#145 Weihnachten und seine Feiern: Zwischen Tradition und Team-Building

December 01, 2025 01:05:54
#145 Weihnachten und seine Feiern: Zwischen Tradition und Team-Building
MONTALK - Der Podcast zum Mitreden
#145 Weihnachten und seine Feiern: Zwischen Tradition und Team-Building

Dec 01 2025 | 01:05:54

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Show Notes

Alle Jahre wieder steht die Firmenweihnachtsfeier vor der Tür. Aber warum eigentlich? Was es mit unseren Traditionen und Bräuchen auf sich hat, weiß Dr. Michael Greger, Leiter des Salzburger Instituts für Volkskunde. Und: Top-Psychologe John Haas analysiert, warum uns unser Brauchtumskalender so wichtig ist.

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Episode Transcript

[00:00:01] Speaker A: Die ersten Bräuche haben sich an den Terminen von Aussaat und Ernte beziehungsweise Einstallung, also für den Winter, angehängt bzw. An kosmischen Erscheinungen. [00:00:14] Speaker B: Es kann aber auch und wird auch von Unternehmen auch genutzt, um Weihnachten im Arbeitskontext zu zelebrieren und nicht nur alles, dass ja nicht möglicherweise Leute, Schinder, Ausbeuter oder Kapitalistenbude zu gelten. [00:00:31] Speaker C: Aber das wäre ja Christmas Washing. Montalk wissen, was Sache ist. Herzlich willkommen zu Montalk, dem podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich, der Podcast für Menschen im Land. Dies ist Folge 145 mit dem Titel Weihnachten und seine Feiern zwischen Tradition und Teambuilding. Wir haben uns dazu einen absoluten Fachmann. Als solcher hat er sich dann auch übrigens hochamüsant herausgestellt. Seines Zeichens ist er Leiter des Salzburger Instituts für Volkskunde Und er ist Dr. Michael Greger. Und unser alter Freund, Top Psychologe und Bestsellerautor John Haas war wieder bei uns im Studio und hat uns erklärt, warum Bräuche und Traditionen so wichtig sind für die Gemeinschaft. Und als ich ihn gefragt habe, was es denn mit den Firmenweihnachtsfeiern so auf sich hat und warum die uns so wichtig sind, hat er eine wirklich erstaunliche Erklärung gehabt. Hören Sie ihm zu. [00:02:00] Speaker D: Das immaterielle Kulturerbe der UNESCO erfasst Traditionen in fünf Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, mündliche Traditionen, darstellende Künste, Umgang mit der Natur und dem Universum und traditionelles Handwerk. Es sind bereits 178 Traditionen bzw. Elemente, die im österreichischen Verzeichnis mit heutigem Stand gelistet sind. Weihnachten zählt wirtschaftlich zu den wichtigsten Ereignissen des Jahres. So gaben die Österreicherinnen und Österreicher 2024 für Weihnachtsgeschenke 386 Euro aus. Pro Jahr werden 2,8 Millionen Christbäume in Österreich verkauft. Auf der Homepage der Arbeiterkammer finden Sie alles Wissenswerte rund um das Thema. Arbeiten zu Quellen, Wikipedia, WIFO, Arbeiterkammer AT, Landwirtschaftskammer und Dr. Michael Greger. [00:02:54] Speaker C: Herzlich willkommen im Podcast Dr. Krieger. [00:02:57] Speaker A: Grüß Gott, Dirk Höbel und grüß Gott allen Hörerinnen und Hörern danke für Ihre Zeit. [00:03:02] Speaker C: Wir steigen gleich ein. Ich habe eine brennende Tradition und Brauchtum. Ist es das Gleiche? Gar dasselbe? [00:03:11] Speaker A: Das ist eine sehr große Frage. Ich versuche mich in häufig gemessener Zeit diesem Thema zu nähern. Wir Kulturwissenschaftler sprechen heute nicht mehr vom Brauchtum. Das ist nämlich ein kunstwort aus dem 19. Jahrhundert, das diesen Phänomenen, die als Bräuche und Rituale heute bezeichnet werden, so eine seltsame Auratisierung verleiht. Vor allem nimmt sie den Aspekt des Wandels weg. Also sie verleiht allen Bräuchen so eine seltsame, weihevolle Kontinuität, als seien diese Dinge sozusagen aus grauer Vor unverändert auf uns gekommen. Und wir wissen heute, dass dem nicht so ist. Das heißt, Bräuche dürfen sich wandeln, haben sich auch immer gewandelt, auch wenn ihnen immer wieder mal was anderes unterstellt wird. Wir sehen es vor allem, wenn wir Fotos von Bräuchen früherer Jahrzehnte betrachten. Wir sehen Unterschiede in Kostümen, in Masken, wir sehen Unterschiede in Transportmitteln, in Ausgestaltungen, wo Sie hinschauen wollen, haben wir also Wandel drinnen. Das ist auch nichts Ungewöhnliches, denn der Brauch ist mit dem Verb brauchen verwandt. Das heißt, wir brauchen den Brauch und wenn wir nicht mehr brauchen, dann kommt er, ab dann verschwindet er. Das ist aber kein Grund für Kulturpessimismus, den die alten Volkskundler leider immer stark mit sich getragen haben, denn es kommt laufend Neues dazu. Denken wir an die jetzt allen in den Vorgärten der Vorstädte schon sichtbaren, mit den großen glänzenden Weihnachtskugeln behangenen Obstbäume. Denken Sie an die immer größer werdenden öffentlichen Inszenierungen der runden Geburtstage mit den Verkehrszeichen, mit diesen Puppen, mit diesen Transparenten, mit mehr oder weniger launigen Sprüchen, die also die Person karikieren oder Eigenschaften von ihr sozusagen unterschreiben sollen. Zu den Bräuchen selbst gibt es dutzende kulturwissenschaftliche Definitionen, die ich jetzt gar nicht alle aufrollen möchte. Eine der eingängigsten und schönsten stammt von Ulrike Kammerhofer und Lucia luidold aus der CD-Reihe bräuchte im Salzburger Land. Und dieser schöne lange Satz, den ich Ihnen jetzt erspare, endet mit den vielsagenden Worten Sie machen Zeit erlebbar und messbar. Das heißt, wir können über die Bräuche entweder im Jahreslauf oder im Lebenslauf aus diesem sozusagen Zeit Kontinuum, dass wir so schlecht greifen können, aussteigen und können ganz bestimmte Zeitqualitäten erleben. Wir können also über die Weihnachtsbräuche die Qualität dieser mit Winterzeit erleben die sich vom von der Zeit des frühen Mai oder des Erntedank unterscheidet, aber doch wohl. [00:06:28] Speaker C: Nur durch jene, die darüber berichten. [00:06:33] Speaker A: Bzw. Durch jene, die sozusagen in der Gruppe jener sind, die regelmäßig diese gemeinsamen Werthaltungen sozusagen im Ritual bestätigen. Gleichzeitig grenzen diese Rituale auch immer aus. Es ist nicht jeder automatisch dabei, sondern ich bedarf sozusagen eines gewissen Grundwissens. So wichtige Definitionsanker für Bräuche wären, es braucht einmal eine soziale Gruppe, die das pflegt oder ausübt. Also die ist für Bräuche ganz essentiell. Also was ich alleine für mich mache, ist maximal in manchen Ritualdefinitionen auch schon als Ritual sozusagen mit inbegriffen, aber es braucht wohl weniger. Dann brauche ich einen bestimmten Termin, dann brauche ich so etwas wie einen eindeutigen Anfang und Ende. Das könnte man jetzt mit einem Mini Drama vergleichen sozusagen. Deswegen sind frühe Brauchdefinitionen haben auch immer so Anteile wie von einem Theaterstück, von einer gewissen Dramaturgie, die natürlich den Ausübenden vertraut ist. Also das wären so wichtige Elemente sozusagen und diese Formansprache, die natürlich den Ausübenden auch vertraut ist. [00:07:58] Speaker C: Ja, Herr Doktor, weil Sie vorher gesagt haben, gleich am Anfang, dass die Menschen das brauchen. Wozu brauchen wir den Brauch? [00:08:10] Speaker A: Der Brauch ist eine Kulturgebärde, die uns sozusagen ermöglicht, Außeralltägliches sozusagen in einer gewissen Performance eine Art Aufführung rituell umzusetzen. [00:08:24] Speaker C: Okay, darüber muss ich jetzt ein bisschen nachdenken. Brauchen alle. [00:08:29] Speaker A: Das ist das etwas, was Rituale ziehen sich meines Wissens schon durch alle Weltkulturen. Natürlich gibt es überall gewisse Hegemonien und bei uns ist natürlich das Christliche seit der Zeit der Missionen, insbesondere in Salzburg seit ungefähr 696 schon sehr präsent. Das heißt jetzt nicht, dass es vor dem Christlichen keine Bräuche gegeben hätte. Also die Religionswissenschaftler sagen meines Wissens eine gegenwärtige Definition. Die ersten Bräuche haben sich an den Terminen von Aussaat und Ernte bzw. Einstallung, also für den Winter angehängt bzw. An kosmischen Erscheinungen wieder in Tag und Nachtgleichen bzw. Dem längsten Tag oder der längsten Nacht. [00:09:19] Speaker C: Also gehen wir mal davon aus, ich glaube, das berühmteste ist noch das Erntedankfest. Das ist ja das, was Sie jetzt uns erklärt haben, wiewohl ich den Eindruck habe, dass es langsam vom amerikanischen Halloween verdrängt wird, was mir sehr leid täte. Aber wenn Sie uns das erklären, was Brauchtümer, Tradition und Rituale darstellen, dann kommt mir das sehr basisch vor, zumal Sie uns ja sagen, es hängt mit den Gezeiten zusammen, den Jahreszeiten zusammen, also bäuerlich Fragezeichen. Und die Frage dazu wäre, gibt es oder gab es denn auch elitäre Bräuche und wurden die dann auch Bräuche genannt bei Hofe zum Beispiel? [00:10:14] Speaker A: Ja, ja, ja, die gab es natürlich. Bräuche wurden sozusagen auch importiert, wenn man so möchte. Wir haben in Salzburg, schönes Beispiel, in Salzburg gibt es ja die berühmten Fürsterzbischöfe, die bis 1806 hier auch als weltliche Fürsten regierten und die kamen aus hochadeligen Familien und die waren zum Teil natürlich auch mit dem internationalen Hochadel verwandt. Und wir wissen, dass schon eine Jahrhunderte alte Faschingsmetropole Venedig ist. Und es gab in Salzburg die sogenannten Venediger, das waren die internationalen Händlerfamilien, die also mit Venedig Venedighandl trieben, die also über Venedig die Luxuswaren des Orients, wie Stoffe, Gewürze, bestimmte Weine, Luxusgüter, Austern etc. Sozusagen in den Norden transportiert haben, über die Säumerzüge jahrhundertelang, über die Salzburger Gebirgstäler auch und umgekehrt wurden also Dinge wie Salz, Eisen etc. Die eben der Norden produzierte, nach Venedig transportiert. Was war da der Brauch? Darf ich Diese Venediger haben jetzt nicht nur Güter transportiert, sondern auch Kulturgüter. Das heißt, Faschingstraditionen haben sich aus Venedig auch auf den Salzburger Hof transportiert. Und wir wissen von Geschichtsschreibern der damaligen Zeit, also im frühen 17. Jahrhundert, also zwischen 1612 bis 1619 etliche venezianische, lokal umgeformte Faschingstraditionen auch in Salzburg aufgeführt wurden. Das waren ja damals sozusagen Renaissance. Und der Fasching, das war sozusagen kein Ulk, sondern es war eine Haupt und Staatsaktion, die im Endeffekt sozusagen auch den feudalen Staat repräsentieren sollte. Das heißt, gewisse Faschingsaktionen waren zur Huldigung des Fürsterzbischofs. Ja, ja, es gab also diverse Aufzüge, es gab auch Scheinschlachten, es gab sozusagen eine Gondel, die da sozusagen vorbeigefahren gespielte Venezianer dem Fürsterzbischof gehuldigt haben, der quasi dann mindestens die Bedeutung des venezianischen Dogen hatte und so weiter. [00:12:38] Speaker C: Und wissen Sie jetzt, wann das umgeschlagen ist, wann das sozusagen in des Volkes Hand geriet, dass man sich jetzt dann ungestraft auch über die Oberen in diesen Zügen, so wie heute, lustig machen kann. [00:12:54] Speaker A: Naja, das sind Tendenzen, die wir jetzt so genau nicht feststellen. Auf jeden Fall wandern diese Dinge dann sozusagen auch hinaus. Die werden ja von Menschen in der Stadt auch gesehen und werden dann lokal in einer anderen oder anderen Form umgeformt und gebrochen sozusagen, so wie es heute mit Globalisierungstendenzen allgemein passiert. Die Problematik ist, dass wir vor, Grob vor dem 19. Jahrhundert oder sagen. Wir besser vor den ersten sogenannten Statistikern und Landesbeschreibern, die eben rumreisen im Land und allerlei Merkwürdigkeiten aufzeichnen, auch im Kontext einer besseren Kenntnis des Landes, das war teilweise jetzt durchaus auch von der Aufklärung von aufklärerischen Herrschern wie Ohren zum Beispiel in der Steiermark sehr befördert. Vor dieser Zeit erfahren wir über Bräuche sozusagen heute nur aus jenen Quellen, wo entweder Verbote der Obrigkeit ausgesprochen werden, da erfahren wir sozusagen indirekt davon, dass es das gegeben haben muss, weil sonst wäre es nicht verboten worden. [00:14:08] Speaker C: Also wir reden jetzt vom 16. Jahrhundert ungefähr. [00:14:12] Speaker A: Wir reden zum Beispiel vom 16. Jahrhundert, wir reden vom 17. Jahrhundert, wo also Mascara Läufer in Salzburg verboten wurden. Da können wir zumindest entnehmen, da hat es irgendwelche Verkleidungen gegeben, da hat es Schellen gegeben, die die umgehabt haben. Viel mehr wissen wir nicht. Und dass das eben verboten wird, also sprich Zusammenrottung von meist jungen Männern in der Nacht, die da irgendwas machen, da ist dann schnell auch der Unzuchtverdacht, da gibt es irgendwelche Winkeltänze, wie man sie genannt hat, also irgendwelche Zusammenkünfte, wo mit Musikanten getanzt wird. Das braucht die Obrigkeit nicht. Und wie gesagt, Die Forschungsfeiern im 17. Jahrhundert, frühes 17. Jahrhundert, das darf einmal der Adel machen, dann kriegen die Bürger ein paar Feiern gestattet, also ein paar Tanzveranstaltungen und eine Schlittenfahrt zum Schloss Heilbronn. Und die Bauern, denen kann man das Feiern nicht zumuten, weil die schlagen immer über die Stränge, also da kommen sofort Saufgelage zustande etc. Also deswegen muss man das verbieten. Also aus den Verboten haben wir ganz feine Mosaikspuren der damaligen Bräuche. Oder wir können es gewinnen aus den Quellen, aus den Stadtkammerrechnungen, etc. Wo für irgendein Phänomen Geld ausgegeben wurde, also zum Beispiel denen, die ein Sonnenfeuer am Salzburger Kapitelplatz veranstaltet haben, den ganzen Bediensteten des Domkapitels wurde bestimmte Summe ausgefertigt zum Sonmentfeuer am 21. Juni am 24 da wissen wir auch, dass es diesen Brauch damals im späten 16. Jahrhundert in der Stadt Salzburg, großes Feuer, dort war damals Teich und kein Platz, egal damals, das dort veranstaltet wurde. [00:16:03] Speaker C: Also wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, war das durchaus auch schon ein Politikum. Bräuche und Traditionen konnten aber auf Dauer nicht verhindert werden, sonst hätten wir ja kein Fasching mehr und vor allem keine Faschingsumzüge. Jetzt habe ich vorher von Ihnen gehört, Herr Doktor, dass die Obrigkeit versucht hat, diesen einen oder anderen Brauch von den Bauern fernzuhalten, weil sie wahrscheinlich vorgeschoben immer so viel saufen dabei. Es hat nur nichts genutzt, wenn man sich die heutigen Pärchenläufe und Beschwerden darüber anschaut. Also was genau ist passiert mit dem arbeitenden Volk, muss man ja sagen, die Bauern waren damals das arbeitende Volk, hart arbeitende Volk, dem diese Art von Amüsement verboten wurde. Gab es da eine Brauchtumsrevolution? Gab es da irgendwelche Che Guevaras, der Berchten oder sowas? [00:17:12] Speaker A: Na, wir wissen also, die Brauchverbote ziehen sich für Das Fürsterzbisum Salzburg zum Beispiel also von 1664 durch bis zum Ende des Fürsterzbistums am frühen 19. Jahrhundert. Das heißt jeder Fürst Erzbischof, da tauchen im Prinzip dieselben Verbote auf. Und wir haben natürlich in der Brauchtheorie diesen Widerstreit sozusagen zwischen sogenannten gesunkenen Kulturgut und dem, dass sozusagen die Menschen am Land, also die machtfernen Milieus, würde man heute sagen, natürlich auch eine Eigenpotenzial sozusagen an Entwicklungskraft hatten. Also nicht alles war gesunkenes Kulturgut, sondern es wurde natürlich genug auch selbst sozusagen gebastelt, selbst ausprobiert. Und trotz der Verbote, wie gesagt, wurden diese Dinge immer wieder geübt oder gepflogen und wurden auch zum Teil drakonisch. Also wenn man erwischt hat, da gab es drakonische Strafen, da waren wir schnell beim Militär oder bei der Schanzarbeit, also da durfte ich beim Festungsbau mitarbeiten oder andere Dinge, aber den Menschen hat es doch gefallen. Den Menschen, die es ausgeübt haben, hat es natürlich gefallen und die haben in der Gruppe begeistert mitgemacht, weil es natürlich abenteuerlich war, in der Dunkelheit mit Stöcken, mit Schellen irgendwie verkleidet durch den Schnee zu hupfen oder zu gewissen Terminen sogenannte haische Bräuche zu pflegen. Also vor allem die armen Menschen haben natürlich auch dann gewisse Festzeiten genutzt, um sich von der überreichen Tischen der Reichen etwas abzuholen. Das hat man natürlich genutzt und das haben vor allem dann Bevölkerungsgruppen genutzt, wie zum Beispiel die Bergleute, die Schiffer, die Holzknechte, die in der Zeit vor allem des Winters, des Kalten auch keine anderen Einkommensquellen haben. [00:19:11] Speaker C: Das ist ein guter Übergang zu unserer Straßenumfrage, denn wir haben die Menschen auf den Straßen St. Pöltens gefragt, wie sie es denn heute mit den Bräuchen und den Traditionen halten. Hören Sie mal, wie wichtig sind denn für dich Traditionen? Recht wichtig. Nicht besonders, nein. [00:19:33] Speaker A: Ja, normal. Sehr wichtig, sehr wichtig. Kommt drauf an, welche. Die von der Familie, die eigenen sehr wichtig. [00:19:41] Speaker C: Mir sind mir schon wichtig. [00:19:42] Speaker A: Tradition, danke. [00:19:44] Speaker C: Sehr wichtig. Und warum? [00:19:45] Speaker A: Ja, weil das ist einfach ein Part von jemandem. [00:19:51] Speaker C: Oh mein Gott, sorry. Identität, genau, damit man sich darauf einstellen kann. [00:19:57] Speaker D: Vorfreude, weil das was Beständiges ist, weil. [00:20:01] Speaker A: So zum Jahreskreis gewisse Dinge dazugehören und es einen gewissen Zusammenhalt irgendwie in der Gesellschaft oder bei mir, in meine Heimat. [00:20:10] Speaker C: Oder mein Dorf gibt dazu. Und welche sind da besonders wichtig? Welche feierst du Traditionen? [00:20:15] Speaker D: So Weihnachten feiere ich, Oster feiere ich. [00:20:17] Speaker B: Gar keine eigentlich nüsste alle meine Dinge. [00:20:21] Speaker A: Aus dem Tod, also habe ich keine wirklich mehr Traditionen. Ich kurdische. [00:20:26] Speaker C: Und das sind welche. [00:20:27] Speaker A: Zum Beispiel Naurus. Genau, das ist ein Fest, da feiern alle Kurden. 21. März, wenn ich mich täusche, Weihnachten mit Familie. [00:20:41] Speaker C: Weihnachten feiert man Geburtstage, aber sonst. [00:20:46] Speaker A: Es beginnt jetzt bei Fasching, Ostern über Mai beim Aufstellen, Laternenfest, jetzt den Nikolaus und so weiter. [00:21:00] Speaker C: Herr Doktor, was mir jetzt geblieben ist, sind die Begriffe Identität und Beständigkeit sind mir besonders aufgefallen. Funktioniert das? Glauben Sie heute noch oder ist das so eine Art theoretische Geschenkverpackung, die eigentlich gar nichts mehr bringt? [00:21:20] Speaker A: Naja, die Beständigkeit wäre eine Brücke hinüber zu diesen Traditionen. Also Traditionen sollen ja sowas wie Gemeinsamkeit stiften sollen, also Orientierung geben sollen ein Gefühl von Dauer vermitteln und lang wurde das in den Kulturwissenschaften auch so mehr oder weniger unhinterfragt betrachtet, bis dann in den er und er jahren des 20. Jahrhunderts da so ein leises Unbehagen aufgetaucht ist. Da gab es dann die sogenannte Folklorismusdebatte. Also plötzlich haben Volkskundler sozusagen Traditionen aus zweiter Hand quasi entdeckt. Es wurde da so eine Debatte begonnen. Da gibt es Bräuche, die sind also jetzt noch nicht jahrhundertelang zurückverfolgbar, sondern da hat jemand was erfunden und ist das legitim? Das, was er da erfunden hat, ist nämlich unglaublich klug erfunden und verfügt auch über sozusagen verschiedene Andockstellen oder Angelhaken, die das mit quasi ähnlichen Traditionen verbinden könnte. Aber es ist nicht gegeben, das ist nur eine metaphorische Anbindung. In Deutschland gibt es Beispiele mit den Kirchseoner Perchten zum Beispiel, die eben in den ER Jahren erfunden wurden, die aber heute trotzdem als immaterielles Kulturerbe bereits ausgezeichnet sind. Dafür hat dann der berühmte englische Historiker Eric Hobsbaum und sein Kollege Terence Ranger in den ER Jahren den wunderbaren und so hippen Begriff Invented Tradition erfunden. Es ist aber nicht so, dass die beiden das Phänomen sozusagen erstmals erkannt haben. Das ist in den Ethno Wissenschaften, wie gesagt, mindestens seit den ER Jahren präsent. Nur es hat nicht diese tolle Marke bekommen. [00:23:17] Speaker C: Aber jetzt frage ich Sie, es war doch alles mal irgendwann eine Invention by one, wenn man so. [00:23:24] Speaker A: Ja, das Problem ist, dass wir bei den wenigsten sozusagen das Anfangsdatum wissen. Ich Meine, wir wissen zum Beispiel bei Maibäumen, die gab es, sind belegt zum Beispiel schon im 13. Jahrhundert und nehmen über die Jahrhunderte eine sehr lustige, lustige Umwertung auch und spannende Veränderung, zum Beispiel, weil sie vorher die Erntedankfeste angesprochen haben. Wir wissen heute, dass die Art, wie man in Österreich sozusagen überlieferte Erntedankfeste feiert, sehr stark angestoßen wurde von einer Broschüre, das Erntedankfest, dass ein sozusagen der erste niederösterreichische Volksbildner Leopold Teufelsbauer mit seinem Volksbildungsheim in Hubertendorf, der hat im Volksliturgischen Apostolat in Klosterneuburg beim Bios Parsch, es war glaube ich in den ER Jahren, eine Broschüre veröffentlicht, eben das Erntedankfest, wo er so eine schöne Anleitung gibt, wie man denn ein schönes Erntedankfest feiert in Österreich und das hat sich sehr gut dann vor allem im Ständestauer verbreitet in Österreich. Und frappierenderweise, wenn man heute auf Erntedankfeste schaut mit ihren Erntekronen und dem Erntezug unter Umständen dem Gottesdienst und irgendwelchen Ansprachen und natürlich der Schmücken des Altars oder andere Dinge mit besonders schönen Feldfrüchten und so weiter, dann finden wir das alles beim Bios Barsch drinnen. Das ist also keine Kontinuität aus irgendwelchen heidnischen was auch immer Dingen, sondern das hat der Barsch damals so über. [00:25:10] Speaker C: Also da könnten wir doch heute auch neue Bräuche erfinden oder? [00:25:13] Speaker A: Die entstehen auch ständig. Schauen wir zum Beispiel auf die Störche. Die Störche, die heute bei den Häusern die Geburten ankündigen, haben wir vor Jahrzehnten noch nicht. Heute werden sie teilweise größer bzw. Zum Teil hier in der Gegend, also im Vororten Salzburg kann ich sie schon beobachten, stehen dann vier, fünf bei einem Haus dabei. Warum von den verschiedenen Vereinen? [00:25:34] Speaker C: Warum der Story? [00:25:36] Speaker A: Naja, hier der Klapperstorch ist eine Figur der niederen bürgerlichen Mythologie. Das Bürgertum Am Beginn des 19 Jahrhunderts hat eine eigene niedere Mythologie sozusagen kreiert, wo es versucht hat, über verschiedene Erfindungen oder Umformatierungen wie dem Klapperstorch bestimmten Geschenke bringen zu Weihnachten, wie dem Christkind und dem Weihnachtsmann oder dem Schwarzen Mann, auch Schreckfigur, was auch immer das genau sein soll, oder dem Osterhasen oder den verschiedenen Wichteln und Heinzelmännchen ein eigenes, wie kann man das bezeichnen? Eine eigene Symbolwelt aufzubauen, die eben vor allem für die bürgerlichen Erziehungs und Belobigungsmethoden, die sozusagen das Bürgertum für sich entwickelt hat, dienlich war. [00:26:36] Speaker C: Also im Falle der Störche wäre das dann ein Fruchtbarkeitsritual, oder? [00:26:42] Speaker A: Naja, der Klapperstorch steht eben sozusagen als Figur. So wurde den Kindern erklärt, die Kinder bringt der Klapperstorch. Das ist einfach eine nette, harmlose Geschichte, die ganz wunderbar in diese biedermeierliche Vormärzwelt passt. Da kommen keine falschen Fragen auf. Der Klapperstorch wirft die durch den Kamin oder wie auch immer, die hat er da im Schnabel mit diesem Tuch da, je nachdem. Und so stellen sich halt heute die verschiedenen Vereine dann entsprechend geschmückt oder nicht sozusagen vor die Häuser. [00:27:17] Speaker C: Das heißt also, was als Brauchtum irgendwann mal begonnen hat, kann auch heutzutage weitergeführt werden, obwohl wir die Hintergründe schon längst eliminiert haben, dass eben nicht der Storch das Kind bringt. [00:27:33] Speaker A: Ja. [00:27:35] Speaker C: Wir nehmen dem Brauch irgendetwas und es bedroht ihn aber nicht. [00:27:42] Speaker A: Wir sind heute sowieso in einer Zeit, wo sozusagen das Basteln und die sogenannten Brikolagen regieren und hybride Phänomene entstehen. Das heißt, wir sind ja heute mit vielen Weltkulturen in Verbindung und da werden gerne historische Versatzstücke sozusagen neu montiert und zu neuen Phänomenen sozusagen zusammengebaut. Und wir können schon sagen, seit einigen Jahren jetzt feststellen, dass es auch eine Tendenz in der Gesellschaft gibt, nach einer neuen, sozusagen mythischen Verankerung, nach einem ahistorischen sich einpassen, das gar nicht so genau auf historische korrekte Anfänge und so weiter schaut, sondern sich gerne so in einen Mythos begibt, könnte eine Antwort sein auf die Überrationalisierung der Gesellschaft, die da teilweise existiert. [00:28:37] Speaker C: Aber dann frage ich Ist Black Friday ein neuer Brauch? [00:28:43] Speaker A: Ja, das ist jetzt natürlich, je nachdem wie man das jetzt Black Friday kommt natürlich aus dem kommerziellen, ist sicher ein ökonomischer Megatrend, ja, so wie Valentine's Day oder Halloween, ja, der natürlich auch jahreszeitlich entsprechend platziert wird. Die Frage ist kann ich diese Gruppe eingrenzen, die das ausübt und wie passiert dieses ausüben? Da kommen wir jetzt vielleicht ein bisschen in Definitionsfragestellungen, aber es ist zumindest ein Termin, der uns über die Mediatisierung erfasst und dem sich kaum jemand von uns, auch wenn wir es vielleicht nicht mögen, entziehen kann. [00:29:34] Speaker C: Weihnachten, das ist beides. Das ist sozusagen die Urtradition. Der Urbrauch Frage aus der Redaktion, finde ich super. Gab es für Weihnachten eine Art Urknall? Was war der Big Bang? [00:29:53] Speaker A: Den gibt es natürlich die Lösungsreligionen, die sozusagen, sage ich mal vorsichtig, europäischen, also das wäre sozusagen das jüdische, also das Judentum, das Christentum und der Islam. Wenn man den auch sozusagen im weitesten Sinne auch in Europa wirkend, ab 711 zumindest in Südspanien und Sizilien mitnehmen, dann haben die nacheinander diese ehemaligen Festtermine, die eben agrarisch bzw. Kosmisch definiert waren, sozusagen mit ihren Glaubenswahrheiten oder Glaubensgewissheiten besetzt und da ist Weihnachten dasjenige Hochfest, das eben das eigentlich zweitbedeutendste neben dem Osterfest ist. Aber Weihnachten hat mittlerweile eine Affordanz entwickelt bzw. Eine Ausprägung kultureller Art, die sich zumindest über große Teile der sogenannten europäisch anglo britisch Hemisphäre zieht und der wir uns heute sozusagen kaum mehr entziehen können. Im Prinzip ist das Weihnachtsfest entstanden, in dem also 325 am Konzil von Nicäa die christlichen Glaubensinhalte auf die Feiertage der Festzeiten des Jahres aufgeteilt wurden. Und da haben wir eben den äußeren und den inneren Weihnachtsfestkreis. Der äußere beginnt praktisch mit dem ersten Adventssonntag und endet im Prinzip Ehemals mit dem Maria Lichtmessfest, also Darstellung des Herrenfest am 2. Februar bzw. Heute ist es eher die Taufe Christi, das ist der Sonntag nach den Dreikönigstag. Und der innere Weihnachtsfestkreis beginnt mit dem ehemaligen Thomas Tag, also dem ehemaligen Fest des Apostel Thomas am 21. Dezember und endet mit den Dreikönigstag. [00:31:49] Speaker C: Also wir haben ja auch wie immer eine Instagram Umfrage gemacht, diesmal zur Frage von Krampus bis Christkind. Wie traditionell feierst du Weihnachten? Das 42 Prozent sagen immer noch sehr traditionell, 51 Prozent es geht manche Bräuche jo, 7 Prozent bereits sagen gar nicht. Gibt es Tendenzen, von denen sie wissen. Also ist das Weihnachtsfest bedroht? [00:32:31] Speaker A: Naja, das hängt jetzt davon ab eben wo wir uns in der Gesellschaft bzw. Auf den Koordinaten zwischen Monique Scheer aus Dübingen hat das einmal genannt. Man könnte das Weihnachtsfest in drei Koordinaten einpassen sozusagen. Das eine ist die zwischen Materialismus und Spiritualität, dann gibt es die komplizierteste, das wäre die zwischen Kultur und Religion sozusagen interessant. Und da wäre jetzt eben schon die Frage sozusagen die dritte Koordinate, dass ich die noch nenne, wäre die zwischen Ideologie und Authentizität. Authentizität in dem Fall interpretiert als sozusagen Eindruck der Unverstelltheit und Eigentlichkeit, also zwischen Ideologie sozusagen. Das Weihnachtsfest wurde ja auch von den totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts, vor allem vom NS, also Nationalsozialismus auch sehr in Dienst genommen. Immer wieder würde man nicht glauben, aber wie gesagt, das wären die drei Koordinaten. Und wenn wir jetzt sagen, wir sind in einer sich säkularisierenden Gesellschaft, wir sind zumindest in einer Gesellschafterverbundung, so hat es der Wiener Pastoraldheologe Zulehner in einem Buch formuliert. Das heißt, die Anzahl der sogenannten Kulturchristen ist im Zunehmen. Das sind die Menschen, die eigentlich keine Gebetspraxis mehr pflegen, die auch am Sonntag nicht mehr in die Kirche gehen, die aber doch noch zur Christmette gehen und zu Ostern, sei es zur Palmweihe oder zur sogenannten Speisensegnung, also zur Fleischweihe. [00:34:28] Speaker C: Das zeigt uns doch eigentlich, und das hat ja auch, das haben ja auch die Menschen auf der Straße bei den Interviews immer wieder gesagt, dass es uns gut tut. Das bräuche eigentlich für uns gut. Identität ist zweimal gefallen und und jetzt bei Ihnen auch Authentizität. Also der Brauch an sich ist gut. Muss es denn immer der alte sein? Ich lasse nicht los, ich will auch ein paar neue bräuche. [00:34:56] Speaker A: Ja, ja, absolut. Wir haben ja schon über ein paar neue gesprochen. Also es ist natürlich, wie gesagt, die Traditionsbindung nimmt natürlich durch unsere gesellschaftlichen Veränderungen ab. Also so wie die großen Erzählungen sozusagen langsam verschwinden und die Mitgliedschaft in großen Religionsgemeinschaft verschwinden oder zumindest das Ganze viel pluraler für diverser wird. Wir haben heute allein in Österreich schon 16 gesetzlich anerkannte Kirchen. Und Religionsgesellschaften. Dann kommen noch die staatlich eingetragenen dazu, da sind wir wahrscheinlich jetzt schon bei circa dreiig oder so ähnlich. Und dann kommt noch ein Gutteil der Menschen dazu, die sich vielleicht als eben säkular betrachten, wie auch immer, also gar kein Glaubenssatz System oder keine Glaubensinhalte irgend pflegen. Das ist natürlich je nachdem, ob städtisch oder ländlich etwas unterschiedlich. Aber der Individualismus ist natürlich auch im Voranschreiten und das begünstigt klarerweise auch diese hybriden Tendenzen, diese Collagierungstendenzen, dass man sich eben zum Teil, da kommen auch stark neo pagane Strömungen hinein, spirituellem Feminismus und Schamanismus und was da alles gepflogen wird, das gibt es auch schon. Also das ist ja auch nicht neu, sondern das ist spätestens ab den er Jahren, je nach Gegend, je nach Milieu sozusagen zum Teil auch im Voranschreiten. Und da entstehen dann schon ganz witzige Dinge und es ist die Zahl der Publikationen ist ja nicht wenige, die also Weihnachten dann wieder keltisch deuten, also die Kelten und die keltischen Interpretationen sind ja also sehr hip. Also das kommt natürlich alles aus diesen. [00:36:52] Speaker C: Neopaganen Strömungen, aber Es scheint, dass wir uns nach etwas zurücksehnen. Also irgendetwas haben diese alten Bräuche und Traditionen schon vermocht mit uns zu tun, dass wir jetzt uns genau nach dieser Verwandlung zurücksehnen. Ist die Welt unordentlicher geworden und sind Bräuche die richtige, ordentliche Antwort? [00:37:18] Speaker A: Naja, Bräuche geben uns zumindest durch diese regelmäßige Bestätigung unserer Werte eine gewisse Sicherheit, also denen, die sie eben ausüben. Es gibt den Satz eben, dass Bräuche Stiegengeländer sozusagen durchs Jahr sind. Also zum Beispiel unsere Jahreslaufbräuche. Unsere Welt ist insgesamt vor allem in den letzten Jahrzehnten natürlich sehr viel komplexer geworden, sehr viel uneindeutiger geworden und auch die Krisenstimmungen ja alle enthalten zu speziell Weihnachten ist ein kollektiver Gedächtnisort und Weihnachten hat tatsächlich die Qualität, uns ganz stark in Erinnerungen der Kindheit zurückzuführen und auch in diese Gefühlslandschaft. [00:38:08] Speaker C: So sie denn dieser Zeit erinnerungswert ist. Wir neigen dazu, vor allem die Vergangenheit, Vergangenheit, die eigene Kindheit immer ein wenig zu romantisieren. Aber weil ich mich gerade an die junge Kurdin, ich nehme an vom Ton her, sie war eine junge Frau, erinnere, die auf der Straße befragt wurde nach ihren Traditionen und da hat sie ganz klar gesagt, ja, wir haben kurdische Traditionen. Das heißt auch in der Diaspora hilft es, dass man Bräuche feiert, um die Gemeinschaft zu feiern. Sie haben gerade zum ersten mal nach fast 40 Minuten Gespräch bei Tradition und Bräuche den Begriff Werte eingebracht. Das verwundert mich eigentlich, denn normalerweise geht man davon aus, dass die Werte doch in den Bräuchen und Traditionen gefeiert werden. Ist dem nicht so? [00:39:02] Speaker A: Ja doch, da sind sie ganz auf der richtigen Spur. Keine Frage. Also wie gesagt, für die Menschen. Es ist dann immer spannend, weil bei Weihnachten gibt es ja auch viel Kritik, vor allem an der Konsumkultur, eben an der überbordenden Geschenke Flut und so weiter. Das ist übrigens nicht neu, das beginnt schon Ende des 19. Jahrhunderts und wird also immer wieder sozusagen ins Spiel gebracht. [00:39:27] Speaker C: Bei denen, die sich leisten konnten. Absolut. [00:39:32] Speaker A: Speziell, also wenn ich an die Christkindlmärkte denke, ist das natürlich das gut situierte städtische Bürger, das auf den Christkindlmärkten das kauft. Speziell dieses Holzspielzeug, das eben zum Beispiel die Bergleute, die im Winter keine Arbeit hatten, in mühsamer Heimarbeit hergestellt hatten, also vor allem in den Regionen, wo eben Bergbau sehr stark war, sei es das deutsche Erzgebirge oder in Österreich zum Beispiel die Gegend um Hallein und Berchtesgaden, also im heutigen Bayern. [00:40:09] Speaker C: Herr Doktor, stellen Sie eigentlich fest, dass im Zuge der Jahrzehnte, sage ich mal vorsichtig, wir etwas Wesentliches an den Bräuchen und Traditionen verloren haben, insofern als wir sprechen gerade über Werte, die ja bei neuen modernen Tradition gar nicht mehr vorkommen und auch nicht mehr eingefordert werden und somit auch nicht mehr ausgeübt werden. Ich wüsste jetzt nicht, über welche Werte man bei Halloween sprechen sollte und ich wüsste auch nicht, was neu wäre an Valentinesday, denn die Liebe wird ja seit jeher hochgefeiert, da brauchen wir keine Erfindung von man Chéri. Also wo sind die Werte heute in den Bräuchen verankert? [00:41:07] Speaker A: Naja, wenn wir jetzt sozusagen in die christlichen Werte einsteigen wollen, dann zeigt natürlich Weihnachten im Kern sozusagen, wenn wir es noch religiös interpretieren wollen, dann zeigt es ja die Geburt Christi und soll uns damit also Dinge wie Demut und Barmherzigkeit etc. Vermitteln, unglaublichen, unverdienten Geschenk, dass sozusagen Gott als Mensch da eben geboren wurde. Wir haben dann den Abschluss sozusagen mit der himmlischen Geburt Christi, mit dem Epiphanienfest am 6. Jänner. Das ist dann schon wieder ein bisschen schwieriger zu verstehen. Das ist dann nochmal das Zeichen, dass Christus sozusagen auch Gottes Sohn ist. Das würde das Ganze sozusagen abrunden. Wir finden allenthalben, wenn man den nachschauen nachspüren möchten, dann finden wir jetzt in den diversen sich steigernden Spendenbeilagen in den diversen Zeitungen oder in den zunehmenden sozusagen Aufforderungs E Mails für alle möglichen karitativen Zwecke zu spenden etc. Finden wir sozusagen dann schon etwas, wo man, wenn man so will, christliche Werthaltungen ablesen könnte. [00:42:36] Speaker C: Aber das ist dann für mich auch der nachvollziehbare Kern und somit auch für mich. Ich würde dann auch zu diesen 51 Prozent gehören, die da sagen, ja, ich feiere das, aber eben nur welche, die wirklich Werte in sich tragen. Das ist bei Halloween nicht der Fall. Sie merken, es geht mir furchtbar auf die Nerven, diese. [00:43:03] Speaker A: Ganz witzig. Meine Aufgabe ist es nicht, Kulturkritiker zu sein, zu bewerten, aber ich finde Halloween ganz witzig, weil es ein neuer heische Brauch ist. Also die heische Bräuche sind ja durch die, wie soll ich sagen, gesellschaftliche Prosperität und die diversen Sozialversicherungssysteme und Unterstützungsleistungen ja Gott sei Dank, muss man sagen, abgekommen. Also ich muss heute nicht mehr alte Menschen aus Pflegewohnhäusern um die Weihnachtszeit in das Salzburger oder Wiener Vorland schicken, damit sie da Eier und Glätzenbrot und ich weiß nicht was heischen müssen, um sozusagen auch etwas Karges für den weihnachtlichen Festtisch zu bekommen oder auch zu überleben oder tatsächlich überleben, genau wie es die Schiffer zum Beispiel im Salzburger Bereich tun mussten, vor allem die ihn laufen und erobern darf. Also das habe ich heute Gott sei Dank nicht mehr notwendig. Aber Halloween bringt es plötzlich für mich so einen heische Charakter rein, wo die Kinder und Jugendlichen unterschiedlichen Alters von Tür zu Tür ziehen, in der Hoffnung, dass die Tür aufgeht, hoffentlich nicht beschimpft werden oder auf komplettes Unverständnis drehen, wie sie hin und wieder auch passiert. Das ist dann heute das Abenteuer für die Kinder und Jugend. Wer macht da auf? Starrt mich der jetzt an? Kann der mit dem Satz Süßes Saures irgend umgehen? Also ich finde, das ist ein Ort des zeitgenössischen Heische Brauchs, der natürlich nicht notwendig ist, ist schon klar. Das ist sozusagen ein luxusheische Brauch. Aber ich finde es insgesamt ehrlich gestanden, ein interessantes kulturelles Phänomen. [00:44:48] Speaker C: Ja, wenn der Sinn an der Gemeinschaft mit Industriezucker belohnt werden muss, habe ich so meine Probleme, das muss ich Ihnen ehrlich sagen. Aber wir sind nicht da und um Bräuche, wie Sie richtig sagen, zu bewerten oder zu kritisieren, sondern um wirklich auch an sie zu erinnern, nämlich an ihre Werte. Weihnachten ist wahrscheinlich der wertvollste Sick Rauch. [00:45:17] Speaker A: Ja, da tue ich mir jetzt ein bisschen schwer. Es ist wie gesagt, nicht das höchste christliche Hochfest oder das bedeutendste, das wäre Ostern. Ja, nur das Spannende ist, dass Weihnachten eben so viele Andock Möglichkeiten bietet mit dieser Familie. Es gibt ja, es gibt ja die Meinungen von den einen oder anderen Religionswissenschaftler, dass wir uns nach der Dominanz der Erlösungsreligionen und die letzte war halt jetzt bei uns hier die christliche, eben wieder in einen säkularisierenden Verbundungsraum begeben, wo der Festinhalt zum Teil jetzt nicht mehr diese Erinnerung Ansatz und die Christgeburt ist und dann das, was da in Bethlehem angeblich passiert ist und was uns das sagen sollte heute, sondern dass es einfach ein gemütliches Familienfest, eine Auszeit wird, wo man zusammenkommt, wo die studierenden Kinder wieder heimkommen, wo man gut isst, wo man gemeinsam irgendwas unternimmt, vielleicht dann auch einmal in eine Kirche stolpert und die Krippe dort betrachtet oder bei der Christmette in diesen sozusagen jahreszeitlichen Habitus eintaucht. Und das könnte sozusagen heute für viele Menschen so dieser Zugang sein. [00:46:35] Speaker C: Ja, mein letzter Überfall und meine letzte Frage an Sie heute Und ich weiß schon, es ist nicht Ihre Aufgabe zu bewerten, aber nichtsdestotrotz, ich will es gerne wissen. Ich frage Sie jetzt seit ungefähr, also Ich weiß seit 20 Jahren davon, es gibt einen neuen Brauch, den ich lange nicht mitbekommen habe, aber auf den ich mittlerweile auch warte, mehr oder weniger unbewusst. Und zwar so ab Anfang November gilt die Frage im Bist du schon gewammt? Und das geht von diesem Hit Last Christmas aus von der Gruppe Wham. Was? Und jetzt kommt für viele, viele Menschen weltweit, die eben Weihnachten feiern, quasi der Startschuss ist in die Weihnachtszeit. Jetzt frage ich Ist Last Christmas ein Brauch? Eine Tradition zumindest? [00:47:41] Speaker A: Ja, eine Tradition kann es schon sein, denke ich mir. Traditionen dürfen sich ja, wie gesagt, dürfen sich ja nach neuem kulturwissenschaftlichen Blick erstmal auch wandeln sie noch nicht alle nur gut. Also gewisse Traditionen haben wir Gott sei Dank abgelegt, wie die Scheiterhaufen für Hexen und andere Dinge oder Folter etc. Also war auch lange Tradition, ist Gott sei Dank aus unserer Gesellschaft verschwunden. Wie gesagt, Weihnachten hat eben diesen diesen jahreszeitlichen Habitus, mit dem sozusagen hier in unseren Kulturen gelernt haben umzugehen. Und da ist natürlich die Atmosphärenlandschaft, also das, was uns akustisch, was uns auf den Christkindlmärkten auch sozusagen olfaktorisch begegnet, also was unsere Sinne anspricht. Und auch wenn manche diese Kaufhausmusik oder die Radioprogrammierung, die sich um diese Wochen ändert, auch grässlich finden, weil sie das Lied zum Beispiel einfach nicht mögen. Es gibt ja ganz eigene Riten um Stille Nacht. Das darf in verschiedenen Salzburger Kontexten also nicht zu früh praktiziert werden. [00:48:59] Speaker C: Nur am Heiligabend habe ich gelernt. [00:49:00] Speaker A: Ja, genau. Das ist ja nicht nur immaterielles Kulturerbe, wobei es hier zu den oft heimlichen Mitgliedern gehört, weil vielen Leuten das gar nicht bewusst ist. In Salzburg vielleicht mehr, weil es ja aus dem Salz Salzburger Kontext kommt. Also nicht zuletzt auch die Oberbayerisch ist mit drin, nicht oberbayerisch. Also ich würde sagen, wir sind noch im alten Salzburger sozusagen im Trad. Wir sind nicht im Roberti Winkel, das lange zu Salzburg gehört, sondern wir sind noch im Altsalzburger Gebiet sozusagen und dort ist es entstanden und hat auch nicht zuletzt diese bürgerliche Weihnacht mit einbegleitet und etliche können auch das nicht hören, aber die finden dieses Last Christmas super und so gibt es eben diese Fans. Auf jeden Fall sind beide anteilig an dieser ganz speziellen jahreszeitlichen Atmosphäre, die Traditionen auch begleiten. [00:49:59] Speaker C: Also wir lassen es als Tradition durch gehen. Vielleicht machen wir eine neue Tradition auf und wir beide sprechen jedes Jahr irgendwann über die 365 Tage verteilt über gewisse Traditionen und bräuchte sind Sie dabei? Bräuchte unbedingt. Das hat nämlich Spaß gemacht und es war sehr informativ. Vielen herzlichen Dank Für Ihre Zeit, Dr. Gregor und auch natürlich für Ihre Arbeit. Wenn jemand sagt, ich beschäftige mich wissenschaftlich mit Bräuchen und Traditionen, werden viele mit den Schultern zucken. Jetzt haben wir ein wenig gelernt, wie schön es ist. Ich habe wirklich den Eindruck, qua der Leidenschaft, mit der Sie da herangehen, es ist ein schöner Beruf für Sie geworden. Richtig, ja. Und mit welcher Verve und Überzeugung Sie darüber sprechen. Also das wollen wir unbedingt wiederhaben. In unserem Podcast. Grüßen Sie mir Ihre Kolleginnen und Kollegen und die wunderbare Salzburger. Wobei ich sagen muss, also dass so mancher Weihnachtsmarkt in Niederösterreich durchaus mit Salzburg halten kann. Also so ist es nicht. Wir werden einfach einen Austausch der Bevölkerungen machen zu Weihnachten, dann sind alle happy. Was sagen Sie? Ja gut, alles klar, der Mann kann lachen. Das ist ein schöner Brauch. Vielen herzlichen Dank. Wir wünschen Ihnen vom Montauk und von der Arbeiterkammer Niederösterreich ein wirklich schönes Weihnachtsfest. Versuchen Sie jedes Mal, wenn Sie jetzt irgendwann irgendwo im öffentlichen Raum oder auch privat Last Christmas hören, nicht an uns zu denken. Keinesfalls. [00:51:54] Speaker A: Den Mark haben Sie jetzt schon gut gesehen. [00:51:56] Speaker C: Ja, genau. Richtig. Danke Ihnen noch mal. Danke für Ihre Zeit. [00:52:02] Speaker A: Sehr, sehr gerne. [00:52:05] Speaker C: Ebenso, John, schön, dass du wieder da bist das ganze Jahr windert sich ja irgendwie um diese kleinen Mini Happenings. Im Falle von Weihnachten ist es mittlerweile ein Maxi Happening, fängt immer früher an. Warum grundsätzlich ist uns das so wichtig? Ich frage deswegen, weil umkehrschluss würde man es uns anmerken, wenn wir mit der einen Tradition und dem anderen Brauch radikal Schluss machen. [00:52:44] Speaker B: Uns ist gut. Gute Frage übrigens. Ich glaube, dass ein völliger Wegfall von Brauchtum, Traditionen, wie man es auch immer nennen mag, zu einer Reduktion der Vorhersehbarkeit der Abläufe führt, dass die Verunsicherung steigen würde. Ich gehe sogar davon aus, dass der Mensch durch die Wiederholung und durch das Antizipieren des möglichen und des freudigen Erwartens Sicherheit gewinnt und die Gesellschaft auch friedlicher und organisierter ist. Also Rituale jetzt per se als Verhinderer von Fortschritt oder als Böse zu sehen ist, die Natur des Menschen auszublenden. Wir gewinnen Verhaltenssicherheit, indem wir uns in Territorien vor vortasten und das aber immer wieder machen, ob dieselbe Regel auch noch gilt, um das zu prüfen. Wenn jetzt Traditionen völlig wegfallen würden, wenn es jetzt sowas wie ein Brauchtumsverbot geben würde, würde nicht nur ein Verhaltensvakuum, sondern auch ein inneres Vakuum und eine Verunsicherung entstehen. [00:54:02] Speaker C: Aber warte mal, habe ich dich jetzt richtig verstanden? Das heißt, wir üben mit den Bräuchen und den Traditionen Lebenssituationen im Voraus, Situationen. [00:54:16] Speaker B: Oder in stärker abstrahierter Form den Umgang mit extremen, widrigen oder auch besonders freudigen Ereignissen. Rituale, Brauchtum ist ein kollektives, spielerisches Lernen, wie man sich in gewisser Weise gewissen Situationen verhalten sollte, um möglichst wenig Schaden zu erleiden oder zu produzieren. [00:54:41] Speaker C: Also das heißt, Bräuchte und Tradition sind Simulatoren des Lebens, an denen wir üben. [00:54:48] Speaker B: Die Matrix Definition für die Generation Internet. [00:54:52] Speaker C: Aber ja, für die sind wir ja auch da. Weißt ja genau. Okay. Und Frage aus der Redaktion. Manche Bräuche, Traditionen scheinen stärker angenommen zu werden als andere, wenn wir uns Weihnachten anschauen, da ist es so stark verankert, dass es sogar in der Arbeitswelt als Weihnachtsfeier nämlich nicht mehr wegzudenken ist. Ich habe darüber noch nicht nachgedacht, aber ich glaube auch, dass es für so gut wie alle Unternehmen zu einem Reputationsverlust zumindest intern kommen würde. Gäbe es keine Weihnachtsfeier mehr. Warum ist das? Warum müssen wir diese doch privaten, häuslichen und Wie wir von Dr. Gregor gelernt haben, auch höfischen Rituale jetzt in die Arbeitswelt hineinbringen? Hat das einen Grund? Was steckt dahinter? [00:55:57] Speaker B: Weihnachten ist vom religiös rituellen gerutscht in das kommerziell lebenspraktische gemeinsame Erleben eines Gefühls, die sonst wahrscheinlich streckenweise stark abgeht. Die Aspekte dabei, wie einander sich zuwenden, Verständnis aufzubringen, vergeben, verzeihen, grundlos belohnen, ganz, ganz großes Thema. Und all das hat Weihnachten irgendwo in petto. Das heißt, es ist sozusagen der emotionale und soziale Höhepunkt, wenn es darum geht, das gute Menschen Kollektiv zu erwecken. Das erwartet also, wie soll man sagen, erweckt einerseits den Druck oder eine Erwartung, hier auch korrekt reagieren zu können. Es kann aber auch und wird auch von Unternehmen, wir reden übrigens jetzt nur vom westlichen und christlich geprägten Raum natürlich vorwiegend auch genutzt, um einen kulturellen großen Topos, nämlich Weihnachten im Arbeitskontext zu zelebrieren und nicht nur als möglicherweise Leute, Schinder, Ausbeuter oder Kapitalisten Dude zu gelten, sondern auch das Gute zu leben und spüren zu lassen. Das kristallisiert die Weihnachtsfeier, das schafft ihren Besten. Aber ehrlich, antithetisch. Ich sehe das als antithetische Handeln. Gewerbliches Handeln erfordert indirekt immer gewisse Härten und Regeln und etc. Das ist die Gelegenheit für Unternehmen zu beweisen, wir können und wollen auch anders. [00:57:56] Speaker C: Aber das wäre ja Christmas Washing. [00:58:00] Speaker B: Das würde nicht so sehen, weil ja die Unternehmen jetzt auch nicht per se böse sind, sondern unter Druck sind, vor allem in einer globalisierten Welt. Umso sehr wird Homey Feeling und Loving Feeling wichtiger. [00:58:17] Speaker C: Wir sind doch eine große Familie, so. [00:58:20] Speaker B: Die Nummer Ja immer. [00:58:24] Speaker C: Aber du hast natürlich recht, wie immer. Danke auch für diese Ausführung. Das heißt, wir brauchen unsere Abläufe, sonst kommen wir aus dem Tritt. [00:58:36] Speaker B: Wir brauchen zumindest die Erwartung der Abläufe. Ob wir dann auf die konkrete Herausforderung 24 Dezember, 6 Jänner auch wirklich zustimmend antworten oder lieber was anderes machen, ist eine andere Frage. Aber es ist sowas wie eine soziale Uhr, die tickt und schwingt schön schön. [00:58:57] Speaker C: Hier steht noch dieser Perchtendorf. Ich habe das auch mit Dr. Gregor heute besprochen, diese anachronistisch kommt es mir manchmal vor und dann wieder ist es sehr reell. Ich habe ein bisschen ein Problem damit seit ein paar Jahren, weil es immer wieder zu Zwischenfällen und Ausfällen Menschen werden ausfallend zu tragischen Situationen kommt, wo junge Frauen in Spitäler eingeliefert werden und so was. Ich frage mich, wäre es dann jetzt nicht an der Zeit, diese Perchtenläufe, sagen wir mal, zu theatralisieren, sie nur noch in geschlossenen Räumen mit einem Orchestergraben zwischen Publikum und Pärchten zu feiern, statt sie wirklich auf Leute loszulassen. Angesichts dieser steigenden Aggressionsgrade, die die wir ja auch mitunter induziert durch Alkohol immer wieder feststellen müssen. Was sagst du? [01:00:03] Speaker B: Reden wir mal über Perchtenlauf selbst. Der Perchtenlauf ist der Versuch, einen Ausgleich zwischen dem Ausleben von nicht akzeptable Impulsen, also von dem Ausleben von körperlicher Gewalt versteckt unter einer Maßnahme Maske als halbwegs schadensarmen Showcase einmal im Jahr zu erlauben. Das heißt, wir haben hier Menschen, die sich zum Täter machen in spielerischer Rolle und Menschen, die sich in spielerischer Weise zum Opfer machen. Am Schluss kommt heraus, sowohl der Bad Boy als auch das Opfer haben das brav durchgespielt, blieben unverletzt und ihre Bedürfnisse sind befriedigt. Tatsächlich ist es aber so und da ich glaube gar nicht an die steigende Inzidenz bei Krampusläufen. Ich glaube sogar, dass es sogar in den Er Er Jahren wesentlich wilder und brutaler zuging. Kann mich nur selber erinnern an die Kramp oder Krampusse, die sich Stacheldraht in die Ruten geflochten haben, in die er Jahre ma Ich glaube, unsere Erwartung an dieses Ritual ist, dass es wesentlich sauberer zu sein hat. Und das wird aber nicht lebbar sein, weil eigentlich ist es ein bisschen so die Miniversion von the Purge, wo man zwei Stunden im Jahr machen kann oder halbwegs machen kann oder zumindest so tun kann, als ob man es machen würde, böse zu sein und entweder wir wollen das oder wir wollen es nicht. Und zu theatralisieren ist jetzt natürlich nimmt auch den Reiz für die Akteure so. [01:01:52] Speaker C: Ein Panzer Tradition irgendwie hat was von dir weiß ich, dass du ein hart eingefleischter the Who Fan bist und zu einem Brauch eine Art Tradition gemacht hast. Ich glaube jetzt auch mit deinem Sohn zum Konzert, wenn sie in der Nähe oder einigermaßen in der Nähe sind zu gehen oder zu fahren. Die WHO haben sich jetzt aufgelöst, sage ich mal. Die haben ihre Karriere beendet mit einer großen Abschiedstournee. Jetzt ist dieser Brauch vorbei, ist er vorbei. [01:02:33] Speaker B: Auf jeden Fall. Und bei diesem Beispiel und überhaupt bei den er Jahren Rockhelden, die sie stufenweise vereinbar verabschieden, freiwillig, unfreiwillig oder manche nie, ja, wird sowas wie eine stille Form der Trauer geben, weil die Akteure einfach irgendwann nicht mehr dazu in der Lage sind oder nicht existieren. Aber das Spirit lives on. [01:02:58] Speaker C: Ja genau. [01:03:02] Speaker B: Teilt schon auch mit den klassischen Religionen teilweise die Bräuche, das dann sowas wie Reliquienhandel oder Denkanstaltungen stattfinden, weil es offenbar schwer ist zu verlieren und Abschied zu nehmen. Der einzige Unterschied ist der bei der katholischen Kirche ist es seit 2000 Jahren ein durchgehendes Ritual. Was aus dem Sixties Rock wird, der völlig wörtliche Bewegung ist, ist unklar, wird das einmal aufgefressen. Aber Abschied bedeutet Schmerz und um den Schmerz zu verdauen, werden sich Rituale entwickeln. [01:03:46] Speaker C: Ein super Schlusswort. Da ist er wieder, unser John Haas, geliebt und verehrt. Vielen herzlichen Dank. [01:03:56] Speaker B: Gehabt. Bin nur nicht eingegangen. [01:03:58] Speaker C: Schande über uns. Das werden wir zu beheben wissen. Absolut. Also an mir wäre es jetzt nur noch last Christmas in einer Version von the who zu spielen. Das geht aus unterschiedlichen rechtlichen Gründen nicht. [01:04:13] Speaker B: Lasst es dogmatisch ein Tabu, lieber Alexander. [01:04:19] Speaker C: Obwohl eine getraschte Version würde ich mir von dort schon anhören, eventuell mit brennendem Mikrofon. Richtig. Also ich verabschiede mich mit einem großen Dankeschön von dir, John Haas, auch von Ihnen, Michael Greger. Schön, dass Sie noch zugehört haben für unseren Talk und sage zu Ihnen, die Sie uns jetzt zugehört haben, geduldig wahrscheinlich, weil ich glaube, wir haben ein wenig überzogen auch eine Art von Brauch von mir ganz persönlich. Schauen Sie, dass Sie schöne Feiertage haben, Sie schöne Bräuche feiern und zelebrieren. Ich glaube, es ist wichtig für unsere Kinder auch in Sachen Werte das weiterzumachen und hey, wir haben heute erfahren, wir können neue Bräuche erfinden. Also ich warte auf Vorschläge. Bis dahin. Machen Sie es gut. Ciao, ciao. Die Arbeiterkammer Niederösterreich hat eine neue App, die AK Blitz App, ab sofort zum Downloaden. Bleiben Sie am Laufenden. Erhalten Sie alle relevanten Informationen Und Sie wissen, noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die Akbar Blitz App ab sofort zum Downloaden. Das war der Montalk. Chefredaktion Susanne Karner, Redaktion Mario Gattinger und Bettina Schabschneider. Straßenumfragen Christoph Baumgarten, Technische Leitung Stefan Dangl, Administration Christina Winkler. Am Mikrofon Alexander Göbel.

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