#100 Auf in die Zukunft: Wie fit sind Sie und Ihre Arbeit?

February 19, 2024 01:08:58
#100 Auf in die Zukunft: Wie fit sind Sie und Ihre Arbeit?
MONTALK - Der Podcast zum Mitreden
#100 Auf in die Zukunft: Wie fit sind Sie und Ihre Arbeit?

Feb 19 2024 | 01:08:58

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Show Notes

Priester, Ärztin oder Archäologe: Für unseren 100. Podcast haben wir Leute auf der Straße befragt, ob ihr Berufswunsch aus Kindertagen realisiert werden konnte. Viele Menschen sind von ihren ursprünglichen Zielen abgekommen. Welche Veränderungen etwas bewirken können und wie die Jobs der Zukunft aussehen, weiß Zukunftsentwicklerin und Unternehmerin Ursula Eysin.

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Episode Transcript

[00:00:01] Speaker A: Montalk. Der Podcast zum Mitreden. Herzlich willkommen zum MON-Talk, dem Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Dies, liebe Leute, ist Episode 100. Ja, dies ist unsere 100. Folge. Ich glaube es war im Mai, ich glaube es war der 20., nein es war der 2. Mai 2020, war unsere erste Show. Damals noch im Livestream mit Call-In und wir hatten einen Gast. Heute würde man sagen eine Gästin. Damals war sie Unternehmensberaterin, heute ist sie Unternehmerin selbst. Zukunftsentwicklerin Ursula Aisin ist bei uns. Hallo Frau Aisin. [00:00:53] Speaker B: Hallo, es freut mich wirklich sehr, dass ich jetzt bei der hundertsten Folge wieder dabei sein darf. [00:00:58] Speaker A: Geil, oder? Es ist so sentimental, dass wir just Sie auch nochmal überzeugen haben konnten mitzumachen. 100 Episoden später. Vielen herzlichen Dank. Also das ist unsere Sentimentalität. Unser Thema heute ist auf in die Zukunft, was bisher geschah. Es geht um folgendes. Priester oder wollten Sie Ärztin werden? Archäologin? Für unseren Hunderter haben wir Leute auf der Straße befragt, ob ihr Berufswunsch aus Kindertagen wohl realisiert werden konnte. Viele Menschen sind von ihren ursprünglichen Zielen ja abgekommen. Ich weiß nicht, wie sieht es bei Ihnen aus, Frau Aisin? Fällt mir gerade ein, wollten Sie immer das werden, was Sie jetzt sind? [00:01:53] Speaker B: Ich glaube nicht, dass ich als Kind Zukunftsgestalterin werden wollte, aber es passt eigentlich ganz gut. Ich war immer sehr kreativ, ich habe getanzt, gesungen, alles mögliche und habe eigentlich immer jede Gelegenheit ergriffen, mich selbst auch auszudrücken und das mache ich jetzt und ich helfe anderen Menschen auch dabei. [00:02:14] Speaker A: Ja, und zwar jenen, die wiederum der Gemeinschaft sehr helfen, nämlich Unternehmerinnen und Unternehmern. Darauf wollen wir später zurückkommen, weil am Ende geht es natürlich bei uns immer auch, wenn nicht sogar am meisten, So, und wir waren natürlich, das heißt der wunderbare Christoph Baumgarten war wieder auf den Straßen Niederösterreichs, in diesem Fall in Mödling und in St. Pölten und hat die Menschen gefragt, wie das denn bei ihnen wohl so abgelaufen ist mit dem ursprünglichen Berufswunsch und dem, was sie heute machen. Hier ist Teil 1 unserer Straßenbefragung. Was wollten Sie denn einmal ursprünglich werden, als Sie Kind waren oder Jugendlicher? [00:03:06] Speaker B: Ärztin. [00:03:07] Speaker A: Ich bin genau das geworden, was ich werden wollte. Ich war eigentlich gelernter Schlosser. Ich wollte immer verkaufen. Ich wollte immer Verkäuferin sein. [00:03:15] Speaker B: Ich wollte Flugbegleiterin werden früher. [00:03:20] Speaker A: Mit 17 habe ich angefangen in der Gastro. Zehn Jahre. Dann war ich auch in der Führungsposition. Während Corona habe ich dann die Position abgegeben. Danach in der Projektleitung und jetzt gerade wieder arbeitssuchend. [00:03:33] Speaker B: Ja, das weiß man noch nicht. Wenn man das Kind ist, man probiert das oder das. [00:03:41] Speaker A: Und was haben Sie alles probiert? [00:03:43] Speaker B: Ja, Verkäuferin und in Bäckerei. [00:03:48] Speaker A: Gute Frage. Kann ich nicht einmal beantworten, weil ich viele verschiedene Jobs gehabt habe, aber jetzt in der Veranstaltungsbranche seit 20 Jahren, das ist okay. Und was machen Sie da genau? Produktionsleiter für Veranstaltungen. [00:04:01] Speaker C: Das weiß ich nicht mehr. Aber mein Vater hat mich dann aus Moorland anstrengend einen Job besucht. Hat mir nicht gefallen. Dann habe ich einen Bauspengler gesehen am Dach. Und jetzt bin ich Bauspengler. Aber das macht auch frische Luft. Die Höhe. Ich meine, Angst darf man keine haben, ist logisch. Aber ein bisschen Respekt muss man haben von der Höhe. Weil ein falscher Schritt und man ist weg. Ja, das passt, rennt. [00:04:27] Speaker A: Ja, also das war Teil Nummer eins. Sie hören schon, es ist nicht mehr so. Frau Eisen, ist das Ganze überhaupt obsolet geworden? Was willst du mal werden? Ich kann mich erinnern, schon vor vielen, vielen Jahren habe ich ein Video gesehen, wo niederösterreichische kleine Kerlchen, Buben und Mädels, in der Schule befragt wurden, was willst du werden? Und einer sagte ganz empört, ja, das weiß ich jetzt doch noch nicht. Ich weiß ja gar nicht, was es für Berufe geben wird, wenn es bei mir so weit ist. Hat mich beeindruckt. Hat er recht? [00:05:09] Speaker B: Da hat er bestimmt recht. Es kommt aber darauf an, es gibt ja Berufe, die auch technologischen Fortschritt und so weiter sehr gut überstehen. Ich befasse mich sehr viel mit künstlicher Intelligenz und ich kann sagen, dass gerade das Handwerk zum Beispiel künstliche Intelligenz sehr gut übersteht. Weil das ist enorm schwierig. Warum ist das so? weil wir als Menschen mit recht wenig Information große Konzepte verstehen können und was Neues daraus bauen. Und die Maschine braucht unglaublich viel Information. Also sie ist viel besser darin, große Informationsquellen und Informationsflut zu verarbeiten. Aber einfach nimm den Schraubenzieher und dreh den Schrauben rein, ist wahnsinnig schwierig. Und daher werden wir auch in Zukunft noch Handwerker haben. [00:05:58] Speaker A: Ich nehme an, Sie meinen jetzt nicht diese künstliche Intelligenz, die Autos am Fließband zusammenschraubt, weil die arbeiten nach Vorlage. Sie meinen wohl, such dir eine Schraube. Und finde, wo sie hingehört, nicht? Diese intelligente Aufgabe. [00:06:19] Speaker B: Richtig. Also ganze Roboter. Natürlich in der Automatisierung kann das sehr gut funktionieren, wo man einfach ganz standardisierte Prozesse hat. Aber alles, was nicht standardisiert ist, und das ist beispielsweise bei einem Tischler nicht so. unglaublich viele Ungewissheiten. Ebenso beispielsweise beim Installateur oder beim Friseur. Das würde man gar nicht vermuten, aber das ist viel zu komplex für eine künstliche Intelligenz. [00:06:45] Speaker A: Zumal ja. Hat mir mein Friseur, auch wenn das jetzt seltsam klingt, aber ich habe einen, aber das ist einfach nur einer meiner besten Freunde, da hänge ich mal ab und zu herum und habe festgestellt, dass deren größte Beitrag zu ihrem eigenen beruflichen Erfolg ja die Kommunikation ist. Da kommen wir auch nochmal hin. Es wird so viel getratscht und gequatscht beim Friseur, bei der Friseurin und das entspannt uns offenbar so, dass wir das als Teil seines Berufes sehen. Also das Handwerk hat nach wie vor oder vielleicht sogar ab demnächst so sehr wie noch nie goldenen Boden. [00:07:31] Speaker B: Ja und vor allem, wenn Handwerker es verstehen, das dann mit Kommunikation und mit modernen Medien zu verbinden. Es gibt unglaublich viele Videos auf YouTube zum Beispiel, da kann man wirklich alles lernen und es gibt Handwerker, die sich da sehr, sehr gut vermarkten. Natürlich können da auch Menschen helfen, die das gelernt haben, die Kommunikation gelernt haben, die Videoerstellung gelernt haben. Es muss nicht jeder Handwerker das selber lernen, aber wir leben ja in einer arbeitsteiligen Gesellschaft und da kann man sich dann sehr, sehr gut ergänzen und sogenannte Win-Win-Situationen schaffen. [00:08:04] Speaker A: Ja, ist vielleicht eine gute Gelegenheit jetzt unsere Faktenbox zu hören, wovon wir eigentlich sprechen. Hier ist also wie immer Bettina Scharbschneider mit unserer Faktenbox zum Thema. [00:08:22] Speaker D: Eine zentrale Aussage der Arbeiterkammer ist, dass eine gute Ausbildung die Grundlage für eine selbstbestimmte berufliche Zukunft darstellt. Das Bildungsniveau der österreichischen Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. 1971 hatten 58 Prozent der österreichischen Wohnbevölkerung maximal die Pflichtschule abgeschlossen. Seit 1981 hat sich der Anteil der Personen, die einen mittleren oder einen höheren Schulabschluss haben, fast verdoppelt. Vor allem Frauen haben in den letzten Jahrzehnten beim Bildungsstand rasant aufgeholt. Hatten 1971 nur 1,3 Prozent der Frauen einen Hochschulabschluss, so haben im Jahr 2022 bereits 23,6 Prozent eine Hochschule abgeschlossen. In Österreich ist auch das System der Lehrausbildung ein zentraler Baustein für Berufsausbildung und Berufseinstieg. Ende 2023 gab es 108.266 Lehrlinge. Davon sind knapp über zwei Drittel männlich und nur fast ein Drittel weiblich. Heute gibt es über 200 verschiedene Lehrberufe. Die Auswahl der Lehrberufe ist in Österreich noch immer sehr traditionell geprägt. Weibliche Lehrlinge wählten im Jahr 2022 oft den Karriereweg im Einzelhandel als Bürokauffrau und als Friseurin bzw. Stylistin. Bei den männlichen Lehrlingen dominierten bei der Lehrberufswahl die Elektrotechnik, Metalltechnik und Kraftfahrzeugtechnik. Die AK Niederösterreich Broschüre von 2018 mit dem Titel 70 Jahre am Puls der Zeit. Die Broschüre Jugend und Arbeit in Österreich des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft, Berichtsjahr 2022 und 2023. Das Jahrbuch 1967 der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich und die Wirtschaftskammer Österreich. [00:10:07] Speaker A: Danke, Bettina Schapschneider. Frau Aisin, wenn Sie das hören, was fällt Ihnen ein? Und da frage ich vor allem Sie als Frau. [00:10:18] Speaker B: Wenn Sie darauf hinaus wollen, wie weiblich ist die Zukunft oder ähnliches. Da muss ich sagen, ich habe sowohl fast rein männliche Teams erlebt, also wo ich die einzige Frau war, da ich sehr viel im Technologiebereich unterwegs bin, als auch reine weibliche Teams. Und ich muss sagen, beiden fehlt jeweils der Gegenpart. Also meiner Meinung nach müssen Teams wirklich ausgeglichen sein. Jeder soll seine Stärken einbringen und dann können wir gemeinsam wirklich eine schöne Arbeitswelt gestalten. [00:10:52] Speaker A: Was ist denn mit der Gemeinsamkeit oder nicht falsch, ich will nicht schon wieder was, sondern wo steht dieses gemeinsame Schaffen und Nachdenken und im besten Fall Erfinden? [00:11:10] Speaker B: Könnten Sie Ihre Frage ein bisschen präzisieren? [00:11:13] Speaker A: Wo stehen wir denn jetzt in dieser postpandemischen Zeit? Mit künstlicher Intelligenz schon nicht mehr Ante Portas, sondern mitten in unserem Büros, in unseren Wohnzimmern und demnächst auch in unseren Schlafzimmern. Wo steht denn das, was sie gerade gehört haben? Und ich sage mal, was mir aufgefallen ist. Die Mädchen werden immer noch Einzelhandelskaufmann, Stylistin, Friseurin und gleichzeitig wissen wir doch, dass die Damen auf den Universitäten, in den Schulen, mit unglaublichem Tempo abschliessen und vorne sind. Wo ist hier der Gap? [00:12:03] Speaker B: Ich befasse mich seit vielen Jahren, da ich seit über 20 Jahren Technologieberaterin bin. Es gibt dieses Problem, seit sehr vielen Jahren, dass wir in diesem Bereich sehr wenige Frauen haben. Das liegt einfach auch teilweise am Interesse. Es gibt viele Programme, die versuchen, mehr Frauen, mehr Mädchen in die sogenannten STEM-Fächer, also in die technischen und in die Scientific-Berufe zu bringen. Das gelingt aber nicht besonders gut, muss man sagen. Also der Branchendurchschnitt ist immer, also wenn ich als eine Frau im Team dabei bin, haben wir den Branchendurchschnitt schon gehoben. Das ist leider ein ungelöstes Problem, könnte man sagen, also wirklich in der Technologie. Ich muss sagen, ich habe es immer sehr genossen als Frau in der Technologie. Ich werde von Männern tatsächlich sehr mit Respekt behandelt. Das muss ich wirklich sagen. Die Frage ist ein bisschen, ist es wirklich so schlecht, wenn ich Interesse dafür habe, einen bestimmten Beruf zu ergreifen? Ich fand das sehr schön in der Straßenumfrage, wenn jemand sagt, ich war gerne Verkäuferin. Müssen wir ihm das ausreden? Und ansonsten, ich würde mich gerne darauf beziehen, seit Corona, was ist denn da passiert? Ich spreche ja mit sehr vielen, sowohl Arbeitnehmerinnen als auch Unternehmern, und was man sagen kann, man könnte eigentlich die Arbeitswelt derzeit mit einem bekannten Queen-Song sehr gut zusammenfassen, Under Pressure. Die Arbeitswelt ist geprägt von einer immerwährenden und ständigen Informationsflut, Technologien wie künstliche Intelligenz, die sich so schnell verändern, dass man kaum Schritt halten kann, und harschen Gruppendynamiken und viel mehr. Und es wird keine Lösung dafür angeboten. Und deshalb versuche ich sehr gerne Lösungen dafür anzubieten, momentan auch vermehrt für Schulen, für Schülerinnen, die auch gerne wissen wollen, wie soll man mit künstlicher Intelligenz umgehen und Lehrerinnen, die sie auch nicht wissen, wie sie denn das Schülerinnen vermitteln sollen. Aber dieses Under Pressure, das ist wirklich seit Corona. Wir wurden alle eigentlich in einen großen Stress versetzt, die ganze Arbeitswelt. Hybride Teams haben das alles nicht leichter gemacht. Kommunikationsprobleme und Gruppendynamiken, die vorhanden waren, haben sich eigentlich noch potenziert und tendenziell verschlechtert. Das heißt, da ist sehr, sehr viel Bedarfsunterstützung. Wie gesagt, diese ganze Informationsüberflutung, mit der wir täglich konfrontiert sind, die hilft da auch nicht besonders dabei. Das heißt, Menschen fühlen sich teilweise so gestresst, dass sie nicht mal mehr Entscheidungen treffen. Es gibt viele Unternehmen, die sagen, wir treffen hier keine Entscheidungen. Und das ist ein größeres Problem, als man meinen möchte, weil so formen wir unser Leben, so formen wir unsere Zukunft mit jeder Entscheidung, die wir treffen. [00:14:58] Speaker A: Da fällt mir natürlich einiges dazu ein. Die Angst als erstes scheint ja wohl Motor Nummer eins in die falsche Richtung zu sein. Bevor ich etwas Falsches entscheide, entscheide ich lieber Gar nichts. Die Kommunikation auch unter den Geschlechtern, was ja jetzt noch einmal mit LGBTQ plus schwieriger geworden ist, zumindest semantisch. Und dann natürlich, was Sie mir sagen, das entsetzt mich ein wenig, dass offenbar Eltern und auch vor allem unsere Lehrerinnen nicht wirklich wissen, was sie mit der neuen Situation tun sollen. Wo setzen wir am ehesten an? Wahrscheinlich zu Hause? [00:15:50] Speaker B: Ganz bestimmt. Man kann ja nicht alles der Schule überlassen. Und am wichtigsten ist eigentlich für den Umgang mit jeder neuen Technologie kritisches Denken. Das heißt, es sollte kritisches Denken gefördert werden. Das wird leider in unseren Schulen nicht gefördert. Da wird hauptsächlich Gehorsam trainiert. Und es ist ja sehr maschinell. Es werden eigentlich Menschen zu Maschinen ausgebildet. Und dann wird ihnen erzählt, der Roboter übernimmt einen Job. Also dann wird wieder Angst gemacht. Deswegen kommen diese Existenzängste und die Angst davor obsolet zu werden. Das ist eine neue Angst, die mit künstlicher Intelligenz entstanden ist. Wird auch von den Medien fleißig geschürt. Da wird immer wieder Feuer ins Öl gegossen. Roboter stehlen alle unsere Jobs. Ich habe es schon erwähnt, der Handwerker beispielsweise ist da ziemlich sicher, auch der Installateur. Weil so leicht geht das für die Maschine nicht. Also man müsste das wirklich seitenweise beschreiben, was da alles gemacht wird. Und dann sind immer noch so viele Ungewissheiten, auf die die Maschine ganz schwer reagieren kann. Also es ist für Menschen in der Arbeitswelt nicht leicht. Wir sind mit sehr viel Stress konfrontiert. Aber eben kritisches Denken schon zu Hause fördern, kritisches Denken in den Schulen fördern. Und das fördert auch unser kreatives Lösungspotenzial, das wir natürlich brauchen, um mit all diesen Situationen umzugehen. [00:17:07] Speaker A: Bevor wir weitersprechen, wollen wir kurz den Begriff kritisch in diesem Zusammenhang definieren. Es geht also nicht darum, jetzt an allem und jedem und jeder etwas Kritisches Dafür gibt es, glaube ich, einen neuen Ausdruck, der heißt WROG. Wenn wir so lange suchen, bis wir irgendetwas finden, was nicht stimmt ist. Wenn Sie davon, liebe Hörerinnen und Hörer, noch nicht gehört haben, glauben Sie es mir, Sie werden, Sie werden. Es ist eine, ja, die neue Pandemie, wenn man so will, geistiger Art. Also es geht eher um Hinterfragen, richtig? [00:17:47] Speaker B: Genau. Es geht um Hinterfragen. Es geht eigentlich vielmehr um darauf, sich das bewusst zu machen. 95 Prozent der Dinge, die wir denken, sind uns nicht bewusst. Das heißt, wir müssen sie wann auf die Bewusstseinsebene holen, damit wir wieder frei entscheiden können. Weil sonst sind wir eigentlich in gewisser Art und Weise fremdgesteuert von uns selber. und den eigenen Glaubenssätzen, Überzeugungen und so weiter, die wir haben, die uns vielleicht auch irgendjemand eingeredet hat. Da würde ich jetzt nochmal zurückkommen zu dem, sollen wir die Kinder denn fragen, was sie werden wollen? Zumeist ist es gar nicht das, was sie werden wollen, sondern das, was ihnen jemand erzählt hat, wer auch immer es war, die Eltern oder die Schule, Sozialisierung. Wir haben so viele Meinungen, die gar nicht unsere eigenen sind. Und daher ist es wichtig, also kritisches Denken heißt, da durchzubrechen. Und es gibt eigentlich etwas ganz Einfaches dafür und zwar ist es, dass man Stift und Papier zur Hand nimmt und einfach mal seine Gedanken niederschreibt. Sie liest, weil dadurch hole ich sie ins logische Verstehen. Und dann auch immer eine Lösung findet. Dann kommen wir nicht in das, was Sie angesprochen haben, dieses alles und jeden kritisieren. Nein, nein, es geht um sich selber. Man gestaltet eine bessere Zukunft, indem man bei sich selber beginnt, indem man seine eigenen Muster sieht und indem man sich zwingt, für alles eine Lösung zu finden. Dann kommen wir nicht in diese Suderei hinein. [00:19:18] Speaker A: Schön, das gefällt mir sehr, sehr gut. Ist natürlich, und damit sind wir natürlich auch mitten in dieser Thematik, auch jener der Angst, viel mit Anstrengung. Da muss man sich Zeit nehmen, da muss man sich hinsetzen, da muss man etwas aufschreiben. Und mir fällt auch die Eigenverantwortung ein, die ich Quasi in jedem Podcast ein Klage und Ihnen wahrscheinlich da draußen mittlerweile schon schwer auf die Nerven gehen. Aber es ist so. Wir können nichts mehr delegieren, was wichtig ist in einem Maße, dass wir uns ausklinken können. Das geht nicht. Gerade was unsere Kinder betrifft. Jetzt würde ich gerne mal persönlich werden. Ich weiß ja, Sie führen seit einigen Jahren, ich glaube so fünf oder sechs, Ihr eigenes Unternehmen namens Red Swan. [00:20:13] Speaker B: Fast zehn. [00:20:14] Speaker A: Zehn sogar? [00:20:15] Speaker B: Fast zehn. Nächstes Jahr sind es zehn Jahre. [00:20:17] Speaker A: Oh cool, das werden wir zu feiern wissen, Frau Aisin. [00:20:21] Speaker B: Oh ja, dann haben wir wieder ein Jubiläum. [00:20:23] Speaker A: Ja genau, richtig. Also Sie haben das vor fast zehn Jahren gegründet. Da ging es einmal um Unternehmensberatung einerseits und um Education glaube ich auch andererseits. Also Sie waren ja immer schon, obwohl vor zehn Jahren haben wir ja vom KI noch nichts gehört, Sie waren da schon, oder? [00:20:47] Speaker B: Ja, ich bin seit über 20 Jahren Technologieberaterin und KI ist schon viel älter. KI wird nächstes Jahr 70 Jahre alt. Das wissen auch ganz wenige. Ich frage oft gerne ins Publikum, was sie denken, wie alt künstliche Intelligenz ist. Dann ist es eben so drei, vier, fünf, vielleicht zehn Jahre. Es gibt es aber schon sehr viel länger und hat sehr viele Booms und Busts schon durchlaufen, also Aufs und Abs. Und momentan ist es halt ein riesen Hype und momentan haben wir eigentlich das erste Mal das Phänomen, dass es marktreife Tools gibt, wie Chat-GTP und die Bildverarbeitung. Und das eröffnet eigentlich wieder riesen Chancen, weil sobald eine Technologie marktreif ist, Kann man sie auch demokratisieren? Dann können tatsächlich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das für sich nutzen. Und das ist mir ein großes Anliegen. Und da bin ich auch sehr aktiv, hier gemeinsam Menschen zu helfen, das für sich zu nutzen. [00:21:49] Speaker A: Vor allem Ihnen die Angst zu nehmen. Ich bestehe aber trotzdem darauf, dass wir noch ein wenig persönlich bleiben. Also Sie haben uns jetzt gelehrt, 1955 ist irgendetwas passiert, was heute schon als künstliche Intelligenz gilt. Das war was? [00:22:05] Speaker B: Das war ein Konzept, das war ein Workshop in den USA. Da waren verschiedene Vertreter unter anderem von IBM und von den Bell Laboratories und verschiedenen Universitäten dabei. Die haben einen Workshop gestartet und so wurde der Begriff der künstlichen Intelligenz in der Akademie geprägt. Manche führen es aber auch noch weiter zurück und zwar zum Jahr 1308. Das sind 715 Jahre. als der katalanische Theologe und Philosoph Roman Jull sein Werk zum Thema Mechanik fertiggestellt hat. Er hat anhand von Papiermodellen neue Konzepte entwickelt. Ich finde, das ist die schönste und menschlichste Definition von künstlicher Intelligenz. dass man neue Einblicke und Konzepte anhand von Einblicken in alten Konzepten neu zusammenstellt. Und das ist eigentlich dieses kreative menschliche Potenzial und da haben wir da mit der KI wieder sehr viel gemeinsam. [00:23:07] Speaker A: Ein Katalane. Wissen die Katalanen das, dass sie möglicherweise die KI erfunden haben? Weil dann ist dieser Separatismus endgültig gestellt und sie werden sich von Spanien lossagen. [00:23:21] Speaker B: Das weiß ich nicht. [00:23:22] Speaker A: Das müsste man nachforschen. Wir sagen es ihnen irgendwann mal. Wow, 1300, sehr cool. Bei Ihnen? Als Sie ein kleines Mädchen waren, angefangen haben zu tanzen, sich zu drehen, Fernsehserien geliebt haben, Musik natürlich, da war doch die künstliche Intelligenz und alles, was damit zu tun hat, was Sie heute machen, weit, weit weg. [00:23:50] Speaker B: Das ist richtig. Also damit habe ich mich auch erst später befasst. [00:23:54] Speaker A: Was kam dem zuvor? [00:23:57] Speaker B: Ich war davor tatsächlich im Kulturbereich tätig. Ich habe auf der Bühne getanzt, ich habe in China für das chinesische Fernsehen gearbeitet. [00:24:05] Speaker A: Wo Sie auch gelebt haben, nicht? [00:24:07] Speaker B: Genau, ich habe eine Weile in Chile gelebt, ich habe dort auch studiert, dort an der Theaterakademie, also das ist so wie das chinesische Reinhardt-Seminar studiert. Und ich hatte eigentlich schon eine ganze Karriere im Kulturbereich, bevor ich einen harschen Wechsel in die Technologie- und Kommunikations- und Politikberatung gemacht habe. [00:24:28] Speaker A: Dort noch? [00:24:30] Speaker B: Nein, das war dann schon in Österreich und macht es aber mit großer Leidenschaft. Die Verbindung, ich bin unter anderem auch geprüfte Übersetzerin für Mandarin, also für Chinesisch und ich habe mich dann einfach als Übersetzerin zwischen, technologischen Experten und der normalen Welt und Medienpolitik dem Otto-Normalverbraucher gesehen. Und das ist eigentlich immer noch so. Also diese Geschichten zu erzählen, schwierige, komplexe Dinge einfach zu erklären, das ist eigentlich immer noch das, was ich jeden Tag mache. [00:25:05] Speaker A: Gibt es noch Kontakt mit China, gerade jetzt, wichtig? [00:25:11] Speaker B: Ja, also ich habe sehr gute Freunde, sehr gute chinesische Freunde, die allerdings im Silicon Valley leben. Ja klar, wo sonst, wenn sie so gut sind. Aber ja, es ist natürlich, China ist ein großer Markt, aber es ist auch ein sehr schwieriger Markt. [00:25:30] Speaker A: Also diese Pandora-Box machen wir jetzt bitte nicht auf, weil da brauchen wir extra dreieinhalb Stunden. Aber Chapeau nach wie vor. Ich war damals schon sehr beeindruckt von dieser Lebenslinie und die ist offenbar konsequent so weitergegangen. Das heißt, Sie können sich auch nicht mal an Ihren ersten Berufstraum erinnern? [00:25:55] Speaker B: Ich denke, dass ich Tänzerin werden wollte. Ich habe es aber auch gemacht. [00:26:01] Speaker A: Und jetzt frage ich Sie, was hat denn Mutter Aisin und Vater Aisin damals gesagt, als sie gesagt haben, tanzen, tanzen, tanzen und das wird auch mein Beruf? [00:26:17] Speaker B: Das war tatsächlich, also ich wurde dadurch, dass ich halt relativ begabt dafür war, dann mit zehn, neun, zehn, war natürlich die Diskussion, ob ich nur mehr tanze. Und dagegen waren meine Eltern tatsächlich. Ja, also ich habe es anders weiterverfolgt, aber dann wirklich auf ein Gymnasium mit reinem Tanzschwerpunkt zu gehen, haben sie tatsächlich verhindert. Es war aber nicht, muss ich sagen, nicht zu meinem Nachteil. Ich habe so viele Interessen. Ich habe nicht nur getanzt, ich habe auch beispielsweise Querflöte bis zur Meisterklasse gespielt, interessiere mich aber auch für Sprachen. Ich habe das aber auch chinesisch studiert und für Technologie, für Ich liebe beispielsweise Mathematik, Mathematik in der Natur. Ich habe sehr viele Interessen und das hätte mich tatsächlich zu sehr eingeschränkt, weil dann tanzt man eben nur mehr. Das wäre auch nicht ich gewesen. [00:27:14] Speaker A: Okay, cool. Also abgesehen davon, dass Sie offenbar so eine Art Bildungsasterik sind, irgendwann mal sehr früh in den großen Wissenstopf gefallen und seither unermüdlich, entnehme ich dem doch, dass da schon ein paar Ratschläge für die Eltern herumliegen, die uns jetzt zuhören. Das heißt, ihre Eltern haben ihnen zwar die Freiheit gegeben zu tanzen und das auch erlaubt und wir alle wissen ja, das ist vor allem eine Taxiarbeit für die Eltern, nicht? In den Tanzunterricht fahren, vom Tanzunterricht abholen und so weiter. Da müssen schon alle dran glauben. Dass das so gut funktioniert. Dann hieß es, aber Matura, ganz wichtig, das ziehst du bitte durch, damit hatten sie recht, richtig? [00:28:12] Speaker B: Ja, ja, es war auch, wäre auch nicht mal, also das wäre auch eigentlich bei der Tanzschule auch dabei gewesen. Das ist nicht unbedingt das, aber ich konnte so, ich war schon auf einem musischen Gymnasium in Deutschland und das war eigentlich sehr gut, weil ich habe eigentlich alles davon mitgenommen. Also Sie haben das ja schon erwähnt, ich bin sehr wissbegierig, also ich wollte dann sowohl die Sprachen lernen, als auch das Musische haben und ich habe eigentlich irgendwie es geschafft, alles mir mitzunehmen und mir alles zu holen. Und das war, da hat diese Schule eigentlich viel mehr Gelegenheiten geschaffen. Das ist es vielleicht, denn man sollte für die Eltern ja seinen Kindern Gelegenheiten schaffen und die Möglichkeit, ihre Stärken zu stärken. [00:28:56] Speaker A: Beziehungsweise das, was sie für ihre Stärken halten, denn es wurde ja eine Technologieberaterin, eine Inspiratorin der binären Art, wenn man das mal so sagen mag, womit ja weder sie noch ihre Eltern damals gerechnet haben. Das heißt, wir können unseren Kindern weder ihren Weg vor, Zeichnen vor Befehlen. Noch können wir den Weg des Lebens, des Schicksals in irgendeiner Weise beeinflussen. Es wird aus uns was wird. Was hat denn dann trotzdem in ihrem Leben, und ich kann mir vorstellen, viele junge Frauen, die Ihnen hier zuhören, wollen so ein Leben, dafür gesorgt, dass sie das wurden, was sie heute sind. Es geht ihnen ja gut. [00:29:47] Speaker B: Ich würde sagen, viele Wege führen nach Rom. Das ist vielleicht auch wichtig für die Eltern, das zu wissen. Beispielsweise in Österreich haben wir ja mit 13 immer diese große Diskussion, wo geht das Kind jetzt hin? Bleibe ich auf dieser Schule? Will ich eine kaufmännische, will ich eine technische? Das ist unglaublich quälend und ich habe da auch schon vielen geholfen, das zu entscheiden, weil unser Zukunftsszenario-Prozess ist ein schönes Mittel, um herauszufinden, was man wirklich will und das entscheiden zu können. Da geht es ihm sehr viel darum, das Unbewusste ins Bewusstsein zu holen und dann hat man keinen Bauch mehr, wenn man es entscheidet. Es ist aber eigentlich ein Wahnsinn, mit 13 zu entscheiden und auch den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, du musst jetzt deinen Lebensweg entscheiden. So ist das ja nicht. Es führen wirklich viele Wege nach oben. Also mein Weg zum Beispiel ist ja ein sehr ungewöhnlicher. Wie komme ich zur Technologieberatung? Und auch die Art und Weise, wie ich es mache. Natürlich fließt da meine ganze Kreativität hinein. Das ist natürlich anders, als andere das machen. Und das ist auch gut so. Und was auch wichtig ist, ist natürlich lebenslanges Lernen. Das fällt mir jetzt im Speziellen besonders leicht, weil ich unglaublich gerne lerne. Es wird einem aber auch durch die Schule ausgetrieben, das muss man schon auch sagen. Also auch ich hatte so mit 13, wenn man dann eine Erörterung und sowas lernt, das ist wirklich nichts, was einen besonders inspiriert, nicht mal mich. Und da sollte man als Eltern auch nicht verzweifeln, am besten seinem Kind beistehen. und beibringen, dass das nicht das Leben ist und dass man auch nicht mit 13 seinen Lebensweg quasi sich total verbauen kann, wenn man jetzt hier die falsche Entscheidung trifft. Wenn ich mir das anschaue, wenn SchülerInnen dann sagen, ja, im Technischen würde mich das interessieren, aber da würde mich das interessieren, zumeist kann man das immer ausgleichen. Wenn ich sage, ich interessiere mich jetzt, ich bleibe jetzt am Gymnasium, weil ich möchte die Sprache mitnehmen, Ich würde aber auch gerne fotografieren lernen, steht dem ja nichts im Wege. [00:31:52] Speaker A: So ist es. Also es kann auch ein multipler Weg in der Ausbildung dorthin führen, wohin auch immer. In diesem Zusammenhang bin ich stolz verkündend, zu können, dass es natürlich auch in diesem Jahr wieder die mittlerweile sehr berühmten und ultrabeliebten Digi-Weeks in der Arbeiterkammer NÖ in St. Pölten gibt für Kinder, für Schülerinnen und Schüler, die ganz spielerisch und sehr kreativ An diese ganze Kiste mit der künstlichen Intelligenz zwar noch nicht, aber mit der gesamten Digitalität, vor allem was die Kreativität angeht, das dürfte Ihnen ganz besonders gut gefallen, Frau Aisin, weil ja doch die Kreativität, wie Sie eingangs ja auch gesagt haben, nicht nur das ist, was uns grundsätzlich unterscheiden, wird von den Maschinen die bis auf weiteres zumindest noch nicht so kreativ sind, dass sie von Null auf etwas erfinden. Wir müssen sie nach wie vor prompten. Das scheint auch unser größtes Problem im Moment zu sein. Was geben wir in die Maschinen ein, dass sie das Richtige tun. Das war 1983, als ich meinen ersten Apple bekam. Auch schon das Problem, da gab es schon diesen Satz, der immer kam, wenn um Hilfe gerufen, Herr, helfen Sie mal bitte schön. Der macht nie, was ich will, immer nur das, was ich eingebe. Und da liegt eine große Weisheit dahinter. Wir werden jetzt mit der Bildung sofort aufhören, weil das ist die nächste Pandora-Box. Da nehmen wir uns mal ganz viel Zeit. Aber wir hören jetzt mal den zweiten Teil unserer Straßenumfrage und vergleichen das mit dem Weg, den Frau Aisin gegangen ist. Also hier ist unser zweiter Teil. Und ist es das geworden? [00:33:57] Speaker B: Nein, nein, etwas ganz anderes. [00:34:00] Speaker A: Darf ich fragen, was das ganz andere ist? [00:34:02] Speaker B: Ja, ich bin in der Zeit eine Ausbildung zur Rechtsanwältin. Im Verkauf. [00:34:06] Speaker A: Hat Ihnen das gefallen? [00:34:07] Speaker B: Ja, das hat mir sehr gut gefallen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Außendienst im Verkauf Bauchemie. [00:34:15] Speaker A: Bin ich jetzt Schwarzdecker. Und sind Sie damit zufrieden? Nein, darum habe ich gesagt, ich wäre lieber ein Priester. Wie schaut Ihre berufliche Vision aus? [00:34:25] Speaker C: Ich bin nicht schlecht, solange ich einen Dachlmatum kriegen kann. Wenn es immer geht, geht es immer. Das ist logisch. [00:34:32] Speaker B: Also ich mache derzeit die Rechtsanwaltsprüfung. Hoffentlich bestehe ich die. Und danach würde ich tatsächlich gerne berufsbegleitend noch was machen, aber ich bleibe in dem Bereich, im juristischen. [00:34:44] Speaker A: Was hat sich da am meisten verändert in der Arbeitswelt? [00:34:47] Speaker C: Früher hatte mein Chef, wenn wir am Mittwoch schon beim vierten PicknPlimp sind, das gekommen hat und die Runde gezahlt, weil er gewusst hat, dass wir das fertig machen, wenn es fertig sein soll. Es gibt dort nicht mehr sehr viele Bauspenglereien, es gibt sehr viele Leihfirmen und die sind nicht so besonders. [00:35:06] Speaker A: Der Druck, der Stress. Nur es ist das Problem, eine normale Firma zu finden, die auch zahlt. Früher war ich wenigstens 16 Jahre in einer Firma, jetzt heutzutage Schafft man das nicht? Man arbeitet zwei, drei Jahre und dann ist wieder arbeitslos. Jetzt war ich fünfeinhalb Jahre an der Firma, jetzt bin ich wieder heim. Jetzt seit einer Woche oder so. [00:35:28] Speaker C: Früher bin ich ja im Winter als Chauffeur. Da hab ich behinderte Kinder in die Schule geführt. Dann von der Schule in den Kindergarten und so. Aber das spült sich nicht mehr weh. Es gibt keinen Winter mehr. Ich seh's. Das spült sich nicht mehr weh. Um die Zeit kann man ein Dachlauf machen, kann man es wieder zumachen. Kein Problem. [00:35:45] Speaker B: Also ich bin jetzt ja momentan in Karenz und merke schon, was das für Anforderungen an die Mutter sind, auch seitens Arbeitgeber, alles gleichzeitig machen zu können und zu schaffen, vor allem, wenn man dann wieder zurück will und man überlegt sich zweimal jetzt vielleicht Vollzeit arbeitstätig zu sein oder doch lieber Teilzeit zu nehmen, was eben doch natürlich mit finanziellen Einbußen dann zu tragen ist. [00:36:10] Speaker A: Frau Aysin Vazin ist bei Ihnen jetzt hängen geblieben. [00:36:15] Speaker B: Ja, es wurde der Stress erwähnt und auch eine gewisse Flexibilität, die man haben muss. Und das ist etwas, das, glaube ich, auch sehr wichtig ist. Man muss sich immer weiter bewegen und dazu war ich eben auch immer bereit. Ich habe erwähnt, ich bin geprüfte Übersetzerin für Chinesisch. Da habe ich aber sehr früh gesehen, dass das keine Zukunft hat, weil es haben eigentlich schon während meines Studiums diese Übersetzerprogramme so gut funktioniert. Das kann die Maschine mittlerweile wirklich ziemlich gut. Und dann bekommt man natürlich als Übersetzer kein Geld. Also deshalb war es für mich immer, ich war da immer offen zu sagen, naja, was ist Übersetzen? Übersetzen ist Kommunikation. Ich kann zwischen Menschen kommunizieren. Ich kann ihnen dabei helfen zu verhandeln. Und das habe ich auch sehr erfolgreich gemacht. Also eben Kommunikationsstrategie, das ist eigentlich für mich, was alles zusammenhält, die Kommunikation. Das ist mein Steckenpferd. Es gibt andere Menschen, die machen gerne etwas anderes. Man hat auch sehr schön gesehen, Menschen, die beschreiben, sie machen das wirklich gerne, was sie tun. Und das ist, glaube ich, auch sehr wichtig. Nicht so sehr, was einem jemand erzählt, was man tun soll, sondern dass man das findet, was man selber gerne macht und mit Leidenschaft macht. [00:37:34] Speaker A: Ja, in diesem Zusammenhang war ich für Bass erstaunt, dass der Herr, der so gerne Priester geworden wäre, offenbar diesen Weg nicht gefunden hat. Wie wohl mir erscheint, ich kenne mich jetzt nicht aus im klerischen Ausbildungswesen, aber er braucht doch nur in jede Pfarre, jeden Dom rein und laut rufen. Oh Herr, ich will dein Diener sein. Und dann wird er aufgenommen. Also scheinbar ist das dann doch nicht so einfach. Cut. Wir gehen aufs Heute. Weil das war ja auch jetzt der Bericht von Christoph über das, was heute aus diesen Menschen geworden ist. Im Gegensatz oder kongruent zu dem, was sie sich grundsätzlich mal gewünscht haben. Stichwort Homeoffice. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass wir auch damals im Jahre 2020, wie wohl alles total unter diesem Meta-Titel Pandemie stand, sehr wohl über das Homeoffice gesprochen haben. Und Sie haben damals gesagt, es ist hier, um zu bleiben. Und siehe da, Sie hatten Recht. Sind Sie zufrieden mit dieser Entwicklung, Status Quo? [00:38:50] Speaker B: Ich glaube ehrlich gesagt gar nicht, dass ich damit recht hatte. Es gibt nämlich interessante Entwicklungen. In den USA gibt es ja sehr, sehr viele Kündigungen in der Tech-Welt. Und viele, gerade aus den technologischen Unternehmen, also ich spreche da jetzt von diesen ganzen Plattformen wie Facebook und Twitter und OpenAI, haben tatsächlich von ihren Mitarbeitern dann wieder gefordert, ins Office zurückzukehren. Und warum ist das so? Wir haben uns das auch angesehen in verschiedenen Szenarien. Die Arbeit oder der Arbeitsplatz haben auch eine soziale Funktion. Das heißt, auch in der Kreativität, wann sind wir denn besonders kreativ? Teilweise müssen wir auch manchmal alleine sein. Dann, um Dinge umzusetzen, brauchen wir die Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Und wir müssen mit denen kommunizieren. Das passiert oft beim Kaffee oder am Drucker. Und dafür brauche ich tatsächlich den Arbeitsplatz. Also ich bin mir da gar nicht mehr so sicher. Ja, es ist natürlich da. Aber es ist auch zu bedenken, dass es manchmal erforderlich ist, dass Menschen tatsächlich sich treffen. Das ist vielleicht nicht jeden Tag notwendig, aber ich brauche tatsächlich auch die Büros. Also es ist nicht so, dass ich die jetzt einfach abschaffen kann und jeder arbeitet von zu Hause. Man muss auch bedenken, in unterschiedlichen Ländern zum Beispiel sind die Situationen ja anders. Wenn beispielsweise in Paris Menschen teilweise in sehr kleinen Wohnungen leben, wie sollen denn da alle jetzt von zu Hause aus arbeiten? Das wird ja sehr, sehr schwierig. Das ist ja alles sehr laut. Das heißt ja nicht, dass man zu Hause Ruhe hat. Also das ist definitiv nicht für jede Lebenssituation machbar und auch nicht für alle wünschenswert. [00:40:40] Speaker A: Auf der anderen Seite, ja, ich habe auch davon gehört, dass amerikanische Firmen mittlerweile schon richtig fett Kohle auf den Tisch legen und pro Arbeitstag, glaube ich, wenn sie ins Büro zurückkommen, satte 100 Dollar auf den Tisch legen, dass sie ihre Leute wieder, und ich glaube, da geht es nicht um das, was viele dabei vermuten, nämlich Kontrolle. Sondern es geht wirklich auch um Inspiration, so wie Sie das gerade gesagt haben. Das lässt den Schluss zu, dass der Ruf nach Inspiration als Teil von einer Führungsqualität offenbar immer noch verhallt. Weil es wird ja jetzt schon wieder delegiert, die sollen sich untereinander inspirieren. Ich habe zu viel zu tun als CEO und so weiter. Großer Irrtum. Das zweite ist natürlich, wenn Menschen dann im Arbeitsbereich miteinander zu tun haben, ist natürlich auch die Gefahr der Bubble-Wirkung groß. Weil, das wissen wir, wir Menschen müssen in Gemeinschaft leben, sonst gehen wir jämmerlich ein und dafür sind wir dann auch bereit auf unsere eigene Meinung, auf unsere eigenen Denksicht und Handelsweisen zu verzichten zugunsten der Gruppe. Das will ich doch nicht als Arbeitgeber. Wie sehen Sie das? [00:42:15] Speaker B: Da haben Sie absolut recht. Das beginnt schon in der Schule mit dem sogenannten Peer Pressure und setzt sich dann in der Arbeitswelt fort. Das heißt dieser Gruppenzwang, das Gruppendenken. Und das ist auch etwas, wo wir versuchen, mit diesen Zukunftsszenarienprozessen, die wir machen, daraus rauszusteigen, sich dessen bewusst zu werden. Ich habe schon erwähnt, es geht viel um die Muster und die kommen sehr, sehr viel von der Gruppe. Weil wir, wie Sie erwähnt haben, als Menschen, wir sind soziale Lebewesen und eines unserer ganz starken Grundbedürfnisse ist, dazu zu gehören. Und das klingt ein bisschen oberflächlich, vielleicht ist es aber überhaupt nicht, weil in letzter Konsequenz, das ist fast biologisch für uns, wenn wir uns vom Stamm ausgeschlossen fühlen, haben wir das Gefühl, wir werden verhungern. Wir werden sterben, weil so war es tatsächlich. Wenn wir ausgeschlossen wurden, hatten wir keinen Zugang mehr zu Futter, keinen Zugang mehr zu Zuneigung. Und das hat uns tatsächlich, also wer ausgeschlossen wurde vom ursprünglichen Stamm, von der Gemeinschaft, der war tatsächlich dazu verdammt zu sterben. Das heißt, das ist für uns ganz, ganz wichtig. Sollte aber natürlich im Arbeitsleben, man sollte tatsächlich Dinge machen, sich dessen bewusst zu werden. und daraus rauszusteigen, weil sonst können wir nämlich wirklich das individuelle Potenzial von jedem Einzelnen nicht nutzen und das braucht man jetzt mehr denn je. [00:43:39] Speaker A: Gut. Wir gehen das nächste heikle Thema an. Eine Frage noch zur Homeoffice-Kultur. Nämlich wirklich zur Homeoffice-Kultur. Es gibt eine Unternehmenskultur. Das ist eine Baustelle riesig genug gerade jetzt. Und wird nach wie vor stiefmütterlich, stiefväterlich behandelt. Was mich als jemand, der mit und durch Kultur gelebt hat, wahnsinnig traurig macht. Aber das braucht offenbar noch die eine oder andere lebensbedrohliche Katastrophe, damit da auch genug Ressourcen eingesetzt werden. Aber es gibt keine Homeoffice-Kultur. Warum eigentlich nicht? [00:44:32] Speaker B: Ich denke deshalb, weil ich habe es vorher angesprochen, Lebenssituationen sind ja sehr unterschiedlich. Das ist noch viel schwieriger standardisierbar, als es im Büroalltag der Fall ist. Weil im Büroalltag natürlich, da sind auch Menschen unterschiedlich, aber es ist zumindest die gleiche Situation. Aber jeder, der jetzt hier vorm Computer sitzt, ist ja in einer anderen Situation. Das heißt, es ist sehr, sehr schwierig. Es werden Dinge versucht, wie eine digitale Netiquette und solche Dinge zu schaffen. Wie soll man online kommunizieren? Das ist alles recht und schön, aber das entspricht ja nicht unbedingt der Lebenswelt, die dann vor dem Computer stattfindet. [00:45:15] Speaker A: Ja, diese Lebenswelt. Die Fünf-Tage-Woche, also wird es die überhaupt geben? Ist das überhaupt noch ein Thema angesichts dessen, was wir jetzt gerade zu bewältigen haben? [00:45:34] Speaker B: Ich denke, eine Realität ist, dass in Zukunft wohl niemand dafür bezahlt wird, seine Zeit abzusitzen. Und damit hat es auch relativ wenig Sinn, Arbeit in Zeit zu messen. Es wird natürlich die Arbeit derzeit in Zeit gemessen und es ist relativ revolutionär zu sagen, wir müssen das alles ändern, aber es wird sich wohl ändern müssen. Wie gesagt, es wird niemand dafür bezahlt werden, seine Zeit abzusitzen. [00:46:06] Speaker A: Ist die Annahme dieser Realität durch Führungspersönlichkeiten und Organisationen, ist der Grund, warum das nicht stattfindet, dann erst wieder die Überprüfung, das Misstrauen an die arbeitenden Menschen. Wir brauchen jetzt eine andere Art der Stechuhr. Was steckt psychologisch dahinter? [00:46:39] Speaker B: Ich glaube, es ist tatsächlich der Bedarf oder das Bedürfnis zu kontrollieren. Und das ist auch, wenn ich Zukunftsszenarien für die Arbeitswelt formulieren würde, würde ich sagen, da gibt es zwei Achsen. Und das eine ist, wie gestalte ich das Arbeitsumfeld? Ist es kontrollierend oder ist es ermächtigend und fördernd? Und auf der anderen Achse würde ich tatsächlich die Bildung sehen. Ist die ausgerichtet auf Gehorsam und ein Belohnungs- und Bestrafungssystem, Uberda, eben auch auf die Kreativität und auf das menschliche Potenzial. Und es geht tatsächlich, also diese Kontrolle, das ist wirklich ein Bedürfnis von Unternehmen. Ich habe das gerade, weil ich ja sehr viel mit großen Technikunternehmen wie Microsoft, T-Mobile und so weiter gearbeitet habe, die haben das eigentlich Homeoffice relativ früh eingeführt. Und sofort ist hier der Gedanke entstanden, man müsse doch die Arbeitnehmerinnen zu Hause kontrollieren. Und es wurden viele technologische Mittel, also Technologie spielt in der Kontrolle hier immer eine große Rolle, eingesetzt, um die zu kontrollieren. Und das war wirklich, das hat dann mit einer freien Entfaltung, und ihr könnt eh arbeiten, wo ihr wollt, eigentlich nichts zu tun. Also es war wirklich wie ein Gefängnis, ein digitales Gefängnis in dem Fall. [00:47:56] Speaker A: Ja, richtig. Und wenn ich Sie und viele andere die Zukunftsszenarien entwerfen, wenn ich euch allen glauben darf, und das will ich, dann wird ja mit dem Verschwinden unserer haptischen Arbeit, die ja dann von Computern und Robotern jetzt bereits übernommen werden wird, ja auf uns Menschen nur mehr, in Anführungszeichen nur mehr, die Kreativität als unsere Arbeit zukommen. Wir werden dann erfinden und es Es gibt Futuristen, die sagen, unsere Enkelkinder oder vielleicht deren Kinder werden mal lachen über uns, dass wir wirklich mit den Händen Teer auf die Straße gegossen haben bei brütender Hitze. Und diese Art der Entwicklung, gekoppelt damit, dass wir immer älter werden, Sollen wir Zuversicht entwickeln oder noch mehr Angst? [00:49:10] Speaker B: Ich denke, wir sind der Zukunft niemals hilflos ausgeliefert, sondern wir können sie gestalten. Und darum geht es auch in dem, was ich tue. Da muss ich mich auch ein bisschen abgrenzen von anderen Zukunftsforschern. Wir versuchen nicht, die Zukunft anhand von Daten aus der Vergangenheit zu entwickeln, sondern wirklich mit der menschlichen Kreativität und dieses menschliche Potenzial zu heben und diese ganze menschliche Vorstellungskraft hier hineinzubringen. Es ist wirklich erstaunlich. Natürlich gibt es Dinge, die man nicht vorhersehen kann, aber wenn man eine Gruppe von zehn unterschiedlichen Menschen zu irgendeinem Thema nimmt und diesen Prozess durchläuft, können einem die ungefähr sagen, welche vier möglichen Zukunftsszenarien hier entstehen könnten, was sie nicht wollen, wie zum Beispiel so ein technologisches Gefängnis, und was sie stattdessen wollen, was zumeist das Fördern von Potenzialen ist, auf das wir nicht verzichten können. Ja, die Roboter, die alles übernehmen, das ist auch sehr interessant. Das wird seit vielen Jahren versucht, uns zu erzählen, wir machen nur das Kreative. Dazu zwei Dinge. Einerseits, wir brauchen auch Routinen. Das braucht der menschliche Geist auch. Also wie beispielsweise, ich stehe auf, ich putze mir die Zähne. Wenn ich das alles jeden Tag neu planen müsste, da würden wir verrückt. Also das wäre tatsächlich zu viel. Das heißt, wir brauchen auch ein paar Routinen. Jedermal ausprobieren, wenn er nur mehr die großen kreativen Aufgaben hat. Das ist unglaublich hart. Das ist wirklich, wirklich hart. Und die andere Geschichte ist, und darauf haben mich unlängst Schülerinnen aufmerksam gemacht, mit denen ich Zukunftsszenarien für künstliche Intelligenz entwickelt habe, die gesagt haben, was sie sich wünschen würden, wäre eine künstliche Intelligenz, die tatsächlich einmal diese schwierigen und mühsamen Aufgaben wie putzen und bügeln und so übernehmen. Und das kann die künstliche Intelligenz tatsächlich überhaupt nicht. Weil, ich habe es schon erwähnt, das sind so viele Da kann der Mensch anhand von ganz wenigen Informationen sehr schnell sehen, das Shirt muss ich hier und hier angreifen. Wenn man sich das anschaut, wenn ein Roboter das macht, gibt es schon, aber es ist fürchterlich. Das funktioniert einfach nicht. Wir warten immer noch darauf, dass die Roboter das übernehmen, diese mühsamen Aufgaben. Aber das ist eigentlich auch nicht der Fall. Also das ist eigentlich eine Science-Fiction-Story, die sich so in Realität nicht verwirklicht. Und ich befasse mich halt immer lieber gerne mit der Realität. [00:51:34] Speaker A: Ja, es gibt Hoffnung. Wenn wir es vielleicht von der anderen Seite angehen. Ich bügel gern, weil sie das bügeln. [00:51:44] Speaker B: Ja, da kommen wir eben auch dazu. Es ist ja nicht so, man kann das ja auch als Meditation sehen. Ich beispielsweise, ich putze auch ganz gern, also ich muss jetzt nicht jeden Tag sein, aber weil das für mich ein bisschen meditativ ist. [00:51:57] Speaker A: Ja, ich habe die besten Ideen beim Bügeln, weil es mich auch so befriedigt. Ich habe einen Stapel Chaos auf einem Platz und dann habe ich einen langsam wachsenden Stapel Ordnung. [00:52:12] Speaker B: Ja, dazu. Es gibt ja diese, das heißt autotelische Charaktere. Das ist ein bisschen ein schwieriges Wort. Das sind Charaktere, die einfach alles, was sie tun, mit Leidenschaft tun. Und das ist, glaube ich, auch etwas, was ich für mich auch lebe. Man kann nicht darauf warten, dass man seine Leidenschaft findet oder seine Leidenschaft verwirklicht, sondern man kann sofort damit beginnen, das, was man in jedem Moment tut, mit Leidenschaft zu erfüllen. [00:52:39] Speaker A: Ja, klingt nach einem super Sennen-Ansatz, nicht? [00:52:42] Speaker B: Genau. [00:52:43] Speaker A: Jetzt und hier. Schön, schön. Wir lernen, danke. Also, ich komme zurück auf die demografische Entwicklung. Wir werden immer älter, wir bleiben immer gesünder. Dafür werden allein schon jene Unternehmen Sorgen, die geradezu geschüttet werden mit Milliarden in Sachen Longevity und lebensverlängernde Maßnahmen und so weiter. Das heißt, das neue biologische Durchschnittsalter, ich habe vor kurzem gelesen, angeblich ist schon 100 und 200 ist total möglich, rein biologisch. Wollen wir das, Frau Aisin? [00:53:30] Speaker B: Das wäre jetzt genau meine Frage gewesen. Wer will denn das? Also meiner Meinung nach sind diese ganzen Longevity-Ansätze, das ist schon ein bisschen ein narzisstisches Menschenbild. Weil für Narzissen ist es nie genug. Ich habe nie genug gelebt. Wenn ich aber das lebe, was ich jetzt vorher erwähnt habe, wenn ich jeden Moment mit Leidenschaft erfülle, ist es auch irgendwann genug. Und ja, ich würde es jetzt nicht außer Frage stellen oder ich würde nicht sagen, es ist unmöglich, dass wir das Leben verlängern. Aber warum sind die alle so fixiert darauf? Ich würde mich nicht jeden Tag damit beschäftigen. Ich würde einfach mal mein Leben leben. Dann brauche ich nicht, dann brauche ich nicht noch 100 Jahre, wenn ich mein Leben jetzt lebe und das gut lebe und zufrieden damit bin. [00:54:16] Speaker A: Das setzt aber voraus, dass ich wirklich Master of my Domain bin. Nicht, dass ich mich nicht abhängig mache von Menschen oder Maschinen oder Institutionen, die mir sagen, wie ich gefälligst mein Leben zu leben möchte. [00:54:30] Speaker B: Genau, da kommen wir wieder zurück zu diesem Bewusstsein. Ich muss mir dessen bewusst sein, was steuert mich und auch eigentlich nicht manipulierbar werden. Sehr viele Technologien, soziale Medien versuchen uns zu manipulieren den ganzen Tag. Das stecken oft Marketer dahinter, die sehr viel psychologisches Wissen haben und uns quasi all unsere Auslöser den ganzen Tag drücken, damit wir Dinge kaufen oder damit wir möglichst lange auf einer Plattform verbringen und uns besser nicht mit anderen austauschen. Und zu einem gesunden Leben gehört ja auch der Austausch mit anderen Menschen. Das macht uns auch gesund. Was auch zu bedenken ist, also ich kenne da ein paar andere Zahlen. Junge Menschen beispielsweise waren noch nie so krank. Das liegt auch daran, beispielsweise in den USA bekommt jeder, der zum Arzt geht, irgendein Medikament verschrieben. Und das ist durchaus nicht ohne. Medikamente haben viele Nebenwirkungen und sind nicht unbedingt förderlich für ein gesundes Leben. Also da ist es viel zielführender, in die Natur zu gehen, sich gesund zu ernähren. Kein Essen, das mit sehr vielen Chemikalien versetztes Essen. Also es ist nicht unbedingt so, dass die Durchschnittsbevölkerung momentan so gesund ist. Da haben wir tatsächlich einen Abstieg, den wir erleben. [00:55:53] Speaker A: Ja. Gesunder Geist in einen gesunden Körper heißt es seit ein paar tausend Jahren. Wenn wir uns mehr beschäftigen, geistig beschäftigen mit dem, was uns ja auch beschäftigt, einfach weil es da ist. Zum Beispiel die künstliche Intelligenz. Kommen wir doch an einem Punkt, wo wir sagen, okay, ich bin jetzt das und das im Leben, ich würde aber vielleicht gerne etwas anderes. Früher hat man gesagt, Weiterbildung, Kurse, Volkshochschule bis hin zu Abendschule Matura. Ein unfassbarer Joch. Chapeau vor allen, die sich das geben. Und dann mittlerweile? Höre ich, dass immer mehr HR-Leute, auch CEOs großer Unternehmen sagen, mich interessiert es nicht mehr, ob die junge Dame Matura hat, Akademikerin ist. Wenn sie Antworten hat, vor allem wenn sie Visionen hat, dann will ich sie in meinem Unternehmen haben. Ist das das Ende der Weiterbildung? [00:57:15] Speaker B: Ja, könnte sein. Nicht unbedingt zur Weiterbildung. Ich glaube, die Weiterbildung, das ist ja eben mehr eine persönliche Geschichte auch. Aber diese formale Ausbildung, das scheint offenbar nicht mehr unbedingt für den Markt zu entwickeln oder dem zu entsprechen, was Unternehmen dann tatsächlich brauchen. Und gescheite Unternehmer sagen dann, okay, das interessiert mich nicht. Mir egal, ich will eben sehen, ist der Mensch hungrig? Möchte er tatsächlich in meinem Unternehmen was bewirken? Haben wir eine gemeinsame Vision? Und das sind sicher die richtigen Fragen, die man sich stellen kann. Für mich ist das auch so, wenn ich jetzt junge Menschen sehe, ich habe in letzter Zeit wirklich wieder große Zukunftshoffnung schöpfen dürfen, weil ich so viele junge Menschen, die 16, 17 Jahre alt sind, kennenlernen durfte. die tatsächlich hungrig sind und die Zukunft gestalten wollen und wirklich was machen wollen, die Dinge lernen wollen, die unglaublich wissbegierig sind. Ob die alle studieren müssen, da bin ich mir nicht sicher, weil eben unser Bildungssystem, es kommt sehr darauf an, was will ich, was will ich, brauche ich da noch zum Beispiel eine technische Ausbildung, brauche ich dieses Wissen, das sollte man wirklich sehr, sehr genau überlegen. Ich will da niemanden davon abhalten, aber es ist glaube ich, unser Bildungssystem ist relativ am Ende angelangt, wenn man das so sagen kann. Und das ist leider das Bericht mir auch Schuldirektorinnen, dass sie da nicht mehr sehr viel Hoffnung sehen, dass man das System irgendwie noch hinbiegen kann. [00:58:51] Speaker A: Und wenn die das sagen, dann sollten wir ihnen das glauben. Das ist doch eigentlich ein weiterer Beweis, um nicht zu sagen ein Spiegel dessen, was wir tagtäglich leben und woran wir uns jetzt langsam gewöhnen sollten. Wir haben das ganz am Anfang dieses Podcasts auch miteinander besprochen. Es gilt einfach den Nächsten logischen und auch und vielleicht sogar vor allem unlogischen Schritt zu gehen im Leben, um die nächsten Schritte überhaupt möglich zu machen. Das heißt, der Weg, der Schritt für Schritt vorgezeichnet ist, den gibt es de facto nicht mehr. Das Bildungssystem muss unbedingt angegangen werden. Wir als Eltern müssen uns auch umorientieren und unseren jungen Mädchen glauben, die im Wohnzimmer stehen mit einem Tütü und sagen, ich will tanzen, tanzen, tanzen. Nichts anderes als tanzen. Und wir uns am Abend im Bett dann die Eltern sagen, ach schade, ich hätte so gern, dass sie eine Technologieberaterin werden würde, weil der Weg halt so verschlungen ist, wie sie so richtig sagen und dann letztlich doch im persönlichen Ruhm landen. Ist es so? [01:00:21] Speaker B: Ja, ich würde wirklich sagen, viele Wege führen nach oben. Was wichtig dabei ist, glaube ich, Gelegenheiten zu schaffen. So viele wie möglich. Und auch zu vermitteln, dass es eben nicht nur eine Gelegenheit gibt. Das ist ja totales Das ist wirklich sehr beschränkend im Denken. Es gibt immer viele Gelegenheiten und das sollte man vielleicht auch als Eltern, auch als Lehrer vermitteln. Es gibt viele Gelegenheiten. Es ist nicht so, wenn du das jetzt verpasst hast, hast du dein Leben ruiniert und das wird teilweise den Schülerinnen wirklich so vermittelt oder eben den Kindern von ihren Eltern so vermittelt. Du musst dich jetzt da entscheiden. Wenn du da die falsche Entscheidung tust, hast du dein ganzes Leben ruiniert. Das ist einfach So lange ich immer wieder neue Gelegenheiten für mich finde, Und das ist, glaube ich, ganz wichtig. Ich habe auch ein RedSwan-Mentoring-Programm deshalb gestartet, weil ich gerne solchen jungen Menschen, die so wissbegierig, lernbegierig sind, helfe. Und die sind wirklich enorm froh, wenn sie Gelegenheiten bekommen. Das war für mich ein bisschen neu, dass die gesagt haben, da wurde mir jetzt eine Gelegenheit gegeben, Und ich habe mich dann selbst gefragt, ist das für die so selten, dass sie eine Gelegenheit bekommen, sich zu beweisen? Und da würde ich gerne auch unterstützen und jungen Menschen helfen, damit sie Gelegenheiten bekommen oder Gelegenheiten sehen und ihnen auch Gelegenheiten vermitteln. [01:01:52] Speaker A: Das heißt, Sie stehen auch verunsicherten Elternpaaren zur Verfügung als Coach? [01:01:58] Speaker B: Ja, also den Eltern und den Kindern. [01:02:04] Speaker A: Also kennengelernt habe ich sie als Unternehmensberaterin. Jetzt sind sie seit zehn Jahren auch noch Unternehmerin im Zukunftsgeschäft. Sie sind Druidin der Inspiration. Sie versuchen das, was sie wissen und glauben und auch selbst leben, weiterzugeben. Wie viele Stunden hat Ihr Arbeitstag nochmal? [01:02:29] Speaker B: Gleich viel wie der von jeder anderen. Und es ist auch, ich glaube diese, wenn man tatsächlich das, was man tut, mit Leidenschaft erfüllt, ist man auch nicht ausgelaugt und hat man auch gar nicht eigentlich den Eindruck, dass das so viel ist. Den habe ich tatsächlich nicht. [01:02:50] Speaker A: Wow. Also ich warte auf Ihr Buch. Und zwar nicht das Fachbuch, sondern ihr Buch. Ich weiß, man sollte, wenn man so jung ist, nicht schon eine Autobiografie schreiben, aber in diesem Fall gerade für junge Mädchen wäre es wirklich, wirklich wichtig. Also schreiben Sie, Aisin, schreiben Sie dieses Buch endlich. Ich danke, dass Sie uns die Gelegenheit gegeben haben. noch mal miteinander zu sprechen. Wir haben noch so viele offene Themen. Wir sind ja nur geschrammt an dieser KI-Geschichte. Würden Sie uns denn noch mal eine Stunde dieser Ihrer wertvollen Zeit widmen, Frau Aisin? [01:03:35] Speaker B: Sehr gerne. Wie gesagt, also momentan ist KI und KI in Schulen und für junge Menschen und auch was sind Geschäftsmodelle dahinter, weil tatsächlich demokratisieren kann man KI dann, wenn man den Leuten zeigt, wie sie damit Geld machen können. Und das ist mir momentan ein großes Anliegen und sehr gerne. [01:03:53] Speaker A: Das hat die KI übrigens gemeint, auch mit dem Klimaschutz und so weiter. Wenn wir endlich auch diese Green Industries und so weiter fördern und fordern, dann ist es in unserer Gesellschaft angekommen, die wir uns nun einmal, spätestens 1973 würde ich mal sagen, für das Wirtschaftsformat Kapitalismus entschieden haben und so ist das halt. Und deswegen finde ich das auch richtig, dass wir sagen, die KI muss uns Geld machen, ohne Menschen dabei zu verbrauchen. [01:04:32] Speaker B: Also nicht das menschliche Potential dabei vernichten und Angst machen, aber wenn man sich das anschaut, da muss man natürlich auch die Kirche im Dorf lassen. Jetzt wird ja gesagt, die KI kann alles schreiben und so weiter. Also jemand, der sein Leben lang schreibt, kann ich berichten. Wir testen das wirklich sehr viel und es funktioniert wirklich schlecht. Die KI ist wirklich ein unterdurchschnittlicher Schreiber. Natürlich mit besseren Prompts wird es besser, aber gut ist es noch lange nicht. Also man kann die KI betrachten als einen Assistenten oder einen Praktikanten, der relativ wenig Ahnung hat, dem man halt immer auf die Finger schauen muss und dem man halt viele Dinge beibringen kann. Unglaublich wertvoll als Unterstützung, wenn man die englische Grammatik korrigieren möchte oder solche Dinge. Aber diese Fantasien davon, dass das jetzt all unser Marketing übernimmt, also da muss man so viel psychologisches Wissen und Kommunikationswissen haben und das funktioniert einfach nicht. [01:05:33] Speaker A: Bis auf weiteres, sag ich mal. [01:05:35] Speaker B: Wir werden sehen. [01:05:38] Speaker A: Man spricht bereits von der generalisierten künstlichen Intelligenz, dass nur noch alles aus einer Quelle kommt. Das Universum möge uns davor behüten. Darüber dann das nächste Mal, okay? [01:05:51] Speaker B: Gerne. [01:05:52] Speaker A: Dankeschön. Zum Schluss noch, das war Mag. Ursula Eisen. Sie hat das Unternehmen Red Swan inne. Es gibt auch einen Podcast seit kurzem, habe ich gelesen. Wo hören und sehen wir Sie, Frau Eisen? [01:06:13] Speaker B: Ja, den Podcast Code Red bei Red Swan, Technology, Madness and the Future of Humanity, gibt's überall dort, wo man Podcasts hören kann. Und man findet uns auch auf YouTube und unter Substack, und zwar coderedbyredswan.substack.com. [01:06:32] Speaker A: Okay, ich stehe natürlich jederzeit auch als plappernder Gast zur Verfügung, weil ich habe mir ein paar Folgen angeschaut. Coole Sache. Sehr, sehr voll. Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit, für Ihre Arbeit und ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen und noch mal ein wenig die Welt retten miteinander. [01:06:57] Speaker B: Das würde mich sehr freuen, vor allem wenn es gelingt. [01:06:59] Speaker A: Ja, genau. Dankeschön, Ursula Eisen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Das war der MONTALK Nr. 100 mit Ursula Eisen, Technologieberaterin, Zukunftsforscherin, glaube ich, sagen wir nicht, wir sagen Gestalterin. Ja, Zukunftsgestalterin. Und wie immer, wenn Sie etwas dazu zu sagen, zu schreiben, zu verkünden haben, auf der Facebook-Seite der Arbeiterkammer Niederösterreich oder melden Sie sich direkt bei der Arbeiterkammer. Im Namen des gesamten Teams sage ich vielen, vielen Dank für Ihre Treue, für das Vertrauen von 100 Episoden. Danke euch, die ihr da in der Redaktion, in der Technik, überall hinten bei Social Media arbeitet, ohne jemals die Öffentlichkeit zu geraten. Manche wollen es auch gar nicht, aber danke trotzdem für diese wunderbare Partnerschaft und vor allem Ihnen, dass Sie uns vertrauen. Und wenn Sie wollen, dass wir wachsen, dann schicken Sie diesen Podcast einfach weiter und klicken Sie auf Abonnieren. Dankeschön. Wir wünschen Ihnen eine tolle Woche. Das war's. Mein Name ist Alexander Köbel. Bis dann. Ciao, ciao. Die Arbeiterkammer NÖ hat eine neue App. Die AK-Blitz-App. Ab sofort zum Downloaden. Bleiben Sie am Laufenden, erhalten Sie alle relevanten Informationen. Und Sie wissen ja, noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die AK-Blitz-App. Ab sofort zum Downloaden. Das war der Montag. Chefredaktion Susanne Karner, Redaktion Mario Gattinger und Carina Carras, Straßenumfragen Christoph Baumgarten, Faktenbox Bettina Schapschneider, Technische Leitung Stefan Dangl, Administration Christina Winkler, am Mikrofon Alexander Göbel.

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