Episode Transcript
[00:00:02] Speaker A: Wie finden sie, hat sich die Sprache in den letzten Jahren in den Medien verändert? Ist das aggressiver geworden? Was meinen sie?
[00:00:10] Speaker B: Aggressiv geworden? Die ganze Entwicklung auf der ganzen Welt, wie die ist viel zu unsicher und wird halt aggressiver. Jeder kämpft mit sich selber.
[00:00:23] Speaker C: Die Kommentare sind sowieso, also das ist ja sehr durchwachsen, finde ich. Das ist in allen Richtungen von Hetze unproduktiv. Ich meine, es sind immer wieder ein paar gute Kommentare dabei, die wirklich, wie soll ich sagen, konkret oder wo es einfach passt, wo ich sage, okay, das ist. Aber es sind natürlich viel sehr hohe Niveauschwankungen, lassen sie mich so nennen.
[00:00:48] Speaker D: Naja, ich verfolge es kaum mehr eigentlich, die Medien. Ich schaue eigentlich nur noch, was mich gerade im Moment interessiert, weil es alles uninteressant geworden ist. Eigentlich nur Streit quasi, irgendwelche Probleme.
Ich glaube, irgendwann will man es nicht mehr hören. Ich meine die Sprache weniger, aber wenn ich am Fernseher schaue, sind oft Fehler und ich denke, man lässt sich das keiner durch, dass er das so im Teletext schreibt, muss ich nur ehrlich sind. Das habe ich schon oft gemerkt.
[00:01:17] Speaker C: Ich weiß nicht, ich finde gerade die österreichischen Medien, ich finde es sehr traurig, dass sie nicht über alles berichten. Wie gesagt, der ORF, ich lese täglich ORF, ich les täglich die Krone. Aber es ist doch nicht immer alle Informationen, nicht immer alles gleich. Meistens mit ein bisschen Verzug und inhaltlich doch ein bisschen tiefer unterschiedlich. Aber ich weiß nicht, ich find früher waren sie ein bisschen ehrlicher als jetzt.
[00:01:41] Speaker B: Montag der Podcast zum Mitreden.
Ich sage herzlich willkommen zu Montalk, dem Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Dies ist die Folge 127 und eine weitere Episode aus unserer Serie Millenniumscheck, in der wir versuchen, die ersten 25 Jahre dieses Jahrtausends zu untersuchen, um eventuell Hinweise zu bekommen für die kommenden 25 Jahre. Unser Thema heute heiß der schlechte Ruf der Medien. Wie konnte es soweit kommen? Und was wir damit meinen ist, dass die Wortwahl mittlerweile sehr oft sehr aggressiv geworden ist und noch öfter, sagen wir es wie es ist, Fakten befreit. Die mediale Berichterstattung ist immer ein gutes Gespräch wert. Ob sich unsere Sprache tatsächlich so zum schlechten entwickelt hat, wie häufig beklagt wird und ob das der oft beschworene Niedergang der Medien nun wirklich sein wird, das erklärt uns unser Gast Dr. Jacob Moritz Eberl von der Uni Wien. Doch zuvor wie immer die Faktenbox, diesmal von und mit Bettina Schabschneider.
[00:03:08] Speaker A: In Österreich sorgt der österreichische Presserat für die Selbstkontrolle der Medien. Die Hauptaufgabe des Presserats ist die medienethische Bewertung von journalistischen Beiträgen in Printmedien und auf deren Webseiten. Im Jahr 2023 behandelte der Presserat insgesamt 407 Fälle. In den sogenannten sozialen Medien sind Beleidigungen, Drohungen und Hasskommentare keine Seltenheit. Laut Statistik Austria berichten ein und dreiig % der Bevölkerung von feindseligen und erniedrigenden Inhalten im Internet im Jahr 2023. Quellen österreichischer Presserat und Statistik austria so, Dankeschön.
[00:03:47] Speaker B: Bettina Schabschneider, Dr. Jakob Moritz Eberl.
Guten Tag, danke für Ihre Zeit.
[00:03:57] Speaker E: Guten Tag, danke, dass ich hier sein darf.
[00:03:59] Speaker B: Dankeschön. Wir haben ja um sie gekämpft, Herr Dr. Eberl und wir haben um einen Termin. Es ist, ich sag's wie es ist, Freitag 10 Uhr Vormittag. Das war der einzige Zeitpunkt, an dem sie konnten. Danke, dass sie uns da eingebaut haben.
Sie unterrichten am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien.
Sagen bringen sie ihren Studentinnen heute noch die Regeln und Rahmen der konventionellen Medien bei, also TV, print, wovon reden wir eigentlich, wenn wir heute die Medien sagen? Herr Dr. Eberl?
[00:04:38] Speaker E: Ich kann sagen, ich unterrichte ja nicht nur, ich bin auch Forscher an der Universität Wien, sogar würde ich sagen, das was ich die meiste Zeit mache. Das heißt aber auch, zum Forscher Dasein an der Universität Wien gehört auch die Lehre.
Wenn ich dann dabei unterrichte, geht es mir vor allem darum, wissenschaftliche Erhebungsmethoden beizubringen, die dann den Studierenden helfen können, Entwicklungen zu erkennen, Entwicklungen im Medienbereich zu erkennen, im Mediensystem allgemein zu erkennen. Das ist z.B. so etwas wie die systematische Inhaltsanalyse, die Medienberichterstattung, eine Methode, die ich selber auch in meiner Forschung sehr viel verwende. Worum geht es da? Da geht es darum, dass man z.b. medieninhalte während Wahlkämpfen heranzieht und sich fragen zu wer kommt in der Berichterstattung eigentlich vor Ort? Welche Themen dominieren eigentlich? Wie unterscheiden sich unterschiedliche Medien eben in der Darstellung der unterschiedlichen Akteure, z.b. politischen Parteien oder politischen Kandidatinnen oder eben in den Themen. Wichtig ist eben der Vergleich zwischen unterschiedlichen Medien.
Unter anderem unterrichte ich im Moment vor allem Inhaltsanalysen der letzten Wahl, also dass man quasi das studierende lernen anhand der Medienberichterstattung der letzten Nationalratswahl sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Das kann im einen eben sein, dieser sogenannte politische Bias oder im anderen auch die sogenannte Boulevardisierung der Medienberichterstattung. Bei der Boulevardisierung z.b. geht es darum zu identifizieren, inwiefern es eine Emotionalisierungstendenz in der Berichterstattung gibt, eine Personalisierungstendenz, die möglicherweise die politischen Inhalte nach hinten drückt, also in den Hintergrund drückt. Und dann können eben Studierende erlernen, dass man diese empirischen Methoden verwenden kann, um Entwicklungen in den Medien zu identifizieren und dann auch zu reflektieren, was bedeutet das eigentlich für unsere Gesellschaft, was bedeutet das für die politische Meinungsbildung? Was ich auch unterrichtet habe, aber das vielleicht nur ganz kurz, sind auch Kurse zu Datenjournalismus, wo es mir insbesondere darum ging, dass angehende Journalistinnen, es sind ja nicht alle bei uns angehende Journalistinnen, aber in dem Fall spezifisch angehende Journalistinnen auch erlernen, wie man eben Daten und Fakten gut in die eigene Medienberichterstattung mit einpflegen kann.
[00:07:13] Speaker B: Beinhaltet das jetzt auch schon die digitale Berichterstattung?
Bestattung nicht schlecht, Herr Freud.
Also das heißt, soziale Medien etc. Werden die auch beobachtet unter dieser Prämisse?
[00:07:29] Speaker E: In dem Fall nicht, das hat aber insbesondere damit zu tun, dass die sozialen Medien Plattformen sehr strenge Regeln haben dazu, wie man die Daten dort sammeln darf und was man dann auch wirklich mit den Daten dort machen kann. Das heißt, dadurch, dass ich quasi diese Basics beibringe, machen die das dann anhand von der klassischen Print Berichterstattung z.B. oder der Online Berichterstattung. Worauf ich schon in den letzten Semestern auch geachtet habe, dass es nicht nur um die sogenannten Leitmedien in Österreich gehen muss, also die größten Boulevardmedien und Qualitätsmedien. Einzelne Gruppen haben sich z.B. auch schon mit den sogenannten Alternativmedien in Österreich beschäftigt, also diesen Online Webseiten, die nicht im klassischen Sinne Journalismus betreiben, sondern eher schon in die Richtung von politischer Propaganda tendieren.
[00:08:26] Speaker B: Warum, fragt man sich natürlich. Ich weiß, es gehört nicht zu der Wissenschaftlerin Aufgabe, jetzt auch noch über die Konsequenzen dessen nachzudenken, geschweige denn über die Gegenmaßnahmen dessen, was sie da untersucht. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich wissen, was machen wir dann mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen. Das heißt, gehen wir mal davon aus, es gibt drei Player in diesem Spiel. Das sind also das Medium an sich, nennen wir es mal die Zeitung, so wie es früher mal gesagt wurde, dann die Konsumentin und die Politik, die ja auch in gewissem Maße eine Verantwortung und auch ein Interesse daran hat, dass es die Medien gibt und sie aber auch kontrollieren soll. Ist allein diese Erwartungshaltung nicht schon eine falsche.
[00:09:26] Speaker E: Im Grunde? Wir sprechen jetzt z.B. Über den sogenannten Medienbias oder politischen Medienbias. Also da geht es um systematische Verzerrungen der politischen Berichterstattung, wo eben dann z.B. bestimmte Akteur innen, bestimmte Positionen, bestimmte Themen über oder unterrepräsentiert werden. Und was sie gerade angesprochen haben, sind quasi die Mechanismen, die Akteure und Akteurinnen auf der einen Seite, aber auch die Mechanismen, die da dahinter stecken können. Und das müssen nicht unbedingt immer absichtliche oder manipulative Interessen sein.
Das kann aufgrund von redaktionellen Routinen passieren, dass man grundsätzlich politischen Parteien oder Akteurinnen, die eine besondere Sichtbarkeit oder besondere Rolle in der Politik haben, dass man die quasi auch sichtbarer macht. Das können Dinge sein wie ökonomische Abhängigkeiten oder vor allem Zeitdruck und Ressourcendruck, die dazu führen, dass man bei manchen Themen gar nicht so weit in die Tiefe gehen kann.
Es können Abhängigkeiten gegenüber den eigenen Leserinnen sein. Wenn ich weiß, wie meine Leserinnen ticken, bedeutet das, dass ich mich möglicherweise gegen meine Leserinnen stellen muss, gegen die politischen Interessen meiner Leserinnen stellen muss und das kann ökonomische Konsequenzen haben. Grundsätzlich ist es in Österreich aber so, dass es durchaus ein sehr starkes Naheverhältnis zwischen Politik und Medien gibt, dass es Medien gibt, die politische Schlagseiten haben. Sie haben gerade auch den Begriff Kontrolle genannt.
Message Control war ein Begriff, der uns die letzten Jahre durchaus auch begleitet hat. Ein breiterer Begriff ist die sogenannte Medienkontrolle, also wo politische Akteurinnen versuchen, die eigentlich freien Medien stärker unter ihre Kontrolle zu bringen. Was da z.B. werkzeuge sind, sind die sogenannten Hintergrundgespräche, über die man oft hört. Der laden politische Akteure, politische Minister innen oder Kandidatinnen, ausgewählte Journalistinnen zu sich ein, um ihnen dann ausgewählte Informationen zu präsentieren. Heißt aber auch, dass andere Medien ausgeschlossen werden. Heißt auch, dass Journalistinnen in diesen Situationen in eine schwierige Situation kommen, weil sie genau wissen, wenn sie jetzt zu kritisch nachfragen, werden sie möglicherweise beim nächsten Hintergrund Gespräch nicht mehr eingeladen. Und sie haben ja vorhin zufälligerweise auch gesagt, dass Wissenschafter innen nicht unbedingt die Aufgabe haben, auch Lösungen zu finden.
Dem würde ich aber widersprechen. Unsere Aufgabe ist es nicht nur den ist Zustand zu beschreiben, obwohl das durchaus auch alleine oftmals recht schwer sein kann. Es ist sehr wohl auch unsere Aufgabe, problematische Situationen, bei problematischen Situationen auch Lösungsvorschläge zu machen. So habe ich z.B. im letzten Jahr eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht zum Thema Inserate und insbesondere zum Thema Inseratenaffäre, also diese durchaus medial noch immer breit diskutierte Affäre, wo der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz in diese Inseratenaffäre involviert war. Und was wir da durchaus zeigen konnten ist, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt, wo vermutet wird, dass es möglicherweise Absprachen gegeben hat, die Berichterstattung in der Tageszeitung Österreich sich sehr stark zum Vorteil des ehemaligen Bundeskanzlers verändert hat. Wir können nicht dazu sagen, was da die Hintergründe waren, was die Inhalte der Absprachen waren und so weiter. Wir sehen aber ganz klare Muster was sagt uns das? Das sagt uns, dass wir schon Mechanismen brauchen, um solche Situationen vornweg schon zu verunmöglichen. Das heißt, diese Inserate von öffentlichen Stellen wie Ministerien, die dürfen gar nicht zur Verhandlungsmasse zwischen Politik und Medien werden, die dürfen sich dafür gar nicht anbieten, damit es solche Verdachtsmomente erst gar nicht geben kann. Und dafür können wir ganz klare politische Regulatorien machen. Das heißt, worüber haben wir gerade gesprochen? Wir haben über den politischen Medienbias gesprochen, wir haben über mögliche Quellen dahinter gesprochen. Das können ökonomische Zwänge sein, es können aber natürlich auch politische Naheverhältnisse und Interessen sein. Und das ist dann auch zentraler Bestandteil in der Lehre, dass man das auch den Studierenden vermittelt, dieses Verständnis dahinter. Aber nicht, dass man ihnen quasi beibringt, alle Medien sind gekauft oder werden politisch quasi Marionetten. Das ist natürlich nicht der Fall. Aber dass man es schafft, wenn man solche Muster entdeckt in der Medienberichterstattung, diese auch inhaltlich einschätzen zu können.
[00:14:40] Speaker B: Jetzt sind wir ja an einer Zeit oder mitten in einer Zeitenwende mit der künstlichen Intelligenz, der ja auch nachgesagt wird, dass sie z.b. den Beruf der Journalistin ad absurdum, wenn nicht sogar obsolet machen wird. Da hätte ich gerne Ihre Einschätzung aus akademischer Perspektive, aber auch historischer. Und wie sehen sie denn die Sprache?
Vielleicht, dass sie uns noch mal erklären, woher kommt die Sprache der Computer, die Sprache der KI, also Promptin etc.
[00:15:27] Speaker E: Das ist ein sehr großes Thema, das wir hier aufmachen.
Man muss auch sagen, die Diskussionen dazu sind noch lange nicht abgeschlossen.
Grundsätzlich die Verwendung von KI im Journalismus ist jetzt nicht meine fachliches Expertinnengebiet oder Expertengebiet in dem Fall, aber ich beschäftige mich natürlich auch damit.
Was man da sagen muss ist, dass das wichtigste Element hier durchaus die Transparenz ist. Das heißt, wenn Journalismus das Vertrauen der Bevölkerung weiter behalten, beziehungsweise wenn es nicht noch weiter sinken soll, dann ist es wichtig, in der Verwendung von künstlicher Intelligenz transparent zu sein. Ich würde sagen, dass wir noch nicht bei dem Punkt angelangt sind, dass künstliche Intelligenz den Journalismus ersetzen kann. Das ist einfach nicht der Fall. Journalismus hat ganz klare Regeln. Journalismus muss sich mit Recherche deutlich besser auseinandersetzen als im Moment diese ganzen KI Tools machen. Diese grundsätzliche Regel des Check Recheck, Double Check, das sind diese journalistischen Routinen und Regeln, die sicherstellen können, dass das, was dann das journalistische Produkt am Ende ist, auch wirklich korrekt ist, faktisch ist, qualitativ hochwertig ist.
Diese Regeln, diese Routinen sind nicht so leicht ersetzbar durch die KI, was es natürlich schon gibt mittlerweile und auch immer mehr geben wird, ist in diesen pseudojournalistischen Produkten, wie eben in den alternativen Nachrichtenseiten, die auch eher in Richtung Desinformation gehen können, dass dort dann recht leicht dieses ohnehin schon nicht journalistische Produkt dann einfach durch ein KI Produkt ersetzt werden kann.
Das sei dahingestellt, sagt auch vielleicht etwas darüber aus, wie gut das journalistische Produkt davor schon war oder eben wie unbrauchbar.
Und gleichzeitig muss man schon auch sagen, dass es gerade in einer Zeit, in der es einen extremen Effizienzdruck oder einen extremen ökonomischen Druck gibt, wo es auch sehr viel um Geschwindigkeit geht, also in der Geschwindigkeit, in der journalistische Produkte veröffentlicht werden müssen, dass da manche Unterstützung durch KI schon auch hilfreich sein könnte. Aber, und das ist Ein großes aber, und das betrifft jegliche Nutzung von KI, egal ob im Journalismus oder für die eigenen Arbeiten, man muss sich immer dessen bewusst sein, dass es einen großen Beipackzettel gibt bei KI. Der beginnt damit, dass man sich mit den ethischen Hintergründen auseinandersetzen muss, wie eigentlich diese KIs trainiert worden sind. Also dass bei den meisten großen Produzenten gerade Daten missbräuchlich verwendet worden sind, urheberrechtsgeschützte Daten missbräuchlich verwendet worden sind.
Und dessen sollte man sich bewusst sein. Das kann man dann in Kauf nehmen, kann man dann akzeptieren in der eigenen Abwägung oder nicht, man sollte sich dessen aber bewusst sein und das andererseits KI nicht neutral ist, also diese Sprachmodelle, die uns sprachliche und kommunikative Inhalte produzieren, nicht neutral sind. Man hat dann oftmals irgendwie diese falsche Vorstellung, dass dadurch, dass das ja mathematische Formeln im Hintergrund sind, dadurch, dass das ja keine Menschen sind, die da mit uns kommunizieren, dass es daher auch keine menschlichen Verzerrungen geben kann. Aber gerade diese Sprachmodelle sind eben anhand von menschlicher Sprache trainiert worden, von Menschen trainiert worden und dabei oftmals von Daten und von Menschen, die ein sehr klares, spezifisches Schema oder Muster oder sowohl Einstellungen als auch ethnischen Hintergrund haben. Das heißt, wir wissen über KIs, dass sie durchaus oftmals rassistische Untertöne haben können, wir wissen, dass sie bestimmte Themen ausblenden können, dass auch umso mehr, gerade in den Entwicklungen, die wir in den USA erleben, auch Zensurmechanismen im Hintergrund in Kraft treten können. Und dann müssen wir tatsächlich aufpassen, dass wenn wir diese KIs verwenden, dass da durchaus Verzerrungen drinnen sind, die nicht unbedingt parteipolitisch sein müssen, aber die sexistisch sein können, die rassistisch sein können, die bestimmte Wissenschaftsgebiete falsch darstellen könnten und dadurch auch Desinformation verbreiten könnten.
Es ist nicht dasselbe, als wenn ich mit einem Experten oder einer Expertin sprechen würde oder als wenn ich diese klaren journalistischen Qualitätsroutinen durchmachen würde in der Hinsicht. KI ersetzt in der Hinsicht einfach noch keinen Journalismus und wird das auch auf absehbare Zeit nicht tun.
[00:20:45] Speaker B: Jetzt drängt sich natürlich für mich die Frage auf, wer trägt hier die Verantwortung?
Also wieder nochmal drei Player. Jene Kommunikatoren, die das verbreiten, jene, die das, Klammer auf, unterschiedlich willfährig und freiwillig, Klammer zu, gerne übernehmen und die Politik, die dann immer zur Verantwortung gerufen wird, wenn die Kacke schon den Ventilator erreicht hat, wenn es meistens dann schon zu spät ist. So, jetzt habe ich mir gedacht, nach Marktregeln müsste es ja so sein, dass wenn man jemanden draufkommt, einer Institution, einer Zeitung, einem Fernsehsender, was auch immer, dass sie böse sind, dass sie vielleicht sogar korrupt sind und so weiter, dann nimmt man ihnen das Geld weg. Nun haben wir aber Gratiszeitungen etc. Die darüber lachen, denen es gar nicht mehr darum geht, denen wir nichts wegnehmen kann, weil sie gar nichts von uns wollen, außer unsere Aufmerksamkeit. Und in dieser Aufmerksamkeitsökonomie, wie sie genannt wird, Herr Dr. Eberl, halten sich ja z.B. jene Institute, die verbreiten, also Verlage etc. Insofern aus der Sache heraus, als dass sie sagen, die Voreingenommenheit wird ja von uns nicht gemacht, sondern wir übernehmen nur diese Haltung von unseren Kundinnen. Also sie liegt ursprünglich beim Kunden, bei der Kundin, bei der Leserin, bei der Zuhörerin, bei jener, die Aufmerksamkeit als quasi Währung einbringt in diesen Deal. Und wir verbreiten das nur und sind also insofern nicht dafür verantwortlich, auch nicht zur Rechenschaft zu ziehen, auch nicht durch die Politik. Ist denn, Frage an sie, gesellschaftliche Aggression schon ein Businessplan geworden?
[00:23:07] Speaker E: Wenn jetzt wieder sehr viele Fragen. Ich war einmal drin, ich versuche sie eine.
[00:23:11] Speaker B: Sorry, sorry, das ist immer.
[00:23:12] Speaker E: Ja, aber sie schaffen ausgezeichnet. Ja, ich kriege das hin. Also die erste Frage war, wer ist dafür verantwortlich? Ja, ja, genau.
Und warum regelt das der Markt nicht?
Ich hoffe, Ökonomen nehmen das und Ökonominnen nehmen mir das jetzt nicht übel, aber das ist ein Fehlversprechen des Marktes, dass der Markt alles regelt. Insbesondere hat der Markt, sofern es einen Markt gibt, möglicherweise auch ganz andere Wertigkeiten als jene, die wir aus vielleicht demokratiepolitischer Sicht für wichtig halten würden in der Hinsicht. Es haben alle, das ist vielleicht auch immer ein bisschen unangenehm, wenn man mit Wissenschaftlerinnen spricht, weil wir nicht sagen, die sind es und das sind die bösen. Es haben alle eine Verantwortung und das ist auch grundsätzlich gut so, weil das heißt, man kann an mehreren Stellen ansetzen.
Es haben die KI Produzentinnen eine Verantwortung, die sie aber offensichtlich missachten, weil sie eben ihre KIs an urheberrechtsgeschützten Daten auch trainiert haben, die sie eigentlich nie haben dürften oder nie gehabt haben dürften und sich bis zu einem gewissen Grad dann eben aus dieser Verantwortung dann auch versuchen hinaus zu schleichen.
Wir haben die Nutzerinnen, die aber muss man ganz ehrlich sein, ja, ich habe es vorher schon gemeint, man muss diese Abwägungen machen, man muss sich dessen vor allem dessen bewusst sein, in welchen Kontexten diese Dinge entstanden sind und was man dann selber gewillt ist, damit zu machen. Ich sehe bei KI durchaus, vor allem wenn es darum geht, in Fremdsprachen zu kommunizieren, auch eine Form von Demokratisierung, eine Art von KI für Gutes, weil es ermöglicht auch Menschen, die vielleicht in bestimmten Sprachen oder auch politischen Diskussionen, wo Sprache, also die Sprachsicherheit ein wichtiger Bestandteil ist, durch KI hier die Möglichkeit zu bekommen, an politischen Diskussionen Debatten teilzunehmen. Also eine Form von Demokratisierung des öffentlichen Diskurses. Also es gibt durchaus auch positive Aspekte hier. Der wichtigste Punkt aber insbesondere wenn wir in sozialdemokratischen oder grundsätzlich zumindest auch liberal demokratisch geprägten Systemen leben, dass es sehr wohl Regulatorien gibt, die politisch eingesetzt werden können, dass Politik zur Verantwortung gezogen wird, um Regulatorien zu schaffen. Und das ist durchaus auch das, was derzeit auf europäischer Ebene passiert mit dem sogenannten Digital Services Act, wo sowohl Social Media Plattformen als auch diese großen KI Plattformen als auch andere digitale Plattformen wie Amazon und so weiter, dass die auch zur Verantwortung gezogen werden. Das große Problem allerdings ist, dass wir gerade wirklich gegenläufige Trends haben in dem, was die EU und europäische Mitgliedstaaten gerade einverlangen wollen und einverlangen meiner Meinung nach aus durchaus wichtigen und richtigen Gründen und dem, was derzeit seit der Wiederwahl von Trump in den USA passiert, wo all diese Unternehmen quasi sitzen. Die Unternehmen deregulieren immer mehr, schaffen bisherige Sicherheitsvorkehrungen ab und gleichzeitig verlangt die europäische Union eine Erhöhung dieser Sicherheitsvorkehrungen bzw. Auch und für jene, die vielleicht so sind, Sicherheitsvorkehrungen, wie heißt es auf Englisch immer? Sicherheitsvorkehrungen, Schmicherheitsvorkehrungen. Also trifft mich nicht. Es geht schon auch darum, wieder Transparenz zu schaffen und auch z.B. wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie mir eben auch den Datenzugang zu erlauben für wissenschaftliche Zwecke, um überhaupt erst die Probleme klar benennen zu können.
Viele dieser Systeme sind derzeit sogenannte schwarze Boxen.
Wir sehen zwar die Konsequenzen, wir können die Konsequenzen dieser Systeme recht leicht benennen, was an sich schon dazu führt, dass wir Probleme erkennen können. Wir können aber recht schwer sagen, von wo diese Probleme genau kommen, weil wir in die Systeme nicht hineinschauen dürfen und das, obwohl diese Systeme eigentlich auf Basis von Informationen überhaupt erst funktionieren, die von einzelnen Individuen, von einzelnen Steuerzahler innen, von einzelnen Bürger innen überhaupt erst befüllt werden. Das war ja auch eine der Fragen, wenn ich mich richtig erinnere, wer die Verantwortung trägt, wenn diese Systeme ja eigentlich mit den Social Media Daten z.B. von Bürgerinnen befüllt werden, dann sind die vielleicht erst so problematisch, weil wir ja schon alle problematisch sind und dann profitieren vielleicht jene, die ohnehin schon problematische Kommunikationsstile haben, einfach noch mal mehr davon.
Das ist kurz gesagt definitiv auch der Fall.
Was KI und alles was im Social Media Bereich definitiv noch problematischer macht, ist, dass all diese Bereiche ohnehin schon ein schiefes Spielfeld bis zu einem gewissen Grad darstellen. Das heißt, wer profitiert auf sozialen Medien? Auf sozialen Medien durch eben diese Aufmerksamkeitsökonomie, profitieren insbesondere jene Kommunikator innen, die emotionalisieren wollen, die systematisch emotionalisieren wollen, wo das deren quasi Businessplan, wie gesagt, Businessplan ist.
Das ist bis zum gewissen Grad etwas, was wir auch eine populistische Agenda nennen können. Eine populistische Agenda insofern, weil es beim Populismus darum geht, ganz klar zu sagen, das eine sind die Bösen, das andere sind die Guten, es gibt keinen Spielraum, ich muss euch ganz klar auf die Bösen hinweisen, weil das sind geheime Strategien, die euch unterjochen sollen. Und macht das mit einer sehr emotionalisierenden Sprache und vereinfache komplexe Sachverhalte, komplexe Entwicklungen auf das stärkste, wie es geht, damit ich am Ende sagen kann, es gibt den einen Sündenbock, aber etwas, was wir eben aus der Vergangenheit auch kennen, aus vergangenen Entwicklungen auch kennen. Und das sind sehr problematische Kommunikationsstrategien, die zu dramatischen Folgen führen können. Aber diese Systeme sind alle genau darauf ausgelegt. Wenn wir z.B. Über die algorithmische Kuratierung auf sozialen Medien sprechen, sind jetzt komplizierte Begriffe, was das bedeutet ist, soziale Medien, die Timelines, die wir da haben, also was wir sehen in unseren sozialen Medien, was uns angeboten wird, was uns angeboten wird, ist algorithmisch aufbereitet. Das heißt, der Algorithmus dieser Social Media Plattformen zeigt uns das, was der Algorithmus glaubt, was für uns wichtig ist. Das sind Dinge, auf die besonders viele Leute geklickt haben davor schon, wo sie Likes gegeben haben, die sie selber dann noch weiter verbreitet haben. Aber dann wissen wir auch, dass wir als Menschen insbesondere auf speziell emotionalisierenden, auf speziellen negativen, auf speziell vereinfachenden Content viel eher reagieren und dadurch wird das Ganze verstärkt und verstärkt und verstärkt. Und dann muss man aber ganz klar sagen, diese Arten von Kommunikationsstrategien sind immer schon die Kommunikationsstrategien populistischer und auch vor allem rechtspopulistischer Parteien auf Social Media gewesen, sind, auch viel früher auf Social Media aufgesprungen und sie bekommen dadurch noch mal mehr den Vorteil. Und so wirkt es so, dass gerade auf Social Media eben, und es ist wirkt nicht nur so, sondern es ist auch so, gerade solche Inhalte verstärkt werden. Und das ist dann natürlich auch demokratiepolitisch extrem problematisch, weil man dann das Gefühl bekommt, dass die gesamte Bevölkerung so denken würde. Und da ist wieder wichtig zu verstehen, dass die wenigsten, dass eine sehr kleine Gruppe an Menschen den sichtbarsten Inhalt auf Social Media produzieren. Eine sehr kleine Gruppe an Menschen ist besonders laut.
Fälschlicherweise entsteht dann bei uns als Nutzerinnen die Wahrnehmung, es wären alle so.
[00:32:15] Speaker B: Es wären alle so.
Jetzt muss ich da mal reingrätschen noch.
Was sie uns jetzt erklärt haben, ist ganz offen deutlich eine negative.
Da geht nichts dran vorbei, das wollen wir nicht, das brauchen wir nicht. Das ist ungeheuer gefährlich für den gesellschaftlichen Frieden. Denn bevor nicht die Aluhüte so laut waren, wie sie es zu Recht nennen auf Social media, hat es diese Auswüchse der Wut und so weiter auch nicht gegeben, von wegen Judenstern und so weiter. Das heißt, das schaukelt sich dann ab einem gewissen Moment von selbst, kommt ein eigenes Momentum und wird zu einem Perpetuum mobile, das gar keinen Anschub mehr braucht. Nichtsdestotrotz kommt er. Meine Frage ist an den Wissenschaftler, und ich sage noch es ist nicht ihr Beruf und nicht ihre Aufgabe, dafür werden sie auch nicht belohnt, jetzt way out zu finden aus diesem Dilemma. Nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass während sie dort an diesen Untersuchungen arbeiten, sie sehr wohl auch den einen oder anderen Gedanken haben, wie könnte man das, also wo liegt jetzt die Verantwortung? Es ist ein freier Markt, wir haben freie Willens und Meinungsäußerungen. Wir können diese Blätter kaufen, nicht kaufen, lesen.
Wir können sie auch inhalieren und verinnerlichen, müssen aber nicht. Wo liegt jetzt die Verantwortung? Ich habe sie eh schon ein bisschen geprimed jetzt.
[00:33:55] Speaker E: Ich glaube, ich habe das vorher auch schon versucht anzusprechen, vielleicht nicht klar genug.
Am Ende liegt die Verantwortung vor allem bei jenen. Also schwierig. Die Verantwortung liegt, ich muss es wieder so sagen, wieder an mehreren Stellen. Man muss nur sagen, dass die, die damit Geld machen, die werden wir nicht so leicht aus intrinsischen Gründen dazu bringen, dass sie ihr Verhalten ändern. Boulevardmedien profitieren davon von der Auflage, profitieren davon von den Klicks. Sie kriegen ihr Geld vor allem auch durch Werbung und die Werbung kriegen sie die Werbequoten. Also erfüllen sie, umso mehr Leute auf ihre Nachrichten klicken. Wie bringe ich dazu, auf meine Nachrichten zu klicken? Indem ich möglichst reißerisch bin, möglichst emotionalisierend bin und dadurch diese Klicks hervorzurufen. Das sind ökonomische Interessen, ganz klar.
Aber wir leben in einer Demokratie, wir leben in einer Parteiendemokratie, wir sind Bürgerinnen, wir sind Wählerinnen, wir gehen regelmäßig zur Wahl.
Die politischen Verantwortungsträger, wie sie schon heißen, haben hier die Verantwortung, Regulatorien zu schaffen. Wenn es z.B. um Medien geht, geht es um Presseförderungen. Und die Presseförderungen werden derzeit oder schon länger auch diskutiert, auch an Qualitätsstandards festzumachen, kann nicht nur anhand der Auflagen z.B.
berechnet werden, es geht schon auch darum, Qualitätsstandards festzulegen. Die große Problematik hier woran macht man Qualitätsstandards fest?
Aber das sind Dinge, die derzeit durchaus diskutiert werden. Wir erleben, dass neue Medien aus dem Boden gestampft werden, durchaus teilweise auch Anspruch dann auf Medienförderung bekommen, obwohl sie regelmäßig belegt Misinformation verbreiten, also faktisch falsche Information auch wiederholt verbreiten, obwohl man sie schon mal aufgeklärt hat. Was diese Misinformation dann auch bis zu einem gewissen Grad zur Desinformation, einer bewussten, einer bewussten Verbreitung von Misinformation, was dazu.
[00:36:12] Speaker B: Führt, dass man plötzlich heute mit einem Satz konfrontiert ja, da geht die Demokratie zu weit. Ich meine, hallo, die Demokratie geht nie zu weit, wir müssen sie nur bändigen. Manchmal könnte man das so sagen, also auf Deutsch, manche machen Geld mit unserer Empörung.
Wenn wir damit einverstanden sind, machen wir da weiter. Aber sie, Herr Dr. Eberl, haben ja jetzt in Ihren letzten Ausführungen quasi ausschließlich über digitale Erlebnisse gesprochen, weil das nun einmal unsere mediale Realität jetzt ist. Inwiefern es noch Zeitungen geben wird und Fernsehanstalten und in welchen Formaten, wird sich zeigen. So wie sie waren, werden sie nicht mehr und führend sind sie auch nicht mehr. Das heißt, wenn wir auf Social Media unsere Nachrichten erhalten, und viele, viele, viele, mich eingenommen, tun das bereits, müssen wir, und hier ist noch mal ein Dank an sie alle, vor allem an sie persönlich, Jakob Moritz Eberl, dass sie uns aufklären, wie das funktioniert, dass wir bewusst machen, was wir bislang unbewusst gemacht haben. Aber auch wir können, wir dürfen, wir sollen antworten. Das ist doch der Riesenunterschied zu den Medien der Vergangenheit, wo wir ein Briefpapier aus der Ladung holen müssen, die Feder ausputzen, liebe Redaktion, schreiben, bicken, schlecken, zur Post bringen, so ein Quatsch, das ist heute mit einem Klick. Warum tun wir es nicht? Was ist da los?
[00:38:10] Speaker E: Also ich würde grundsätzlich schon sagen, dass es.
Man muss wirklich auch sagen, soziale Medien z.b. sind nicht nur schlecht, soziale Medien ermöglichen es eben auch, im Guten wie im Schlechten solche Mobilisierungs dynamiken zu erlauben.
[00:38:28] Speaker B: Ja, wir profitieren ja gerade davon. Wir sind jetzt gerade auf Social media.
[00:38:33] Speaker E: Genau, wo dann auch einzelne User innen, einzelne Bürger innen etwas bewegen können und wo sie auch darauf hinweisen können, dass irgendwo etwas falsch läuft, auch im Bereich der Medien. Vielleicht darf ich ganz kurz eine Anekdote, auch mit Verbindung zu Niederösterreich erwähnen.
Erst vor wenigen Wochen hat der ORF niederösterreich eine Diskussionssendung zum Bereich Gesundheits angekündigt. Mir ist dann als Wissenschaftler aufgefallen, es ging um fünf Jahre Pandemie. Mir ist als Wissenschaftler aufgefallen, dass da eben mittlerweile vom Profil und vom Gericht bestätigter, also man darf ihn jetzt bestätigt von nennen, Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme eingeladen war. Wie mir das aufgefallen ist, wie mir das auf rechtsextreme aber auch. Also das ist extrem wichtig noch mal zu verstehen. Das ist der öffentlich rechtliche Rundfunk.
Ich habe damals auf Social Media dann darauf aufmerksam gemacht, das ist dann verstärkt verbreitet worden durch andere Bürgerinnen und Bürger. Dadurch ist es medial aufgegriffen worden.
Am Ende ist diese Diskussionssendung dann abgesagt worden, weil sie dem öffentlich rechtlichen Rundfunk, der in diesem Kontext einfach keinen Platz hat, vor allem auch als Informationssendung. Informationssendungen sind da, um Information zu schaffen, nicht um Desinformation zu verbreiten.
Alles um zu wir können das tun, wir haben die Macht, wir können sie einsetzen, gerade auch auf sozialen Medien. Nur weil es einen großen Teil von Menschen gibt, wo man auch sagen muss, das sind nicht nur Bürgerinnen hier, es gibt auch den sogenannten hybriden Krieg, der von Drittstaaten geführt wird, um Verunsicherung zu verbreiten in Europa, um bestimmte destruktive Kräfte zu stärken in Europa.
Den gibt es. Und es mag dann so aussehen, als wären das österreichische Bürgerinnen und Bürger. Das sind aber dann keine österreichischen Bürgerinnen und Bürger, die hier die Unruhe stiften und Misstrauen sehen in der Hinsicht. Nur eben kurz gesagt, ich glaube, es passiert teilweise. Es passiert sicherlich nicht ausreichend. Ich würde jedem Bürger und jeder Bürgerin raten, wenn sie Falschinformation sehen, diese durchaus auch aufklären. Wir haben eine wirklich gute sogenannte, ich nenne sie immer Fact Checking Infrastruktur, Mimikama etc. Mit Mimikama, mit dem Upper Fact Checking Team, wo man bestimmte Falschmeldungen einfach Google eingeben kann mit dem Zusatz Factcheck und dann Berichte dazu finden kann. Und wenn wir das mehr verbreiten würden und auch mit den positiven und aufklärenden Inhalten mehr interagieren würden, könnten wir diese Algorithmen auf Social Media auch austricksen. Wir haben das Hauptproblem, dass jene, die z.B. auch, das habe ich auch in einer Studie nachzeichnen können, dass jene, die Wissenschaft, ein Wissenschaftsverständnis haben, dass jene, die demokratische Einstellungen haben, dass jene, die auch progressive Einstellungen grundsätzlich eher haben, dass die viel weniger mit Inhalten auf Social Media interagieren. Wir überlassen diese Interaktionen auf Social Media dem rechten und rechtsaußen und verschwörungsmythologischen Publikum, wodurch diese Inhalte dann noch viel eher wieder unsere in unsere Plattformen hineingespielt werden. Wenn ich also eine Sache sagen könnte. Ja, natürlich, das ist wichtig. Ich glaube auch, dass es teilweise passiert, aber ich glaube, dass da noch sehr viel Spielraum nach oben ist. Wir müssen diese sozialen Medien, die eben nicht nur schlecht sein müssen, auch positiv nutzen. Unser Spielraum ist vielleicht nicht riesig, aber er ist da.
[00:42:40] Speaker B: Also mach's Maul auf, Konsumentin. Antworte, wenn du dich nicht traust. Das müssen wir ja auch mal sagen, dass Menschen mit Klarnamen oftmals berechtigt Angst haben müssen vor Social Shaming oder auch am Arbeitsplatz etc. Können sie sich an Mimikama und an andere wenden, um darauf aufmerksam zu machen. So wie ich es jedes Mal, wenn ich es denn erwische und ich werde immer besser, meine Phishing Attacken in den Mails erkenne, indem ich einfach ganz normal auf die Adresse gehe und sehe, die hat überhaupt nichts mit dem Angebotenen zu tun. Und das weiterleite an jene, die sie vorgeben zu sein, weil die gehen danach. Und so habe ich etwas Gutes getan. Ein bisschen Pfadfinder.
Und ich glaube, da liegt auch wir müssen auch ein bisschen an die Belohnungssysteme, die menschlichen, denken. Und wie belohnen wir denn die Menschen, wenn sie für uns alle aufmerksam bleiben? Und das ist dieses gute Gefühl, was wir haben, dass wir einem sagen können, der irgendwo in Sankt Petersburg oder was sitzt, ein böser Finger sagen mit mir nicht. Oder nd wie ich immer net do.
Es ist nun mal hier, es läuft anders. Wir sind ein kleines Land, deswegen sind wir auch viel vernetzter. In diesem Sinne möchte ich mich auch bei ihnen bedanken, dass sie sich die Zeit genommen haben, uns diese, wie wir mittlerweile feststellen müssen, gar nicht so einfachen, komplexen Dinge zu erklären und für Ihre Arbeit. Und ich würde gerne noch mal anschließen, wenn sie mögen, in der Zukunft, um darüber zu sprechen, wie sich ihre Forschungsarbeit jetzt materialisiert, wie gut und wichtig sie ist für unseren gesellschaftlichen Frieden und vor allem, wie wir dafür sorgen können, dass sie nicht behindert oder gar aufgelöst wird, wie es gerade in Amerika passiert. Da muss man sich auch vorstellen, da wurde gerade das Bildungsministerium aufgelöst. Aufgelöst.
Das ist Teil des diabolischen Plans. Insofern danke auch für Ihre Offenheit. Ich weiß nicht, ob das in Ihrem Institut. Ich nehme an, das hängt damit zusammen, dass sie einfach das Maul aufmachen. Ist das sehr mutig? Müssen sie Angst haben?
[00:45:26] Speaker E: Also ich muss zum Glück keine Angst haben, nicht aus meinem Institut. Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei.
Aber ich muss schon auch sagen, dass meine Entscheidung, so offen zu kommunizieren, es ist Wissenschaftskommunikation, die ich hier betreibe, nicht selbstverständlich ist. Und dass ich durchaus in den letzten 10 Jahren, in denen ich begonnen habe, das aktiv zu machen, ich durchaus auch gefährliche Drohungen bekommen habe, antisemitische Anfeindungen bekommen habe und dass das dann bis zu einem gewissen Grad auch zum Alltag werden kann, der sehr unangenehm sein kann. Aber da muss ich auch dann noch mal sagen, wenn das die Personen sind, die im Endeffekt sich dann angesprochen fühlen oder die das Gefühl bekommen, sie müssten sich jetzt gegen mich äußern, dann habe ich wahrscheinlich alles richtig gemacht.
[00:46:20] Speaker B: Ja, das schöne, hehre Worte. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, Herr Dr. Eberl, dass es trotzdem weh tut, dass es einem ans Eingemachte geht, dass man seine Arbeit und somit seine ganze Existenz mitunter in Frage stellt.
Daher uns an diese Unart zu gewöhnen, kann nicht der Auftrag sein.
Es kann auch nicht der Auftrag sein, unsere Empörtheit an die Politik weiterzuleiten, sondern wir müssen alle selbst aktiv werden. Richtig.
[00:46:55] Speaker E: Eigenverantwortung stimme ich voll und ganz zu. Also ich mache das daher auch weiter. Ich bespreche daher auch sehr viel mit meinen Kolleginnen und Kollegen, wie sie sich selber in diesen Rollen einfühlen können und muss aber trotzdem gleichzeitig auch sein, ich respektiere und verstehe es auch, wenn dann einzelne Kollegen und vor allem auch Kolleginnen, die zusätzliche Anfeindungen bekommen können in dem Bereich, wenn die dann sagen, das kann ich nicht machen. Und da muss ich schon auch wieder sagen, das ist wieder der Bereich, in dem es klare Regeln geben muss, in dem gerade so Gesetze wie Hass im Netz und ähnliche Rahmen geschaffen werden müssen, wo eben Demokratie und die Politik und das Regelwerk einfach enorm wichtig sind. Und ich bin sehr froh dafür in Österreich zu leben, wo dass der Begriff Meinungsfreiheit nicht so breit und wirklich demokratiegefährdend verstanden wird wie derzeit z.B. in den USA.
[00:48:00] Speaker B: Genau. Nd hoch drei. Vielen herzlichen Dank. Das war Jakob Moritz Eberl von der Uni Wien. Machen sie doch bei uns auch noch mehr das Maul auf. Schreiben sie uns, rufen sie uns an, beschimpfen sie uns oder sagen sie uns, wie verliebt sie in uns alle sind vom Montag. Wir schätzen und brauchen alle jede Meinungsäußerung. Und wenn ich den Herrn Dr. Eberl jetzt richtig verstanden habe in der letzten Dreiviertelstunde, dann geht es wirklich und wahrhaftig darum, dass wir proaktiv teilnehmen und nicht nur einfach Zuschauer jenes Theaterstücks sind, das sich Leben in Österreich nennt. In diesem Danke, danke für Ihre Aufmerksamkeit. Seien sie sich bewusst darüber, dass diese Ihre Aufmerksamkeit eine neue Währung ist und gehen sie vorsichtig damit um. Gleichzeitig sage bleiben sie uns treu. Dankeschön. Das war dieser Teil des Montalks. Jetzt noch etwas, worauf ich mich immer die ganze Zeit sehr, sehr freue, nämlich Montalk extra.
Unser Psychologe Magister John Haas hat wieder zugehört. Hallo John.
Hallo Alexander, danke, dass du wieder bei uns bist. Und wir haben es leider mea culpa ein bisschen verpasst. Über die Verrohung der Sprache an sich zu sprechen, ist vielleicht auch eher ein linguistisches Problem, aber was dem zugrunde liegt, nämlich die Höflichkeit und der Respekt, benehmen, anstand, wie es so gerne missbraucht wird. Was ist Respekt heute denn überhaupt noch wert, mag. John Haas und wie schütze ich mich proaktiv vor Respektlosigkeit? Bitte schön. Mag John Haas.
[00:50:10] Speaker F: Dr. Eber loswerden, den ich auch aus verschiedenen Medien schon seit Jahren folge und das mache ich zum ersten Mal so. Dieser Podcast gehört, gehört, das wäre eigentlich 1 Stunde, die als Pflichtveranstalter in Schulen anzuhören wäre. Also es war wunderbar moderiert von dir, Alexander, es war beantwortet von Dr. Eber. Es war eine menschenfreundliche, akademische und up to date Reise durch die moderne Medienwelt. Also danke Dr. Eberl. Danke Alexander. Das sage ich wie gesagt zum ersten Mal.
Der Respekt. Bevor man zum Respekt kommen vielleicht noch ganz kurz der Kontext, das Spielfeld, in dem wir uns bewegen. Wenn wir sagen Medien als Väter, dann ist es ja eine Geschichte zwischen drei Ebenen. Wir haben das, was wir Wirklichkeit nennen, wir haben die Personen, die Menschen und dazwischen sind die Medien, die abbilden und die damit Weltbilder schaffen, ein Umfeld schaffen, das gewisses Verhalten begünstigt, anderes Verhalten weniger begünstigt.
Vor allem die digitalen Medien und das ist aus der Forschung schon seit 25 Jahren in Ansätzen bekannt, begünstigen gewisse Verhaltensweisen. Die mediale Kommunikation führt z.B. durch ihre Distanzwahrnehmung zu einer Senkung der Aggressionsbarrieren. Das hat schon beim Telefon begonnen. Schreit jemand am Telefon eher an, als wenn man face to face begegnet. Die digitalen Medien haben diese Verhaltensneigung der Senkung der Aggressionsschwelle weiter begünstigt. Das ist weder gut noch Börse, das ist dem medium inhärent. Man muss es nur als Nutzer wissen, muss entsprechend sich anpassen. So, wenn wir jetzt 4,8 Milliarden Akteure haben, deren Aggressionsschwelle potenziell gesenkt ist, dann gibt es Netzwerkeffekte, die natürlich Aggressionsstürme begünstigen. Und das haben wir dann bei Flame Wars, bei irgendwelchen Kampagnisierungen von einzelnen oder Gruppen Akteuren, die versuchen, andere Akteure, das sind aber immer Menschen, systematisch in Ansehen oder in ihrer Weltsicht oder überhaupt ihrer Menschlichkeit anzugreifen. Wir als Beobachter, aber gleichzeitig auch aktive Akteure, sehen das dann als verminderte Ausübung dieser menschlichen Währung Respekt. Da gewisst ihr absolut recht, lieber Alexander. Auf der anderen Seite ist es aber so, wie der Professor Eber sagt, dass gewisse Mechanismen schon in Kraft getreten sind, die man vielleicht in vorsichtigen Zügen schon als Entmenschlichung aufgrund einer blutlosen oder teilweise bösartigen Mediennutzung sehen kann.
Was kann ich als Akteur, Medienteilnehmer, Mensch tun? Das ist die Frage, die du mir gestellt hast. Im Prinzip ist es eine Schleife. Eine Schleife, wo ich als bewusst Medienhandel setzender Akteur selber das tun muss. Und da sind wir bei der goldenen Regel quasi aus aus der Bibel, aber das gibt es ja auch in anderen Weltreligionen, dass ich ein Verhalten setzen soll, das ich mir auch erwarte. Das ist das Erste. Das Zweite ist, ich muss mich medienkompetent machen und muss auch mir bewusst werden, welche Mechanismen, wie z.B. enthemmung, eine flachere Hierarchie und dergleichen, welche Mechanismen in den Medien gelten. Das muss ich wissen. Und das dritte ist, ich muss als verantwortungsvoller Akteur schrägstrich Mensch dazu beitragen, und das habt ihr beide wunderbar herausgearbeitet, eine menschenfreundlichere, humanistischere und respektvollere Medienlandschaft zu gestalten in der Art und Weise, dass ich versuche, Missverständnisse aufzuklären, Falschinformationen zu debunken, zu entlarven. Und das ist ein Wahnsinnsprozess. Das ist eine Riesenarbeit, weil diese Vermittlungsschicht, die wir Medien nennen, ist mächtig, ist mechanisiert, ist auch getrieben von gewissen Akteuren. Und eigentlich ist es fast schon ein geringer Kampf der Menschlichkeit, dieser Respektlosigkeit entgegenzuwirken. Also sich bewusst werden, Kompetenz erwerben und Distanz so handeln, wie man es von den anderen erwartet.
[00:55:47] Speaker B: Super. Vielen herzlichen Dank. So auf den Punkt wie immer Bestsellerautor und Psychologe John Haas bei uns im Montalk nochmal Jakob Moritz Eberl, vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit. Grüßen sie mir Ihre Kolleginnen und versprechen sie mir bitte, dass sie versuchen, zumindest das nächste Mal, wenn wir anrufen, es wird bald sein, nochmal vielleicht für eine Dreiviertelstunde zur Verfügung zu stehen, dass wir auch über die Konsequenzen sprechen und uns noch mehr aufmunitionieren lassen, wie martialisch von unseren Wissenschaftlerinnen, vor allem in Perspektive auf das, was in ihren Worten schon durchgescheint hat. Die ganze Zeit, nämlich dieser, ich sag's mal euphemistisch, drohenden, drohenden Wissenschaftsfeindlichkeit im Land. Das ist ein ganz eigenes Thema, hat viel mit Sprache zu tun, noch mehr mit Medien vielleicht. Ich werde mich in der Redaktion stark machen dafür, dass wir das zum Thema machen. Vielleicht gleich als erstes nach unserer Millenniumsserie. Was sagen sie? Kriege ich ein Ja von ihnen?
[00:57:02] Speaker E: Sehr gerne. Ich habe im Chat der Kollegin schon einen Daumen hoch gegeben.
[00:57:05] Speaker B: Super, da freuen wir uns. Du bist sowieso dabei, John H. Sage ich mal arroganterweise.
Wir können ja auch schon gar nicht mehr ohne dich. Im Namen all meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sage ich noch Dankeschön für Ihre Aufmerksamkeit. Haben sie eine schöne Woche. Wir freuen uns auf sie beim nächsten Montalk. Ciao, ciao.
Die arbeiterkammer Niederösterreich hat eine neue App, die Arka Blitz App. Ab sofort zum Downloaden. Bleiben sie am Laufenden, erhalten sie alle relevanten Informationen und sie wissen, noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die AK Blitz App ab sofort zum Downloaden. Das war der Monttalk. Chefredaktion Susanne Karner, Mario Gattinger und Karina Karas. Straßenumfragen Christoph Baumgarten. Faktenbox Bettina Schabschneider. Technische Stefan Dangl Administration Christina Winkler. Am Mikrofon Alexander Göbel.