Episode Transcript
[00:00:01] Speaker A: Montalk, der Podcast zum Mitreden. Herzlich willkommen zum Montalk, dem Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Wir sind im Wahlkampf. Was das bedeutet, wissen Sie alle, nämlich Demokratie pur. Auch darüber werden wir gleich zu sprechen wissen.
In vielen Betrieben, liebe Hörerinnen und Hörer, wird vor Ort gewählt, nämlich die AK Wahlen. Worum es der Belegschaft geht, wenn sie ihre Stimme abgeht, hat für uns unser Christoph Baumgarten mit seinem Mikro vor Ort eingefangen. Er war nämlich am Hauptbahnhof in Niederösterreich, also in St. Pölten.
Wir haben natürlich eine kompetente Gästin. Ist das so? Sagen wir das so? Also, ich sag's mal so, dass nichts passiert. Sie ist Dr. Eva Zeglovitz. Sie ist Politikwissenschaftlerin und Meinungsforscherin vom Institut für Empirische Sozialforschung, wo sie, wenn ich richtig informiert bin, auch eine der Inhaberinnen ist. Auch das werden wir gleich klären. Sie erzählt uns nämlich und erklärt uns, was die entscheidenden Faktoren bei der Arbeiterkammerwahl sind und warum manche Menschen immer noch überzeugt sind, dass ihre Stimme nichts bewirken kann. Dr. Eva Ceglovic, wie kann das sein? Nach Jahrhunderten der Demokratie. Guten Tag.
[00:01:46] Speaker B: Danke für die Einladung.
[00:01:48] Speaker A: Danke für Ihre Zeit.
[00:01:52] Speaker B: Viele Menschen fragen sich, wenn eine halbe Million Menschen wahlberechtigt ist, was macht denn da eine Stimme aus? Es ist natürlich immer die Summe aller Stimmen, die das Ergebnis bestimmt und jede Stimme zählt. Es gibt auch tatsächlich immer wieder Wahlen, wo eine Stimme ausschlaggebend ist. Zum Beispiel gibt es das manchmal bei Bürgermeisterdirektwahlen, dass genau eine Stimme entscheidet oder es gab mal bei Landtagswahlen einen Fall, dass um eine Stimme eine Partei in den Landtag hineingekommen ist. Also ja, jede Stimme zählt und auch wenn sozusagen dann die Summe der Stimmen dasteht, ist natürlich jede Stimme ausschlaggebend.
[00:02:31] Speaker A: Ja, diese eine Stimme, ich kann mich erinnern, auch in der Bundesrepublik Deutschland hatte es in der Nachkriegszeit eine und ich glaube, das war die Kanzlerwahl Adenauer, da ging es um eine Stimme und das heißt dann natürlich in diesen Fällen immer, das war seine eigene.
Und ich denke, das wäre doch vielleicht auch ein schöner Weg, Ihnen jetzt, die Sie uns zuhören da draußen, klarzumachen, es könnte wirklich Ihre, Ihre eine Stimme sein. Und das wäre doch mal ein ganz anderes, sehr befriedigendes Gefühl, zu wissen, ich habe eine ganze Wahl entschieden und somit auch geschlagen. Gut, also Sie haben uns jetzt erklärt, dass es die pure Mathematik ist oder deren Einschätzung bei so einem Wahnsinns...
Und wir werden gleich in der Faktenbox auch hören, bei so einer Wahnsinnszahl der, zumindest der Wahlberechtigten, liegt ja vielleicht der Schluss, der trügerische Schluss nahe, dass das nichts ausmacht. Das ist ungefähr der gleiche Irrtum, als wenn man seinen Müll vom Auto durch das Fenster auf dem Parkplatz, auf die Autobahn, irgendwohin entsorgt.
Mit der Ausrede, ja, mein Gott, diese paar Sachen, das wird ja ... Weil wir nicht daran denken, was wäre eigentlich, wenn alle das machten? Wie würden unsere Straßen dann aussehen? Und wie würde unser Land aussehen, unsere Arbeitswelt, wenn alle davon ausgingen, dass ihre Stimme nichts zählt? Ich weiß, ich bin banal, aber es muss sein, Leute. Wir müssen uns dessen bewusst sein.
Frau Dr. Zeglowitz, was sagen Sie, hören wir uns jetzt mal gemeinsam unsere Faktenbox an zum Thema?
[00:04:25] Speaker B: Unbedingt.
[00:04:26] Speaker A: Okay. Hier ist also unsere Faktenbox, wie immer mit der wunderbaren Bettina Schapsschneider.
[00:04:35] Speaker C: Die Wahl zur AK NÖ findet vom 10. bis 23. April 2024 statt. Es sind knapp 490.000 Mitglieder wahlberechtigt. Die AK-Wahl kommt auch zu Dir. Es gibt 1.000 Betriebssprängeln an 500 Standorten. Das bedeutet, dass knapp jeder Zweite in seinem Betrieb wählen kann. Es kann aber auch in allgemeinen Wahllokalen gewählt werden. Es treten sechs wahlwerbende Gruppen zu dieser Wahl an.
AKNÖ-Präsident Markus Wieser, Fraktion Sozialdemokratische GewerkschafterInnen. Volkspartei Niederösterreich, NÖAAB-FCG. Freiheitliche Arbeitnehmer FPÖ Niederösterreich. Gemeinsam Alternative, Unabhängige und Grüne GewerkschafterInnen, GemeinsamAuge.UG. Hackisch, Liste Perspektive, LP, Burak Shen. Kommunistische Gewerkschaftsinitiative Internationale, COMINTERN.
Weitere Informationen gibt es auf der Hotline des Wahlbüros der AKA NÖ unter 05 7171 20000 oder auf noe.arbeiterkammer.at slash wahl.
[00:05:41] Speaker A: Dankeschön, Bettina Scharbschneider. Frau Dr. Eva Zeglowitz, Meinungsforscherin, Politikwissenschaftlerin. Sie haben ja, wenn ich richtig informiert bin, Ihre Dissertation über das Nichtwählverhalten der ÖsterreicherInnen geschrieben. Warum? Oder anders gefragt?
Unterscheiden wir uns da in Österreich von anderen europäischen Ländern zum Beispiel? Haben Sie das herausgefunden?
[00:06:13] Speaker B: Also die Muster, warum Menschen nicht wählen gehen, sind in vielen Ländern sehr ähnlich.
Wir haben in Österreich im Vergleich zu anderen westlichen Demokratien fadenweise doch auch noch deutlich höhere Wahlbeteiligungen, gilt aber nicht für alle Wahlen. Man sieht es immer recht beeindruckend, glaube ich, bei Europaparlamentswahlen. Da gibt es Länder, da gibt es Wahlpflicht, da ist die Wahlbeteiligung dann über 90 Prozent und in anderen Ländern ist sie bei 10 Prozent und wir sind irgendwo in der Mitte.
[00:06:38] Speaker A: Zwischenfrage, warum gibt es bei uns diese Wahlpflicht nicht? Ist das eine Befindlichkeit oder gibt es da wirkliche faktische Grundlagen, vielleicht sogar diese ewig diskutierte Neutralität Österreichs?
[00:06:54] Speaker B: Also die Wahlpflicht ist etwas, was in Österreich abgeschafft worden ist. Die letzten Wahlen, wo das noch gültig war, waren in den 1990er Jahren. Eine Wahl ist etwas, wo jeder Entscheidungen selber trifft, wen er wählt. Und dazu gehört in einem gewissen Ausmaß natürlich auch, ob man wählen geht. Das ist auch eine Entscheidung. Und da ist es eine politische Frage, will ich den Menschen vorschreiben, dass sie wählen müssen oder gestehe ich ihnen auch zu, dass sie sagen, ich möchte nicht wählen?
[00:07:27] Speaker A: Gibt es da überhaupt einen Grund? Ehrlich jetzt. Gibt es einen Grund, nicht zur Wahl zu gehen? Frau Zeglowitz, bitte.
[00:07:38] Speaker B: Also die meisten Menschen, die nicht zur Wahl gehen, machen das, weil sie Zum Beispiel sagen, ich kann eh nichts ändern oder bei dem Angebot, wer kandidiert, da ist vielleicht für mich nichts dabei oder sie wissen nicht genau Bescheid etc. Da gibt es viele Gründe, warum Menschen nicht zur Wahl gehen, aber viele von denen sind jetzt keine in Beton gemeißelten Gründe, sondern man kann hier auch durchaus argumentieren, mit Menschen reden, Informationen weitergeben und dann ändern die vielleicht ihre Meinung und gehen dann doch zur Wahl.
[00:08:15] Speaker A: Also Kommunikation einmal mehr ganz, ganz wichtig, auch vor und während Wahlen.
[00:08:20] Speaker B: Richtig.
Was wir normalerweise unterscheiden, sind drei Hebel für Wahlbeteiligung. Das eine ist, man muss Bescheid wissen oder man muss das können in einem gewissen Ausmaß. Also zum Beispiel, wenn man eine Briefwahlunterlage bekommt, dann muss man die lesen können, damit man teilnehmen kann. Man muss es schaffen, die Briefwahlunterlage ins Postkastl dann wieder zu schmeißen.
Das zweite ist, man muss sich in einem gewissen Ausmaß dafür interessieren. Und das dritte ist, am besten ist es, man wird von jemandem gefragt. Wählen ist zwar eine individuelle Entscheidung, Sie fällt aber oft nicht alleine, sondern man redet im Betrieb vielleicht über die Wahl, man redet in der Familie, jemand sagt, hey, geh wählen. Das ist was, was einen ganz, ganz starken Einfluss hat und Menschen, die sich in einem Umfeld bewegen, wo Politik eine große Rolle spielt, dort wird viel zum Beispiel gesprochen über Politik, die haben auch eine höhere Wahlbeteiligung.
[00:09:20] Speaker A: Okay, das ist eigentlich ein guter Zeitpunkt.
um herauszufinden, wie denn wirklich Menschen, wahlberechtigte Menschen in Österreich wählen. Hier ist also unsere Straßenumfrage, diesmal vom Hauptbahnhof St. Pölten, wie immer mit dem wunderbaren Christoph Baumgartner.
[00:09:45] Speaker D: Matthias hat gerade einen Zug aus Schrambach nach St. Pölten gefahren. Bis zur Abfahrt des nächsten Zuges hat er ein wenig Zeit und besucht das Fahrlokal am St. Pöltener Hauptbahnhof. Und jetzt, weil ich halt gerade am Weg war, wollte ich es dir erwähnen, genau. Auch wählen war Martin, der ebenfalls Lokführer ist.
[00:10:04] Speaker E: Weil es wichtig ist, eine gute Vertretung zu haben. Auch in der Arbeit, da kann man natürlich. Und das ist für den Arbeitnehmer wichtig.
[00:10:11] Speaker D: Dem kann Nadja nur zustimmen. Sie ist Reinigungskraft hier am Hauptbahnhof.
[00:10:16] Speaker B: Ja, das wäre ich immer wollen gehen. Das ist einfach wichtig, dass man das wollen darf.
[00:10:22] Speaker D: Und das, obwohl sie selbst bisher wenig mit der AK zu tun hatte.
[00:10:27] Speaker B: Ich habe noch nie etwas gebraucht, aber ich weiß gar nicht, wie das ist, wenn man etwas braucht.
[00:10:32] Speaker D: Einer, der viel mit der AK zu tun hat, ist Betriebsrat Manuel Winkler. Er sitzt heute in der Wahlkommission am St. Pöltener Hauptbahnhof. Seit 6 Uhr früh ist er hier. Auch hier ist dieses Wahllokal eines der ersten, das in ganz Niederösterreich offen hat.
Bis sechs am Abend werden Manuel und zwei Kollegen den ordnungsgemäßen Ablauf der Wahl garantieren. Etwa sicherstellen, dass nur wählt, wer hier am Standort wahlberechtigt ist und dass auch niemand irrtümlich zweimal wählt. Sechs Tage lang steht das Wahllokal hier offen. Das macht es auch zu einem der am längsten geöffneten Betriebswahllokale für der K-Wahl in Niederösterreich.
[00:11:13] Speaker E: Die Leihgänger gerne vor oder nach dem Dienst wählen und wir haben sehr unterschiedliche Dienstbeginne. Das kann vor 4 Uhr in der Früh sein, 8 Uhr Vormittag, kann auch Mittag sein oder auch die Nachgänger vor der Schicht nur um 16, 17 Uhr zu uns wählen können. Deswegen haben wir so lange offen, damit wir das größtmögliche Spektrum anbieten können.
[00:11:36] Speaker D: Viele verschiedene Tätigkeiten sind nötig, um den größten Bahnhof im Bundesland aufrechtzuerhalten und den Bahnverkehr, der hier täglich durchgeht. Lokführer, Zugbegleiterinnen, Beschäftigte in Technik, Wartung und nicht zuletzt in der Sicherheit, dazu Verwaltung, Gebäudetechnik und noch einiges mehr. Da kommen einige Wahlberechtigte zusammen, schildert Manuel.
[00:11:59] Speaker E: In der Wahlberechtigung sind es 442 und davon haben wir ungefähr 15 Wahlkartenwähler. Momentan schaut es ganz gut aus, dass das Wahlrecht zahlreich wahrgenommen wird.
[00:12:10] Speaker D: Das macht diesen Wahlsprengel zu einem der größten in ganz Niederösterreich.
Insgesamt können die Beschäftigten von etwa 1.000 Betrieben in beinahe 5.000 verschiedenen Standorten direkt in Betrieb wählen. Das ist ein großer Teil der 500.000 wahlberechtigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die bis einschließlich 23. April ihre Vertretung in der AK NÖ wählen werden.
Wer keine Wahlmöglichkeit im Betrieb hat, kann in einer der Bezirks- und Servicestellen der AK NÖ oder per Briefwahl wählen.
[00:12:46] Speaker A: Danke einmal mehr an Christoph Baumgarten. Ist Ihnen was aufgefallen, Frau Teglowitz?
[00:12:54] Speaker B: Es war sehr eindrucksvoll, es hat diese Argumente gegeben, man muss das können, die Hürde darf nicht groß sein. Das Wahllokal ist dort, wo die Menschen sind. Die Öffnungszeiten sind so, dass es für möglichst alle zugänglich ist.
es den Wahlberechtigten möglichst leicht zu machen, damit die nicht extra wohin fahren müssen zum Beispiel oder zu einer Uhrzeit, wo sie sonst nicht da wären oder so. Also hier wird offensichtlich sehr viel dafür getan, dass man die Hürde gering haltet, dass man mit möglichst wenig Mitteleinsatz seine Stimme abgeben kann.
Ein anderer in dem Beitrag hat gesagt, mir ist es wichtig, dass es eine starke Arbeitnehmervertretung gibt, so in etwa.
Man muss sich dafür auch in einer Form interessieren und wenn jemand sagt, da wähle ich mit, weil da will ich mitbestimmen, das ist natürlich sehr wichtig. Dieses Wählen gehen dürfen ist natürlich auch ein Punkt. Gerade bei der Arbeiterkammerwahl sind auch viele Menschen wahlberechtigt, die bei anderen Wahlen in Österreich nicht wählen dürfen.
weil sie keine österreichische Staatsbürgerschaft zum Beispiel haben. Und dieses Wählen gehen dürfen kann natürlich auch etwas sein, wo man sagt, ich darf hier wählen, das finde ich etwas ganz Besonderes. Das ist halt nicht bei allen gleich stark ausgeprägt. Manche sagen, es ist eh selbstverständlich, dass man wählen gehen kann und die können es dann nicht so wertschätzen.
Also dieses Gefühl, ich gehe immer wählen, weil das muss man eigentlich. Das gehört zu meiner Bürgerpflicht. Wir haben zwar keine Wahlpflicht, also ich kriege keine Strafe, wenn ich nicht wählen gehe. Aber ich für mich zum Beispiel empfinde, dass ich das muss, weil dann nur so kann ich mitreden. Da waren schon ganz viele Dinge dabei, die hier, glaube ich, ganz wichtig sind.
[00:14:32] Speaker A: Sprechen wir noch mal über die Wahlpflicht.
Die Tatsache, dass es sie nicht gibt in Österreich, ist doch eine Auszeichnung an seine Wählerinnen, indem man sagt, wir müssen euch nicht zwingen, ihr seid klug erfahren und demokratisch ausgebildet genug, um zu wissen, dass es einfach wichtig ist.
Leider stellen wir auch einen Verfall der Wahlberechtigung immer wieder, also der Wahlteilnahme so fest. Was läuft denn da schief? Ist es zu abstrakt? Sind die Gründe zu abstrakt? Ist der Begriff Demokratie, Arbeitsrecht und so weiter zu abstrakt?
[00:15:25] Speaker B: Das glaube ich gar nicht. Also bei der Arbeiterkammerwahl haben wir sicher die Herausforderung, dass das nicht so präsent ist, was man da eigentlich wählt und was da bestimmt wird, wie das vielleicht bei der BürgermeisterInnenwahl oder bei der Nationalratswahl der Fall ist. Da gibt es sicher eine große Herausforderung. Wir leben auch in einer Zeit, wo man sozusagen mit sehr viel Information sozusagen konfrontiert ist und wo man ein bisschen sortieren muss, was finde ich wichtig und was finde ich nicht wichtig. Gerade in einer Zeit mit vielen Krisen ist vielleicht die politische Vertretung bei vielen nicht ganz oben auf der Prioritätenliste, weil sie darüber nachdenken, wie zahle ich meine nächste Stromrechnung oder finde ich eine Lehrstelle für mein Kind oder so. Also wenn man viele andere Dinge hat, die einem wichtig sind, die Zeit und Energie brauchen, dann sind die Wahlen vielleicht nicht ganz oben an erster Stelle. Insofern ist es natürlich immer wichtig, dass viel dazu getan wird und viel informiert wird, damit möglichst viele Menschen dass die Informationsaufnahme des Wählengehens leicht gemacht wird. Die Gefahr bei niedriger Wahlbeteiligung ist, dass manche Gruppen hingehen und andere nicht und dann sind nicht alle Interessen gleich abgebildet. Gleichzeitig bin ich jetzt persönlich der Meinung, dass man niemanden zwingen sollte, wählen zu gehen. Also diese Freiheit, nehme ich teil oder nicht, das ist schon etwas, was man sozusagen einem mündigen Bürger zugestehen kann.
[00:16:50] Speaker A: Absolut, es geht uns ja eher um die Beweggründe. Was sind die Motivationen, nicht zu wählen? Und ergebe sich vielleicht aus diesen Motivationen eine Gefahr für die Demokratie, wenn es sich multipliziert, wenn Menschen sich zusammentun und bestrafen, was ja sehr oft vorkommt.
Uns ist es doch lieber, sie bestrafen dann an der Urne, aber sie gehen hin.
als Sie bestrafen, indem Sie zu Hause bleiben. Erklären Sie uns bitte noch mal, auch wieder auf die Gefahr, dass wir so manche von Ihnen da jetzt da draußen langweilen, warum es so wichtig ist, dass man wählt. Was passiert, wenn wir nicht wählen mit unseren Stimmen?
[00:17:44] Speaker B: Also wer nicht wählt, der stimmt den anderen zu. Wer nicht wählt, nimmt sozusagen das hin, was andere entscheiden. Das ist das, womit man leben muss, wenn man selber seine Stimmen nicht abgibt. Dann sind weniger Stimmen in der großen Wahlurne drinnen und die Stimmen zählen.
Und das heißt aber schlussendlich, dass ich, wenn ich von meinem Wahlrecht nicht Gebrauch mache, das akzeptiere, was andere Menschen denken. Wählen zu gehen heißt, dass ich meine eigene Meinung, meinen eigenen Meinungausdruck verleihe und dadurch in dem Fall der Zusammensetzung des Arbeitnehmerinnenparlaments sozusagen, dass ich hier mitbestimmen, mitgestalte, dass ich mitentscheide, wer da drinnen sitzt und welche politischen Entscheidungen dann getroffen werden können.
Das ist, glaube ich, was manchmal übersehen ist, wenn man nicht wählt.
darf man sich eigentlich nachher auch nicht beschweren darüber, was herausgekommen ist. Wer nicht wählt, kann dann nicht sagen, das ist alles furchtbar mit der Politik, weil nur die Wählerinnen und Wähler entscheiden, wer denn diese Politik macht. Und damit ist jeder von uns, jeder Wahlberechtigte natürlich selber in der Verantwortung, dass er hier mitmacht und damit auch mitgestaltet. Und ich glaube, es ist leichter auszuhalten, dass man seine Stimme abgegeben hat, auch wenn vielleicht dann schlussendlich ein Ergebnis rauskommt, das man nicht so toll findet, als wenn man einfach gar nichts gemacht hat und schweigend zugestimmt hat, was die anderen für einen entschieden haben.
[00:19:18] Speaker A: Die AK-Wahlen leiden ja auch so ein wenig unter der ähnlichen Ignoranz, wie es bei den EU-Wahlen zumindest teilweise stattfindet. Sie werden für nicht so wichtig gehalten. Lässt das den Schluss zu, dass man die EU nicht für so wichtig hält und die Arbeiterkammer nicht so wichtig hält? Und was steckt dahinter? Weil, wenn wir sie brauchen, beide, dann ist der Ruf um Hilfe sehr laut.
[00:19:55] Speaker B: Also mein Eindruck ist, Sehr, sehr viele Mitglieder der Arbeiterkammer, die Arbeiterkammer, wichtig finden, gut finden, dass es sie gibt, wissen, da kann man hingehen, wenn man was braucht. Was, glaube ich, nicht so weit verbreitet ist, ist dieses Wissen, das man auch mitgestalten kann, weil das halt nicht so präsent ist, wie das von anderen politischen Arenen der Fall ist.
Aber da, glaube ich, können wir alle dazu beitragen, darüber zu reden und darüber zu informieren und hier zum Beispiel jetzt auch darüber genau zu sprechen, weil die Mitglieder der Arbeiterkammer die Arbeiterkammer an sich schon sehr gut finden und sehr mehrheitlich unterstützen und das, was die Arbeiterkammer ihnen bietet, auch sehr wertschätzen. Also das finden schon viele wichtig. Das würde ich jetzt nicht eins zu eins interpretieren als die die finden die Arbeiterkammer nicht wichtig. Nein, ich glaube, es geht darum, dass man hier sieht, dass man sozusagen als Mitglied mitgestalten kann, wie sich das inhaltlich auch auseinandersetzt. Wenn ich zum Beispiel glaube, die Arbeiterkammer macht Beratung, aber nicht sehe, was die Arbeiterkammer auch politisch alles macht und mit Gesetzesbegutachtungen etc. und sich in eine politische Debatte einbringt, dann ist es auch schwieriger zu verstehen, warum man da wählen gehen soll und dass es ja einen Unterschied macht, wer da wie viele Stimmen bekommt.
Aber wie gesagt, wir haben sehr viele Wahlen und es gibt sehr viele Themen, die die Menschen beschäftigen und die Herausforderung ist, genau diese kleine Aufmerksamkeitsspanne, die vielleicht da ist, zu nützen und zu sagen, dass das wichtig ist.
[00:21:37] Speaker A: Genau. Demokratie ist nicht immer ein Riesenberg, den man einhändig verschieben muss.
Als ich dann vorher diese beiden Institutionen, EU auf der einen und Arbeiterkammer auf der anderen in einem Atemzug genannt habe, war das kein Zufall. Denn vielleicht wissen Sie das noch nicht, liebe Hörerinnen und Hörer, aber ja, es gab bereits Vorschläge, Modelle, Konzepte aus Österreich, von der Arbeiterkammer Niederösterreich spezifisch, die von der Europäischen Union betrachtet, evaluiert und mit großer Freude übernommen wurden.
Das heißt also, da gibt es schon auch einen Hebel, den wir alle vielleicht ein wenig unterschätzen, einen politischen. Das heißt also, wenn diese Institution, Arbeiterkammer, sich sicher sein kann, dass weiterhin eine halbe Million Wahlberechtigte auch mehr oder weniger davon Gebrauch machen, hat sie natürlich eine ganz andere Power, kann ganz anders auftreten, auch im europäischen Rahmen.
Nochmal zur Demokratie. Das IFES ist ja auch ein Institut. Wie lange gibt es euch schon?
[00:22:57] Speaker B: Fast schon 60 Jahre.
[00:22:59] Speaker A: Also ich wollte gerade sagen, ich bin damit aufgewachsen. Das IFES ist immer da gewesen, trotz aller Krisen von Meinungsforschungsinstituten und so weiter. Es gibt euch immer noch. Man vertraut euch.
Wie ist das denn eigentlich beim Institut für empirische Sozialforschung? Was tut ihr, um das Vertrauen zu rechtfertigen, beziehungsweise wie informiert ihr uns alle, dass man euch vertrauen kann? Sind es wirklich nur die Ergebnisse?
[00:23:35] Speaker B: Also ich glaube, dass das Vertrauen, Vertrauen hat immer, also Vertrauen ist schlussendlich eine, wie das in der Soziologie so schön heißt, eine Antwort auf Machtverhältnisse. Ich muss jemandem vertrauen, der z.B. Informationen über mich hat, dass er sie nicht missbräuchlich verwendet. Wenn ich Vertrauen habe, also Vertrauen kann man meiner Ansicht nach stark gewinnen durch Transparenz, dass man sagt, was man tut, dass man offenlegt, wer man ist, dass da keine Geheimnistuerei entsteht. Vertrauen, wissen wir im Fall von der Arbeiterkammer, ist auch etwas, was in seinem sehr starken Ausmaß da ist, weil die Menschen Vertrauen haben, dass wenn sie nicht mehr weiter wissen, Das ist eine Ohnmachtsposition. Ich kann mir selbst nicht helfen, da muss ich jemandem vertrauen und sagen, okay, die helfen mir, die werden das gut machen, die werden das Beste für mich ausholen.
Und das ist, glaube ich, ein schönes Kompliment, wenn man als Organisation oder Institution so ein Vertrauen genießt, weil das immer ein Ausdruck dessen ist, dass man sich in einer Position befindet, wo ein Mitglied in dem Fall Vertrauen haben muss. Und die Mitglieder vertrauen hier zum Beispiel, dass die Arbeiterkammer die Wahlen korrekt abwickelt in dem Fall, wenn wir jetzt ganz konkret bei der Wahl bleiben, oder dass die Informationen gut gemacht sind und dass das stimmt, was in den Publikationen der Arbeiterkammer Niederösterreich drinnen steht etc. Also dieses Vertrauen ist immer sozusagen so ein, ich kann nicht alles nachprüfen, aber ich weiß, da kann ich mich drauf verlassen, dass das wohl passt.
[00:25:09] Speaker A: Also eine Art Kredit?
[00:25:11] Speaker B: Ja, schon in einem gewissen Ausmaß.
[00:25:14] Speaker A: So, ich weiß ja doch, dass Sie sich auch mit der politischen Sozialisierung der Jungen, wie es so immer mitunter auch nicht ganz freundlich heißt, die Jungen. Und es gab, glaube ich, überhaupt gar keinen Generationenwechsel ever, wo nicht irgendwas kritisiert und bemängelt wurde, was die Jungen.
Seltsamerweise, wenn wir zurückblicken, ist das, was früher so skandalös betrachtet und diskutiert wurde, heute nebbig. Heute würden wir uns wünschen, diese Probleme, Sorgen mit den Jungen gehabt zu haben, die man noch hatte, als sie gefakte Lederjacken trugen, Gel im Haar und auf lauten Mopeds herumgefahren sind. Das war schon Skandal.
Wo stehen wir denn mit den Jungen und ihrer Bereitschaft zur politischen Aktivität und sei es nur an der Wahlurne?
[00:26:19] Speaker B: Also jungen Menschen wird oft unterstellt, sie seien nicht interessiert an Politik und sie würden sich nicht informieren und nicht auskennen.
Das ist interessanterweise sozusagen eine Frage, die man oft nur den Jungen stellt und den anderen nicht. Es ist tatsächlich so, dass bestimmte Dinge auch einen Lern- und Erfahrungsprozess brauchen. Also wenn ich zum ersten Mal an einer AK-Wahl teilnehme, dann muss ich erstmal herausfinden, worum geht es da überhaupt, wie kann ich da wählen etc. Wenn ich schon zum fünften Mal teilnehme, dann kenne ich das schon. Oder ich habe zum Beispiel zum Glück noch nie was von der AK gebraucht, dann weiß ich weniger über die AK, als wenn ich schon in meinem Berufsleben dreimal dort war, weil ich einmal was von der Steuer und einmal sind mir die Überstunden nicht ausbezahlt und so weiter. Also da gibt es natürlich auch was, was man einfach durch Erfahrung erst lernen kann und muss. Da sind die Jungen im gewissen Sinne ein bisschen in einem Nachteil. Dieses vermeintliche Desinteresse von jungen Menschen an Politik, das kann ich sozusagen so gar nicht bestätigen. Es gibt ein größeres Desinteresse an Parteipolitik, aber nicht an Politik in dem Sinne, gestalten wir uns doch gemeinsam die Regeln unseres Zusammenlebens. Da sind junge Leute sehr wohl dabei und engagieren sich.
Und genau das muss man aber, glaube ich, erklären. Was gestalten wir da eigentlich? Bei den Arbeiterkammerwahlen ist es was anderes als bei der Gemeinderatswahl. Und hier ist es auch wichtig, dass man sozusagen berücksichtigt, auf welche Art und Weise nehmen junge Menschen Informationen auf.
Also ich bin jemand, klassisches Medienverhalten. Ich lese eine ausgedruckte Zeitung und ich schaue Nachrichten im Fernsehen. Meine Teenager-Kinder, die wissen gar nicht, wie man den Fernseher einschaltet. Also die konsumieren Nachrichten einfach auf eine ganz andere Art und Weise. Und wenn man ihnen sozusagen auf ihren Kanälen keine Information bietet, ja, dann können sie sich nicht auskennen. Und deshalb ist es, glaube ich, wichtig, dass hier immer sehr vielfältig informiert wird, was in diesem Fall auch ohnehin gemacht wird. Und man hier auch auf unterschiedliche Rahmenbedingungen eingeht, weil es muss nicht jeder so ticken wie die älteren Erwachsenen. Das sind einfach andere Lebenswelten.
Es gibt bestimmte Phasen im Leben von jungen Menschen, wo sie so viele wichtige Entscheidungen treffen. Welche Ausbildung? Welche Arbeitsplatzpartnerschaft? Ziehe ich mit wem zusammen? Wechsle ich die Stadt? Ziehe ich woanders hin? Baue ich ein Haus? Diese Dinge, wo man dann auch in einem gewissen Ausmaß Verständnis haben kann, dass vielleicht Politik nicht ganz oben auf einer Prioritätsliste steht.
Aber das kommt dann wieder. Das ist eine bestimmte Phase im Leben, wo Politik mit vielen anderen wichtigen Entscheidungen in Konkurrenz steht. Aber das Jammern über die jungen Menschen, dass sie sich nicht für Politik interessieren oder das falsche Wählen oder sich nicht auskennen, das hat auch schon einen Bart.
Jede Generation jammert über die, die nachkommt.
Das wiederholt sich ein bisschen.
[00:29:24] Speaker A: Aber jetzt möchte ich doch mal gerne wissen von Ihnen, was sind denn dann die Wahlmotive? Ich habe mir eine Notiz gemacht, ich glaube, es war die Frau Nadja, ich glaube, so hieß sie, in den Interviews mit Christoph, die gesagt hat, sie hat die AK noch nie gebraucht.
Toller Satz. Ich weiß gar nicht, wie es sich anfühlt, wenn man etwas braucht von der AK.
Jetzt habe ich mir gedacht, wie fühlt es sich an, wie fühlt es sich an, wenn man dann dort ist, wenn man ähnlich wie im Spital überglücklich ist, endlich in den Händen von Fachleuten zu sein? Und vor allem, wie fühlt es sich an, wenn einem geholfen wurde. Gehe ich zu weit, wenn ich sage, Leute, wenn ihr jemanden kennt oder von jemandem gehört habt, der oder dem geholfen wurde durch die AK, dann ist es jetzt eure Pflicht, dafür zu sorgen, dass dem so bleibt, weil es könnte euch genauso mal erwischen, aber vor allem, was die Solidarität angeht. Wo stehen wir denn mit der Solidarität, Frau Doktor?
[00:30:50] Speaker B: Ganz viele AK-Mitglieder sehen das so, wie die Dame in dem Beitrag, die sagt, ich habe es zum Glück noch nicht gebraucht, aber ich weiß, wenn ich was brauchen würde, dann kann ich da hingehen.
Das ist dieses Vorschlussvertrauen, das viele haben. Wir wissen auch, dass viele Menschen jemanden kennen, der schon einmal eine Hilfestellung bekommen hat bei der Arbeiterkammer.
oder die Leistungen nützen, wo man vielleicht nicht extra hingehen muss, irgendwie einen Bruttonettorechner, was auch immer. Also dass es hier ganz viele Dinge gibt, die die Arbeiterkammer anbietet. Und wenn jemand sagt, ich gehe wählen, obwohl ich die Arbeiterkammer noch nicht gebraucht habe oder vielleicht sogar, weil ich weiß, dass sie wichtig ist, dann ist es natürlich besonders schön und zeigt besonders eindrücklich, dass man nicht nur dann wählen geht, wenn man was braucht, sondern dass man wählen geht, damit die Institution als solche hier eine Stimme bekommt und dass man einfach auch mitbestimmt, in welche Richtung sich diese Organisation entwickeln soll. Darum geht es ja schlussendlich bei der Wahl. dass man hier mit dabei ist und sagt, das ist eine Interessensvertretung, da bin ich Mitglied und dann will ich auch mitmachen und sagen, wohin sich die Bitte entwickeln soll. Also das ist ja, glaube ich, hier der logische Zusammenhang. Natürlich ist es immer wichtig, dass ich eben Bescheid weiß und die Gelegenheit hat. Die Wahl im Betrieb ist natürlich von der Dynamik her noch etwas ganz Eigenes, weil da geht man wahrscheinlich nicht alleine wählen, sondern wahrscheinlich geht man gemeinsam. Dann trifft man sich 10 Minuten vor Dienstantritt schon mit der Kollegin und man geht gemeinsam wählen und dann geht man sozusagen in den Betrieb hinein oder man macht das nach der Mittagspause oder so. Also das ist was, was man dann gemeinsam macht und dieses Gemeinsame ist natürlich besonders schön, wenn das im Betrieb stattfindet, weil es ist dann am Arbeitsplatz und es geht schlussendlich um einen selbst als Arbeitnehmerin und als Arbeitnehmer. Da passt das im Betrieb natürlich besonders gut hin, weil um die Themen geht es ja.
[00:32:54] Speaker A: Und ich nehme auch an, dass bei diesen Gelegenheiten über Politik gesprochen wird. Nicht nur über Arbeitspolitik. Das ist gut, das ist wichtig. Kommunizieren heißt lernen. Und da lernt man ohne Fragen zu müssen, was vielen auch ein bisschen unangenehm ist, weil sie befürchten, dass damit eine Art Uninformiertheit, Unwissen, Bildung signalisiert wird. Das ist natürlich ein Blödsinn. Niemand kann alles wissen.
Und je mehr wir fragen, desto besser werden wir. Aber wenn Nadja sagt, dass sie gar nicht weiß, wie es ist, wenn man die Arbeiterkammer braucht, dann spiegelt das doch auch die Arbeit der Arbeiterkammer insofern wieder, als sie ja dafür gesorgt hat, dass so viele sagen können, ihr habt es noch nie gebraucht.
weil eben kein Wildwuchs hier herrscht, wie in anderen Ländern, gegenüber arbeitenden Menschen friss oder stirb. Das heißt, wir unterstützen auch Arbeit, die uns nicht unbedingt direkt zugutekommt und möge es auch so bleiben, richtig?
[00:34:06] Speaker B: Genau, das ist, glaube ich, das Beste, was einem passieren kann, dass man die Beratungsleistungen und sich im Arbeitsrecht oder so gar nicht erst braucht.
Das passiert ja erst dann, wenn Gesetze nicht eingehalten werden oder wenn Unternehmen sich nicht an Regeln halten, wenn es natürlich schon so weit ist, dass es gar nicht dazu kommt. Das ist ein gutes Zeichen, das kann man nur jedem wünschen. Ich finde es aber auch beeindruckend zu sagen, dass man dann nicht sagt, ich brauche es eh nicht.
nicht wählen geht, genau deshalb gehe ich jetzt wählen, weil es ja eigentlich schon ein Erfolg an sich ist.
[00:34:44] Speaker A: Also damit wir hier nicht, das mache ich immer wieder, in ein ungezügeltes Unternehmens- oder gar Wirtschaftsbashing ausarten, muss ich auch dazu sagen, dass viele Unternehmen in Österreich bereits von sich aus als Unternehmen sich an die Arbeiterkammern wenden, wenn es etwas zu verändern, zu besprechen, zu konstituieren gibt, dass sie keine Fehler machen. Also das heißt, viele Unternehmen nutzen auch die Arbeiterkammer, um selbst sicher zu sein und keine Wickeln intern zu haben, weil Kultur, das wissen wir, Unternehmenskultur ist der Schlüssel im Moment, um zu jenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu kommen, die man sich wünscht. Also insofern gibt es hier eine Zusammenarbeit, über die wir im Allgemeinen gar nicht so viel Erfahren. Präsident Wiese hat mir zum Beispiel auch erzählt, dass er gerade von einem Meeting kommt mit einem CEO, wo er wirklich und wahrhaftig echte Unternehmensberatung gemacht hat. Wählerpräferenzen. Frau Dr. Zeglowitz, wonach gehen Menschen wählen? Was ist für Sie wichtig?
[00:36:02] Speaker B: Meinen Sie jetzt für die Teilnahme oder für wen Sie sich dann entscheiden?
[00:36:06] Speaker A: Ja, also ich würde gerne wissen, ob es in Sachen Alter, Gender, Beruf, Religion und so weiter Unterschiede gibt. Gibt es das überhaupt?
[00:36:15] Speaker B: Für die Wahlteilnahme ein bisschen. Das mit dem Alter haben wir schon erwähnt. Üblicherweise was. Nach Geschlecht ist es, glaube ich, recht ausgeglichen. Es ist dann eher eine Frage, eben dieser Ressourcen, weiß ich genug Bescheid, weiß ich wo ich hin muss, weiß ich wie das geht. Ich glaube herausfordernd bei der Arbeiterkammerwahl sind tatsächlich die Menschen, die keine österreichischen Staatsbürger sind, die gar nicht vielleicht wissen, dass sie wahlberechtigt sind, weil sie es sonst auch nie dürfen. Wo das dann vielleicht ein bisschen überraschend kommt. Hoppala, da darf ich jetzt auf einmal doch wo wählen. Also das braucht wahrscheinlich noch mehr Information, weil damit rechnet man vielleicht nicht.
oder wenn Menschen aus anderen Ländern zugewandert sind, in denen es vielleicht keine Arbeiterkammer gibt, wo man dann auch erst erklären muss, wer ist denn überhaupt und worum geht es da, wenn man das nicht sozusagen schon von klein auf gelernt hat, wenn Österreich aufwächst, glaube ich, bekommt vielleicht über die Eltern oder über die Schule schon mit, dass es die Arbeiterkammer gibt. Da wissen auch die jungen Leute oft schon ganz gut Bescheid. Aber wenn man die Gelegenheit nicht hatte, weil man halt erst, weiß ich nicht, mit 20 nach Österreich gekommen ist, dann muss man das erst lernen. Und da sind oft Dinge, wo wir dann den Unterschied merken, dass wir sehen, ah, okay, das ist wahrscheinlich schwierig.
auch mit der Wahl im Betrieb oder mit dem Brief. Es ist natürlich in einem Betrieb, wo dann gemeinsam darüber geredet wird und wo man gemeinsam hingeht, gehen dann üblicherweise schon mehr Leute wählen oder nehmen an der Wahl teil, als wenn ich das sozusagen alleine zu Hause machen muss, wo ich, wenn ich den Brief total gut gemacht, nach Hause geschickt bekomme und er ist super gemacht, aber dann mache ich es halt irgendwie allein und in einem Betrieb.
In einer Gruppe finden solche Dinge oft ganz anders statt, weil dann redet man vielleicht drüber und sagt, aha, aber jetzt ist das Wahllokal offen, gehen wir gemeinsam, was du dir schon überlegt, wenn du wählst. Da kommt man ja dann ins Gespräch oder sagen vielleicht, ja, bei der letzten Wahl war ich auch oder so. Also dieses Gemeinsame, das darf man nicht unterschätzen bei Wahlen, dass wir hier Menschen, die sozusagen in Gruppen gut eingebunden sind, auch viel öfter dann an Wahlen teilnehmen als Menschen, die sehr isoliert sind und allein. Und da sind die Betriebswaldspränge sicher das positivste Beispiel dafür, dass man hier eben dort, wo es relevant ist, nämlich am Arbeitsplatz hier an der Walde einnehmen kann.
[00:38:43] Speaker A: Bleiben wir bei der Kommunikation untereinander.
Wissen wir ja, wenn wir uns treffen, also wenn ich mich mit meinen Leuten, meinen Freunden, Bekannten, Kollegen und so weiter treffe, also braucht es keine drei Sätze und wir sind bei der Politik. Was mir aufgefallen ist, ist natürlich, dass wir selten so eine politische Diskussion beginnen mit, hast du schon gehört, was die für ein wunderbares Gesetz jetzt geschafft haben? Hast du gesehen, wie die lächelnd miteinander im Parlament umgehen, gerade dass sie sie nicht abbusseln, sondern es wird immer auch skandalisiert. Hat das einen Einfluss, auch auf Wahlen, die jetzt mit der Politik, über die wir gerade sprechen, in der Gruppe, überhaupt nichts zu tun hat?
[00:39:37] Speaker B: Also wir wissen, dass sich sozusagen die negativen Nachrichten besser verbreiten und mehr erzählt werden als die positiven. Es wird eher jemand erzählt, man hat schon was für ein Wahnsinn und das ist wieder passiert. Das wird viel mehr erzählt, als wie wir jetzt von Ihnen gerade gesagt haben, wie toll irgendwas ist.
Und ja, natürlich macht das was, weil Wut ist eine Emotion, die mobilisiert auch für Wahlen. Also wütende Menschen gehen eher zur Wahl, als welche denen alles egal ist. Also da ist viel Energie dahinter bei Wut. Und das kann sich natürlich auch darauf auswirken, wen man wählt. Das finde ich auch okay, wenn man sich über was ärgert, dass man sagt, okay, ich drücke jetzt meinen Ärger in meiner Wahlentscheidung aus.
[00:40:18] Speaker A: Habe ich da ein Grätschen? Ganz kurz, ich mache es ungern, aber müssen wir das nicht einschließen auf jene Informationen, die auch veritabel sind, die nachgeprüft wurden?
[00:40:28] Speaker B: Ja, da haben Sie natürlich recht. Wenn die Wut aufgrund von irgendwelchen Fake News, ist das neue Schlagwort, kommt, das ist natürlich furchtbar, weil man dann Wut sozusagen aufbaut aus etwas, was es gar nicht gibt. Aber im Normalfall ist das so, wie Politik funktioniert, dass Menschen sich anschauen, die gemacht, die jetzt sozusagen zum Beispiel die Mehrheit haben, die Regierung stellen etc. War das gut oder schlecht? Und wenn das gut war, wähle ich die vielleicht wieder. Und wenn es schlecht war, dann wähle ich vielleicht den anderen. Das ist ein ganz normaler Entscheidungsprozess.
Aber eben die Wut, was ist, was stark mobilisiert. Wenn man die Wut natürlich erzeugt, vielleicht sogar absichtlich, vielleicht sogar absichtlich mit falschen Informationen und für all das gibt es Beispiele, Dann ist es natürlich was, was in einem gewissen Ausmaß die Demokratie gefährdet, wenn Menschen dann auf das politische System wütend sind auf Basis von falschen Informationen.
[00:41:22] Speaker A: Ja, diese Beispiele sind im Moment live täglich.
Ja, ich würde fast sagen, hundertfach zu beobachten, gerade und vor allem auf YouTube, liebe Kids, liebe politisch Interessierten, jungen Menschen, im Falle des Wahlkampfs in den USA im Moment.
Da gibt es also die Republikaner, die vielleicht vergleichbar sind mit den konservativen politischen Kräften hier in Österreich, Schwarz-Türkis, wie immer sie heißen, Schwürkis. Ich habe es bis jetzt immer noch nicht kapiert, wie sie sich gerne genannt haben wollen. Aber dort wird also, und das ist erstaunlich, in einem Jahr, das mehr oder weniger zufällig ein Wahljahr ist, in dem unglaublich viele wirtschaftliche Fortschritte gemacht wurden, soziale Fortschritte, die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und so weiter und so fort. Und es wird von der anderen Seite immer wieder postuliert, immer wieder rausgeschrien, wie schlecht es Ihnen geht und wie nichts funktioniert. Jetzt frage ich Sie, Wie gibt es das? Gibt es da ein mutwilliges Ignorieren der Fakten, weil es meiner Wut jetzt so entspricht? Oder sind wir jetzt vielleicht alle schon an einem Punkt angekommen, wo Fakten überhaupt gar keine Rolle mehr spielen für unser Wahlverhalten, sondern nur noch Befindlichkeiten?
[00:43:00] Speaker B: Also ich glaube, das ist zum einen schwieriger wird, Fakten von Fake News zu unterscheiden, wenn auch sozusagen die Aufbereitung schwieriger zu unterscheiden ist, was einfach auch mit der mit der Entwicklung der Kommunikation unter Medien, mit den sozialen Medien und so weiter. Es gibt viel mehr Absender von Informationen, als das vielleicht vorher der Fall war. Und es war vielleicht vorher leicht zu sagen, diesen Medien vertraue ich an jenen nicht. Und jetzt gibt es aber quasi unendlich viele Absender von Informationen. Also das wird, glaube ich, tatsächlich schwieriger. Und auch die Fülle an Informationen ist so groß, dass man sich sozusagen eben in einem kurzen Aufmerksamkeitsfenster dann für irgendwas entscheiden muss, weil man kann nicht alles überprüfen und gegenchecken als Medienkonsumentin. Das geht sich nicht aus. Dafür vertraut man, da sind wir wieder beim Vertrauen, üblicherweise Redaktionen, dass die einem die wichtigen Sachen von den unwichtigen unterscheiden und ein bisschen einordnen und erklären, damit man nicht Experte für alles sein muss oder Expertin. Das zweite, was, glaube ich, schon auch wichtig ist, ist, dass das Verbreiten von falscher Information natürlich auch absichtlich taktisch, strategisch eingesetzt werden kann. Will ich jetzt niemandem was unterstellen, aber das kann man natürlich machen, weil es funktioniert. Das ist was, was es, glaube ich, auch immer schon gegeben hat. Da hieß das dann halt Propaganda und nicht Fake News. Aber ist vielleicht in der Menge und in der Fülle jetzt was anderes, als es vorher war. Oder vor vielleicht einem Jahrzehnt oder vor zwei Jahrzehnten war.
Dass man mit Emotionen Menschen mobilisiert, halte ich auch für kein neues Phänomen. Wenn man Menschen Angst macht, ziehen sie sich normalerweise zurück. Also Menschen, die Angst haben, sind nicht aktiv, üblicherweise. Menschen, die zornig sind, sehr wohl.
Den Zorn sozusagen gegen ein System politisch zu bedienen, halte ich jetzt auch per se nicht für verwerflich. Sonst hätte man wahrscheinlich nie die 5-Tage-Woche durchgesetzt oder das Wahlrecht für Frauen oder solche Dinge, die uns als selbstverständlich erscheinen. Das ist auch aus einer üblicherweise sehr energiereichen, wütenden Menge von Menschen entstanden, die gesagt haben, das kann doch bitte jetzt wohl nicht mehr so weitergehen.
Es ist für mich immer schwierig, weil die Dinge an sich ja total legitim und in Ordnung sind. Die Frage ist, ob sie gezielt und im schlimmsten Fall mit falschen Informationen unterfüttert eingesetzt werden.
[00:45:32] Speaker A: Also auch hier ist die Arbeiterkammer ein Ort des Vertrauens.
Egal welche Probleme sorgen, welche Ungereimtheiten Sie da gerade verspüren, wenn Sie Informationen bekommen, lesen, hören, sehen etc. Sie können sich immer an die Arbeiterkammern wenden.
So voll mit unglaublich tollen Expertinnen und Experten, die sich da durchkämpfen, bis sie ihre Information haben, die wichtig ist. Und wenn sie sie haben, sind sie natürlich in der nächsten Runde. Ob bei der Probe mit der Blasmusik, beim Kartenspielen oder auch im Wirtshaus vorn. Sie haben mehr Informationen.
und können sie auf den Tisch legen. Warum ist das so wichtig und so gut? Weil wir müssen im politischen Diskurs bleiben, damit wir den Anschlusszug, um jetzt mal wieder die Klammer zu den ÖBB zu machen, nicht verpassen. Ihr Abschlusswort bitte, Dr. Eva Zeglowitz vom Institut für empirische Sozialforschung. Sie wissen sehr viel.
über das Wahlverhalten und Sie wissen natürlich auch, warum Menschen sich gern, wenn es soweit ist, Ausreden einfallen lassen. Sie kennen wahrscheinlich alle, wir können wahrscheinlich hier und heute nicht alle entkräften. Was sagen Sie den Menschen, die wählen wollen und vor allem jenen, die nicht wissen, ob sie wählen sollen?
[00:47:12] Speaker B: Also mein Appell wäre an alle, tatsächlich vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, damit man selber mitbestimmen kann und nicht das schlucken muss, was andere wählen, sondern dass man seine eigene Stimme abgibt. Wählen gehen ist ein sehr unaufwendiger Akt der politischen Teilhabe. Das ist viel einfacher als eine Demonstration zu organisieren oder selbst ein politisches Amt auszuüben. Wählen gehen ist mit relativ wenig Aufwand verbunden, hat aber einen sehr großen Effekt. Und da wäre mein Appell an alle, tatsächlich teilzunehmen, weil Ich denke immer, wer selbst nicht mitbestimmt, der muss eigentlich nachher den Mund halten, wenn er unzufrieden ist. Und ich wünsche mir aber kritische und laute und denkende Menschen, die hier ihr Wahlrecht nützen und damit auch sozusagen mitgestalten, wohin es mit der Arbeiterkammer geht.
[00:48:07] Speaker A: Frau Dr. Zegelowitz, vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit. Noch mehr Dank für Ihre Arbeit. Grüßen Sie mir, Ihre Kolleginnen und Kollegen im Institut. Möge es euch noch weitere 60 Jahre geben. Und danke, das war launisch, das war sehr informationsreich.
Und ich würde mir wünschen, dass wir immer wieder mal zusammenkommen, vielleicht sogar wir beide im Podcast und über das Land sprechen, über die Menschen, die Reaktionen, wohin wir schauen, weil ich bin jetzt auch richtig angetönt. Ich würde am liebsten jetzt hier sofort wählen gehen. Leider haben wir bei Goebel Radio noch keine Wahlurne, aber ich werde mich darum kümmern. Ja, helfen Sie mir. Danke Ihnen sehr.
[00:48:54] Speaker B: Dankeschön.
[00:48:57] Speaker A: Alles Gute. Die Arbeiterkammer NÖ hat eine neue App. Die AK Blitz App. Ab sofort zum Downloaden. Bleiben Sie am Laufenden, erhalten Sie alle relevanten Informationen und Sie wissen ja, noch nie war es so wertvoll zu wissen, wo man seine Informationen her hat. Die AK Blitz App. Ab sofort zum Downloaden.
Das war der MONTALK, Chefredaktion Susanne Karner, Redaktion Mario Gattinger und Carina Karras, Straßenumfragen Christoph Baumgarten, Faktenbox Bettina Schapsschneider, Technische Leitung Stefan Dankl, Administration Christina Winkler, am Mikrofon Alexander Göbel.