen 1945 hernimmt und die Lohn und Arbeitsbedingungen unter anderen technologischen Voraussetzungen, dann sieht man, wie hier Gewerkschaften maßgeblich Veränderung mitbewirkt oder Veränderung gestaltet hat. Und wenn ich mich zurückerinnere an meine eigene Berufszeit, wo das Aufkommen der CNC gesteuerten Maschinen war, so Anfang der ER, Mitte der ER Jahre, und wir von Pfeilen, von Metallplatten in elektrochemischer Form, Art und Weise das herausgeschnitten haben aus einer gehärteten Stahlplatte. Wenn ich mir vorstelle, dass damals Schreibmaschinen gegeben haben, dann hat es Tab weitergegeben und heute hat jeder einen Personal Computer. Und wenn wir nicht in der Cloud sind, und wenn wir sonst irgendwie nicht vernetzt sind und jede min auf das Handy schauen und irgendwie irgendwas ab. Das ist alles gestaltet worden von Gewerkschaften durch konsequente Interessensvertretung arbeit. Was immer bei jedem Problem, bei jeder Veränderung bleibt, ist, wie wirkt er sich auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus? Wie wirkt er sich auf Österreich, auf die Gesellschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aus? Und vor allem, wie schaut es demokratiepolitisch aus? Das ist etwas, wofür Gewerkschaften immer gestanden sind. Demokratie. Demokratie. Und das wird es auch in Zukunft bleiben. Egal was kommt. Egal was kommt. Das ist ganz einfach der Auftrag und die ewige Mission. [00:46:58] Speaker B: Und wenn wir jetzt alle, und ich nehme mal an, alle entsetzt beobachten, was sich gerade in den vereinigten Staaten abspielt, so ist doch die Lehre daraus, dass die Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, nicht vom Himmel fällt, sondern das braucht, was die Gewerkschaft uns seit über 100 Jahren beibringt und auch pflegt, nämlich die Straße. Die Leute gehen wieder auf die Straße. Jetzt gegen Trump, hier vermisse ich es ein wenig. Es ist immer am Tiefpunkt einer gesellschaftlichen Entwicklung, dass die Leute die Straße noch mal finden. Oder ist die Straße jetzt im Netz? [00:47:50] Speaker A: Diese Straße, unter Anführungszeichen, die hat sich natürlich in hohem Maße ins Netz, in die sozialen Medien verlagert. Aber wenn es dann tatsächlich darum geht, Veränderungen herbeizuführen, dann wird die echte und reale Straße wahrscheinlich immer erhalten. Das sieht man in vielen anderen Erdteilen, in vielen anderen Ländern. Irgendwann einmal ist mehr oder minder die Diskussion der Blasen, weil es ist eine Diskussion der Blasen, aber nicht miteinander in den sozialen Netzen, sondern nur intern innerhalb der Blase, etwas, wo man nicht wirklich viel verändern kann. Ich glaube, es geht darum zu sagen, wie ändern wir es, damit möglichst alle einen Vorteil davon haben oder Nachteile zumindest gleichmäßig verteilt sind, wenn es darum geht, so wie jetzt Budget, wir müssen was tun. Ja, aber die Frage ist ja immer, wer tut was und wie viel? Weil der Satz, wir sitzen alle im selben Boot, den kennen wir zur Genüge. Die Frage ist halt nur, wer sitzt hinten im Liegestuhl und wer rudert. Und nachdem wir das schon lange pflegen, also wenn dann tragen wir alle etwas dazu bei, um widriges abzuwehren. Aber wir wollen dann auch alle profitieren, wenn es wieder besser ist. [00:49:33] Speaker B: So, die Gewerkschaft ist da mehr denn je. Wir können uns auf sie verlassen, aber nicht passiv. Wir müssen zumindest Mitglieder sein. Wir müssen auch das Maul aufmachen. Da müssen wir aber nicht nach Wien fahren mit den Traktoren, sondern das können wir in den Betrieben. [00:49:56] Speaker A: Was ich sage mal, das Fortbewegungsmittel der Gewerkschaft sind keine Traktoren. [00:50:02] Speaker B: Ja, ich weiß, das ist mir jetzt gerade. Ich habe gehofft, du hörst drüber weg, aber das passiert dir nicht. Ist dir nie passiert. Machst du jetzt auch nicht. Gut. So. Also. Aber es wird sie auch immer geben, wenn wir uns das so einrichten, die Gewerkschaften, auch im Angesicht dieser Maschinen, die jetzt noch mehr übernehmen werden. Kannst du dir, letzte Frage, die Gewerkschaft als lebensbegleitende, offene Institution vorstellen, die weit über ihre grundsätzlich vereinbarten Aufgaben hinaus denkt und hinaus handelt? [00:50:48] Speaker A: Naja, das tut sie. Ja, das tut sie. Aber das bedeutet nicht, dass sich dann die Grundsätze. Was eigentlich der Zweck ist, dass wir uns als Mitglied der Organisation gegründet haben und auch eine solche bleiben wollen. Also Mitglieder und Funktionäre werden schon die bestimmenden Elemente innerhalb unseres Vereins sein und bleiben. [00:51:13] Speaker B: Nennt sich Demokratie. [00:51:15] Speaker A: Demokratie. Aber was grundsätzlich zu sagen wenn ich etwas haben will, dann muss ich etwas tun dafür. Das gilt für die Demokratie, sich zurückzulehnen. Die Demokratie ist gut, ich will sie haben, aber ich bin dann nicht bereit, sie zu verteidigen. Ja, ja, und das selbstverständlich und Wort und eintreten. Und ich muss sie auch leben. Und manchmal muss ich sie auch gegen andere verteidigen, die die Demokratie abschaffen wollen. Wenn ich überzeugt bin, dass Gewerkschaften insgesamt gut sind für mich. Und das kann durchaus auch der Unternehmer sein. Viele denken auch so. Ja, weil es ist ja immerhin intelligenter, wenn man das am grünen Tisch ausmacht, als wenn man es nur auf der Straße ausmachen muss. Wir scheuen uns nicht, aber unser Ziel ist das nicht. Wenn ich mir die Gewerkschaft nicht zu. Wenn nicht Mitglied bin, dann wäre irgendwann draufkommen, dass die anderen auch nicht wollen. Und dann stere ich genauso radar wie alle anderen, die nicht bei der Gewerkschaft sind. Und das gilt für vieles andere übrigens in unserer Welt auch. Die Aktivität für die Gewerkschaft ist eine, die sich in allen Fällen lohnt. Vor allem an die junge Generation gewandt. Sie hat es in der Hand, ganz einfach dasselbe für sich und einmal ihre Familie und ihre Kinder zu tun, wie es die Vorgängergenerationen getan haben. An ihnen liegt es, ob diese wirklich großartige Einrichtung wie Gewerkschaften und Demokratie auch in Zukunft so erfolgreich eigentlich ein tolles Land mit einer nach wie vor Trotzmissständen, die es überall gibt, hervorragenden Lebensmöglichkeit bieten wird. Das ist eigentlich die Aufgabe der Jugend. [00:53:21] Speaker B: Schön, schön. Schön, dass du auch mit der Jugend abgeschlossen hast. Erich Vogler, ich danke dir für deine Zeit hier heute. Ich danke dir für diese unglaubliche Zeit, ein ganzes Leben lang gewerkschaftlich aktiv gewesen zu sein. Es war gewiss nicht immer einfach und. [00:53:48] Speaker A: Es wird nicht einfach werden, aber wir haben es in der Hand, es schöner zu gestalten. [00:53:53] Speaker B: Ja, und danke, dass du dir wirklich deine Zuversicht und dieses strahlende Gesicht. Danke für dein Leben darf ich nicht sagen, da müsste ich mit deinen Eltern sprechen, aber danke für dein Lebenswerk. [00:54:05] Speaker A: Ich bedanke mich für den wunderbaren Nachmittag. [00:54:08] Speaker B: Wunderbar. [00:54:08] Speaker A: Und alles Gute den Hörerinnen und Hörer. [00:54:10] Speaker B: Dir auch. Angesichts Deiner kann ich nur tu Felix Austria. [00:54:14] Speaker A: Glück auf. [00:54:17] Speaker B: Die arbeiterkammer Niederösterreich hat eine neue die AK Blitz App. Ab sofort zum Downloaden. Bleiben sie am Laufenden, erhalten sie alle relevanten Informationen und sie wissen noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die AK Blitz App ab sofort zum Downloaden. Das war der Monttalk, Chefredaktion Susanne Karner, Mario Gattinger und Karina Karas, Straßenumfragen Christoph Baumgarten, Faktenbox Bettina Schabschneider, technische Leitung Stefan Dangl, Administration Christina Winkler, am Mikrofon Alexander Göbel.

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