Episode Transcript
[00:00:01] Speaker A: Montag der Podcast zum Mitreden.
Herzlich willkommen zum Montalk, dem Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Dies ist Folge 117 mit dem Titel Das Sparschwein und die Staatsfinanzen. Eine verhängnisvolle Beziehung ist habe ich jetzt ein bisschen dramatisch, aber es wird hoffentlich auch dramatisch mit unserem Gast. Den Spar, meine Damen und Herren, liebe Hörerinnen und Hörer, ist das Hobby Nr. Eins der Österreicherinnen. Warum zu viel Geld auf der hohen Kante für die Volkswirtschaft nicht immer gut ist, erklärt uns heute mein Gast. Er ist nämlich Arbeiterkammer Niederösterreich Ökonom Dr. Jürgen Fiegerl. Servus Jürgen.
[00:00:54] Speaker B: Hallo. Servus. Schönen guten Tag an alle Zuhörerinnen und Zuhörer.
[00:00:59] Speaker A: Wir sehen uns jetzt, schande über mich oder uns, seit Jahren zum ersten Mal wieder. Du warst ja quasi in der Pionierrunde der ganz, ganz frühen Ausgaben des Montags. Kannst du dich noch erinnern?
[00:01:16] Speaker B: Ja, auf jeden Fall, auf jeden Fall.
[00:01:18] Speaker A: Weißt du noch, ich hatte schon seit.
[00:01:19] Speaker B: Langer, langer Zeit wieder auf eine Einladung und jetzt ist es endlich wieder soweit watschen angekommen.
[00:01:28] Speaker A: Ja, ja, ja. Zweitausendein, absolut.
[00:01:30] Speaker B: Ich freue mich sehr, dass ich dabei sein darf.
[00:01:32] Speaker A: Und wir uns auch. Und wir uns auch.
Nichts ist mehr sexy als Kompetenz. Dr. Jürgen daher bitteschön. So, wir spielen unsere Faktenbox, wie immer zusammengestellt von Susanne Kanner und gelesen von Bettina Schabschneider. Diesmal natürlich zum Thema der ein und dreiigster Okt.
[00:02:02] Speaker C: 1924 wurde von den europäischen Sparkassen zum Weltspartag ernannt und jährt sich somit heuer zum 100. Mal. Der Weltspartag wurde aus finanzpädagogischen Gründen ins Leben gerufen, sollte die breite Bevölkerung zum Sparen animieren und erlebte nach dem zweiten Weltkrieg seine Blütezeit zwischen den er und er Jahren.
Als Sparen wird im Wesentlichen jener Teil des verfügbaren Einkommens verstanden, der nicht für den Konsum verwendet wird. Im Jahr 2023 sparten laut Statistik Austria die österreichischen Haushalte 9 % des verfügbaren Einkommens. Zum im ersten Corona Jahr 2020 lag die Sparquote bei einem Rekordwert von 13,2 %. €269,4 Milliarden lagen im Jahr 2023 als verfügbare Sparguthaben auf der hohen Kante der Österreicherinnen und Österreicher.
Quellen Statistik austria wikipedia und Feiertage Österreich.
[00:02:58] Speaker A: At also der Weltspartag, liebe Jüng, wurde erfunden, um uns alle zu educaten, also Finanzgebaren lernen hieß es.
Bevor ich zu meiner Frage komme, möchte ich uns alle und sie vor allem, die sie uns jetzt zuhören, daran erinnern, zweitausendein, dass das, was wir gerade in der Faktenbox gehört haben, nämlich dass arbeitende Menschen überhaupt Geld zum Sparen hatten, dass sie ungeachtet dessen, was sie für ihren Lebensunterhalt brauchen, dass da überhaupt was übrig blieb, ist nicht vom Himmel gefallen und auch nicht auf Bäumen gewachsen, sondern da gab es wackere Menschen, die dafür gekämpft haben, dass wir vielleicht ein wenig mehr Geld im Börsel haben, am ersten oder letzten des Monats. Nur so als Erinnerung, weil es sind Zeiten, in denen wir nichts vergessen dürfen, so Dr. Jürgen Fiegerl.
Warum befanden, ich weiß gar nicht, wer diesen Weltspartag einberufen hat, wer war das? Ich weiß es nicht, vielleicht weißt du es du? Befanden sie, dass wir vielleicht finanziell Analphabeten sind waren?
[00:04:34] Speaker B: Ja, also sparen hat eine wichtige Funktion in der Gesellschaft, also nicht nur für die Gesellschaft selber, sondern für einen selbst auch, oder für die Familien, für die Haushalte.
Zu der Zeit, wo der Weltspartag eingeführt worden ist, waren eigentlich nicht sehr leichte Zeiten, das muss man auch immer wieder dazu sagen. Das war zu Zeiten, wo Jahre der hohen Inflation hinter uns waren, also das war in den Nachkriegsjahren nach 1900 achtzehnte, also alleine in den Anfang der er Jahren hatten wir Inflationsraten, also das ist ja aktueller denn je, Inflationsraten, die weit über 1 Million % ging, also da reden wir nicht mehr von 10 % oder von 11 %, sondern von Millionen, %, also das heißt eine ver x fachung der Preise pro Jahr.
Und mit der Währungsreform eben am 01.01.1925, also das heißt, ab dann hat es ja statt der Krone die Schilling gegeben, war es verständlich zu sagen, okay, wir brauchen das Ersparte, um mit dem, was wir zur Verfügung haben, irgendwie gut umzugehen.
[00:05:43] Speaker A: Okay, wurde da nicht ein Problem, das seine Ursachen und Wurzeln ganz woanders hatte, nämlich das Währungsproblem und die Finanzkrise etc.
Auf die arbeitenden Menschen abgerollt?
Hieß es dann nicht, damit wir in Zukunft auch weiter hübsch mutig spekulieren können, brauchen wir das Gesparte der Menschen zweitausendein?
[00:06:16] Speaker B: Das ist eine schwierige Frage, weil Spahn hat wirklich sehr positive Aspekte. Und ich finde auch, wenn man so aus einer Hubschrauberperspektive auf das Land schaut und sagt, okay, ist Sparen wirklich in allen Felden irgendwie wichtig und richtig, dann kann man das weder mit Ja oder Nein beantworten, weil das halt an sehr vielen Dingen hängt. Aber gerade in diesen Zeiten, wo der Weltspartag eingeführt worden ist, war die Einkommenssituation der Menschen sehr dramatisch. Und hier zu sagen, die Leute sollen sparen, weil es etwas Gutes ist, jetzt sich ein bisschen zurückzuhalten, auch für schlechte Zeiten zu sparen, also gerade in unsicheren Zeiten spielt ja Sparen auch eine große Rolle, hat das natürlich eine positive Konnotation gehabt. Aber natürlich sparen zweitausendein hat nicht nur positive Aspekte gehabt. Und das hat man genau Ende der er Jahren dann sehr wohl gesehen, in den Weltwirtschaftskrisenjahre, wo sparen eigentlich das Hauptproblem war, dass die Krise sich so verschärft hat und natürlich auch dem Nationalsozialismus einen Nährboden gegeben hat, aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, weil das ist ja aus dem Sparzwang entstanden, dass eigentlich einen Nährboden auch für den Nationalsozialismus war. Ja, also sparen im guten und im schlechten Sinne.
[00:07:43] Speaker A: Ja.
Okay, gut.
Jetzt haben wir gerade gehört in der Faktenbox, er und er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde am meisten gespart.
Das heißt also, wir hatten Gründe, ich Nehme mal an, vor allem emotionale Gründe, weil rational ist sparen immer gut, weil schau, dass du was auf der Kante hast, dass du es hast, wenn du es brauchst etc.
Aber erklär mir das, wenn du kannst, in den er und er Jahren. In den er Jahren, gut, da sehe ich ein, das war dann zwischen fünf und 10 Jahre nach Beendigung des zweiten Weltkrieges. Da hatten alle auch schon erlebt, wie das ist, in so einem Krieg kein Geld zu haben und keine Werte zu haben. Weil das, diese Geschichten höre ich immer wieder, auch hier draußen am Land, wenn Menschen mir diese Schicksale erzählen von Städterinnen, meistens waren es ja Frauen, die unterwegs waren und ihr letztes Hab und Gut gegen Essen, gegen Essen eingetauscht haben, hat das eine Schockwirkung gehabt, die noch 10 Jahre lang nachgewirkt hat, glaubst du?
[00:09:10] Speaker B: Ja, es ist ein bisschen ein Widerspruch. Ich kriege gerade in so schwierigen Zeiten wie nach Kriegen, wo wirklich die Subsistenzwirtschaft, das heißt, es wirklich um das nackte Überlegen geht, dass zumindest irgendwie ein kleines Einkommen zweitausendein generiert wird, damit man sich zumindest die lebensnotwendigsten Sachen und das tägliche Essen, dass man die Familie, die Kinder ernähren kann, vielleicht irgendwo ein Dach über dem Kopf zu haben, dass das eigentlich fast unmöglich ist, hier etwas zu sparen. Nur man muss im Hinterkopf haben, die Leute haben gar nichts gehabt. Also diese Aufbaujahre in den ersten ein, zwei, drei Jahrzehnten nach dem Krieg waren sehr stark geprägt vom Vermögensaufbau der Menschen. Und natürlich sparen ist im Sinne dessen Sachvermögen, also das heißt Häuser zu bauen, ein eigenes Vermögen, Sachvermögen aufzubauen, Geldvermögen brauche ich ja auch, ich muss ja sparen. Entweder nehme ich mir einen Kredit auf, das heißt, ich gebe jetzt schon so viel Geld aus und werde dann eigentlich sparen, weil ich muss ja den Kredit irgendwie zurückzahlen. Es ist ja quasi ein vorgezogenes Sparen, dass die Leute überhaupt in diesen Jahren überhaupt ein Vermögen aufgebaut haben. Also auf der einen Seite fast kein Einkommen, auf der anderen Seite irgendwie versucht, über die nächsten Jahrzehnte ein Vermögen aufzubauen. Und natürlich hat das irgendwie dazu geführt, dass die Leute sehr sparsam waren in dem, was sie halt irgendwie dringendst notwendig gebraucht haben. Ich sage jetzt einmal so im Schnitt, natürlich war das immer von Region zu Region unterschiedlich, wo die Voraussetzungen waren, ja, also in Bauernfamilien war das natürlich anders als in städtischen Familien, also das waren ja sehr unterschiedliche Ausgangssituationen. Aber so im Schnitt kann man schon sagen, dass diese Zeit der Nachkriegsjahre und Jahrzehnte natürlich eine Zeit des Aufbaus war, aber auch für die Einzelnen. Also Vermögensaufbau und sparen ist im engeren Sinn auch eine Art Vermögensaufbau, vom Sachvermögen genauso wie vom Geldvermögen.
[00:11:16] Speaker A: Gut, ja, wir gehen auf fast 80 Jahre nach Kriegsende zu. Und jetzt kann ich mir vorstellen, dass sich entsprechend dem, was wir gerade von dir erfahren haben, unsere, unser Sparverhalten sich vielleicht verändert, vermindert hat, weil ja so lange kein Grund in Anführungszeichen war, kein Krieg.
Braucht das Sparen kriegerische Auseinandersetzung, Angst, Not?
[00:11:53] Speaker B: Hoffentlich nicht.
Also ich hoffe nicht, dass wir immer kriegerische Auseinandersetzungen brauchen, um das Sparverhalten zu beeinflussen.
Wir haben auch jetzt nicht so eine niedrige Sparquote, also das heißt Spanien nicht so wenig, obwohl natürlich die Generationen danach mit Erben und so weiter, ein großes Vermögen auch oft schon von vorigen Generationen bekommen. Das heißt, der Sparzwang für viele ist ja gar nicht mehr so groß wie noch wahrscheinlich vor 60, 70 Jahren. Also wie ich schon vorher gesagt habe.
Also das heißt, wir haben natürlich auch eine Polarisierung in den Einkommen, weil die Einkommenshöhe spielt schon eine Riesenrolle, wie viel ich mir auf die Seite legen kann. Es hängt natürlich von vielen Dingen ab, das Sparen. Aber ja, natürlich, je polarisierter die Einkommenssituation ist, das heißt, wir haben einen kleineren Teil, eine kleine Personenanzahl, die ein sehr hohes Einkommen haben, die können natürlich anteilsmäßig mehr sparen.
Und wir reden ja oft nur von Durchschnittssparquoten, durchschnittlich erspart. Aber man sieht ja nicht jetzt im Detail, wie groß die Sparquoten in den einzelnen Einkommensgruppen sind. Man merkt dann schon, dass es eine relativ große Spannweite gibt von den Sparquoten. Wenn ein Millionär, also sagen wir mal ein Fußballer, der pro Monat 10 Millionen verdient, wenn der 1 Million ausgibt und 9 Millionen spart, also 1 Million ist eh schon sportlich, wenn man das irgendwie ausgeben muss.
Anstrengend neben dem Training.
Ich habe die Situation noch gehabt, also ich kann es nicht beurteilen, wirklich. Also du stellst mir stressig vor, das.
[00:13:51] Speaker A: Heißt, du bist Ökonom aus Armutsgründen geworden. Hast du geglaubt, wenn du das nur richtig studierst, dann wird sich's ausgehen? Nein, es hat dich interessiert. Es hat dich interessiert, gib's zu. Ja, und das ist das, was ich uns allen vorwerfe, und damit haben die auch schon vor 100 Jahren recht gehabt. Wir haben die Tendenz, wenn alles gut läuft, das Interesse zu verlieren, weil wir glauben, es läuft alles weiterhin so gut. Und da möchte ich nach unserer Straßenbefragung, die genau darauf hin abgezielt hat, mit dir noch mal ein wenig darüber sprechen, ob wir denn immer Banken, ja gar Regierungen brauchen, um uns ans Vernünftige des Sparens zu erinnern. Es sei denn, du wirst uns erklären, warum es nicht mehr so vernünftig ist. Also, wir hören uns jetzt mal an, was die Menschen auf den Straßen von St. Pölten zum Thema Sparen gesagt haben. Hier ist unsere Straßenumfrage.
[00:14:59] Speaker B: Zweitausendein, kannst du dir das sparen leisten?
[00:15:01] Speaker C: Gerade zum Glück ja.
[00:15:02] Speaker B: Ob ich mir sparen leisten kann? Ja, kann ich mir leisten.
[00:15:06] Speaker A: Je nachdem.
[00:15:07] Speaker B: Das Sparen, ja, kann ich mir leisten. Sparen geht sich noch aus? Ja, bisschen so, ja.
[00:15:13] Speaker D: Das Sparen leisten?
Ja, ich glaube schon.
[00:15:17] Speaker B: Und wie schaffst du das?
[00:15:19] Speaker D: Indem man halt immer im Monat was auf die Seite legt und nicht ausgibt.
[00:15:22] Speaker B: Aber nicht allen Menschen gelingt das. Wieso dir?
[00:15:25] Speaker D: Keine Ahnung. Gute Frage. Auf jeden Fall, ja, viel auf die Seite legen kann man auf jeden Fall nicht, aber ein bisschen was geht sich schon aus. Kann man auch jedem raten.
[00:15:33] Speaker C: Ich verdiene gut, ich habe zu arbeiten.
[00:15:36] Speaker B: Angefangen, schauen, dass man wenig so möglich wie geringe Fixkosten hat und dann kommen wir durch. Ist dann zu zweit, was geht sich aus? Ja, dass ich sparsamer lebe, dass ich beim Einkaufen überlege, was ich ausgib.
Dann geht es sehr aus. Ich habe eine gute Pension. Kannst du dir das Sparen leisten?
Nein. Und warum nicht? Weil einfach zu wenig übrig bleibt. Also es geht sich aus, dass man durch den Monat kommt, aber es geht sich leider nicht aus, dass man dann sich was auf die Seite legt. Und wenn man sich was auf die Seite legt, dann kommt nächsten Monat dann irgendwas Ungewisses und das ist wieder alles aufgebaut.
[00:16:16] Speaker A: Eher schwer.
[00:16:17] Speaker B: Und warum ist es schwer, Ÿousand?
[00:16:19] Speaker A: Ja, weil zu wenig Einkommen reinkommt.
[00:16:21] Speaker B: Nein, aber ich bin Student, ich habe nicht wirklich ein Einkommen. Also nein, kann ich mir nicht leisten.
[00:16:29] Speaker A: So, das waren die Menschen auf Niederösterreichs Straßen. Jürgen, was überwiegt im Moment gefühlt von dem, was wir gehört haben? Eher jene, die es sich nicht, vielleicht sogar nicht mehr leisten können, zweitausendein zu sparen, oder wäre das unfair? Liegt es doch an uns zu sparen, oder nicht?
[00:16:52] Speaker B: Also bei den Interviews war alles dabei. Ich habe eigentlich ein relativ schönes Potpourri an Ausgangslagen irgendwie gesehen. Manche haben ein hohes Einkommen, wo es relativ leicht geht, irgendwie was auf die Seite zu legen. Manche sind noch teilweise auch vielleicht ein bisschen eine ältere Generation, die irgendwie die Sparsamkeit irgendwie erlernt hat, auch mit sehr wenig Einkommen hat auszukommen und trotzdem noch was auf die Seite zu legen. Manche haben vielleicht verschiedenste Probleme, gesundheitliche Probleme, die zusätzliche Ausgaben, was andere vielleicht jetzt gar nicht haben, die das Sparen schon fast verunmöglichen, teilweise vielleicht auch nicht arbeiten gehen können. Die sind dann in einer Bredouille, die man halt dann irgendwie schwer herauskommt. Manche können vielleicht auch mit dem Geld nicht umgehen. Es gibt ja auch Leute, die die halt irgendwie mit den Ausgaben immer wieder ein bisschen Probleme haben. Also man kann, man kann das auch dicht wegreden. Man sieht es auch in Fernsehsendungen bis hin zu in Schuldenregulierungsfragen. Also es gibt ja viele Leute. Also es ist sehr unterschiedlich, aber glaube, dass die Situation.
[00:18:02] Speaker A: Entschuldige, lass mich da eingrä schon mal so wichtig ist. Ich weiß, du bist kein Schuldnerberater. Die gibt es auch und sie sind hervorragend bei der AK. Das bist du nicht, du bist Ökonom, Volksökonom, ne?
Genau, genau. Trotzdem, ich wage mich mal mit einer Frage da heran.
Warum haben wir da so viel Punch verloren? Was wird nicht mehr gelehrt? Warum ist es der mediale Einfluss, der uns sagt, was wir alles haben, tragen, besitzen, fahren sollten? Das Wichtige für uns emotional, ja, ich möchte fast sagen seelisch ist, als etwas auf der sogenannten hohen Kante liegen zu haben. Ist es diese Verführung des Konsums oder gibt es da psychologisch noch ein paar gefinkeltere Gründe?
[00:19:10] Speaker B: Gute Frage, weil natürlich ein marktwirtschaftliches System auf das ausgelegt ist, dass die Leute was kaufen.
Wir sind in einer Situation, wo wir auch über Informationen, also das Internet hat das natürlich schon revolutioniert, inwieweit wir tagtäglich irgendwie verführt werden, was wir nicht alles brauchen könnten. Normen werden festgelegt, was als schön und was nicht als schön gilt oder was man unbedingt braucht oder was man nicht unbedingt braucht. Das hat es so vor einigen Jahrzehnten noch nicht in dieser Intensität gegeben, also mit dem die Leute halt irgendwie konfrontiert worden sind. Und natürlich hat das einen Einfluss darauf, ob die Leute eher konsumfreudiger sind oder nicht. Weil wenn man es jetzt einmal so benennt, okay, was ist jetzt wirklich notwendig davon und was ist jetzt weniger notwendig davon? Vor dem ganzen, was man da oft sich einbildet, dass es jetzt irgendwie notwendig ist, kann man wahrscheinlich einiges wegnehmen. Also was jetzt als lebensnotwendig ist, aber natürlich, das ist Lifestyle, das ist halt alles, was darüber hinausgeht, zur Selbstverwirklichung und so weiter. Aber natürlich, aber das System lebt davon.
Also wenn sie das nicht machen würden und die Leute nicht, dass die Sachen kaufen würden, würden natürlich die Unternehmen diese Umsatzeinbußen spüren. Und wenn sie Umsatzeinspruchen spüren, würden sie auch Leute entlassen, die vielleicht bei ihnen beschäftigt sind, Arbeitslosigkeit würde steigen und so weiter. Das heißt, das System ist auf das ausgelegt, das marktwirtschaftliche System, dass dieser Konsum halbig stabil oder auch gleich bleibt. Und natürlich gibt es Produktzyklen, wo man dann sagt, okay, irgendwann hat jeder einen Fernseher, irgendwann hat jeder eine Waschmaschine, die hält dann auch aber 1015 Jahre vielleicht oder auch nicht. Manche Waschmaschinen sind schon so hingetrimmt, dass sie nach fünf Jahren dann irgendwie defekt sind. Also das System ist auf das aufgebaut, dass man eigentlich den Konsum immer wieder aufs Neue belebt. Und mit der Einführung des Internets hat sich das natürlich um einiges.
Also diese Möglichkeiten der Unternehmen, auf die Konsumenten irgendwie Einfluss zu nehmen, hat natürlich wahnsinnig zugenommen.
[00:21:28] Speaker A: Zweitausendein. Okay, so viel zum quasi Stabilitätspakt zwischen unserem wirtschaftlichen System und uns als Konsumentinnen. Aber dieses System hat ja auch inne, dass es wächst. Also das Wirtschaftswachstum ist in aller Munde, ist eine Selbstverständlichkeit, wird auch im Großen und Ganzen nicht hinterfragt, nicht in Frage gestellt. Wiewohl, ich meine, wir sollten mal langsam sagen, ob es sich nicht ausgewachsen hat und ob wir nicht, um andere Sachen in unserer Gesellschaft wieder zurechtzubiegen, mal ein wenig auf diese Wachstumshysterie, sprich shareholder Value, wir sagen es beim Namen, verzichten sollten. Allein da bekommen wir kein Gehör von dir. Sehr wohl, Jürgen Figerl, ich frage dich jetzt, das Wirtschaftswachstum, wie hängt das zusammen mit dem Sparen? Ist es wurscht, ist es ja gut oder auch nicht? Oder ist es elementar wichtig und existenziell vielleicht sogar?
[00:22:48] Speaker B: Es sind zwei Seiten der nicht gleichen Medaille, würde ich sagen. Zweitausendein, also Sparen aus einer privaten Sicht, wenn ich weniger Geld ausgebe, mehr spare, stellen wir uns vor, dieses Gesparte liegt unter dem Kopfpolster.
[00:23:04] Speaker A: Bitte nicht.
[00:23:05] Speaker B: Also das ist Bargeld, ich lege es unter den Kopfpolster, ich bringe es nicht zur Bank, sondern ich lege es unter dem Kopf polster und der Rest ist dann irgendwo bei den Unternehmen als Umsatz irgendwie sichtbar.
Dann bringt es eigentlich nichts fürs Wachstum. Ÿousand, wenn ich jetzt aber das Ersparte zur Bank bringe, die Bank sammelt mehrere Sparbeträge auf, nicht nur von mir, sondern auch von dir, Alexander, oder von uns allen, sammelt dieses Geld was derzeit nicht benötigt wird und sucht sich Unternehmen, private und so weiter, die aber jetzt mehr Geld brauchen. Also was sie gerade zur Verfügung haben, das sind halt die Kredite.
Und wenn das zusammenpasst und die Investitionen, wenn das jetzt Unternehmen sind, die jetzt irgendwie notwendige Investitionen, Investitionen, Neuerungen, Innovationen investiert, dann kann das schon einen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum haben.
Das muss aber nicht zusammenpassen. Es kann auch sein, dass zu viel gespart wird und es wird zu wenig investiert von den Unternehmen oder es wird, so wie es jetzt derzeit auch ist, die Zinsen sind hoch, Häuslbauer gibt es weniger, weil die Zinsen zu hoch sind, die Kredite nach Wohnbaukrediten gehen zurück, also das heißt, die Kreditnachfrage z.B. geht zurück, die Leute sparen aber mehr. Das heißt, da gibt es ein Mismatch zwischen dem, was eigentlich an Geld da wäre zum verborgen und dem, was dann irgendwie andere brauchen, weil sie es jetzt haben wollen, aber das nötige Geld noch nicht haben.
[00:24:42] Speaker A: Also zum besseren Verständnis, Geld sollte, um nicht zu sagen, muss arbeiten, Geld zu haben ist nicht genug.
[00:24:57] Speaker B: Die Grundidee ist es, dass das Ersparte nicht unter dem Kopfpolster bleibt, sondern das Ersparte weiterarbeitet, weil der Konsum, also das, was ich ausgebe, arbeitet sowieso weiter, weil das ist ein Umsatz beim Unternehmen, der zahlt dann seine Arbeitnehmer, der zahlt Vorleister, also das heißt von anderen Unternehmen, was er zukauft und so weiter, da entstehen auch wieder Umsätze und so weiter. Das bleibt im wirtschaftlichen Kreislauf drinnen. Zweitausendein, das was mit den Ersparten passiert, wenn es nicht unterm Kopfpolster ist, weil da passiert nichts damit, ja, aber das, was mit den Ersparten passiert ist, dass es halt bei einer Bank dann jenen irgendwie zugeteilt wird, die halt dann irgendwas Produktives machen wollen. Es muss weiterarbeiten, ja, so wie du.
[00:25:36] Speaker A: Gesagt hast.
[00:25:40] Speaker B: Unterm Kopfball irgendwie liegen bleiben.
[00:25:42] Speaker A: So, das war jetzt das vierte Mal, jetzt muss ich intervenieren mit dem Scheiousand Kopfpolster. Natürlich hast du recht und wir wissen auch leider, dass es nicht nur ein Spruch ist und leider Gottes kein nostalgischer, sondern ich weiß es aus kompetenter Quelle, dass Menschen leider, vor allem ältere Menschen, geneigt sind, ich sag's mal ganz vorsichtig, bei der, beim kleinsten Geruch von einer Krise, Finanzwirtschaftskrise, sofort zur Bank zu laufen, sich all ihr gespartes in Cash auszahlen zu lassen, um es wirklich, es ist, Leute, ich habe es auch nicht geglaubt, es ist wahr, es wirklich unter die Matratze zu stecken. So, bitte tut das nicht, Ausrufezeichen. Und wenn sie es auch nicht tun, aber vielleicht jemanden kennen oder den Verdacht haben, dass die Oma, Ober, wer auch immer, das tut, bitte nehmen sie sie ins Gebet, machen sie ihnen klar, dass Cash im Haus das Schlimmste ist, was es überhaupt gibt. Denken sie an einen Einbrecher, an Überfall, jawohl, jetzt bin ich auch ein wenig ein Angstdealer mit Grund und vor allem an Feuer. Ja, also so viel dazu. Jetzt ist natürlich sparen der eineinige, der eineiige Zwilling von Zinsen, nicht? Weil ohne das eine das andere nicht und vice versa. Also wie sehr beeinflussen denn Zinsen das Sparen und somit unser aller wirtschaftliche, finanzielle Situation?
[00:27:33] Speaker B: Also die Grundidee eines Zinssatzes ist, dass es irgendwie einen Einfluss nimmt, wie viel die Leute auf die hohe Kante legen, also sparen auf der einen Seite und auf der anderen Seite, wie viel die andere Seite, also die, die jetzt Geld benötigen, also die, die Kredite aufnehmen, auch irgendwie beeinflussen. Das heißt, es soll immer irgendwie das Sparen und das Investieren, wie man das irgendwie so schön nennt, in ein Gleichgewicht bringen. Wenn die Zinsen zu niedrig sind, beispielsweise, wird vielleicht zu viel investiert oder es wird zu viel Geld benötigt, weil so ein billiges Geld werde ich nie wieder bekommen. Das ist bei jedem Häuslbauer irgendwie auch verständlich. Genauso denkt eine Firma, genauso denkt auch der Staat, der seine Kredite aufnimmt.
Aber für jemanden, der jetzt das Geld auf das Sparbuch legen soll, ist es natürlich unattraktiv, je niedriger der Zins ist. Aber Alexander, du hast ja was Wichtiges gesagt. Viele Leute haben ja verschiedenste Sparmotive.
Der Zinssatz ist ja nicht das einzige Sparmotiv. Also das heißt, die Leute legen aus Vorsichtsgründen was auf die Kante.
Sie legen was auf die Kante, also auf Sparbuch oder auf ihr Konto, weil sie halt jetzt irgendwie vermuten, im Dezember werde ich mehr Ausgaben haben, ich habe jetzt mehr Geld, lege es auf die Seite, damit ich im Dezember die Geschenke kaufen kann, Flug, genauso wie ein Autokauf, den ich irgendwie jetzt in einem Jahr vorhabe. Das heißt, ich lege das jetzt einmal auf die Bank, egal wie hoch der Zinssatz ist, und es wird dann irgendwann in einem Jahr werde ich dieses Geld brauchen. Das heißt, es gibt eine verschiedenste, also eine Potpourri an Motiven, warum ich überhaupt spare. Der Zinssatz ist ein Motiv, das ist etwas, was mich irgendwie entschädigen soll. So ist irgendwie die Theorie, dass ich das Geld heute nicht brauche, jemanden anderen zur Verfügung stelle, vielleicht irgendwie auf der Kreditseite, der damit was machen kann und ich das Geld in einem Jahr halbwegs wieder mit derselben Wertigkeit wieder abheben kann. Weil wir haben ja Inflation, das heißt, das Geld entwertet sich ja von einem Jahr zum anderen. In Zeiten niedriger Inflation ist das jetzt nicht wahnsinnig wichtig, aber wir haben jetzt gesehen, wenn man jetzt €1000 aufs Sparbuch gelegt hat und es ist die Inflation 10, %, dann ist es in einem Jahr nur mal 900 wert, real gesehen.
Also das heißt, da braucht es einen Prozentsatz von 10, %, damit ich mir ungefähr dasselbe kaufen kann, wenn ich das Geld wieder abhebe ein Jahr später, toi, toi, toi. Also das heißt, es hat schon reale Verluste gegeben von Sparvermögen, also in den letzten Jahren. Also Die Zinsen waren bei weitem nicht so hoch wie die Inflations.
[00:30:24] Speaker A: Und das bringt uns natürlich zu einem weiteren ganz, ganz wichtigen Thema beim Sparen, nämlich Vertrauen, oder? Ja, weil ehrlich, ich will nicht den alten Wunden stochern, aber dann doch Ÿousand und sage 2007, 2000 achte, da wurden, ich weiß nicht, ob es Millionen, aber doch hunderttausende von Menschen um ihre Ersparnisse, zum Teil lebenslange Ersparnisse gebracht, von Halunken, von regelrechten Gangstern, die auch ganz offen zugegeben haben, dass sie das nicht interessiert, wessen Geld das ist und wie das zustande gekommen ist, sondern ihre Aufgabe ist es, dieses Geld zu vermehren und zwar zu deren Vorteil. Wie das dann ausgegangen ist, können wir uns alle noch schmerzhaft erinnern. Wie sieht es um den Vertrauensgrad in Österreich aus gegenüber den Instituten? Weißt du da was?
[00:31:26] Speaker B: Also der Vertrauensgrad ist groß.
Also es gibt die Einlagensicherung, es gibt verschiedenste Schutzmechanismen, die die einen für verschiedenste Anlageformen absichert. Also ich glaube, das Vertrauen, man muss das immer ein bisschen unterscheiden. Also es gibt natürlich das Geld, was ich zur Verfügung habe, das ich gespart habe, kann ich natürlich für verschiedenste Anlagezwecke verwenden. Also ich kann es auf ein Sparbuch legen, ich kann es in eine Staatsanleihe investieren, investieren zweitausendein und ich kann auch in hochriskante Wertpapiere.
Und das passiert relativ oft, weil bei hochriskanten Papieren passiert es oft, dass es hier keine Einlagensicherung, so eine Art Einlagensicherung gibt, sondern wenn das schief geht, dann habe ich mein ganzes Geld verloren. Ich habe zwar einen höheren Zinssatz, eine höhere Rendite, das ist oft so, irgendwie mit dem werden sie dann geködert meistens, weil das Sparbuch nicht so viel bringt, aber die anderen Anlageformen halt mehr. Aber das Risiko ist halt viel höher, dass ich das ganze Geld wieder verliere, von Kryptowährungen angefangen bis es ist auch eine Anlageform für Gespartes, genauso wie eine Aktie oder eine Anleihe oder wie es halt im Jahr 2008 war, auch diese Traded Funds, also wo gebündelte Hochrisiko Dinger verkauft worden sind, wo keiner mehr das Produkt verstanden hat.
Das war genauso ein Fall. Und natürlich gibt es leider immer wieder Leute, die nur auf die Rendite schauen und das Risiko halt einfach nicht richtig einschätzen können.
[00:33:06] Speaker A: Ja, aber jetzt mal unter uns.
[00:33:08] Speaker B: Das andere ist, die das anbieten, also die halt natürlich auch mit den ganzen Spielen, ja, aber Pyramidenspieler und Fliegerspiele und.
[00:33:18] Speaker A: Alles das und ehrlich, selbst die besten fallen drauf rein. Und glaub es mir, ich weiß, wovon ich spreche, ich war jung, ich brauchte kein Geld, also, aber spielt es keine.
[00:33:34] Speaker B: Rolle, wenn du das oberste rote.
[00:33:38] Speaker A: Ja, das hat meine Frau auch damals gesagt, ich war nicht amused, aber ich habe daraus gelernt.
Es scheint sich auch gesellschaftlich herausgestellt zu haben, dass wir aus unseren Fehlern, zumindest was das angeht, ungern lernen, ja. Und nicht, also wir sind immer zumindest geneigt, wenn ich mir sehe, was jetzt am Kryptomarkt abgeht, ja, zu sagen, ist doch geil, da machen wir doch mit und so weiter, ja. Also entweder stimmt was nicht mit der Finanzkommunikation im Land, dass wir von dem ganzen Unheil, das Krypto mit sich bringt, und da rede ich jetzt nur finanziell, nur wirtschaftlich und nicht ökologisch, weil ich sage es jetzt trotzdem, das Schürfen, diese Coins verbraucht unfassbar viel Computerenergie, so viel, dass Kryptofirmen jetzt schon nach Island gehen, weil dort die Elektrizität, ich glaube gratis oder so gut wie gratis ist, weil sie aus der Erde kommen, nicht durch die Geysire und so weiter, haben die unglaublich gute Ÿousand Preise. Ist nicht gut für unsere Welt, ja, aber das wird niemand von denen zurückhalten. Mir geht es eher darum, dass wir auch mal feststellen, wir in Europa haben gelernt, findest du nicht, aus 2000 Achte, weil auch so sehr die Banken immer wieder da jammern und heulen wegen Basel ii und so weiter und wegen den Rücklagen und alles, das muss man doch sagen. Ja, aber wir haben gelernt und wir tun jetzt zumindest etwas, dass uns das nicht noch einmal passiert. Bist du d'accord?
[00:35:33] Speaker B: Ja, also ich bin teils deiner Meinung. Es ist schon einiges gelernt worden aus der Finanzkrise 2008, 2000 Neunte natürlich. Also Basel eins, zwei, drei, also das heißt, die Vorschriften für die Eigenkapitalanforderungen, das hat, hat schon einen groß, größeren Puffer für die Banken erwirkt, damit sie nicht bei jedem kleinsten Kreditausfall jetzt irgendwie schon insolvent werden. Also das heißt irgendwie Zahlungsumpflicht werden. Das war vor 2007 nicht. Also die meisten Banken haben über 1011, 12. %. Das hätte nicht viel an Eigenkapitalquote, das war aber vorher bei 4. %. Also wir haben da schon eine Verdreifachung der Eigenkapitalquote. Das heißt, wenn größere Kredite ausfallen sollten, kann die Bank das selber irgendwie auffangen.
[00:36:25] Speaker A: Im Normalfall, ohne zu kollabieren vor allem nicht. Das ist das Wichtige.
[00:36:29] Speaker B: Ja, genau. Aber das, was man nicht gelernt hat, und das muss man irgendwie sagen, die Regulierung der Finanzmärkte ist nicht von der Stelle gekommen. Also man hat wirklich jahrelang diskutiert, das war nur die einfachste Geschichte, wo die Finanztransaktionssteuer, wo man gesagt hat, okay, auf Transaktionen in diesen Finanzmärkten, die eigentlich Hauptursache waren für diese Gesamtkräfte.
[00:36:52] Speaker A: Aber logo muss das besteuert werden.
[00:36:55] Speaker B: Ja, genau. Aber das ist bis heute nicht. Das ist einzelstaatlich. Manche machen es ein bisschen, manche machen gar nichts. Es hat auf EU Ebene dann irgendwie eine Zahl an Staaten gegeben, die enger zusammenarbeiten wollten. Das ist auch wieder in den Sand verlaufen. Also es hat ein paar Dinge gegeben, wo es, glaube ich, ganz gut funktioniert hat. Da bin ich ganz d'accord mit dir, bei der Finanzmarktregulierung, also die Finanzmärkte direkt irgendwie an die Kandare zu nehmen. Und diese starken Schwankungen in den Finanzmärkten oder Produktmärkten, das sehen wir auch bei den Gaspreisen. Das ist nicht ganz normal, dass ein Gaspreis auf einmal um 700 % steigt.
[00:37:37] Speaker A: Auch im Handel, Ÿousand.
[00:37:40] Speaker B: Genau. Also das sind Handel auch mit Lebensmittel.
[00:37:43] Speaker A: Genau.
[00:37:45] Speaker B: Das kann nicht sein, dass nach 1415 Jahren nach der Finanzkrise noch immer nicht gelernt worden ist, mit welchen Regeln man handeln darf und dass diese exzessiven Preisausschläge nicht normal sind.
[00:37:59] Speaker A: Aber es ist doch jetzt etwas damit angestoßen worden. Wir haben proaktiv reagiert. Das ist mir schon sehr viel wert. Die Frage ist, und das frage ich dich als Ökonom, ist das nur eingeschlafen? Hat sich diese Aufgabe als schwieriger herausgestellt, als alle glaubten? Oder ist es mission impossible?
[00:38:28] Speaker B: Wenn ich eine Antwort hätte, die ich dir gerne gebe. Also es ist wirklich, wirklich schwierig. Es sind so viele Interessensgruppen dabei, also nicht nur Ländern, Regierungen, andere Player, die irgendwie die Interessen wieder. Also es gibt ja Lobbying Gruppen in Brüssel, in den USA gibt es.
[00:38:49] Speaker A: Ihr habt es auch schon mal gehört. Ja, ein paar Jungs hängen da rum.
[00:38:54] Speaker B: Ja, genau. Ein kleiner Geschäftszweig geworden.
Und das ist wirklich ein schwieriges Thema, warum man dann nicht auf einer Vernunftsbasis dann irgendwie zweitausendein Regulierungen macht, sondern man lässt sich dann irgendwie von kleineren Gruppen irgendwie beeinflussen. Also das ist wirklich eine schwierige Frage, warum das nicht passiert. Das Momentum nach 2008, 2009 war sicherlich ein, zwei, drei Jahre, dann ist das wieder verflossen. Dann ist Griechenland in den Fokus gerückt, dass die Griechen nicht haushalten können. Die haben zu wenig gespart. Wenn man wieder zum.
Die haben zu viel gegeben die ganze Zeit. Also das heißt, es ist dann diese Diskussion komplett in eine andere Richtung gegangen.
[00:39:40] Speaker A: Übrigens, apropos Griechenland, immerhin, schau, wie sie dastehen, weil wir das in dieser ganzen EU Diskussion immer so gern vergessen. Du hast vorher von Waschmaschinen gesprochen, die gerade mal für drei bis fünf Jahre ausgerichtet sind. Das ist diese geplante Oszeleszenz, nicht? Das ist, das wird ins System eingebaut, dass es nach einer, nach gewissen Touren, nach gewissen Wiederholungen einfach hin wird. Das wurde gestoppt durch Europa. Das wurde ja so. Also das heißt, ähnlich wie bei den Banken, wir sind dran, wir versuchen es, wir können nicht alles gleich schaffen, aber wir winken nicht ab. Oder sagt mir das jetzt, wir bleiben dran.
Bleiben wir.
[00:40:34] Speaker B: Es ist halt ein Marathon, wie es oft. Okay, gut, es ist kein 100 m Lauf, dass man sagt, okay, man hat dann innerhalb von einem Jahr alle Lösungen parat, sondern das ist halt immer wieder aufs Neue muss man diese neuen Regulierungen durchsetzen. Und auch wenn es Kleinigkeiten sind, step by step, das ist halt leider das politische. Und in einem, in einer europäischen Union mit 27 Staaten, mit unterschiedlichsten politischen Hintergründen und so weiter, Historien. Also es ist halt wirklich schwierig, hier eine einheitliche Linie zu finden.
[00:41:08] Speaker A: Es ist sicherlich nicht leicht, ja, dieses, weil wir auch von von Vertrauen gesprochen haben und von einer Art. Oder sagen wir mal so, ich habe den Eindruck, dass zweitausendein gegenüber den Zockern, ja, also Krypto und bis hin zu nigerianischen Prinzen etc.
Da wird viel drüber berichtet und auch gut so und so weiter. Aber der Vernunft wird so wenig Zeit und Platz eingeräumt.
Ist denn Finanzgebaren 2024 vielleicht sogar schon von der Vernunft befreit? Sind wir alle Zocker, ohne es zu wissen?
[00:42:01] Speaker B: Ich stelle immer so tolle Fragen, aber.
[00:42:04] Speaker A: Du weißt, was ich meine.
[00:42:05] Speaker B: Also man wird verführt, zockert so, das meinst du?
Naja, das ist zu dem vorigen Thema. Also es gibt online Spiele, man hat am Handy kann man 17 verschiedene, ob das jetzt auf Fussballwetten bis hin zu. Also wir haben eine wahnsinnige Palette, sein Erspartes irgendwie anzulegen und zu sagen, okay, ich vermehre meine Erspartes. Also dass ich sage, okay, ich habe den richtigen Tipp abgegeben bei einem Fußballspiel oder beim Roulette, Online Roulette oder beim Kartenspiel oder was auch immer.
Die Sache ist, ich will es ja vermehren, ich will es ja nicht verlieren.
[00:42:42] Speaker A: Ich will sie vermehren, damit es arbeitet.
[00:42:46] Speaker B: Ja, haben wir beschlossen, nicht andere geben, aber es muss halt andere geben, die mir halt diese Show zahlen, weil das ist ja natürlich, manche gewinnen Fußball und manche verlieren und die Verlierer zahlen eigentlich die Gewinner. Und der kleine Marsch soll für die Firma natürlich auch überbleiben. Ich sag's jetzt ein bisschen pauschal, aber natürlich die, die versuchen, ist immer und überall zu zocken. Also natürlich haben wir ein Thema mit Spielsucht, wir haben ein Thema, also wenn du ständig von dem umgeben bist, also wenn wir uns noch erinnern an die Zeit, ohne Handy versuchen, irgendwo in ein Casino zu fahren oder vielleicht einen Lottozettel abzugeben am Samstag rechtzeitig in der Trafik. Also das war ja sehr limitiert. Aber heute hast du ja ständig die Möglichkeit, irgendwo draufzudrücken und sofort €10 zu verlieren, aber auch zu gewinnen. Also die Hoffnung ist.
[00:43:50] Speaker A: Da schließt sich ja jetzt auch ein Kreis dieses unseres Gespräches insofern, als dass wir ja Vernunft lehren sollten. Und damit meine ich jetzt nicht den Staat und auch nicht die Arbeiterkammern, sondern ich meine vor allem die Eltern.
Ja, ich glaube, da ist das. Ja, ich kann mich erinnern, weil ich habe mich überprüft. Das erste Mal, dass ich von Sparen überhaupt erfahren habe.
Und wir reden von den er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ruhegebiet, also da waren keine Millionäre weit und breit. Trotzdem, Sparen war ein Thema. Das Sparschwein, das war mein. Ja. Und das heißt, es wurde mir eine Geschichte erzählt, Jürgen, über dieses Sparschwein, dass es prall und voll werden muss und dann darf ich es zerstören, dann kriege ich einen kleinen Hammer.
Und das hat mich fasziniert und überzeugt.
Erzählen wir keine Geschichten mehr zum Sparen oder gar die falschen.
[00:45:10] Speaker B: Ja, das eine war, was du jetzt. Das eine ist das Finanzwissen. Der hat, glaube ich, irgendwie das Gefühl, das Haushalten, man muss ja immer dazu sagen, der Begriff Ökonomie oder Oikos, das kommt ja aus dem Griechischen, das ist irgendwie das Haushalten, den Haushalt, die Finanzen des Haushaltes im Griff zu haben, der ist uns ein bisschen abhandengekommen in manchen Bereichen.
Man kann das jetzt nicht auf die breite Maße sagen, aber natürlich durch die Vielzahl an Informationen verliert man halt irgendwie dann den Fokus. Und Finanzwissen, da gibt es jetzt Gott sei Dank eh immer wieder gute Schulungen, auch in Schulen schon, also für junge Menschen, das Finanzwissen irgendwie zu verbessern. Ja, mit dem, was man hat, irgendwie auskommen zu können und nicht darüber hinaus, auch wenn die Versuchungen immer und überall sind, weil das ist ja das Schwierige mit versteckten Kosten und so weiter.
[00:46:07] Speaker A: Wahrlich.
[00:46:08] Speaker B: Also das ist das eine. Und das zweite ist dieses Bild. Ich glaube schon, dass das ein wichtiges Thema ist, noch Bilder zu haben, für was ich spare.
Also nicht nur das Sparschwein zu zerschlagen, sondern was mache ich dann mit dem? Ich kann mir eine Gitarre, das, was ich halt gerne haben möchte.
Heutzutage ist natürlich die Situation in vielen Familien ausreichend, dass ich sage, okay, ich kann mir immer und überall vieles leisten.
[00:46:35] Speaker A: Ja. Sag mal, haben wir da gerade was persönlich intimes erfahren von dir? Hast du dir eine Gitarre gewünscht? Kind, bist du einer von uns?
[00:46:51] Speaker B: Ich habe mir keine Gitarre, nein, aber ich habe vier zu Hause. Vier zu Hause. Aber das war verdient in meiner Jugendzeit.
Verdient. Ja, das ist ein Luxusproblem, wenn man viel getan zu Hause hat.
Aber man hat so andere Bilder gehabt, also dieses sich was leisten können.
Also mein erster Gedanke, das erzähle ich auch immer wieder, weil dann ist es halt jetzt ein bisschen in einer breiteren Runde. Oh ja, ja, Ministrant und und auch Raja in bei uns zu Hause.
[00:47:24] Speaker A: Okay.
[00:47:24] Speaker B: Und die erste, das erste Geld, was ich mir verdient habe. Ja. Und ich habe ein Tresor zu Hause, zu Hause gehabt. Also natürlich aus Plastik, nichts irgendwie wichtiges. Und die hat man alles in Münzen auszahlen lassen. Alles in Münzen, also so 10 Schilling. Also das war noch in Schilling zweitausendein. Und das hat irgendwie so das Gefühl gehabt von Tag per Tag, weil dann habe ich natürlich gekannt, der Speicher und der hat ja der Speicher und der hat natürlich irgendwie gebadet in diesem Ausgang. Da war es ein bisschen zu wenig und das ist ein bisschen hart, glaube ich, zum zum baden. Ja, aber ja, aber das war irgendwie so ein schönes Bild. Ich habe mir noch nicht gedacht, Okay, was kann ich mir jetzt kaufen? Aber das Bild war bei mir. Ein Computer wollte man schon kaufen. Also das war schon irgendwie. Ich wollte C damals. Das war mein damals dieser Spielcomputer, den alle Atari, ne, nicht Atari, genau, Atari, Amiga und so weiter. Und ich wollte dann C, der hat 3990 Schilling gekostet.
[00:48:25] Speaker A: Viel Geld damals.
[00:48:27] Speaker B: Irgendwie nach dreimal, nach dreimal ratschen gehen ist sie das ausgegangen. Und ich habe wirklich zwei, drei Jahre darauf gespart und das war wirklich was schönes. Und dann hast du was gekriegt. Und dieses Bild ist ja dann schon was Nettes. Warum man dann was spart. Man weiß, für was man es spart.
[00:48:44] Speaker A: Wir haben mit dem Weltspartag begonnen, lieber Dr. Jürgen Fiegerl und wir wollen auch damit aufhören. Was mich noch interessiert ist, so wie du es uns jetzt geschildert hast. Anfangs des Gespräches hatte ich den Eindruck, dass Österreich den Welt Spartag einberufen hat. War das so?
Weißt du das historisch?
[00:49:12] Speaker B: Das weiß ich leider nicht.
[00:49:13] Speaker A: Okay, ja, das ist ein Aufruf an sie, die sie uns jetzt zuhören, liebe Hörerinnen und Hörer, dass sie das vielleicht mal recherchieren, ob wir den Weltspartag und somit das Sparen vielleicht erfunden haben. Das wäre doch schön, wenn wir uns das auf die. Ah, ich bekomme gerade live aus der Redaktion. Nein, wir waren es nicht, sagt die Chefin Susanne Canadas, waren die Italiener. Hast du das gewusst?
Ja, wahrscheinlich.
So in venezianischen Hochzeiten, als sie sozusagen das ökonomische Zentrum mehr oder weniger der Welt waren, haben sie also das für unseren nächsten Podcast. Ja, und ich würde was ersten Banken.
[00:50:05] Speaker B: Waren ja in Italien, also das Recht in Italien erfunden worden und zwar vor.
[00:50:11] Speaker A: Den Fugern, glaube ich sogar, gell?
Vor den Fugern.
Du, ich sag dir was, das werden wir recherchieren vor Ort. Wir werden zwei, drei Wochen, mehr brauchen wir nicht, in Venedig verbringen, um zu recherchieren. Und ich verspreche ihnen, die sie uns ja zuhören, das wird ein wirklich geiler Podcast. Das muss schon drin sein. Also zum Weltspartag. Vielen herzlichen Dank für deine Infos. Danke für deine Arbeit. Ja. Spielst du die Gitarren auch oder hast.
[00:50:46] Speaker B: Du sie nur gleichzeitig? Nicht, aber ich spiele sie zweitausendein.
[00:50:52] Speaker A: Okay. Wenn du alle vier gleichzeitig spielst, melde dich, dann hast du sofort einen Platz bei mir in der Band. Absolut.
Das war der Arbeiterkammer Niederösterreich Ökonom Dr. Jürgen Fiegerl. Wir haben über das Sparschwein, die Staatsfinanzen, das Vertrauen, über Zocken und über und das hat mir am meisten gefallen, lieber Jürgen, über das visualisieren, dass wir, wenn wir ein Animo brauchen und hey, das brauchen wir alle, dass wir uns das selber bauen, indem wir uns vorstellen, was wir mit dem Geld dann machen. Die einen kaufen sich vier Gitarren, die anderen einen handgenähten Fußball 1959. Ja, ich danke dir sehr. Mach's gut. Ich hoffe, du stehst uns wieder mal zur Verfügung und lass nicht wieder fünf Jahre vergehen dazwischen zweitausendein.
[00:51:47] Speaker B: Ja, sehr gerne. Danke schön. Danke für die Einladung.
[00:51:50] Speaker A: So, das war der Modoc. Danke für Ihre Aufmerksamkeit und wenn sie Vorschläge, Ratschläge, Kritik oder Themen haben, melden sie sich bei uns, am besten über die Facebook Seite der arbeiterkammer Niederösterreich. Schöne Arbeitswoche wünschen wir ihnen. Ciao. Ciao.
Die Arbeiterkammer Niederösterreich hat eine neue App, die Arkablitz App Ÿousand. Ab sofort zum Downloaden. Bleiben sie am Laufenden, erhalten sie alle relevanten Informationen. Und sie wissen ja, noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die AK Blitz App ab sofort zum Downloaden. Das war der Montalk, Chefredaktion Susanne Karner, Redaktion Mario Gattinger und Carina Karas Strass Christoph Baumgarten. Faktenbox Bettina Scharpschneider, technische Leitung Stefan Dangl, Administration Christina Winkler. Am Mikrofon Alexander Alexander Göbel.