#18 Kein Staatsvertrag: Was wäre, wenn? - Dr. Siegfried Nasko

October 26, 2020 01:03:29
#18 Kein Staatsvertrag: Was wäre, wenn? - Dr. Siegfried Nasko
MONTALK - Der Podcast zum Mitreden
#18 Kein Staatsvertrag: Was wäre, wenn? - Dr. Siegfried Nasko

Oct 26 2020 | 01:03:29

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Show Notes

Wodka statt Veltliner: Was, wenn es keinen Staatsvertrag gegeben hätte und die sowjetische Besatzung geblieben wäre? Wie würde unser Leben, wie würde es für die Beschäftigten und in den Unternehmen heute ausschauen? Ein Gedankenexperiment zum Nationalfeiertag mit Tophistoriker Dr. Siegfried Nasko

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Episode Transcript

[00:00:01] Speaker A: Montalk, der Podcast zum Mitreden. Gefördert aus den Mitteln des Zukunftsprogramms der Arbeiterkammer Niederösterreich. Einen wunderbaren Nationalfeiertag wünsche ich Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ich bin Alexander Göbel. Dies ist nur vermeintlich ein ganz normaler Moontalk, so wie wir ihn immer wieder feiern, im zweiwöchentlichen Rhythmus. Denn das, was heute ist, ist nicht nur der Nationalfeiertag, also ein Tag, an dem wir alle aufgerufen sind, über unser aller Geschichte, die Geschichte des Landes nachzudenken und zwar in aller Offenheit und Ehrlichkeit, was mitunter zumindest manchen von uns nicht ganz einfach fällt, sondern auch weil dies ein Montalk ist, an dem ich einen ganz speziellen Gast bei mir habe. Und ich freue mich wahnsinnig, dass das geklappt hat. Es ist Dr. Siegfried Nasco. Er ist Historiker und das ist viel zu wenig, um ihn zu beschreiben. Er ist eine, ich sage es, wie ich es sagen würde, eine zauberhafte Figur, ein zauberhafter Mensch, jemand der uns allen so viel, nicht nur über die Geschichte unseres Landes, unserer Menschen, sondern auch über uns selbst, über uns Menschen erzählen kann. Ich hoffe, dass wir so viel wie möglich aus ihm rausbekommen und möglicherweise auch vor allem sie etwas mitnehmen aus diesem Nationalfeiertag. So, unser Thema heute ist ein hypothetisches und heißt, was wäre, wenn? Und zwar, was wäre, wenn es keinen Staatsvertrag gegeben hätte 1955 und die sowjetische Besatzung geblieben wäre? Ich weiß, was jetzt in Ihren Köpfen abgeht. Sie werden sich sagen, völlig unmöglich, bis heute wären die nicht da. Hey, hallo, Deutschland, die sind immer noch da. Zweitens, aber wir hätten uns natürlich gegen die sowjetischen Verhältnisse, die damals sehr wohl prä-55 geherrscht haben, wohl gewährt. Da kann ich nur sagen toi toi toi. Wir werden versuchen, diese Hypothese ein wenig auszurollen, auch um uns allen diese Wertschätzung noch mal vor Augen zu führen, die wir gefälligst zu haben haben, nämlich vor diesem historischen Meisterwerk, würde ich sagen, des Staatsvertrags, auch und vor allem, weil er gerne so ein wenig marginalisiert wird. weil ja doch immer wieder dieselbe Geschichte erzählt wird. Jetzt noch die Reblaus und dann Sandswach. Wir werden also heute erfahren, was dran ist an dieser Geschichte und vor allen Dingen, welche Geschichten es vorher alles gebraucht hat, dass dieser Staatsvertrag zustande gekommen ist. Ich begrüße Dr. Siegfried Nasko, hallo mein Lieber. [00:03:22] Speaker B: Hallo, grüß dich. [00:03:23] Speaker A: Ich danke dir sehr, dass du bei mir bist. Anreise, alles gut gegangen? [00:03:29] Speaker B: Es ist mir eine Ehre hier zu sein und das muss ich sagen, es ist immer wieder eine Herausforderung in meinem Alter mit dem Auto zu fahren, besonders auf der Landstraße. [00:03:43] Speaker A: Dein Weg war nicht so weit, du kommst aus St. Pölten, wir sind in den Bischofsstädten, das geht gerade noch. Des Reisens bist du ja kein Neuling mehr. Du hast mehr oder weniger die ganze Welt gesehen, kann man das sagen? [00:03:57] Speaker B: Das wäre übertrieben, die ganze Welt, aber ich muss sagen, ich habe auf der einen Seite das Glück gehabt, dass ich beruflich ja die internationalen Beziehungen zu betreuen hatte bei der Stadt St. Pölten und Partnerschaften geknüpft habe und das europäische Kooperationsnetzwerk Europäischer Mittelstädte ins Leben gerufen habe. Auf der anderen Seite vor allen Dingen seit meinem Ruhestand ganz stark auf Asien fokussiert bin. [00:04:31] Speaker A: Und da hast du ja nicht nur geschaut und gestaunt, sondern auch gewirkt. Da kommen wir später drauf, so es sich ausgeht. Wir müssen natürlich jetzt nochmal beim Thema bleiben, doch zuvor, liebe Leute, dies ist Dr. Siegfried Nasko, denn vom gelernten Bäcker zum hochdekorierten Landtagsabgeordneten und dazwischen noch viel, viel mehr, ein Leben voller Expertise und Schaffensdrang? Bist du d'accord? Ist das okay, wenn ich das so... Schaffensdrang? Ja, das... A Ruhe haust du nie gehen? [00:05:13] Speaker B: Nein, das wäre nicht ich. [00:05:16] Speaker A: Ja, ja, absolut. Und er ist Fachmann für Themen wie etwa, und das ist wirklich nur eine kleine Auswahl, Dr. Karl Renner, vor allem aus historischer Perspektive und just erst aktualisiert. [00:05:31] Speaker B: Erzählt kurz, Ja, also Rainer wehrt sich ja heuer seinen Geburtstag zum 150. Mal und seinen Todestag zum 70. Mal. Und ich hatte das große Glück, dass als seine Tochter gestorben ist in Glocknitz, dass Bundeskanzler Kreisky die Empfehlung ausgesprochen hat, einen Verein zu gründen und in dem Haus ein Museum zu machen. Und das Österreichische Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum hat mich beauftragt, das einzurichten. überhaupt zu betreuen. Das habe ich 35 Jahre gemacht und daneben natürlich eine Reihe von Sonderausstellungen und Spezialbüchern über Renner. Und was ich besonders bemerkenswert finde, dass ich zu einer neuen Sichtweise dieser Persönlichkeit, die ja so oberflächlich manchmal als umstritten gilt, aber in Wirklichkeit, wer sich mit dieser Person befasst, Der muss stolz sein und jetzt am Nationalfeiertag besonders, weil das ist jemand, der wirklich, da bin ich ja ein Lärcherl gegen den, wirklich, was der alles selber gemacht hat. Der war ja allein als Lyriker, der hat ja ein eigenes Epos, das Weltbild der Moderne geschrieben, so dick. Der hat also ein Lyrikbändchen. Wissenschaftler, der ist in Spanien, in einer Stadt, wo also die Sozialjuristen der ganzen Welt die besten dokumentiert sind. Unter den 15 besten ist ein Medaillon von ihm dort. hängt dort an der Wand, weil seine Idee vom Funktionswandel des bürgerlichen Rechts bis heute Gültigkeit hat und in mehreren Sprachen in Amerika überall noch gelehrt wird. Die sozialistische Partei hat die ganzen 12 oder 15 Bände von Otto Bauer herausgebracht. Aber der Renner hat einmal das festgestellt und ich sag's der Renner, damit man nicht mich steinigt. Er hat festgestellt, was hat er Bleibendes geschrieben? [00:07:48] Speaker A: Nichts. [00:07:49] Speaker B: Otto Bauer ist nix. Er hat gesagt, Hilferding, der hat wenigstens für den Finanzbereich wirklich neue Ideen gehabt. Aber von dort kommt nichts, außer Verbalradikalismus. Und er war eine vornehme Persönlichkeit, super. Aber ich muss sagen, der Renner hat wirklich für die Menschen gearbeitet. [00:08:11] Speaker A: Und das kommt in deinem neuen Buch alles durch, oder? [00:08:14] Speaker B: In dem neuen wird das wohl erwähnt, aber ein Buch, ein eigenes, wo das Ganze aufgezeigt wird, ist also vor drei Jahren erschienen. Das heißt also, zu Unrecht umstritten. Eine Wahrheitssuche. Karl Renner. [00:08:32] Speaker A: Okay, okay. Lass mich kurz noch deine Teile deines Lebens. Also deine Doktorarbeit hast du über Viktor Bibel geschrieben. Die Stadt St. Pölten liegt dir unglaublich am Herzen und ihre Geschichte. Da ist es mir aufgefallen, vor allem die großen weiblichen Persönlichkeiten der Stadt. [00:08:58] Speaker B: Ja, das war einmal, als St. Pölten ein Jahr vor der Erhebung zur Hauptstadt gestanden ist, habe ich mich mit dem Thema befasst Frauen der ersten Stunde und weil sie ja meistens werden immer nur Männer transportiert und da kommt also sehr viel also was in der Besatzungszeit die weibliche Bevölkerung in dieser Stadt geleistet hat, was die mitgemacht hat, wie sie aber also ich muss sagen Wege gefunden hat sich durchzuschlagen. Und wie sie Menschen, die schon auf dem Weg fast nach Sibirien waren, gerettet haben durch Schlauheit. Da hat es in der Klostergasse einen Hof gegeben, da haben die Sowjets ihre Leute, die sie zusammengefangen haben in der Stadt, einfach gesammelt, die haben sie noch in die Sowjetunion als Arbeitskräfte gebraucht. Das war ja auch bei den bei den ganzen Kriegsgefangenen so. Die haben ja Die haben ja die Kriegsgefangenen nicht gehalten, damit die nicht heimgehen, sondern damit sie Arbeit haben. Der Fünf-Jahres-Plan vom Stalin usw. ist von den Kriegsgefangenen gemacht worden. Und weil der Westen auf den Sowjet-Druck im Jahr 1949 gemacht hat und gesagt hat, ihr müsst auch die Leute nach Hause schicken. Es waren ja schon einige, aber viel zu wenig. Weißt du, was die Russen da gemacht haben? Sie haben im Jahr 1949... den Großteil der Kriegsgefangenen vor ein Militärgericht gestellt und sie als Kriegsverbrecher und Spione angeklagt. Sie sind dann zu 25 Jahren Besserungsarbeitslager verurteilt worden und da ist der Status der Kriegsgefangenschaft weggefallen, waren nur mehr Arbeitskräfte für sie billige Arbeitskräfte und viele sind dort gestorben. Es waren also zwischen 41 und 56 220.000 Österreicher. [00:11:12] Speaker A: Wow! Die waren in den Gulags? [00:11:13] Speaker B: In den Gulags, ja. Da hat's also neben dem Gulag vom Solzhenitsyn noch den Guf-Wi gegeben. Und das waren also zwischen Polen und Ostsibirien insgesamt 5.000 Lager. Da sind die Österreicher versumppert drinnen. Und da hast du niemanden mehr gefunden. Aber es war ja nicht nur so, dass die Leute zu Hause gezittert haben und sich gesehnt haben nach der Rückkehr ihrer Gefangenen, sondern dass täglich die Gefahr bestanden hat, dass jemand wie ein Hund auf der Straße eingefangen wird von den Sowjets. [00:11:58] Speaker A: Also die absolute Willkür? [00:12:00] Speaker B: Naja, das war. Und zwar auch in nicht sowjetischer Zone haben die das gemacht. Die sind also mit Usia-Autos vorgefahren, mit einem Möbelauto. Und da sind Leute in Zivil ausgestiegen, haben sich angeschaut, aha, den wollen wir haben, haben einen Teppich ausgerollt, haben den draufgelegt, eingerollt, wieder ins Möbelauto rein und war weg. [00:12:23] Speaker A: Entführung. [00:12:24] Speaker B: Und der ist über Ungarn nach Sibirien gekommen. [00:12:29] Speaker A: Gut, wow. Du hast 1996 einen Beitrag für die Sonderausstellung in Pottenbrunn geschrieben mit dem Titel Ist Anständigkeit eine historische Kategorie? Selten etwas so Gegenwärtiges gelesen wie das im Moment. Wie siehst du aus dieser Perspektive das, was sich im Moment politisch abspielt bei uns? [00:12:57] Speaker B: Naja, also ich muss sagen, es ist eigentlich die ewige Wiederkehr desgleichen, in irgendeiner Weise. Aber was mich traurig stimmt, ist, es sind junge Kräfte, unverbrauchte Kräfte und sie zeigen eigentlich das Profil der veralteten, verkrusteten Nomenklatura. Das ist das Furchtbare. Sie machen es genauso, also professionell muss ich sagen, wirklich Und es geht also nur mehr um Machterhalt. Das werfe ich auch den früheren großen Koalitionsparteien beiden vor. Und jetzt hat man aber das Ganze umgedreht und einfach seitens der größeren Regierungspartei einfach die Rolle des äußersten Rechten in Österreich übernommen, weil man gesehen hat, das zieht die Menschen an, anstatt dass man die Menschen erzieht. Das war ja die christlich-soziale Partei, von der man aber sagen muss, dass sie es war, die 1934 neun Leute hingerichtet hat, wofür sie bis heute nicht gesöhnt hat. Das muss man auch dazu sagen. Sie ist nie vor dem Volksgerichtshof gestanden. Die Nazi sind vor den Volksgerichtshof gestanden. Also das werfe ich den Kommunisten und der Sozialdemokratie vor, dass sie 1945 sich mit den ÖVPlern ins Bett gelegt hat, ohne sie vorher wirklich, muss ich sagen, zur Sünde zu bringen. [00:14:30] Speaker A: Naja, du weißt, da gibt es auch auf der anderen Seite Geschichten. Ich denke an Kreisky und Peter damals. [00:14:40] Speaker B: Das ist ein kleiner Flow. Einer der vielen, er war ein Schuldiger und so weiter, weil der Kreisky hat mit Recht zu ihm gesagt, ich hätte ja einen Raab, nicht deshalb, weil ein Heimwehrkommandant von Niederösterreich ist ausgeschlossen. Er war ja klug und alles. Er war auch dann geläutert und alles. Aber sie haben, sie sind nie bestraft worden, das will ich sagen. Sie sind nie bestraft worden. [00:15:10] Speaker A: Ist Anstand, und dann sind wir auch schon durch bei der Geschichte, ist Anstand, exkludiert sich der System immanent in der Politik? Hat es wirklich nichts mit Anstand zu tun von vornherein? [00:15:27] Speaker B: Oh ja. [00:15:27] Speaker A: Ich denke auch. [00:15:28] Speaker B: Oh ja, sehr viel. Und da ist eben, das möchte ich eben sagen, obwohl er so eine Nonchalance-Beurteilung in der Historiker-Generation bekommt, aber Renner, Wirklich, der hat also gesagt, im 45er Jahr als Staatskanzler, da hat der Ernst Fischer gesagt, ja was machen wir mit den Freikarten, die wollen alle Freikarten, wir müssen ja schauen, dass wir auch was reinbringen. Jeder, jedes Regierungsmitglied hat seine Karte zu zahlen, hat er gesagt. Also das ist durch alles gegangen. Er war Genossenschaftsfunktionär. So etwas wie später, dass man einfach die Direktoren arbeiten hat lassen und ihnen gefolgt ist und selber nix getan hat. Das hat's bei ihm nicht gegeben. Der ist also ins Burgenland überall hingefahren und hat die Läden aufgesucht und angeschaut. Und er hat also den Genossenschaften zugerufen, Meidet Staatshilfe, das wird euch korrumpieren. [00:16:35] Speaker A: Du bist ein proaktiver Altruist, also du redest nicht nur drüber, sondern du tust. Wir werden später darauf zurückkommen, was du alles tust und mein Gott hast du getan. Du kämpfst für die Befreiung Tibets, wie viele auch. Unermüdlich. Möge uns das irgendwann mal gelingen. Sieht nicht gut aus, aber die Solidarität, die globale, möglicherweise bricht sie dort durch. Und du hast Schulen gebaut. Schulen. Vor allem eine Mädchenschule. Das hat mich ganz besonders gefreut und beeindruckt. Würdest du dich dagegen wehren, wenn ich in diese deine Biografie auch aufnehme, dass du ein Yogi bist? [00:17:20] Speaker B: Dass ich einer sein möchte. [00:17:21] Speaker A: Okay, kluge Antwort. [00:17:22] Speaker B: Aber das schon sein, das ist so ein Wunschdenken. [00:17:30] Speaker A: Ja, das ist die Haltung des Yogi übrigens. Jetzt hast du dich verraten, mein lieber Siegfried. Ich sage das deshalb, liebe Leute, die sie uns zuhören und zuschauen, denn Siegfried Nasko hat eine über Jahrzehnte lange, profunde Ausbildung bei anerkannten Yogalehrern, Meditationslehrern, zum Teil in Indien vor Ort mitgemacht. [00:18:01] Speaker B: Ja, ich habe also viele Ermächtigungen vom Dalai Lama persönlich bekommen. Ich bin also da in die Länder gefahren. Also unter anderem vom Dalai Lama habe ich damals in Barcelona bekommen. Und da war der Richard Gere so vorne auch, so als Staffette. Aber sehr viele Belehrungen von ihm habe ich direkt in der Ramsala bekommen. [00:18:28] Speaker A: Bei ihm zu Hause quasi? [00:18:30] Speaker B: Naja, es ist ja dort ein Riesentempel und da gehen die Einheimischen natürlich hin. Und vor allen Dingen, wenn du im Februar oder so dort bist, dann kannst du täglich so ganz tolle Sachen miterleben. [00:18:43] Speaker A: Ich hätte jetzt so viele Fragen, aber ich verbiete mir das jetzt, bevor wir nicht ein paar wesentliche zu unserem Thema gemacht haben. So, ich steige ein. Da gibt es diese berühmt-berüchtigte Schlussformel. im Staatsvertrag, die da heisst, wenn ich das richtig gesehen habe, die unerschütterliche, kann das sein, immerwährende Neutralität. Ich bin jetzt 45 Jahre wohlgelittener Gast in diesem Land. Im ersten Halbjahr habe ich bereits diese Diskussion nicht geführt, aber verfolgt, die da heißt, so ein Schmarrn, die Neutralität ist überhaupt nichts mehr wert wegen NATO etc. Erklär uns das, was es wirklich damit auf sich hat. [00:19:38] Speaker B: Man muss natürlich von der Zeit aus gehen, wo das gemacht worden ist. Es war Die ersten Gespräche über die Neutralität waren 1954. Und das war der Zeitpunkt, wo also Deutschland an der Kippe zur NATO stand. Es tritt also dem westlichen Bündnis bei. Und das hat also bei den Sowjets natürlich ein Aufstoßen verursacht. Und sie haben gesagt, das darf Österreich also nicht nachmachen. Und hier wäre also eine Art Bündnisfreiheit der richtige Weg. Und da waren also die österreichischen Verhandler, vor allen Dingen Bruno Kreisky, aber es hat auch der Julius Raab da sehr mitgetan, also die ja so gesagt haben, ja, also nach Schweizer Muster. Es hat ja da schon einen Vorschlag vom Renner im Jahr 47 gegeben und 52 vom Körner in den Medien. Und es hat auch in der Ersten Republik schon Ideen darüber gegeben. Aber wenn es wirklich wird, ist es anders. Das ist ja so anders. Und die Idee dieser Neutralität war deswegen für die Sowjets so interessant. Weil zwischen Deutschland, das dann bei der NATO ist, und Italien, das auch bei der NATO war, ein Riegel wäre von der Schweiz bis Österreich. Es wäre also unterbrochen und das hat natürlich die Sowjets fasziniert. Aber die Neutralität ist kein Bestandteil des Staatsvertrages. [00:21:26] Speaker A: Das ist eine Präambel, oder? [00:21:28] Speaker B: Das ist ein eigenes Gesetz. Das ist erst als freiwillige, eigene Initiative von Österreich hat man also, nachdem der ganze Staatsvertrag in Kraft getreten ist am 27. Juli, nachdem alle das paraffiert haben, ist also dieser Staatsvertrag und nachdem auch die Besatzungsmächte alle Österreich verlassen hatten, Am Tag nachdem die Briten weg sind, das war der letzte Soldat, hat man also die Neutralität beschlossen. [00:22:11] Speaker A: Gar so freiwillig war es nicht, schon gar nicht von den Russen, denn die haben sich das ja ganz schön bezahlen lassen, also die heimische Ölförderung. [00:22:22] Speaker B: Naja, man muss also hier natürlich schon sehen, was in Russland passiert ist vorher. Diese Dimension muss man im Auge haben. Das haben ja auch die westlichen Alliierten gesehen, weil nach den Potsdamer Beschlüssen hätten ja am deutschen Eigentum Vom deutschen Eigentum, vom sogenannten in Europa, haben sich 62% allein in Österreich befunden. Und das hätte auch aufgeteilt werden sollen auf die Briten, Franzosen und auf die Amerikaner. Und die haben gesagt, wir verzichten zugunsten der Sowjets. Und die Sowjets haben damit ein Imperium, ein Wirtschaftsimperium gemacht, mit dem sie also in den zehn Jahren, wo sie da waren, an die 7,8 Milliarden Dollar herausgepresst haben. Und diese Einrichtung war Da haben ja 300 Betriebe dazugehört. Und die Seuzia war ein eigener, riesengroßer Konzern, der von Moskau direkt die Direktive hatte. Nichts wird investiert, es wird alles herausgeholt und der ist ständig an der Grenze zur Insolvenz geschlittert, weil man eben nichts investiert hat. Und die haben eine eigene kleine Armee gehabt, das war der Werkschutz, 2000 Leute. Und vor denen hat natürlich die österreichische Regierung und alles Bundes gehabt, der ist auch in Erscheinung getreten, also Ende September, Anfang Oktober 1950 beim vierten Lohn- und Preisabkommen, wo also die Kommunisten den realen Versuch unternommen haben, was einige Historiker auch leugnen und sagen, das war, weil es in Oberösterreich und in der Steiermark auch ausführlich gesagt gegen dieses Abkommen gegeben hat. Na ja, die Not hat man überall gespürt, aber hier ist es gegängelt worden. Diese Werkschutztrupps von den USIA-Betrieben sind also in Wien mit der Wagen gefahren und haben die Straßenbahnschienen ausgegossen. Ach du meine Güte. Ja, natürlich. Und wer sich dagegen gestellt hat, war der Gewerkschaftsbund, die Bau- und Holzarbeiter. Und der Ola ist mit denen in Zähnereien So 60 Reihen sind die also in Floridsdorf bei der Brücke aufmarschiert und allein dieser Aufmarsch hat also so gewirkt, dass die die der Wagen auf die Seite geschoben haben und die haben vorbeigehen können. [00:25:13] Speaker A: Und das glaube ich sollten wir uns merken. Das ist so etwas, was wir aus der Geschichte lernen können und sollen. Dass die Aufmärsche, die ja heute nicht mehr so heißen, ist auch richtig so, aber dass die Zusammenkunft von Menschen mit Haltung, die das öffentlich zeigen auf der Straße, ja seine Geschichte hat. Unglaubliches bewirkt hat zu Zeiten. Und ich sage das nur deshalb, weil heute so auf die Kids draufgehauen wird, dieses Fridays for Future und so weiter. Das ist im Grunde genommen das nur für viel globalere Themen als damals die geteerten Schienen. [00:25:55] Speaker B: Naja, ich glaube der Jugend gehört jedem Einzelnen, der da mit tut, den Orden gegeben. Also die da mit tun. Und ich bin aber auch stolz, dass diese Mai-Aufmärsche zum Beispiel in der Stadt St. Pölten nach wie vor mit ziemlicher Anteilnahme der Bevölkerung durchgeführt werden. Das ist eine der letzten Städte, die das machen. [00:26:16] Speaker A: Weil man eben damit auch die aufrechte Haltung honoriert und ehrt. Auch im Nachhinein. Jetzt kam der Staatsvertrag zwölf Jahre nach der berühmten, um nicht zu sagen berüchtigten Moskauer Deklaration, 30.10.43, in der Großbritannien, UDSSR, USA die Befreiung Österreichs von der deutschen Herrschaft anstrebt, mir widerstrebt allein das jetzt schon zu lesen sehr, weil ich das so nicht sehen will, weil man Österreich, und das steht glaube ich sogar im Vertrag als Präambel, als Nachtrag, bin mir nicht sicher drin, erstes Opfer der Angriffspolitik Hitlers betrachtete. [00:27:14] Speaker B: Das steht in der Moskauer Deklaration, steht das drinnen. Und wenn man es natürlich vom demokratischen Standpunkt ausnimmt und sagt, wer die Mehrheit hat, hat Recht, dann muss ich sagen, stimmt das nicht. Wenn ich aber davon ausgehe, dass eine Minderheit darunter gelitten hat, dann ist das richtig und nicht immer muss die Mehrheit auf der Seite der Wahrheit stehen. Und Renner hat also diese Opferthese gebracht aus dem einen Prinzip, weil er gesagt hat, ich will, das ist meine Aufgabe als Politiker, die Bevölkerung vor größerem Leid zu schützen. Wenn er zugegeben hätte, wir haben also für Nazi, wir waren für das. Er, der so selbst an die Wand gegeißelt worden ist mit seinem Ja. Ja, wenn er das zugegeben hätte, da wäre es mit Österreich ganz anders gegangen. [00:28:25] Speaker A: Dann wärest du einem wirklichen Überfall gekommen. [00:28:29] Speaker B: Nein, das meine ich jetzt nicht. Aber in den 45er Jahren hätte Österreich keine Chance auf eine derartige Behandlung gehabt, wie es sie hatte. Die ganze Welt hat Österreich damals geholfen. Aber wenn gesagt worden wäre, die haben ja in Hitler auf die Dings gehoben, was die Bilder ja zeigen. die Bilder ja zeigen. Im Gegensatz zu den Sudetendeutschen gibt es keine Bilder, wo also die Leute traurig dort stehen, wie die Truppen einmarschieren. Bei uns haben wir begrüßt. Das muss man sagen. [00:29:04] Speaker A: Aber was man auch sagen muss, es gab Widerstand. Es gab Widerstand und mir wird viel zu wenig über 05 und so weiter berichtet. [00:29:13] Speaker B: Nein, da brauche ich nicht nur die 05. Ich habe den Zockholer selber gekannt. Aber wir haben allein in St. Pölten den größten Widerstand, die größten Opfer von ganz Niederösterreich. Es sind nachweislich hundert, hundert St. Pöltener vor allen Dingen von der Eisenbahn und vom Feld geköpft worden. [00:29:34] Speaker A: Aus Gründen des Widerstands? [00:29:36] Speaker B: Die haben aktiv Widerstand geleistet. Die haben ja ein ganzes Netz von Konspiration gehabt. Und das war also die Rote Kapelle. Wir in St. Pölten haben noch am 13. April, das war also ganz kurz bevor die Sowjets reingekommen sind, sind noch zwölf Widerständler im Hammerpark in St. Pölten von SS, also von ukrainischer SS, erschossen wurden. Die sind also aufgeflogen. Das waren so bäuerliche Kreise von der Kleinstadtpolizei. Sogar der stellvertretende Polizeichef war dabei im Widerstand bei uns. Und der Schlossherr von Bodenbrunn, der Rautmannsdorf, die haben ein Losungswort gehabt. Und ein Spitzl hat das erfahren und hat es also der Polizei gemeldet. Und die sind mit denen verfahren, dass sich dieser stellvertretende Polizeichef vor Angst, wie das wehtut, hat er sich am Fenstergitter erhängt. Und die Frau vom Schlossherrn ist mit dem Vorrad nachgefahren, wollte nur schauen, was ist denn los mit meinem Mann, haben sie gesagt, passt eh, kommt gleich dazu, haben sie gleich mit erschossen. [00:30:57] Speaker A: Gut, also es gab Widerstand, es gab auch Widerstand in diesem Land, es gab auch... [00:31:04] Speaker B: Wir haben auch eine Anne Frank gehabt in St. Petersburg. [00:31:06] Speaker A: Ich wollte gerade sagen, also es gab diese... [00:31:09] Speaker B: Die Halpern. [00:31:10] Speaker A: Genau, die Halpern, über die du auch geschrieben hast. Dennoch, ich muss das kurz nochmal ansprechen. Aus dieser, in Sinne Renners vielleicht sogar. [00:31:26] Speaker B: Berechtigten, Na, der Renner wollte mit dem nichts anderes erreichen, als dass Österreich nicht noch schwerer mitgenommen wird. Er hat ja gewusst, was wir angestellt haben. Der war ja ned blöd. Aber der war so klug, der hat also in Stalin sogar suggeriert, als wenn er schon senil wäre. Damit der Stalin ihn ja nimmt. Er hat ja so reingeschrieben, also es tut mir leid, dass ich sie selbst noch nicht kennengelernt habe, aber Trotzki habe ich schon. Und der Trotzki war sein größter Feind. Du musst ja denken, der ist deppert. [00:32:06] Speaker A: Aber jetzt sag sie, Quid. Diese Opferrolle, die die Menschen in diesem Land so gerne angenommen haben, die ja auch schützt, Und die im diametralen Widerspruch zu dem steht, was ja viele Menschen beginnen mit dem Ehepaar Mitscherlich. Die Unfähigkeit zu trauern, du erinnerst dich, 60er Jahre, großes Buch über dieses Aufarbeiten, diese Trauerarbeit, diese Verarbeitung dieses unglaublichen Geschehens, damals industrieller Völkermord. so wichtig ist und gleichzeitig so verweigert haben, weil sie Ende Mai 45 alle gesagt haben, ja, wir waren ja Opfer. Ist das richtig? [00:33:01] Speaker B: Nein, das ist natürlich nicht richtig, aber wir dürfen nicht übersehen, also wenn man mit einzelnen Menschen spricht, heute ist es schon viel schwieriger, aber ich habe in den 70er Jahren viel Gelegenheit gehabt und unter anderem auch mit der Sekretärin vom Renner noch aus der Monarchie, Und die hat also während des Zweiten Weltkrieges also viele Erlebnisse gehabt. Die hat einen persönlichen Draht zum Dr. Stern, zu dem Rechtsanwalt gehabt, der immer vorher gewusst hat schon, wann die SS die Leute ausheben lässt. Die hat also gewusst, wann ein Zug mit Kindern also ins KZ weggeführt wird. Die hat also gelitten darunter und die wollte also schauen, dass sie etwas verhindert und so waren viele andere auch. Das möchte ich schon sagen. Aber natürlich darf man nicht übersehen, dass wir also leider zu einem großen Teil Täter waren. Das muss man also zugeben. Was ich aber von Renners Seite sagen will, Karl Renner hat also im Jahr 1917 schon im Marxismuskrieg und internationale die Feststellung getroffen, man muss Wer immer an der Spitze des Staates steht und wenn es ein totaler Diktator ist und wenn er ungerecht und ein Mörder ist, man muss mit dem das Gespräch suchen. Nur das kann Leuten lindern helfen und es kann die Regentschaft ändern helfen. Es hilft gar nichts, wenn eine ausländische Armee kommt und uns befreien will. Das soll man ablehnen. Warum? Weil diejenigen, die draufzahlen, ist wieder die Masse der Arbeiter und der Armen. Die Reichen richten sich's wieder. Das hat der Renner damals gesagt. Und deswegen hat er auch diesen Aufruf im Jahr 1938 gemacht. [00:35:11] Speaker A: Wegen dem Anschluss, ne? Ja. Okay, gut. Ich habe herausgefunden, das habe ich nicht gewusst, dass diese berühmt-berüchtigte Zitte vom Raab die er damals mitgenommen hat, als die alle beim Heurigen waren, jenem Heurigen, aus dem dann dieser berühmte Satz kommt, jetzt noch die Reblaus und dann Sandswach, dass die in St. Pölten ausgestellt ist. [00:35:42] Speaker B: Naja, der hat ja so, was ich weiß, der Josef Renz hat die... [00:35:48] Speaker A: Irgendwo hat er sie erwischt. [00:35:49] Speaker B: Der tut also ganze Verlassenschaften aufgaben. Und da war sie also dabei. Aber man muss natürlich auch die... Das wird also die Weinseligkeit und die Wodka-Seligkeit der sowjetischen Besatzungsmacht kommt also hier natürlich in einer charmanten und liebevollen Weise zum Ausdruck. Und dass die Österreicher da mitkönnen haben umso mehr. Aber es hat natürlich auch die leidvolle Seite gehabt, weil wie viele sowjetische Soldaten hat der Alkohol ins Unglück gebracht? Und da haben sie also im Alkohol Vergewaltigungen durchgeführt. Es hat ja gleich am Anfang 270.000 Vergewaltigungen nur durch die sowjetischen Soldaten. Die hätten es nie gemacht, wenn sie nicht den Alkohol gehabt hätten. Sie haben aber auch im Alkohol Leute erschossen einfach auf der Straße. Und für Gewaltigungen hat also die sowjetische Militärgericht in Baden, hat also die Strafe gehabt. Innerhalb der Zone, der Besatzungszone, hat er fünf Jahre sitzen müssen für die Vergewaltigung. Wenn er aber eine tolle Kriegsbeschreibung hat, dass er sich bewährt hat, hat er nur zwei Jahre sitzen müssen. [00:37:12] Speaker A: Wow, also ich sag noch schnell, die Zita vom Julius Rapp ist in der Hypo-Niederösterreich-Gruppe im Julius-Saal und das einzig existierende, vollständige Faximile des österreichischen Staatsvertrags ist im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich ausgestellt. Hingehen und vor Ehrfurcht anschauen. Ich glaube, es ist ein guter Zeitpunkt, dass wir jetzt unseren Telefongast anrufen. Er ist Rudolf Reichert, ist Chemiker vom Beruf, ist ursprünglich aus der DDR, ist vor dem Mauerfall geflüchtet und hat seinerzeit viel Kontakt mit russischen Menschen, sprich mit russischen Soldaten. gehabt, ob er Gleiches erlebt hat wie ihr damals, werden wir ihn fragen. Auf jeden Fall möchte ich mit ihm sprechen, wie es denn war, dass in der quasi Neuzeit, also Post 45, die Russen in einem Land, das dezidiert nicht ihnen gehört, das Sagen hatten. [00:38:30] Speaker C: Hallo, hier ist Reichardt. [00:38:32] Speaker A: Hallo, Herr Reichardt, hier ist Alexander Göbel vom Moontalk. Guten Abend. [00:38:37] Speaker C: Guten Abend, Herr Göbel. [00:38:39] Speaker A: Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns ein wenig Rede und Antwort zu stellen. Mit uns meine ich Dr. Siegfried Nasko ist bei uns. Historiker und eine Koryphäe, um nicht zu sagen, er möge mir das jetzt verzeihen, eine Legende. Wir haben jetzt darüber gesprochen, Was, also wir haben die Hypothek aufgestellt, Herr Reichert, was denn wohl mit diesem Land passiert wäre und sie leben ja auch seit einiger Zeit Zumindest zum Teil in Niederösterreich, ist das richtig so? [00:39:16] Speaker C: Ja, ich habe bis vor zwei Jahren in Österreich gelebt, also 13 Jahre lang. Ich habe durch meinen Beruf Porzellan gemacht und habe dann als DDR-Bürger in den Westen gegangen, im Prinzip nicht ganz legal. Und bin dann nach Bayern gekommen und habe in Bayern Porzellan gemacht. Also auch ein Name auf der Betriebe, Hutschenwolder, Hosenthal. habe dann durch Porzellan das nachholen können, was mir 30 Jahre verwehrt war. Ich bin dann durch ganz Europa gegangen und habe da Porzellan gemacht. Also es war Italien, Frankreich, England, Portugal und dann kam Österreich. Und das war, muss ich erst mal sagen, für mich ist und bleibt Österreich das Paradies. Ein wunderbares Land und wunderbare Menschen. [00:40:07] Speaker A: Vielen herzlichen Dank. Dankeschön, das tut gut. Aber da haben Sie schon das angesprochen, was eigentlich, und das möchte man gar nicht glauben angesichts der vielen Grausamkeiten, die dieses Regime damals in der DDR mit sich gebracht hat, von Stasi angefangen. Unglaublich, dass wenn man heute mit Menschen spricht, über die Zeit damals, dass sie alle gesagt haben, dass diese Reiseunfreiheit eigentlich das größte Problem war. Richtig. [00:40:42] Speaker C: Es ist eigentlich der Schwerpunkt, das Wort heißt einfach Freiheit und das kann man nicht nehmen. Ich habe dadurch einen Freund verloren und das geht mir heute noch nach. Und fällt einfach schwer. Und wenn ich heute die Filme sehe, es ist definitiv so, wenn man das sieht, das kann eigentlich auch nur einer wirklich beurteilen, der es selber erlebt hat. [00:41:05] Speaker A: Es ist definitiv so. Erschildern Sie uns doch bitte, wie Sie es damals gemacht haben. Wann sind Sie geflüchtet? [00:41:13] Speaker C: Das war bei mir eigentlich so ziemlich am Ende der ganzen Geschichte. Ich muss dazu noch eins sagen, eigentlich mit 14, 15 Jahren, also ich bin Jahrgang 50, werde dieses Jahr 70, da hat sich eigentlich mein Leben entschieden, nämlich dahingehend, Folgendes, wir wollten flüchten. Mein Freund und ich, der war sieben Jahre älter, der diente an der Grenze, und zwar in Berlin. Und Berlin war eigentlich, das kann ich Ihnen nebenan bestätigen, eigentlich die einzige Möglichkeit, überhaupt an die Grenze zu kommen. Vorher, es gab ja ein sogenanntes Sperrgebiet, zehn Kilometer Streifen, den konnten sie nur mit Passierschein betreten. Und da wurde vorher im Vorfeld alles schon abgefangen, das ist eine andere Geschichte. Aber dieser Versuch, den wir hatten, der ist halt schiefgegangen. Mein Freund musste schießen. Und das war eben bitter. Er musste einen erschießen, der dasselbe machte wie wir. Das war das Problem. Ich habe da heute noch Albträume. [00:42:18] Speaker A: Wahnsinn. Das heißt, Ihr Freund war am Wachtturm? [00:42:21] Speaker C: Er war Posten. Es war eine Woche vor unserem Termin. Wir haben vorher trainiert, er kannte die Minenfelder. Wir mussten nicht zu tief gehen, weil wir wollten die Leute lebend haben, dass man wenigstens höchstens verletzt ist. Das haben wir alles trainiert und eine Woche vorher kommt er an. [00:42:41] Speaker A: Das heißt, er hat dann zurückgezogen. Er ist geboren. [00:42:45] Speaker C: Er musste schießen. Das läuft dann so ab. Man schießt, dann wird man versetzt in ein anderes Bataillon. Keiner spricht mit jemanden, der sagt, scharfer Hund hat geschossen. Und die andere Sauerei, die er hatte, und da spricht keiner drüber. Die Wahl zu schießen oder zehn Jahre Zuchthaus. [00:43:05] Speaker A: Das wäre nämlich mal eine nächste Frage gewesen, was wäre, wenn er sich geweigert hätte? [00:43:11] Speaker C: Das wusste er zehn Jahre zu spät, das können Sie sich auch erklären lassen, das war der Militärknast und da wusste jeder, was damit gemeint war. Die andere Seite, die werden wir doch abgehauen, das war irgendwie schwierig. Da sagte er, es gab ja in Salzgitter eine Stelle, die die ganzen Fälle registrierte. Wenn ich da rübergehe, dann werde ich auch eingebuchtet, wäre mit Sicherheit anders ausgegangen, aber das ist eine andere Geschichte. Und da habe ich entschieden eben, Wir lassen das sein. Ich wollte kein Märtyrer sein. Und die Geschichte ist dann auch halbvollständig. Wir hatten noch zwei andere Kollegen, die mitwollten. Ich war da in Zweifel, weil man nicht wusste, ob da jemand runtergeschoben wurde von der Stasi. Mein Freund hat das aber so organisiert, dass keiner wusste, wer der andere war. Also die anderen beiden habe ich vorher auch nicht gesehen. Das ist dann ja so ausgegangen, nachdem wir uns dann entschieden haben, das nicht zu machen, ist einer von den beiden selber wollte über die Grenze und ist dabei auf eine Miene gelaufen und ist gestorben. [00:44:08] Speaker A: Wir reden von den 80er Jahren, nicht? [00:44:12] Speaker C: Das war in den 60er Jahren, als ich 14, 15 Jahre alt war. Nachdem ich dann im Westen war, wollte ich mal in das Museum in der Bernauer Straße gehen. Ich wollte eigentlich wissen, wo mein Freund gedient hatte. Das muss auf jeden Fall sein. Aber ausgerechnet an dem Tag war das da der Zusatzmuseum. Aber vielleicht mache ich es mal irgendwann. [00:44:39] Speaker A: Ja, bitte machen Sie es. Unfassbar. Es ist unfassbar berührend. Beim Checkpoint Charlie ist das, ne? [00:44:47] Speaker C: Ja, er hat mir geschildert. Ich weiß nicht, wo er war, in der Bernauer Straße oder noch eine andere. Er hat mir das geschildert. Das war ein Friedhof in der Nähe. Ich habe in der Karte nachgeschaut. Da sind zwei Plätze, die da zutreffen. Mein Freund ist relativ jung gestorben. Er hat das nie verkauft. Das ist eben so. [00:45:07] Speaker A: Okay. Lassen wir die Vergangenheit insofern ruhen, Herr Reichert, als dass Sie natürlich jetzt für uns ein Zeitzeuge sind. Insofern, als Sie uns wahrscheinlich und sei es auch Gott sei Dank hypothetisch schildern können, wie dieses wunderbare Land, das Sie soeben als Paradies beschrieben haben, denn aussehen würde, wenn dieser Staatsvertrag nicht zustande gekommen wäre und wenn hier Österreich unter russischer. [00:45:34] Speaker C: Herrschaft Ja, also es wäre auf der einen Seite furchtbar, das ist eine Geschichte, wobei ich aber sagen würde, das ist meine Erfahrung, die ich jetzt aufgrund der Jahre gemacht habe, Vielleicht wäre das Ganze von der Absicherung, sprich Staatssicherheit, genauso aufgebaut worden wie in der DDR. Die Grenze wäre genauso gewesen. Das war russisches Muster oder sowjetisches Muster, wie das so schön heißt. Das wäre genauso gewesen. Ich sehe da vielleicht einen Unterschied. Nämlich den, ich habe ja die Österreicher kennengelernt. Und in der DDR war es so, wir wussten schon, wenn sich was ändert, das Zentrum war Moskau. Das war das russische Bajonett, was dieses System gestützt hat. Aber die Scharfmacher, wie wir gesagt haben, die saßen nämlich in Ostberlin. Und die fehlten eigentlich in Österreich. Und das wäre eben mein Hoffnung gewesen. Wie gesagt, die Frage ist, wie stark wäre diese Opposition gewesen und wie hätte sie sich behalten können. Das war das Problem. Ich hatte Freunde und Bekannte, die haben eins gemacht. die sie mal geäußert haben, kritisch. Das habe ich eben bewusst nicht gemacht. Nachdem ich mich, wie gesagt, entschieden habe, ich muss mich mit dem Staat arrangieren, oberste Prämisse war, zu niemandem ein Wort. Nicht der beste Freund. Das wäre oder hätte tödlich sein können. Und ich bin überzeugt, dass ich da richtig gehandelt habe. Ich habe nach der Wende kennengelernt, da können wir uns noch ein andermal unterhalten. Das geht bis heute, trifft mich das noch. Ich habe einen Sohn, eine Tochter und meinen Enkelsohn, Pferd, Rat. Mein Sohn hat mich damals in Bayern besucht, hat die Banklehre gemacht. Mein Enkelsohn fährt Fahrrad, also ist sehr gut, auch sportlich. Und einer seiner Trainer. Wir nennen ihn auch die Legende. Das war einer der besten Fahrer der damaligen DDR, sogar in der Welt. Lötsch heißt er. Ich sage eigentlich, es war Leichthin. Der hat den Mund aufgemacht. Der hat dafür gesessen. Der ist also ins Gefängnis gegangen. Es gibt auch eine CD, die hat mir mein Sohn über diesen Mann besorgt. Der fragt sich heute, wofür das alles ist. Jetzt fahre ich eben von Sachsen nach Bayern und nichts passiert. Diese ganze Ruppe. Das wollte ich nicht. Ich habe deswegen ganz einfach den Mund gehalten. Das war so. Ich bin natürlich trotzdem oftmals kurz an der Ex-Matriculation vorbeigegangen an der Uni, weil ich dann doch mal mich nicht an mich halten konnte. Aber wie gesagt, ich bin froh, dass das System vorbei ist. Aber ich glaube, wie gesagt, in Österreich hätten diese Schafmacher, für mich sind das wenige Personen, Ulbricht, Honegger und Mielke, die dieses System mit Hilfe des russischen Bayonets aufgebaut haben, die, denke ich mir, Das habe ich in Österreich nicht gesehen. Es gibt genügend solche Stimmen, keine Frage. Aber ich sage, Gott sei Dank ist das den Österreichern erspart geblieben. Und ich muss eines sagen, ich habe das vorher nicht gewusst. Ich habe das erfahren, als ich nach Österreich gekommen bin. Das war 2005. Ich konnte das gar nicht glauben. Da war die große Frage, Österreich ist frei. Ich denke, was ist denn hier los? Das kann doch wohl nicht wahr sein. Also da kann ich nur sagen, ein Glück für Österreich. Und es gibt ja auch Berichte, Wirtschaftsberichte, die sagen, dass man bis heute noch eigentlich diese Folgen wirtschaftlicherseits noch spüren kann. Das kann durchaus sein. Weil, sagen wir es mal kurz und buntlich, die Kommunisten, die können nicht wirtschaften, die können nur Kriege führen. Das ist wirklich so. [00:49:10] Speaker A: Und von einem, der es wirklich wissen muss. Wir haben Ihre Zeit genug beansprucht. Erlauben Sie mir, dass ich mich wieder bei Ihnen einmal melde, wenn ich diese authentischen Berichte brauche. Schön, sag ich mal, dass Sie es geschafft haben. Gott sei Dank, dass Sie es damals geschafft haben. Und danke, dass Sie sich nochmal Ihr Herz haben öffnen lassen heute. Und so schmerzhaft wie es sein mag, ist es für uns alle ganz wichtig, die wir ja im Paradies geboren und aufgewachsen sind, diese drastischen Geschichten zu hören von jemandem, der genauso ein Deutscher ist wie ich, genauso ein Europäer wie alle hier. und trotzdem in diesen furchtbaren Verhältnissen hat leben müssen. Danke auch, sage ich Herr Reichert, für Ihre Haltung und dass Sie aufrecht geblieben sind, auch in diesen schweren, schweren Zeiten. [00:50:13] Speaker C: Das muss ich sagen, das kann ich heute noch sagen. Ich sage es mit Stolz. Wir wurden ja oft dazu überredet, in die Partei einzutreten. Das wäre beruflich meine Karriere gewesen. Ich habe es nicht gemacht und ich muss sagen, ich kann wirklich in den Spiegel schauen und kann sagen, ich habe einen Rückgrat. Darauf bin ich stolz. [00:50:31] Speaker A: Bravo. Ich auch. Vielen herzlichen Dank. [00:50:33] Speaker C: Ich bedanke mich auch. [00:50:34] Speaker A: Und schönen Abend, Herr Reisert. Danke für Ihre Zeit. Wiederhören. Wiederhören. Das sind Geschichten, oder Siegfried? [00:50:44] Speaker B: Ja, aber ich bin nicht ganz dieser Meinung. [00:50:48] Speaker A: Okay, das habe ich gesehen an deinem Gesicht. [00:50:51] Speaker B: Super. Das Kriegsziel der Sowjets, als sie 1945 gekommen sind, war also Österreich von Deutschland zu trennen und nach Möglichkeit zu einem Satelliten zu machen, Österreich. Und die Kommunisten, die hatten in Österreich nie ein wirkliches, solides Fundament. Aber es waren Menschen, die also die Kommunisten sind, 1947, als sie in Moskau waren, haben sie den Vorschlag gemacht, Die Sowjets sollen Österreich teilen, okkubieren praktisch, also ihre Zone und dort eine Volksdemokratie einrichten. Und die Sowjets haben es den Österreichern verboten, das weiter zu transportieren, diese Aussage. Die Sowjets. Also wenn er sagt, bei uns gibt es diese Leute nicht. Es gibt sie schon. Es gibt sie überall, die Gwislings. Diese Leute gibt es ja so. [00:51:57] Speaker A: Gwislings. [00:52:02] Speaker B: Die gibt's überall. Und ich muss auch sagen, es war ja sehr schwer. Der sowjetische Geheimdienst hat nicht nur 150 professionelle Mitarbeiter in der Besatzungszone gehabt, sondern 4000 Spitzl. Das waren Österreicher. Ich zeig Ihnen nur ein Beispiel, ein gewisser Leo Dahlhammer in Wiener Neustadt, der ist also 51 war das. ist der also auf die sowjetische Kommandatur vorgeladen worden, ist mit seiner Frau hingegangen in Wiener Neustadt und wusste nicht, was ist. Die haben gleich gesagt zur Frau, sie soll gehen. Und die Frau hat nur nachher noch gehört, dass er gerufen hat, das ist eine Verleumdung. Ihr Mann hat das gesagt. Und sie hat dann ein paar Klatschen gehört, dass er ein paar gekriegt hat. Dieser Mann ist von dort nach Baden gekommen, ins Militärgericht. Dort haben sie ihn gleich zum Tode verurteilt. Was hat man ihm vorgeworfen? Er war bei den Raxwerken, die zur USIA gehört haben, beschäftigt. Und hat zu einem Fremden nur etwas über den Betrieb erzählt. was da genau produziert wird und so weiter. Und ein kommunistischer Spitzl hat das gemeldet und für das ist er zum Tod verurteilt worden durch Genickschuss. Ist dann also nach Moskau gekommen in ein Gefängnis und dort ist ein Henker, der hat ein Land innerhalb von drei Jahren 104 Österreicher erschossen dort mit Genickschuss. Das sind drei nachgekommen. Insgesamt sind ja 1700 Österreicher verschleppt worden in einigen Jahren dorthin. Aber was mit ihnen geschehen ist, um das geht es. Und der hat dann dort im Gefängnis an das Präsidium der obersten Sowjets Nadengesuch auch gemacht. Und die haben das abgelehnt. Wie nix praktisch. [00:54:17] Speaker A: Also ich sehe an deinem Ausdruck auch, dass das natürlich auch begründet ist in deiner eigenen Familiengeschichte. Ich glaube du hast eine Großmutter, Urgroßmutter gehabt, die sich gegen Hitler gewehrt hat. [00:54:33] Speaker B: Es war eigentlich meine Familie, vor allen Dingen meine Mutter, nicht so sehr aus politischen Gründen, sondern aus Mitmenschlichkeit. Das Mitgefühl, wir waren also im Burgenland und da waren zuerst weißrussische Gefangene, inhaftiert in einer früheren Volksschule in der Nähe von Jennersdorf und dann ist die Hälfte dieses Hauses wir bewohnt. Unsere Familie als Zuflucht, weil in Graz bombardiert wurde und die andere Hälfte waren also bis zu 30 kranke Juden. Und die haben also nur so einen Milchkangel, rosa, war die gefärbt, wurde mir gesagt, und da war drinnen Saufutter. Und meine Großmutter und meine Mutter haben dann jeden Tag für die gewisse Nudeln und Kartoffeln zubereitet und denen gegeben. Und wenn sie da erwischt wurden, werden sie gehängt wurden. Aber meine Mutter ist auf der Straße stehen geblieben. Da sind ja die vorbeigeführt worden, die Juden. Die mussten Schanz arbeiten und weiß ich was machen. Und meine Mutter ist von Kalch nach Jennersdorf einkaufen gefahren mit dem Radl. Wenn sie da vorbeigefahren ist und die Hungernden gesehen hat, hat sie den ganzen Einkauf an die verteilt. Und die SS hat gesagt, da schießen die. Das müsst ihr halt machen, da schießt die. [00:56:07] Speaker A: Aber sag einmal, und jetzt kommen wir zum Abschluss unseres Gespräches, um gleichsam zu beginnen. Glaubst du, dass Altruismus etwas genetisches, kulturgenetisches sein kann? Dass du das mit übernommen hast? von deiner Familie und weitergeführt hast in unglaublicher Weise? [00:56:31] Speaker B: Das mag durchaus der Fall sein, aber ich bin selbst überzeugt, also durch meine spirituellen Praktiken, dass ich wirklich radikale Änderungen da erlebt habe. Ich will ja nur sagen, also Ich habe Yoga begonnen, wissen Sie, weißt du warum? Ich habe also einen Lyrikband von mir im Jahr 1987 in St. Pölten in einem Keller vorgestellt. Da war der Bürgermeister dort und Mitarbeiter von mir und ich habe darin also sehr gegen die Obrigkeiten gewettert. Geht Generale, geht und so weiter. Und der Bürgermeister hat dann zu mir gesagt, du Sigi, Das ist ja sehr schön, was du machst, aber deine Mitarbeiter sagen, du bist selber der größte General. Und ich war ja sehr motorisch und bin sehr schnell. Ich habe es zwar wieder zurückholen versucht, aber ist nicht gegangen. Da hat man mir dann gesagt, mit Yoga kann man das einbremsen. Und deshalb habe ich mit Yoga begonnen damals. Und nach drei Wochen hat meine Sekretärin gesagt, was machst du? Tust du Kreide essen oder was? Ich war ja so. Sonst hat sie immer gesagt, schrei ruhig, schrei. [00:57:46] Speaker A: Und der Höhepunkt und damit möchte ich auch abschließen, mein Lieber. Siegfried war natürlich eine Geschichte, in der sich eine politische Gäste noch einmal rematerialisiert hat und zwar war das glaube ich, war es in Nepal, war es in Indien, ich bin mir nicht sicher, wo du in einem Auto mit einem Freund, der ähnlich wie du und wie Wir alle, nehme ich mal an, seinen Mund angesichts des Feindes nicht halten konnte. Und da waren es Soldaten, waren es Polizisten, die wollten den eigentlich an Ort und Stelle... Erzähl mal, was war da? [00:58:38] Speaker B: Das war so erst vor drei Jahren zu Jahreswechsel. Da hab ich also diese Familie, der ich dort ein Haus ermöglicht habe, eingeladen. Die sind noch nie mit dem Flugzeug geflogen, hab ich alle ins Flugzeug gesetzt. Und wir sind also nach Lumbini geflogen. Das ist der Geburtsort von Buddha. Und von dort sind wir dann mit dem Taxi nach Kushinagar über die indische Grenze. Und beim Zurückgehen über die Grenze mit dem Auto sind wir kontrolliert worden natürlich von den Indern. Und zwischen Nepalesen und Indern ist oft so eine nationale Rivalität oder so. Und der Junge, den ich dort auch Jetzt ist er schon ein fertiger Akademiker und studiert also für Globalmedizin und will zu Ärzte ohne Grenzen gehen. Er ist ein sehr kluger Mensch. Wie ausgewechselt war er dort! Die haben ihn nur verlangt in Reisepass. Hat er gesagt zu denen, so wie in Reisepass, du bist ja nicht einmal gebildet. So hat er geredet mit dem indischen Offizier und so weiter. [00:59:56] Speaker A: Und dann wollten die den Hops nehmen? [00:59:59] Speaker B: Wir haben ihm Hops genommen und haben ihm natürlich gebindet. [01:00:03] Speaker A: Und du wolltest aber nicht wegfahren, deine eigene Haut retten, sondern du wolltest dich für ihn, das ist ja das Wesentliche, für ihn einsetzen und zwar auf eine Art und Weise, die sehr sehr ungewöhnlich ist, wenn man es aber hört, macht es so viel Sinn, denn du hast dich erinnert an Willy Brandt, der in Warschau damals vor dem Denkmal der Gefallenen im Krieg auf die Knie Ich weiß. [01:00:33] Speaker B: Natürlich, dass diese Post-Kinesis in Indien eine besondere Bedeutung hat. Und ich habe natürlich nicht gewusst, wie der Offizier das aufnimmt. Er kann es ja auch anders interpretieren. Und ich habe aber gesehen, Nach einer gewissen Zeit wurde man auf mich aufmerksam. Und da hab ich mich dann vor ihm in den Stab geworfen und hab seine Füße geküsst. Muss ich sagen, wirklich. Und der, der, der, zuerst hat er so getan, es ist ihm nicht recht, aber es hat alles geändert. Es hat alles geändert. Sie haben dann gesagt, sie werden ein Video machen und da soll ich das erklären. Ich hab gesagt, nein, das tue ich nicht, weil das kann dann geschnitten werden. Ich schreibe ihnen einen Brief und da schreibe ich hinein. Und da haben sie gesagt, ja, aber ich muss schreiben, dass der Nepalese schuld ist. Sag ich, nein, das hat er auch nicht. Der andere hat angefangen, aber der hat provoziert, das stimmt. Und da hab ich das dann geschrieben und das hat ihnen gepasst und der hat fahren können. Das ist freigekommen. ist schon öfter passiert, dass Leute verschwunden sind, für immer. Genauso wie bei den Sowjets bei uns. [01:01:42] Speaker A: Mein lieber Dr. Silfried Nasko, ich knie vor dir und deinem Lebenswerk, möge es noch lange dahingehen. Danke für diese Stunde, die du uns bereitet hast und uns gezeigt hast, was es heute heißt. Haltung zu bewahren, was es heute heißt, mit offenen Augen und der richtigen Perspektive durchs Leben zu gehen. [01:02:08] Speaker B: Dieses Gespräch zeigt, was Künstler sind. Wirklich wahr. Also ein Gespräch mit einem Künstler ist ganz etwas anders, als mit einem Nur-Journalisten. Und dafür möchte ich jetzt danken. Und ich hab jedem gesagt, jedem Künstler, der zu mir als Stadtrat gekommen ist, wenn einer sich bedanken wollte, hab ich gesagt, wir müssen danken. Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid also das Salz der Gesellschaft. Wirklich wahr. Und das spürt man jetzt wirklich, wie du glühst vor Menschlichkeit. Wo ist das noch zu sehen? Nur bei den Künstlern. [01:02:44] Speaker A: Dankeschön, Namaste. Und ich danke Ihnen, dass Sie dabei waren, ob in Audio oder Audio und Video. Ich danke ganz persönlich für 45 wunderbare Jahre Gastfreundschaft. Ich bin hier, ich fühle mich hier zu Hause, ich werde auch hier bleiben. Danke für dieses wunderbare Land und Achtung! Achtung, dass wir es nicht verlieren. Bleiben Sie aufrecht, bleiben Sie in Haltung und bleiben Sie demokratisch. Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Nationalfeiertag. Bis dann. Wiederhören.

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