Episode Transcript
[00:00:00] Speaker A: Wie hat sich denn in den vergangenen Jahren dein Konsumverhalten verändert?
[00:00:06] Speaker B: Naja, es ist alles extrem teuer und zurzeit suche ich jetzt einen neuen Job und man merkt wie teuer alles geworden ist und die Nachzahlungen und alles.
[00:00:15] Speaker A: Das heißt es im Moment sparen angesagt?
[00:00:18] Speaker B: Ja, die ganze Zeit.
Ich habe gar nicht drauf geachtet, ehrlich gesagt. Es ist gleich unwesentlich. Also ich bin pensioniert, konsumiere biologisch, österreichisch. Ja, das war's, das habe ich schon.
[00:00:33] Speaker A: Immer gemacht und so mache ich es weiter.
[00:00:35] Speaker C: Keine Ahnung, ich achte nicht drauf.
[00:00:37] Speaker B: Im großen und ganzen kaum. Ich gehe nicht mehr so oft essen, weil es einfach sehr teuer geworden ist. Das überlegen wir uns mehr, aber ich habe vorher schon nicht viel eingekauft, ich kaufe jetzt nicht viel ein. Viel weiter reduzieren hätte ich es nicht mehr können.
[00:00:47] Speaker A: Ja, es ist auf alle Fälle mehr zu bezahlen für das was man kauft, also weniger Fleisch und biologische Sachen, so gut es geht, auch für die Familie.
[00:00:56] Speaker B: Das Essen ist teurer geworden und wir kaufen mehr ein, weil wir jetzt alleine wohnen, nicht mehr bei den Eltern.
Aber sonst, vor allem wenn es beim Fleisch geht, schaue ich schon aufs Bio, aber sonst, ja, schauen wir halt auch auf den Preis hauptsächlich.
[00:01:15] Speaker D: Montag der Podcast zum Mitreden.
Herzlich Willkommen beim Montalk, dem Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Dies ist Folge 123 der Konsum. Damit ist nicht der alte Laden gemeint, den es nicht mehr gibt, sondern der Millenniumscheck. Viele die uns folgen haben ja mitbekommen, dass wir sozusagen einen Vierteljahrhundert Check machen. Wir schauen zurück vom Jahr 2000 bis und schauen auch ein wenig aufgrund dieser gemachten Erfahrungen nach vorn. Heute gehen wir der Frage auf den Grund, kaufen wir heute bewusster, nachhaltiger oder einfach nur mehr? Dazu haben wir uns eingeladen, Doktorin Karin Moser vom Institut für Wirtschafts und Sozialgeschichte und sie weiß wie sich unser Kaufverhalten in den letzten 25 Jahren verändert hat. Doch zuvor wie immer unsere Faktenbox.
[00:02:23] Speaker E: Die industrielle Revolution, die in Großbritannien schon in der zweiten Hälfte des achtzehnte Jahrhunderts einsetzte, ermöglichte die Massenproduktion von Gütern. Damit begann die Mehrheit der Menschen Waren wie Nahrungsmittel und Kleidung zu kaufen, anstatt sie selbst zu produzieren. Der französische Geschäftsmann Artistide Bokiko eröffnete 1852 in Paris mit Le Bon Marché das erste moderne Kaufhaus Europas.
Der gebürtige wiener Victor Grün gilt als der Erfinder des Einkaufszentrums und entwarf die erste shopping mall in den USA.
Bereits in den frühen Ern des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Online Shops gegründet.
[00:03:03] Speaker D: Wie immer vielen Dank an Bettina Scharpschneider. So und wie schon angekündigt, Frau Dr. Karin Moser bei uns im Montalk. Hallo Frau Moser.
[00:03:15] Speaker C: Hallo. Freut mich, dass ich da bin bei euch.
[00:03:16] Speaker D: Frau Moser, vor 25 Jahren haben sie ja wahrscheinlich auch schon geshoppt. Ja, vielleicht sind doch gerade raus aus den Kindersachen, ich bin mir nicht sicher.
Wissen sie, was es war? Wissen sie noch, worum sie am liebsten geshoppt haben vor 25 Jahren?
[00:03:40] Speaker C: Also ich glaube, dass ich inhaltlich, also von den Produkten her, nicht so weit weg bin von dem, was ich heute kaufe. Aber ich glaube, dass halt die Art und Weise, wie ich diese Produkte kaufe oder erstehe und wie ich darüber informiert werde, ganz andere sind. Also ich war jetzt nie diese sozusagen typische Shopperin, die sozusagen freizeitmässig, dass er shoppen betreibt. Das habe ich nie gemacht. Aber es gibt schon so Splints, die man hat. Und bei mir waren es immer Bücher und dann vor allem Filme. Das heißt, wenn ich z.B. irgendwie auf einem Städteurlaub war, dann bin ich immer in irgendeiner Videothek oder DVthek, weil ich ja schauen habe müssen, ob da jetzt irgendetwas ist an einem Film, an Filmen, die ich in Wien nicht bekomme. Und das hat sich natürlich jetzt massiv geändert, weil über online shopping bekommt man viel mehr an Auswahl. DVDs werden praktisch eingestellt, das heißt, es geht um Screenings jetzt auch mehr und deswegen hat sich das verändert. Und auch bei Büchern natürlich hat man auch eine größere Auswahl und mir wird viel mehr angeboten vielleicht als früher. Also ich sehe viel mehr, als sich früher vielleicht gesehen, wenn ich direkt in ein Geschäft gegangen bin.
[00:04:41] Speaker D: Ja, dieses Ansammeln von Produkten. Ich kenne das auch von Büchern, die ich dann nie lese, aber ich habe sie und bilde mir ein, dadurch habe ich sie auch schon, sagen wir mal, zu 25 % gelesen. Im Übrigen alle Podcasts, die ich höre von sehr, sehr klugen Menschen, die sagen alle, niemand liest mehr von Seite eins bis Seite 300.
[00:05:04] Speaker C: Alles das gibt es nicht.
[00:05:07] Speaker D: Ja. Ach so.
[00:05:09] Speaker C: Kommt auf den Typus an. Also ich glaube, es gibt schon Leute, die z.B. also angenommen, es geht einfach um einen Krimi, den muss man zu Ende lesen, weil sonst ist blöd. Aber sonst. Ja, also ich glaube schon, dass die Leute weniger lesen und eher so, ich sage immer so boxen Informationen, so kurze Informationen, weil ihnen sie sagen, die Zeit.
[00:05:27] Speaker D: Fehlt, da geht es wohl hin. Genau. Die Geschichte des Konsums, da sind sie ja unter anderem auch eine Fachfrau und sie haben es ja auch sehr mit den Medien. Sie gelten als Medienfilm Spezialistin innerhalb des akademischen Rahmens. Und beides hat ja absolut miteinander zu tun. Also als ich kann mich noch erinnern, als die ersten Fernsehwerbungen stattfanden, damals noch in schwarz weiß, oft auch animated, was mich jetzt im Nachhinein erstaunt, da gab es ja schon den ersten Aufruhr der politisch Aufrechten, die gesagt haben, das ist Werbung und die ist für uns alle sehr schlecht, ihr werdet schon sehen. Haben diese Frühwarner recht behalten?
[00:06:28] Speaker C: Naja, ich sage mal so, Werbung ist etwas, was schon sehr lange gibt, nämlich spätestens sozusagen, wenn die Massenproduktion da ist, muss man dafür werben, weil man ja auf einmal nicht nur eine Zahnpasta hat, sondern 10 Variationen vielleicht. Und dann muss man erklären, warum es genau wichtig ist, dass ich diese Zahnpasta jetzt kaufe. Das heißt, die Markenprodukte entstehen dann auch, weil das Markenprodukt sagt, du erkennst mich, egal wo du mich kaufst, die Verpackung schaut gleich aus und ich verspreche dir, die Qualität ist immer dieselbe. Also kommt dann die Werbung. Und die Werbung, also die Filmwerbung beginnt im Kino ja auch schon mit der Frühzeit Films. Das heißt, es beginnt schon so er Jahre um 1900, die ersten Kinowerbungen, wo man das schon versucht und auch macht. Und Werbung ist schon etwas, was dann gleich zu Beginn als sehr schäbig angeschaut wird, wo man sagt, naja, das sind so Keiler eigentlich. Deswegen bemüht man sich dann so in den ER Jahren, das zu standardisieren. Wir haben eine ordentliche Ausbildung, wir wollen nicht etwas anpreisen, was es nicht ist. Also man versucht das auf die Art und Weise und es soll die Werbung auch unterhalten, zweitausendein. Also das ist ganz wichtig im Kino, man soll Spaß dabei haben und am besten erst am Schluss wissen, worum es überhaupt geht und zuerst unterhalten werden. Das ist so ein bisschen ein Prinzip, das sich ganz gut auch hält und verkaufen lässt und was sich auch die Leute merken. Also wenn es ihnen Spaß gemacht hat, muss es natürlich so sein, dass es nicht zu lustig ist, dass man immer weiß, worum es geht, sondern dass schon auch noch die Botschaft ankommt.
[00:07:45] Speaker D: Ja, das erinnert mich an drei x im Moment ist das, wenn ich sie schon hier im Podcast habe, diese berühmt berüchtigte Geschichte von dem einen oder zwei, drei Kadern von prickelnd eiskalter Coca Cola, die irgendwann mal im letzten Jahrhundert in die Filme eingeschnitten worden sind, angeblich damit Menschen in der Pause, damals gab es das ja noch, sich Cola gekauft haben. Ist das eine Urban legend oder hat es das wirklich gegeben?
[00:08:26] Speaker C: Also es gibt schon auch Berichte, die sagen, dass es das tatsächlich gegeben hat. Man sieht das ja nicht, man nimmt es ja nicht wahr, weil ja 24 Kader pro Min, also pro S sind, damit man das verarbeitet. Das heißt, man sitzt nicht, sondern unterbewusst wirkt es dann und man hat dann durst. Genau. Also gut zu wissen.
[00:08:43] Speaker D: Gut zu wissen, okay. Frau Dr. Moser, wenn wir schon in der Vergangenheit schwelgen, wann hat denn eigentlich dieser ganze Wahnsinn mit dem Konsum angefangen? War das schon in der Antike ein Thema?
[00:09:00] Speaker C: Nein, wir müssen ja immer konsumieren. Also ich glaube, das ist etwas, was wir müssen. Wir müssen was essen, wir müssen uns anziehen, wir müssen wohnen. Also grundsätzlich einmal, es gab natürlich in der Antike auch Märkte, wo man sozusagen Waren angeboten hat. Aber prinzipiell war es natürlich so, dass über Jahrhunderte hinweg es so war, dass mehr oder weniger die Mehrheit der Menschen das, was sie produziert hat, auch konsumiert hat.
Dann gab es natürlich noch die Möglichkeit, dass es Märkte gegeben hat, Jahrmärkte, Kirge, Straßenhändler, Hausierer, wo man auch Waren kaufen hat können. Das ist so die Grundgeschichte. Und dann kommt eben die industrielle Revolution und verändert das komplett. Also es wird kulturell anders, ökonomisch anders, weil eben durch neue Energieträger, Elektrizität vor allem, man länger produzieren kann. Man kann praktisch die ganze Nacht hindurch produzieren.
Es gibt neue Motorenantriebe, die auch sozusagen beschleunigen die Produktion, aber auch den Transport ermöglichen, dass er schneller wird. Das heißt, es gibt auf einmal die Möglichkeit, schneller, effizienter und billiger zu produzieren. Und man hat viel mehr an Produkten plötzlich da, die auch eine größere Anzahl an Menschen sich leisten können, weil sie billiger produziert sind. Und da beginnt eigentlich das ganze mit der Werbung, die einschlägt, wo man sagt, jetzt muss man extra bewerben, diese Dinge, die da sind, wo man global auch agieren kann, weil man so auch z.B. so bei Fahrrädern das normiert, also dass es normierte Dinge gibt, die man austauschen kann, was ja auch ganz gescheit ist. Also da explodiert die ganze Sache. Und sozusagen der ganz große Durchbruch dann noch einmal kommt dann nach dem zweiten Weltkrieg, weil dann wird auch Österreich und gerade auch Europa zur Konsumgesellschaft. Von der spricht man dann, wenn die Mehrheit der Bevölkerung über das Notwendigste hinaus konsumiert. Also nicht nur Essen, Wohnen, Kleidung, sondern auch anderes konsumiert. Und dann hat man die Konsumgesellschaft und in den er Jahren bricht das los, weil man sich dann einfach in der breiten Maße viel mehr leisten kann.
[00:10:56] Speaker D: Aber das nennt man doch gemeinhin Wohlstand.
[00:11:00] Speaker C: Ja, das kann man so sagen. Und das ist natürlich auch etwas, wonach man sich gesehnt hat. Also allein, wenn man sich vorstellt, im Krieg, nach dem Krieg haben die Menschen gehungert und dann auf einmal gibt es genug zu essen. Das ist eine Fresslust, die auf einmal da ist, alles ist üppig, wenn man sich anschaut, auch nur so Beschreibungen von, ich weiß nicht, Rezepten, wo der Mayonnaise drinnen ist, wird einem zum Teil schlecht, wenn man sich das heute anschaut. Aber das war so dieses jetzt holen wir das alles auf. Also das war ganz wichtig. Und auch diese ich habe die Möglichkeit, meinen Kühlschrank zu leisten, ich kann einmal auf Urlaub fahren, vielleicht auch in den Süden fahren. Das Auto, immer mehr Leute können sich eine Motorrolle reisten oder halt auch ein Auto leisten. Das heißt, mehr Leute können partizipieren und es geht aufwärts. Und das ist ein Wohlgefühl natürlich, dass da auch mit einherkommt.
[00:11:46] Speaker D: Und die viel geschimpften Einkaufszentren von einem Wiener erfunden, eben Viktor Grün, 1956 das erste abgeschlossene, in sich abgeschlossene Einkaufszentrum in Amerika. Das hat jetzt, wenn ich ihnen so folge, gar nicht so wahnsinnig viel mit diesem homo oeconomicus zu tun, der wir jetzt angeblich sein sollen, richtig?
[00:12:19] Speaker C: Nie. Meinen sie das konkret?
[00:12:21] Speaker D: Also das Einkaufszentrum ist nicht das alleinschuldige Merkmal an dieser unsere Konsumentwicklung?
[00:12:31] Speaker C: Nein, das ist es natürlich nicht. Das befördert halt einige Dinge. Das ist es halt. Und ich sage mal, es beginnt ja eigentlich, ich glaube in der Infobox war es ja ohnehin schon, mit dem Konsum, mit diesen Kaufhäusern, die halt dann im neunzehnte Jahrhundert entstehen. Also eben Aristide Bouqueco, der sich denkt, ich mache jetzt ein Warenhaus, wo man alles bekommt. Also man soll jede Art von Produkt bekommen und die Leute sollen möglichst lange da drinnen auch verweilen. Das ist die Idee dahinter. Und dann baut er dieses Beaumarché 1852 mit Gustav Eiffel, also dem Erbauer des Eiffelturms. Und das ist eine ganz großartige Anlage. Es ist so mit Eisen und Stahl und Glasbauten. Das heißt, die Leute gehen hinein und es ist eine völlig neue Erfahrung, sehr viel Licht, das hineinkommt. Man spricht ja auch von Kathedralen ähnlichen, von einem Konsumtempel. Man hat viel mehr Produkte, mit Farben wird gespielt, die Sinne soll ständig angeregt werden und sorgt dafür, dass die Leute dort lang bleiben. Also es gibt dann Kaffeehäuser, Teehäuser.
[00:13:31] Speaker D: Also wenn ich es richtig sehe, verzeihen sie Unterbrecher, aber dann ist doch der soziale Charakter hinter dieser Idee kein unbeträchtlicher. Das sagt ja auch Viktor Grün dann später in Interviews immer wieder, dass das seine Grundidee war, die er noch aus Wien, der Stadt der Kaffeehäuser etc. Mitgenommen hat.
Das haben wir aber verloren, oder?
[00:14:00] Speaker C: Naja, ich glaube, es ist schon ein Unterschied zu dem, was die Kaufhäuser im neunzehnte Jahrhundert sind. Und das, was der Viktor grün sich überlegt, hat, weil bei den Kaufhäusern im neunzehnte Jahrhundert geht es wirklich darum, ununterbrochen die Menschen dazu zu bringen, hier hineinzugehen und zu kaufen und zu konsumieren. Und auch es gibt für Kinder schon so Werbekarten, bunte, die sie sammeln. Also das ist so was wie die Sticker heute bei uns, wo dann die Kinder die Mütter dazu motivieren, erst recht wieder ins Kaufhaus zu gehen, um an die neuen Kunden heranzieht. Also ganz viele Marketingstrategien, die da sind. Während der Viktor Grün in den er Jahren in Amerika bemerkt, dass sozusagen da, wo man kauft und da wo man lebt und da, wo man arbeitet, sich das ein bisschen auseinanderdividiert. Und er sagt, um da ein bisschen mehr effizient zu sein und die Leute zusammenzubringen, baue ich jetzt ein Einkaufszentrum, wo ich auch ein kulturelles Angebot habe. Wo ich ein soziales Angebot habe. Das heißt, in diesem Center da bei Michigan, das erste, das er da eröffnet, in den er Jahren gibt es dann auch einen Kindergarten, eine Bücherei, ein Theater, grüne Plätze, also so Parkanlagen, wo man verweilen kann. Also man soll sich dort rundum wohlfühlen und viele Dinge erledigen können. Das ist ein bisschen ein anderer Zugang als das Kaufhaus im neunzehnte Jahrhundert.
[00:15:12] Speaker D: Ja, praktischer. Auch nicht mehr so hübsch.
[00:15:17] Speaker C: Das ist halt die Frage, was ist hübsch und was ist nicht hübsch. Der Geschmack verändert sich ja dann auch letztlich. Aber natürlich, es hat einen anderen Effekt, als, ich sage jetzt einmal, wenn man im neunzehnte Jahrhundert in so etwas hineingeht, wo einen alle Sinne fast erschlagen, weil es ganz was Neues ist und weil ich so viele Dinge auch ausprobieren kann. Ich darf die Wahn angreifen, das durfte ich ja vorher so nicht. Und die Idee auch, die dahinter steckt, ist, wenn ich etwas angreife und einmal in der Hand habe und in einen Spiegel hineinschaue oder ein Kleid trage, dann will ich es auch haben. Also dieses Emotionale, was da mitspielt, ist ganz stark drin und das versucht man auch hier zu vermitteln.
[00:15:53] Speaker D: Ja. Übrigens für sie als Bücherwürmin so ungefähr, ich check doch mal lieber. Ja, genau.
Ist es erwiesen, 80 % derer, die im Buchladen das Buch schon mal in der Hand halten, kaufen es auch?
[00:16:12] Speaker C: Ja.
[00:16:13] Speaker D: Das können sie bestätigen, oder?
[00:16:16] Speaker C: Sicher, weil man es ja schon einmal so angegriffen hineingeschaut hat. Das Haptische ist ganz wichtig. Also ich bin noch jemand, der auch eher ein Buch in der Hand gerne hält als auf einem Laptop oder so sieht, weil es eine andere Erfahrung ist. Also ich kann auch besser mir etwas merken, wenn ich es in der Hand habe und sehe und durchblättern kann. Aber das ist eine persönliche Geschichte. Ich glaube, dass sehr viele junge Leute da ganz anders schon sozialisiert sind, zweitausendein, und für die das gar keinen Unterschied mehr großartig macht. Obwohl bei den Lehrerinnen und Lehrern heißt schon noch, es ist ein Unterschied, ob ich etwas selbst erarbeite und in der Hand habe oder am Bildschirm sehe. Es macht doch noch einen gewissen Unterschied von der Arbeit her.
[00:16:53] Speaker D: Wir werden das genau beobachten hier vom Montag aus jetzt. Aber natürlich machen wir den Riesensprung, der ja Frage in den vergangenen 25 Jahren begonnen hat, nämlich Online shopping, ÿousand oder schon vorher, Frau Moser?
[00:17:13] Speaker C: Naja, ich sage mal so, Versuche gibt es schon in den ER Jahren, wo man dann ein bisschen so versucht, durch das Zusammenhängen von Fernsehapparaten mit Telefonen so was wie E Commerce zu machen, also dass man Rechnungen austauscht. Aber der große Durchbruch kommt dann in den er Jahren erst, wo es dann auch technisch möglich ist, dass die breite Maße daran teilnehmen kann, dass man das Internet auch kommerziell öffnet. Und genau in der Zeit entstehen dann auch so Dinge wie eben Amazon, das eigentlich als Buch, Handlung, Online Gedanken ursprünglich, das ist immer wieder bei den Büchern, oder ebay oder Google, das kommt alles in den er Jahren und bricht dann.
[00:17:48] Speaker D: Unglaublich durch, letztlich zu einem Triumph, ohne den wir es uns ja eigentlich gar nicht mehr vorstellen können, oder?
[00:17:56] Speaker C: Das stimmt schon. Ich glaube, wir haben uns schon so derart daran gewöhnt, dass wir ständig über alles verfügen können, zugreifen können, dass wir alles finden, dass der Schritt zurück wahrscheinlich schwieriger ist oder vielleicht auch gar nicht mehr möglich, weil wir auch so ungeduldiger mittlerweile sind.
[00:18:09] Speaker D: Aus klimagerechten Ÿousand Gründen, muss ich jetzt natürlich erwähnen. Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, wissen das natürlich, aber nehmen sie es als Erinnerung, dass alles, was wir zurückschicken, schon mal bestellt haben, und aus welchen Gründen auch immer dann zurückschicken, ja unglaubliche Schäden anrichten, was das Klima angeht, einerseits, und andererseits haben sie es auch schon gehört, gesehen, gelesen, dass das Zeug ja zum großen Teil vernichtet wird. Ja, das muss man sich mal vorstellen, dieser Zynismus. Daher drum prüfe, wer ewig kauft. Vielleicht so, dass wir einfach, bevor wir wirklich auf den Knopf drücken, noch mal ganz sicher sind, das will ich dann auch behalten, ich habe noch nie was zurückgeschickt.
[00:19:02] Speaker C: Ja, ich glaube, dass da schon natürlich etwas dazu kommt, dass dieses sich angewöhnen, gerade auch bei der Kleidung, dass man sich mehrere Größen schicken lässt, um einmal das auszuprobieren und dann wieder zurückschickt.
Und dass die Leute nicht daran denken, das ist ein Wegtransport hin und auch wieder zurück. Und dann gibt es ja tatsächlich auch Berichte darüber, einerseits Zerstörung oder man verkauft dann als praktisch sowas wie ein Second Hand, was aber nie war. Also als biologisches Maker kommt dran drauf, was gar nicht stimmt, weil wenn man in einem Geschäft ist und man probiert unterschiedliche Hosen und dann hängt man die wieder zurück, sind sie normal im Verkauf drinnen und es ist kein sozusagen angebliches Biomarschall drauf, ökologisches. Und das passiert schon auch. Ich glaube, das ist zu wenig Bewusstsein, was das eigentlich auch heißt, was man damit auch bewirkt. Und ja, gerade bei der Kleidung ist es ein wirkliches Problem, weil man ja auch so viel Wasser verbraucht, um nur ein t Shirt herzustellen. Das sind ja tausende L an.
[00:19:58] Speaker D: Aber ich habe jetzt und schon gar nicht auf die schnelle, dafür auch keine Antwort ÿousand. Aber sollten sie mal aus rein wissenschaftlicher Perspektive, Frau Dr. Moser, an irgendetwas herankommen, was das Ganze wirklich verändert. Ich lese, dass Levi's ein neues Verfahren, gerade was das Wasser angeht, erfunden hat, dass 90 % Wasser einschränkt. Ja, also wenn sie mal, dann sagen sie uns Bescheid, dann hauen wir schnell so eine Message noch raus.
[00:20:32] Speaker C: Ich glaube, dass das wird dann überhaupt sehr, sehr weit gestreut werden, weil es dann schon was ganz Spezielles ist. Also etwas, wo man sagt, da kann man wirklich was einsparen.
Und ich glaube 2000 702700 l nur für ein t Shirt, ein Baumwoll t Shirt. Wow, das ist schon immens.
[00:20:52] Speaker D: Das ist viel, ja.
Können wir ein wenig abdriften ins Abstrakte? Das mache ich so gerne.
Also nein, unsere Chefredakteurin, die Susanne Karner, hat eingegeben in eine KI, eine Konsumenten KI, den Satz ich konsumiere Punkt, Punkt. Und hat dann die Maschine gebeten, den Satz zu vervollständigen. Und es kam in mehreren Versuchen immer das Gleiche, nämlich. Also bin ich. Haben sie dafür eine Erklärung?
[00:21:33] Speaker C: Naja, KI ist natürlich auch etwas, was von Menschen gestaltet worden ist, die Geld verdienen wollen.
Aber ich sage mal so ganz falsch ist es insofern nicht, weil ja Konsum auch immer etwas mit der Persönlichkeit zu tun hat. Weil es immer schon so war, ich konsumiere etwas, weil ich einer Gruppe angehören will oder weil ich mich von einer anderen Gruppe sozusagen distanzieren möchte, was Besonderes darstellen möchte. Das sind schon Dinge, die mit zu bedenken sind. Und ich glaube, Bourdieu hat ja auch auch gemeint, was wir konsumieren, hängt einerseits davon ab, welches ökonomische Kapital wir haben, also welches Geld und auf der anderen Seite, welchen Hintergrund wir haben, kulturellen Hintergrund, damit meint er auch Bildung. Und je nachdem konsumieren, konsumieren wir dann auch. Und es ist natürlich schon so, dass Konsum auch immer etwas mit Darstellen zu tun hat. Überlegen wir nur, wenn wir Leute auf der Straße sehen und nachdem wie die gekleidet sind, zweitausendein, schieben wir auch sie gleich einmal in ein Muster hinein. Wobei sich das natürlich unterscheiden kann, wie ich mich beruflich kleide oder wie ich mich privat kleide. Aber damit drückt man schon einmal etwas aus und deswegen ist es wichtig. Und es geht auch immer um Emotionen und Gefühle natürlich. Also ich konsumiere, dann habe ich ein Gefühl auch dafür, wie fühle ich mich, fühle ich mich bestätigt, bin ich selbst ermächtigt? Da können wir dann wieder ins neunzehnte Jahrhundert zu den Frauen zurückkommen, was das mit denen macht sozusagen, wenn sie da erstmals allein im Kaufhaus allein herumgehen können, stundenlang. Also da sind ganz viele Dinge damit verbunden, die wir auch ständig brauchen. Wir wollen uns ja wohlfühlen. Und da ist halt mitunter konsumieren so etwas, wenn wir etwas kaufen und dann haben wir es, ist es so ein Gefühl, jetzt habe ich es, ich gehöre dazu. Wie lange das anhaltet, ist eine andere Geschichte.
[00:23:10] Speaker D: Ja, die Halbwertszeit ist ja eine erschreckend niedrige geworden. Also selbst ein neues Auto, für wahr keine Kleinigkeit in der Anschaffung ist gefühlt nach einer Woche Ÿousand schon wieder normal. Der Geruch des neuen Autos, die einzelnen Fähigkeiten dessen und so weiter. Ja. Also das heißt, wir betrügen uns, sagen wir es wie es ist, in aller Konsequenz, aber wir hören damit nicht auf. Wie überzeugend wirkt denn noch dieses Prestige, um ein altes Wort zu benutzen, heute noch, wie man daherkommt, mit welcher Karosserie, was für einen italienischen Maßanzug, wie man riecht, welche Armbanduhr man trägt und so weiter. Ist das noch wesentlich?
[00:24:05] Speaker C: Das kommt immer darauf an, in welcher Community ich mich bewege. Natürlich gibt es Communities, wo das ganz, ganz wichtig ist, was ich anhabe, welche Marke ich trage, welches Auto ich fahre, welchen Urlaub ich mache. Wie viele Menschen nehmen einen Kredit auf, um ein gewisses Urlaubsziel anzustreben, z.B. mir völlig unverständlich. Das gibt es schon. Und auf der anderen Seite gibt es Gruppen, die sagen, ich konsumiere extra ökologisch und es ist ein Statement, ein gesellschaftliches, aber auch etwas, was mich in der Community bestätigt, wenn ich sage, ich habe jetzt etwas im Secondhand Shop gekauft und schaut, wie toll das ist. Es kommt immer auf die Gruppe an, in der ich mich gerade befinde und zu der ich mich zugehörig fühle.
[00:24:42] Speaker D: Ja, das geht eigentlich von den Lama unterwäsche Alternativen, wie man sie früher etwas despektierlich gesagt hat, die ja auch in ihrer Weise durch Konsumverweigerung z.b.
etwas nach außen tragen, eine Signalwirkung erzeugen, nicht bis hin zu High Glamour, nicht? Also wenn Frau Swarrowski mit Herrn Mateschitz auftritt, dann glambert es mal ordentlich in der zweitausendein Formel eins Box.
Also das heißt, die Fürsten kommen mal ins Dorf runter, so medial. Ja, ist ja.
[00:25:25] Speaker C: Ja, es wird wahrgenommen. Es wird natürlich durch sozialen Medien noch viel mehr verstärkt. Also man ist ja ständig damit konfrontiert, mit der Selbstdarstellung. Das ist ja ganz eine wichtige Sache bei Social Media. Ich beschäftige mich die ganze Zeit mit mir selbst. Ÿousand stelle mich da ich brauche Likes. Also was das auch mit den Menschen macht, wenn sie immer diesen Daumen hoch haben müssen, was ja gar nichts aussagt. Das sind ja Menschen, die ich zum Großteil überhaupt nicht kenne und die wahrscheinlich auch, wenn es, wenn es darauf ankommt, hinter mir auch nicht stehen werden, weil sie mich auch nicht kennen. Also das sind so ganz komische Welten, die die Leute da auch abtauchen. Aber auch diese Influencerinnen und Influencer, die uns ja ständig etwas präsentieren, was wir haben müssen. Und ich glaube, dass da schon noch etwas mitschwingt, dass sehr viele Menschen, vor allem auch junge Menschen, gar nicht mehr den Unterschied kennen zwischen dem, was jetzt eigentlich wie eine Mitteilung ist, eine Meldung, ein Statement oder halt Werbung. Und sie werden hier dauernd mit Werbung befeuert. Und ich sage jetzt einmal, andere Generationen, wo ich auch noch dazugehöre, sind halt noch aufgewachsen, ich sage jetzt mal mit einem öffentlich rechtlichen Rundfunk, wo ganz klar war, das ist jetzt das Standardprogramm und das ist jetzt sozusagen die Werbung und Product Placement muss man irgendwie zeigen und dann kommt das Privatfernsehen, wo das schon so ineinander verschwindet und jetzt mit dem Internet ist es überhaupt nicht mehr durchsichtig. Sage ich nicht, dass nicht auch in meiner Generation Menschen es Menschen gibt, die das gar nicht mehr wahrnehmen. Aber ich glaube, dass da noch mehr da ist, dieses durcheinander gehen und dieses nicht mehr wahrnehmen, was ist Werbung? Und ich werde ständig damit konfrontiert und ich soll dauernd kaufen, kaufen, kaufen. Das ist oft, glaube ich, gar nicht mehr für viele so wahrnehmbar, was ein Problem ist, weil sie dann oft mehr konsumieren, als sie sich mitunter auch leisten können.
[00:27:00] Speaker D: Geht es Frau Dr. Moser nicht in Wirklichkeit an dieser Stelle um Identität?
Ja, ja. So, ich habe mal recherchiert, am 23. Okt. 2001 kam der erste iPod auf dem Markt. Das war sozusagen der Beginn von, heute sagt man ja Click und Brick ist der Unterschied nicht? Bric sind zweitausendein, die Ziegelsteine, also das Haus Bonmaché, Kaufhaus des Westens und so weiter. Clique ist unsere Screen, also vom Riesenkaufhaus in unsere Hände eigentlich. In eine Hand, ja. Ab da haben wir dann aus der Hand gelebt, wenn man so will, bis heute. Und jetzt wird unsere Identität, sagen viele, schon durch Social Media bestimmt. Glauben sie, dass wir dieses Rennen schon verloren haben? Können wir nur noch schauen, dass wir mitspielen und versuchen, in die richtige Richtung zu nudgen?
[00:28:17] Speaker C: Schwierig. Also ich bin keine Zukunftsforscherin. Schade.
[00:28:21] Speaker D: So schade, ja.
[00:28:23] Speaker C: Nein, und ich glaube auch da, es gibt unterschiedliche Tendenzen. Natürlich ist es etwas, wo man sich denkt, das kann man nicht abdrehen. Und vor allem auch die Art und Weise, wie viel Zeit Leute auch verbringen und nur mehr da drin sind und auch glauben, ihre reale Welt ist da drinnen, was ja nicht stimmt. Die reale Welt findet ja hier statt, wo wir uns auch mitteilen können, wo wir kommunizieren können, wo wir teilhaben können, wo wir Teil der Gesellschaft sind. Und das ist eben nicht da drinnen eigentlich. Das sind ja Menschen zwar aus aller Welt, aber die haben relativ wenig mitunter auch miteinander gemeinsam. Das ist die eine Geschichte. Aber es es zeigt sich schon noch, soweit ich das mitbekomme, so eine Tendenz bei ganz jungen, die sozusagen Teenager sind, dass denen das schon zu viel wird. Die beginnen schon sich zu distanzieren, weil sie sagen, das ist mir zu viel. Auch diese dauernde Selbstdarstellung, ich soll dauernd reagieren, so wie es ja auch einzelne Schulen gibt mittlerweile. Also in Wien gibt es zumindest, glaube ich, in der Anton krieger Straße eine Schule, die sagt, man kommt in der Früh in die Schule, legt das Handy weg und am Ende kriegt man es wieder. Und es gibt dann Schülerinnen und Schüler, die sagen, zweitausendein, eigentlich ist es eine Erleichterung für mich, weil ich muss jetzt nicht online sein und dauernd reagieren. Das ist ja ein Druck, der da ist, der Zeit frisst, der sie auch belastet. Und das übersieht man ja oft.
[00:29:33] Speaker D: Die Jungen.
[00:29:34] Speaker C: Ja, die Jungen. Eine Gruppe, die dann sagt, ich will jetzt aber nicht mehr mitmachen, es ist mir zu viel und ich nehme jetzt lieber ein Buch in die Hand, und zwar ein haptisches Buch. Das korreliert.
[00:29:44] Speaker D: Die Schülerinnen und Schüler in den skandinavischen Ländern, allen voran Schweden, glaube ich, haben jetzt für sich beschlossen, sie wollen das iPad nicht mehr, sie wollen wieder richtige Bücher. Also dieser Versuch, alle Schulen werden jetzt flächendeckend mit iPads ausgestattet, ist bereits schon wieder verändert, beendet, mit einem veränderten Ergebnis, mit dem niemand gerechnet hat.
[00:30:13] Speaker C: Das ist die eine Sache, auf der anderen Seite, glaube ich, gibt es natürlich schon auch.
Ich glaube, wir müssen heute sozusagen Laptops haben und Smartphones haben oder iPhones, was auch immer, weil wir sonst zum Teil gar nicht mehr teilhaben können in der Arbeitswelt. Das ist die eine Geschichte. Das war ja in den er Jahren kommt einmal der PC und verändert unsere Arbeitswelt, weil wir sind jetzt immer abrufbar. Das ist ja nicht normal. Also das war nicht üblich, sondern das kommt ja erst. Und wir haben das Gefühl, wir müssen immer, immer reagieren und sofort reagieren. Das ist die eine Sache. Und die andere ist auch an den Schulen. Also wir haben ja gesehen, gerade mit Corona, wo man dann die Schule ins Netz verlegt hat, das hat sich ja zum Teil gehalten. Das heißt, Eltern haben WhatsApp Gruppen, wo sie sich austauschen, wo auch die Lehrerinnen und Lehrer dabei sind. Was kommt jetzt zur Schularbeit, was müssen wir vorbereiten? Das geht über diese Ebene. Und das auszuschließen wird schwierig sein. Dann gibt es natürlich auch die Tendenz, dass man sagt, man muss sich heute auch ein bisschen zurechtfinden können. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler müssen wissen, wie ich mit einem Laptop umgehe, wie ich sozusagen mit Informationen im Netz umgehe, was auch wichtig ist durchaus. Das heißt, man kann es nicht einfach wieder abstellen, sondern muss damit umgehen. Bis hin, ich sage jetzt einmal, Amtswege, man muss ja auch schon mittlerweile oft anmelden übers Netz, um einen Termin zu bekommen.
Oder auch Bankwege, die sehr oft nur mehr online sind. Also ich brauche die richtige Ausstattung, um etwas hier zu erledigen. Natürlich gibt es auch noch genug ältere Personen, die sagen, ich will das nicht und das ist mir zu kompliziert. Für die muss es ein Angebot geben, aber es geht ein Stück schon mehr in die Richtung. Kann natürlich auch problematisch sein. Wir brauchen nur einmal einen Stromausfall haben und dann steht die Welt still und dann wird alles wahrscheinlich Chaos sein und dann wünschen wir uns wieder ein bisschen eine analoge Sache zurück und vielleicht einen Erlagschein. Da muss man wissen, wie man den ausfüllt. Und einen Marathon laufen, den Jüngeren helfen, das ist nicht gut.
[00:32:03] Speaker D: Leute, die schnell und lang laufen können, brauchen wir dann auch nicht, weil mit der Übertragung.
Also nicht in dieser dunklen Zeit abdriften jetzt.
[00:32:14] Speaker C: Nein, nein.
[00:32:15] Speaker D: Trotzdem kritisch bleiben. Shopaholics gibt es, wir wissen es, Menschen, die, vielleicht wird John Haas da noch mal was zu sagen am Ende des Podcasts, auf irgendeine Art und Weise gute Gefühle bekommen beim Shoppen. Wissen sie was, ist das immer noch so weit verbreitet, wie es mal war? Oder haben die Therapien gegriffen? Denn das wird ja schon therapiert.
[00:32:44] Speaker C: Ja, ja, absolut. Ja, es gibt die Schuldenberatung, die ganz massiv auch da ist und arbeitet und versucht auch Leute aus dieser Falle herauszulocken. Und wenn es wirklich etwas ist, wo man sagt, das ist ein gesundheitliches Problem als eine Sucht, dann muss man es auch wirklich behandeln. Also Anton Broksch Institut beispielsweise, dass das sehr aktiv ist, zweitausendein, was sich zeigt und was ich glaube ich wirklich bedenklich finde, ist, dass laut auch österreichischen Studien in Österreich 13 % der Jugendlichen eigentlich von Kaufsucht betroffen sind. Das ist wirklich, wirklich viel, weil einfach dieses Internet dazu verführt, dass man ständig Dinge kauft, weil man ja eben durch Influencerinnen darauf hingewiesen wird, man muss das jetzt haben, man muss jetzt das kaufen, man muss dazu dabei mitmachen und sie das Gefühl auch gar nicht haben, wie viel sie ausgeben. Das heißt, es ist eine Sache, dass man sehr viel über das Internet ja auch jetzt kaufen kann, elektronisches kaufen. Es geht auch natürlich immer mehr das Bargeld weg und damit, ich sage Bargeld, ich kaufe jetzt auch, muss ich sagen, mit der Karte wahrscheinlich die meisten Dinge, habe aber auch noch Bargeld. Aber Bargeld hat natürlich dazu geführt, dass man eher ein Gefühl dafür hatte, was habe ich jetzt ausgegeben oder ich muss jetzt dann zum Bankomat laufen, mein Geld wiederholen. Das macht schon was im Kopf, wenn man dann eher das Gefühl hat, was man ausgibt. Während wenn das einfach so wegläuft vom Bankkonto und ich schaue nicht immer drauf, dann hat man kein Gefühl mehr dafür. Und dann gibt es natürlich auch diese Angebote, dass man auf Raten zahlen kann, sechs und dreiig Monate und sie überhaupt nicht im Blick haben dann oft, dass das sich auch anhäuft und dass das sehr, sehr viel wird und dass man plötzlich als junger Mensch, der Lehre macht und zwar schon ein Geld verdient, plötzlich Euro schon schulden hat und das kann sich erhöhen. Also das ist schon etwas, was sehr massiv ist. Und ich glaube, es hat auch einfach grundsätzlich damit zu tun, dass der Umgang mit Geld ein anderer geworden ist. Also ich bin noch aufgewachsen, ich bin Generation x, also auch die Boomer betrifft das und die davor, dass man sparen muss. Also es gab dann noch diesen Sparefroh und ich kann mich erinnern, in der Volksschule gab es dann so kleine Heftchen, wo man fünf und 10 Schilling eingepickt hat, dass man sparen lernt. Also ich spare an und dann kann ich mir was kaufen. War auch in der Werbung so sehr massiv. Also du sparst etwas an und Kredit war eher etwas, was ein bisschen verpönt war. Kann man schon nehmen, aber muss man sich genau überlegen. Und so Ende der er, Anfang der ER Jahre kommt dann ja so dieses Wort Vorfinanzierung, das Schöne, das eigentlich Kredit heißt. Man hat ein schönes Marshall drauf und in der Werbung merkt man dann auch, in der Bankenwerbung kommt dann Anna den Kredithammer oder so. Also diese es ist leicht Kredit zu bekommen, es ist nicht mehr so verpönt. Das gehört dazu irgendwie auch zum Erwachsenwerden. Das heißt, da ist eine gewisse Barriere auch gefallen und das merkt man schon auch jetzt, weil ich vielleicht anders aufgewachsen bin und bei mir das schon im Kopf noch da ist. Also ich würde mir schon überlegen, warum ich mir Kredit nehme. Ich würde nie auf die Idee kommen, mir einen Kredit zu nehmen, weil ich eine Urlaubsreise wohin machen möchte. Das ist mir so fremd wie nur irgendetwas. Aber ich muss akzeptieren, dass es das gibt und dass dass dieses Kreditnehmen jetzt auch nicht mehr so dieses etwas schäle hat, dass es vielleicht früher einmal gehabt hat.
[00:35:56] Speaker D: Also ich zahle mittlerweile noch viel schlimmer, sie mögen es mir verzeihen, mit dem iPhone ist sogar keine Karte mehr im Spiel. Habe mich auch dabei erwischt, wie es jetzt wirklich nur zweimal kurz mit dem Daumen an eine Maschine und alles ist erledigt. Ist es nicht auffallend, dass wir, die wir ja nach diesen beiden furchtbaren Kriegserlebnissen im vergangenen Jahrhundert aufgewachsen sind, mit diesem Spargebot und das Geld zusammenhalten. Ich kann mich noch erinnern, es gab so Gebilde mit kleinen Kästchen in den Gasthäusern, wo man Münzen eingeworfen hat, wenn sich der Kegelverein getroffen hat und so weiter. Also Sprachvereine, haptische Sparvereine. Und da haben wir das gelernt. Die Ökonomen sind übrigens philosophisch gar nicht so glücklich damit, weil es hat beim Sparen aufgehört. Niemand hat ihnen beigebracht, dass sie das Geld natürlich irgendwann mal wieder aus ausgeben müssen, damit es im Kreislauf bleibt. Und das hat zu diesen Milliarden geführt, die jetzt immer noch auf Konten liegen und sowas von schlecht sind fürs Volkswohl. Ja, dass wir jetzt durch diese direkte Verschuldung von unnötig von von jungen Menschen, auch Pensionistinnen etc.
Gezwungen sind, das ja, ich würde fast sagen klinisch anzugehen durch Suchverhalten. Und es geht allein nur um Eigenverantwortung, ist doch kein so Riesending.
[00:37:48] Speaker C: Naja, ich glaube schon, dass die Gesellschaft auch einen Auftrag hat, so, es ist nicht. Ich glaube nicht, dass man sich so einfach abputzen kann und sagen naja, Eigenverantwortung hast du da Pech gehabt.
Deswegen sollte es ja auch vielleicht so etwas geben wie eine Bildung. Also ich kann mich noch erinnern, meine Mutter hat ein Haushaltsbuch geführt. Was habe ich und was gebe ich aus. Ich komme aber auch aus einem Arbeiterinnenhaushalt. Das hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass man da auch eher aufs Geld schaut und das im Auge behält.
Aber ich glaube auch Aufklärung hinsichtlich dessen, was ist Werbung, dass man auch ein Gespür dafür bekommt, ich werde hier eigentlich dauernd dazu verführt, was zu kaufen und dass ich vielleicht ein Bewusstsein entwickle, will ich das jetzt wirklich? Brauche ich das jetzt wirklich? Wie schaut meine Persönlichkeit aus? Ich stehe ja für mich da, es passt schon so wie bin. Ich muss nicht dieses und jenes haben, um dann irgendwas darzustellen. Ich stelle so auch was dar, also so andere Faktoren begründen, die mich dazu führen, dass ich mich in der Gesellschaft wohlfühle und als Teil fühle.
Oder auch was beim Suchtverhalten oft gemacht wird, dass man zeigt, wenn man schon sozusagen dieses Dopamin braucht, dann kann man es auch anders bekommen, indem man mit Menschen gemeinsam etwas erreicht und schafft, indem man Sport betreibt, indem man gemeinsam feiert, indem man was Gutes jemanden anderen tut, was wiederum zurückgeht. Gibt ja andere Möglichkeiten, um zu diesem Gefühl zu kommen. Während dieses kurzweilige, das mich ziemlich mächtig hineintreibt in eine Schuldenfalle, ja ganz negativ ist. Also so unterschiedliche Strategien und auch bewusst machen, wo kommt das her? Warum habe ich das überhaupt? Warum muss ich mich ständig darstellen und präsentieren? Ist es wirklich so oder hat mir das jetzt auch jemand eingeredet? Also es hat sehr viel auch mit dieser Selbstwahrnehmung und Selbstermächtigung schon auch zu tun, aber auf einer anderen Ebene.
[00:39:30] Speaker D: Einmal mehr Identität.
[00:39:32] Speaker C: Ja, Identität, absolut.
[00:39:34] Speaker D: Darf ich sie überfallen mit etwas? Sie müssen es nicht beantworten, wenn sie es nicht können, aber es würde mich einfach interessieren, Frau Dr. Moser, welche Art von Gütern oder generell alles Kaufbare hat denn, wenn sie sich erinnern mögen, in den letzten 25 Jahren an Bedeutung gewonnen bzw. Wie hat sich so rein von den Konsumartikeln das Angebot in den letzten 25 Jahren ihrer ganz persönlichen Wahrnehmung nach verändert?
[00:40:07] Speaker C: Ich glaube, das habe ich eh schon gesagt. Was wirklich mehr zugenommen hat, ist alles, was im Bereich Elektronik und Kommunikation ist. Das ist etwas, weil wir davon eben das ist unser Alltag, da können wir gar nicht mehr aus. Das ist so zentral da, dass wir ohne den noch gar nicht mehr teilhaben können an vielen Dingen. Und das ist ganz wichtig, dass wir teilhaben können, sonst immer wirklich draußen. Das ist so eine so eine Geschichte, die ganz wichtig ist.
[00:40:31] Speaker D: Gehen wir ein wenig in die Zukunft, wollen wir in die Zukunft gehen?
Das Schlagwort schlechthin im Moment, KI, künstliche Intelligenz, wird sich doch auch mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit im Konsumverhalten niederschlagen, sage ich mal. Womit rechnen sie?
[00:40:53] Speaker C: Also ich musste immer daran denken, auch bei dieser Maße an Konsum. Ich habe gesagt, ich bin so ein bisschen so ein Filmnerd und ich kann mich erinnern, dass 2002 Minority Report gekommen ist. Da gibt es diese, also Tom Cruise spielt ja die Hauptfigur und er geht einmal durch irgendein Einkaufszentrum und wird ständig mit Werbung konfrontiert, mit Screens, die ihn persönlich auch ansprechen mit seinem Namen und auf ihn persönliche Werbung ihm auch nahebringen. Und dann gibt es einen Iris Scan, wo dann auch gesagt ah, sie sind Kunde bei der und der sozusagen Bankomatfirma, wir hätten da folgendes Angebot für sie. Und es war schon so für mich damals schon so unangenehm spooky und habe dann aber gemerkt, dass 10 Jahre später viel mehr Screens da sind. Das war ja damals nicht so, diese ständige, wo man überall sieht, wo man ist, in der Öffentlichkeit sieht man auch diese Plattformen, diese Werbung und dieses Persönliche wird immer stärker, auch wenn man sich ein bisschen so einliest, was so Marketingstrategen sagen. Die sagen, man muss immer mehr zu Kunden direkt hinkommen, wissen, was will die Person, das bedienen schon vorher wissen, bevor die Person das überhaupt weiß, was sie jetzt braucht oder will. Das ist schon so eine Geschichte, die da abläuft.
KI macht mir schon noch ein bisschen Angst. Und auch, ich sage jetzt einmal, auch dieser Umgang auf der einen Seite natürlich, ja, es gibt viele Dinge, wo es gut ist, medizinischer Bereich oder wenn wir Dinge übersetzen wollen auf die Schnelle, ist keine Frage.
Aber ich glaube, es ist auch sein Abgeben von Eigenverantwortung. Also wenn ich dann mir vorstelle, Der Kühlschrank sagt mir, das und das Produkt bestelle ich jetzt für dich nach, weil du brauchst es und du konsumierst das und ich weiß auch genau, was du haben willst. Dann könnte natürlich jetzt eine Gruppe von Menschen, die schon so aufgewachsen ist, sagen, das ist total bequem, das ist super, weil jetzt nimmt man mir das ab und ich muss mich nicht darum kümmern und ich kann mich um andere Dinge kümmern, aber es kann ja auch ein Selbstläufer werden. Dann werden extra Dinge gekauft, die ich gar nicht will oder ich werde in eine Richtung gelächter zweitausendein.
Und diese Gläubigkeit macht mich schon ein bisschen stutzig. Also ich habe es auch gemerkt bei ChatGPT, wie das gekommen ist und ich mich gewundert habe, wie viele Menschen sofort gesagt das ist großartig, das ist super, ich habe das und das ausprobiert und das spuckt mir das und jenes aus und ich mache jetzt Dinge denn mit und ich habe mir gedacht, naja, ich weiß nicht, jetzt weiß ich ja noch in etwa, was da eingespeist wird, aber was weiß ich, was in zwei, drei, vier, fünf Jahren hier an Texten eingespeichert wird, wo, wer steht dahinter? Und dann glaube ich auch alles, was da rauskommt. Und es ist ja doch so eine Erfahrung, die man auch braucht, um zu verstehen, wie Dinge funktionieren. Also ich sage jetzt, wenn ich jetzt Texte nehme und ich bekomme Texte auch von Studierenden und denke mir dann, das kommt mir jetzt komisch vor, dann hat das etwas mit meiner Erfahrung zu tun. Und dann lese ich nach, indem was in Text, den sie zitieren, ob das stimmen kann. Und da stellt sich meistens heraus, das ist jetzt falsch übersetzt worden und das stimmt so nicht. Es geht auch darum, dass man da schon auch so eine Eigenverantwortung trägt und sich dessen bewusst ist. Ich kann nicht alles an KI abgeben. Wenn ich an KI alles abgebe und sage, ich will die Welt retten, dann würde man als erstes die Menschen wegrationalisieren, weil wir sind diejenigen, die natürlich dafür sorgen, dass ganz viele Ressourcen verbraucht werden. Also schwierige Sache, wird aber wahrscheinlich zunehmen.
[00:43:59] Speaker D: Ja, es wird auch Vertrauensinstitute geben, geben müssen, da bin ich hundertprozentig überzeugt, an die man sich schnell mal wenden kann, wenn man einfach in diesem Wust an Informationen, weil dort wirklich kompetente Menschen sitzen, die genau wissen, wo sie waren, wie wo schauen müssen, um herauszufinden, ist das rechtens oder nicht. Eine solche ist bereits jetzt die Arbeiterkammer, das sage ich jetzt immer wieder. Es ist auch ein Vertrauensinstitut und das schon seit vielen, vielen Jahrzehnten, nämlich durch den Konsumentenschutz.
[00:44:35] Speaker C: So ist es, ja.
[00:44:36] Speaker D: So, also insofern bitte vorsichtig, wenn es jetzt mal wieder losgehen sollte. Wofür brauchen wir die? Dafür eben. Kommen wir zu den Jungen zurück und langsam in die in die Schlussrunde.
Frau Moser.
Wenn ich an meine wunderbare jährige Stieftochter denke, dann habe ich mit ihr jetzt im Zuge der Vorbereitung für diesen Podcast darüber gesprochen, wie sie ihr Konsumverhalten denn selbst einschätzt. Nun kommt sie aus altem Land, Adel sage ich immer etwas überspitzt, also aus einer Bauernfamilie, die das schon seit vielen Jahrhunderten ist. Und da gibt es wohl auch Memes und Traditionen, auch Denktraditionen, die eher in diesem Geld zusammenhalten Gebiet sind. Ja, und die erzählt mir, dass sie klick und brick macht. Das heißt, sie klickt sich in dieses Universum der Influencerinnen ein, schaut, was es so gibt und dann sagt sie, geht sie z.b. zum DM und sagt, sie kann dort Stunden verbringen, zwischen den Regalen alles anschauen. Und dann kam es, sage ich. Und mit wie viel gehst du dann immer raus, sagt sie in den allermeisten Fällen mit gar nichts.
So, das heißt in diesem Prozess des Checkens muss schon eine Belohnung liegen.
[00:46:10] Speaker C: Ja, ich meine gut news, ich sage jetzt immer diese Krisen auch die wir hatten, ja Corona z.B. befördert den Online Kauf, weil die Leute jetzt mehr ins Netz gehen und Dinge kaufen, weil es ja keine Möglichkeit gegeben hat. Und was sich auch zeigt ist, dass die Menschen, das machen sie auf jeden Fall, die Kundinnen und Kunden sich vorinformieren. Das ist genau das, was auch die Stiftung zweitausendein Tochter tut. Sie schaut zuerst einmal im Netz, was ist es? Ich informiere mich, was wird angeboten, was wird besser auch bewertet. Das ist natürlich auch etwas. Auf der einen Seite machen wir auch die Arbeit fürs Marketing, indem wir irgendwie Produkte bewerten, die wir gekauft haben, auf der anderen Seite können andere hineinlesen und sagen, das hat jetzt aber irgendwie nicht besonders gute Bewertungen, also schaue ich mir vielleicht doch ein anderes Produkt an und die Produzenten müssen jetzt gefordert, dass sie sagen, naja, da haben wir schlechte Bewertung, wir müssen mehr Serviceleistung anbieten, wir müssen schauen, dass das Produkt besser wird. Das stimmt schon, also das ist so sehr oft so, dass Leute sich im Netz jetzt informieren und dann erst ins Geschäft gehen und sich dann ganz gezielt mit diesen Hintergrundinformationen hinsetzen, einen Verkäufer, eine Verkäuferin haben, die dann noch einmal auch ein hoffentlich ein spezielles Wissen haben und einen weiterhelfen. Also da ist sie ganz, ganz gut dran. Aber ich finde es super, dass sie dann sagt, ich gehe meistens aus und habe nichts gekauft, es genügt mir, dass ich es gesehen habe.
[00:47:20] Speaker D: Ich war ganz stolz, ja, ich hätte ja fast was gekauft, aber das habe ich mich zurückgehalten.
Meine vorletzte Frage, Frau Dr. Moser, Stichwort Konsumentenpower an alle, die uns jetzt zuhören. Ist das nur noch ein altmodischer Begriff, der von ein paar Boomern, die 68 auf der Straße waren, Seymour benutzt, zweitausendein wird und schon längst seine Relevanz nicht mehr besitzt oder haben wir noch Konsumenten Power?
Wie ist sie einsetzbar und vor allem wo sollten wir sie einsetzen?
[00:48:08] Speaker C: Also wir sind viele, das ist glaube ich schon eine Sache, die man nie vergessen sollte. Wir sind viele und die Wirtschaft ist ja bei uns so aufgebaut, darüber könnte man diskutieren, ob sich das auch ein Stück irgendwie verändern. Zweitausendein muss, dass wir konsumieren, dass wir sozusagen was kaufen und wenn wir uns dazu entscheiden, dass wir gewisse Dinge eben die Müll sind oder Dreck sind oder qualitativ minderwertig sind, nicht kaufen, sondern wir was anderes beanspruchen, hat schon eine Auswirkung. Es hat auch eine Auswirkung, wenn wir sagen, wir sind eigentlich nicht mehr bereit, dass wir alle paar Jahre irgendwie, ich weiß nicht, einen Drucker neu kaufen oder eine Waschmaschine oder was auch immer, sondern wir hätten gerne, dass die Produkte auf den Markt kommen, die erstens halten und nicht nach der Ablaufzeit dann sicher irgendwie einen Defekt haben, sondern dass man sie auch reparieren kann. Also das so wie früher, dass man gesagt hat, man repariert Dinge, man flickt Dinge, man will sie länger erhalten. Wenn man das vorantreibt und sagt, das ist uns schon wichtig, weil das ist ein ganz wichtiges Element, dann schaffe ich auch Arbeitsplätze nebenbei damit. Das ist ja auch eine wichtige Sache. Viele Arbeitsplätze kosten. Das ist ein ganz heftiges Thema, das noch kommen wird. Und da geht es darum, auch Anerkennung den Menschen zu geben, wo man sagt, du bist was wert und deine Arbeit ist noch immer etwas wert und was du tust, ist was wert. Also da hat man ganz viele Dinge damit abgedeckt.
Man kann natürlich auch sagen, es ist mir wichtig, dass ich regional etwas nutze. Das ist auch ein Effekt, der mitunter durch Corona lustigerweise auch gekommen ist, dass die Leute wieder sagen, na ja, da gibt es jetzt irgendwer, einen Bäcker, der macht das super, super Brot und da gehe ich jetzt hin, weil da kenne ich die Leute auch, dass man auf das setzt, was vielleicht auch gar nicht so ganz weit weg ist von, ich sage mal, dem lokalen Handel und von der Wirtschaft auch. Also es gab ja schon früher so dieses Buy National Kampagnen, also ich kaufe jetzt österreichisch und Medienaustritt oder was auch immer. Aber dass man sagt, das ist mir schon wichtig, dass die Leute hier vor Ort auch eine Arbeit haben, dass ich das schätze, da weiß ich, was ich habe, dass Qualität wichtig ist. Und vor allem glaube ich schon dieses Moment, ich will nicht alles wegschmeißen, sondern suche mir neue Formen des Zusammenlebens, wo wir Arbeitsplätze haben, wo wir auch was vielleicht produzieren können, aber eher so im Sinne von reparieren, was kann ich austauschen?
Auch diese, auch wieder Kleidungsgeschichte, kann ich was umarbeiten? Also jetzt habe ich ein Kleidungsstück, das gefällt mir nicht mehr, passt mir nicht mehr, aber ich gebe es ja und jemand anderes kann damit was machen oder was umschneidern. Viele Möglichkeiten, die es im Grunde genommen gibt. Das kann man wohl beeinflussen, wenn man bis zu einem gewissen Grad manches auch verweigert und nicht überall mitmacht.
[00:50:30] Speaker D: Ÿousand, apropos, und damit sind wir beim letzten unserem Thema ganz kurz. Diese Verweigerung als Option wird uns ja nicht genommen, kann uns nicht genommen werden als selbstbestimmende, konsumierende, aber trotzdem selbstbestimmende Menschen. Und finden sie nicht auch, dass wir uns alle jetzt noch mal den Film die Truman Show anschauen sollten, sage ich ihnen als leidenschaftliche Cineastin und uns da vor allem auf die allerletzte Szene freuen sollten, oder ohne was jetzt vorwegzunehmen, was sagen sie?
[00:51:13] Speaker C: Ja, absolut. Also Selbstermächtigung ist immer das, was wir immer noch haben und wo wir uns verweigern können und wir uns dagegen stellen können und wir auch etwas bewirken können und vor allem gemeinsam auch Konzepte uns überleben können, die vielleicht, wenn man sie gut anbietet, wo dann andere sagen, das ist eigentlich gut und spannend, warum machen wir das nicht? Bin ich auch dafür. Also ich denke auch, dass gerade in Zeiten wie diesen, wo wir auch das Gefühl haben, es wird immer mehr so gegeneinander gearbeitet und sozusagen es gibt nur die eine oder die andere Position. Es gibt auch viele Dinge, wo man sagen kann, ganz egal, ob man eher konservativ ist oder eher sozusagen progressiv links oder was auch immer. Es gibt so Dinge, darauf kann man sich einigen. Und vielleicht sind das auch so Dinge, wo man sagt, na ja, da sind wir uns eigentlich einig, das wollen wir alle miteinander. Dann kann man so Konzepte erstellen, wo man sagt, wir geben auch ein bisschen vor, was wir haben möchten. Und wir sind ja, wie gesagt, viele, das sollte man nie vergessen. Und noch einmal, die Arbeiterkammer ist sehr, sehr wichtig. Und ich glaube, jeder, der sie einmal gebraucht hat, weiß das auch, wenn man in unterschiedlichen Bereichen beraten wird, weil man unterstützt wird, weil auch gerade bei Fragen, ob das jetzt Arbeitsrecht ist, soziales Recht ist, aber auch im Konsumentenschutz ganz viel gemacht Ÿousand wird, was für uns alle ganz wichtig ist.
[00:52:22] Speaker D: Schöne Schlussworte für unseren kleinen Dialog. Danke für Ihre wertvolle Zeit. Ich frage mich, warum sie noch keinen Film gedreht haben, aber darüber sprechen wir dann das nächste Mal. Ideen wird es ja wohl genug geben, Frau Dr. Moser, oder?
[00:52:39] Speaker C: Naja, Dokumentationen habe ich schon gesagt.
[00:52:41] Speaker D: Ja, das ist wahr. Das ist wahr. Da wollte ich ihnen jetzt nichts von ihrem nehmen.
[00:52:48] Speaker C: Alles gut. Aber es gibt noch viele Möglichkeiten. Tun wir uns zusammen und es geht schon.
[00:52:52] Speaker D: Ja, gut, machen wir das. Von der AK gespendete Kreativität. Das war Doktorin Karin Moser vom Institut für Wirtschafts und Sozialgeschichte. Danke ihnen. Alles Gute. Wir sehen uns im Schnittraum.
Tschüss, Frau Moser.
So, und sie gehen noch nicht raus, denn hier kommt natürlich noch das, worauf sich jetzt mittlerweile immer mehr Hörerinnen und Hörer freuen und gerade in unserem Schwerpunkt der letzten 25 Jahre. Hier ist also unsere, ich nenne es mal, und das gebe ich jetzt einfach zur Diskussion, unsere Montag Psychobox mit Psychologe Magister John Haas, der uns erklärt, welche Strategien möglicherweise helfen können, in einer immer komplexeren Konsumwelt bewusste Entscheidungen zu treffen. Guten Tag, lieber John Haas.
[00:53:56] Speaker A: Hallo lieber Alexander. Es ist mir eine große Freude und Ehre. Die Frage ist natürlich eine sehr, sehr wichtige. In den letzten 25 Jahren hat sich unsere Konsumwelt viel gestaltig verändert. Sie ist virtualisierter geworden, sie ist niederschwelliger geworden, sie ist kleinteiliger geworden.
Die Schwelle vom Bedürfnis zur Belohnung ist geringer geworden. Die Belohnung, und ich spreche jetzt bewusst von Belohnung, Konsum als Belohnung, die Belohnung kann auch relativ schnell mittlerweile eintreten und auch die Möglichkeiten des Konsums sind vielseitiger geworden. Der Mensch steht hier in der Mitte zwischen zwei Systemen. Er ist quasi so etwas wie der Durchlauferhitzer der Wirtschaft. Wir haben auf der einen Seite Angebote und ich gebe jetzt einmal die Zahl heraus, die völlig frei schätze, dass 80 % unserer Konsumhandlungen auf jeden Fall einen Overhead darstellen und existenziell nicht nötig sind. Nichtsdestotrotz haben wir aber alle und da möchte ich mich gar nicht ausnehmen, jetzt weder quantitativ noch qualitativ ein irrsinnig starkes Bedürfnis nach Konsum bekommen. Dieses Bedürfnis wird befeuert mit Angeboten, mit diesen ganzen Barrieren, die auch in den letzten 25 Jahren weggefallen sind. Und wir stehen sozusagen in der Mitte zwischen dem, was wir wollen und was wir uns erfüllen können.
Dazu kommt jetzt auch noch die KI, die quasi die letzten Nischen unseres Wollens ausoptimiert. Die des Könnens wird es ja nicht so aus optimieren, weil das Können ja letzten Endes eine Frage der verfügbaren Ressourcen ist. Und wir haben jetzt schon viel gehört von der Frau Dr. Moser zweitausendein. Die große Frage ist die, wie kann ich mich sozusagen selbst ermächtigen? Und da plädiere ich quasi für etwas, das man vielleicht Konsum 10 bezeichnen kann, dass man sich wirklich seine einzelnen Akte des Konsums vor Augen führt, die Häufigkeit, die Frage stellt, welches Bedürfnis wird gerade erfüllt? Ist es ein elementares Bedürfnis oder ist es möglicherweise ein suggeriertes oder von anderen abgeschautes Bedürfnis? Und so versucht wieder stärker zu einer bewussteren Haltung gegenüber dem Automatismus von gefällt mir, ab in den Warenkorb und wird in 18 Stunden und 5 Minuten geliefert. Und ich nenne das jetzt natürlich nur Spaß halber 10. Das ist natürlich nicht weltanschaulich gebunden, denn unsere Rolle als Konsument hat nicht nur die Macht, bringt nicht nur die Macht mit sich, dass wir Dinge kaufen können, sondern dass unser Konsum immer einen Rattenschwanz an Folgen für die bereithält, die es überhaupt ermöglichen, dass es den Service oder das Produkt gibt. Und es löst auch einen Rattenschwanz auf der anderen Seite aus, wenn das Produkt oder das Service bereitgestellt wird oder nicht mehr benötigt wird, sprich verworfen oder weggeworfen wird. Und genau zwischen der Bereitstellung und der möglichen Nachnutzung oder auch nicht Nachnutzung stehen wir. Und da gebe ich heute sozusagen diesen Konsum 10 Tipp, der sich letzten Endes aus drei Fragen zusammensetzt, nämlich in welcher Situation befinde ich mich, wenn ich konsumiere, woher stammt mein Bedürfnis? Und die dritte Frage ist, welche Folgen hat dieser Konsum?
[00:58:26] Speaker D: Großartig wie immer. Danke. Huh, da muss ich mich jetzt gleich einmal in dieses Sending reinnehmen und ein wenig aufpassen. Das war Psychologe Magister John Haas. Er unterrichtet an vier Fachhochschulen des Landes im AMS.
Sein Buch über die menschliche Psychologie in der Coronazeit war ein Bestseller und er schreibt jetzt, so viel ich richtig informiert bin, an einem neuen Werk über KI und die menschliche Intelligenz. So, bei ihnen sage ich jetzt Dankeschön für die Aufmerksamkeit. Haben sie eine schöne und eine produktive Woche und melden sie sich entweder in der AK direkt oder in der facebook Gruppe der Arbeiterkammer Niederösterreich. Das war der Montalk. Ciao, ciao.
Die arbeiterkammer Niederösterreich hat eine neue App, Blitz App, ab sofort zum Downloaden. Bleiben sie am Laufenden, erhalten sie alle relevanten Informationen. Und sie wissen ja, noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die AK Blitz App ab sofort zum Downloaden. Das war der Montalk. Chefredaktion Susanne Karner. Redaktion Mario Gattinger und Carina Karas. Straßenumfragen Christoph Baumgarten. Faktenbox Bettina Scharpschneider. Technische Leitung Stefan Dangl. Administration Christina Winkler. Am Mikrofon Alexander Goebel.