SPEZIAL - Femizide: Warum der Partner zum Mörder wird

May 07, 2021 01:10:05
SPEZIAL - Femizide: Warum der Partner zum Mörder wird
MONTALK - Der Podcast zum Mitreden
SPEZIAL - Femizide: Warum der Partner zum Mörder wird

May 07 2021 | 01:10:05

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Show Notes

Der bereits 11. Frauenmord in diesem Jahr erschüttert die Öffentlichkeit – und zeigt Schwachstellen bei der Prävention von Gewalt gegen Frauen auf. Diese Morde waren die tragischen Endpunkte oft jahrelanger Gewalteskalationen, unter denen die Opfer litten. Warum Männer so oft zu Mördern werden und wie man den Schutz von Frauen verbessern kann, darüber diskutieren die Leiterin des Frauenhauses Amstetten Maria Reichartzeder, Peter Reiter vom Landeskriminalamt Niederösterreich, der Gewaltpräventionsexperte und Psychologe John Haas und Birgit Schön, Leiterin der AK Niederösterreich-Abteilung für Frauenpolitik.

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Episode Transcript

[00:00:01] Speaker A: Montalk, der Podcast zum Mitreden. Herzlich willkommen bei einem Montalk-Spezial. Angesichts der Ungeheuerlichkeit von elf Frauenmorden bereits in diesem Jahr haben wir natürlich als Personen, als Menschen, sowohl als auch als Gemeinschaft, als Gesellschaft zwei Optionen. Die eine ist schweigende tiefe Betroffenheit und die andere ist proaktive Kommunikation Auf Ursachenforschung. Wir vom Montalk haben ein Spezial eingerichtet, weil wir uns für Zweiten Weg entschieden haben, elf Frauenmorde sind genug für uns zu sagen, es reicht. Und Achtung, in diesem Podcast werden Dinge angesprochen, die für eine Gesellschaft unangenehm, ja mitunter sogar schmerzhaft sind. Montalk, der Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Einfach mehr Wissen zu Themen, die das Land bewegen. Immer am Pult der Zeit und mit exklusiven Studiogästen. Meinung haben und darüber reden. Alle zwei Wochen neu und jederzeit abrufbar. Finanziert aus den Mitteln des Zukunftsprogramms der Arbeiterkammern. Wir haben gesagt, auch jetzt hier bei diesem Thema, es reicht. Und da haben uns Gäste dazu eingeladen. Bei uns Maria Reichertseder, sie ist die Leiterin des Frauenhauses in Amstetten und wird uns berichten, was Frauen erwartet. wenn sie ins Frauenhaus kommen, nämlich zuallererst Sicherheit, Ruhe für sich und ihre Kinder. Birgit Schön ist die Leiterin der Abteilung für Frauenpolitik in der Arbeiterkammer Niederösterreich und auch eine Anlaufstelle für Frauen in gewaltsamen Beziehungen. Peter Reiter ist Bezirksinspektor bei der Landespolizeidirektion Niederösterreich und hat natürlich sehr viel aus seiner Sicht der Dinge dazu zu sagen, vor allem was Prävention angeht. Und John Haas ist bei uns Diplompsychologe und Entwickler der App FemHelp. So, uns reicht deshalb dieser Podcast. Danke, dass Sie dabei sind. Auf geht's. [00:02:31] Speaker B: Gewalt ist für unzählige Frauen nichts Unbekanntes. Jede fünfte Frau erlebt ab ihrem 15. Lebensjahr psychische und oder sexuelle Gewalt. Das zeigt sich auch in aktuellen Zahlen. Im Jahr 2020 wurden 11.652 Betretungs- und Annäherungsverbote von der Polizei verhängt. Das sind um 2904, also um ein Drittel mehr als 2019. 2019 wurden fast 20.000 Opfer familiärer Gewalt von Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen betreut. Rund 83 Prozent der Betroffenen waren Frauen und Mädchen. Rund 90 Prozent der Gefährder waren männlich. Hilfe gegen Gewalt finden Betroffene unter der Frauenhelpline 0800 222 555. Nicht immer, aber kommt die Hilfe rechtzeitig. Im Jahr 2020 wurden in Österreich 43 Morde gezählt mit insgesamt 54 Mordopfern. 31 dieser Opfer waren Frauen. Allein im Jahr 2021 gab es von Jänner bis Anfang Mai elf Morde an Frauen. Eins verbindet all diese tragischen Geschichten. Eine vorangegangene Beziehung des Opfers mit dem späteren Täter. Die Daten stammen aus der offiziellen Kriminalstatistik 2020, von der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt und von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte. [00:03:58] Speaker A: Vielen Dank Bettina für diese erschütternden Fakten. Grund genug für uns sofort in medias res zu gehen. Peter Reiter vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Taker Reiter erstmal. Hallo, danke für die Einladung. Und ich danke Ihnen vor allem sehr, dass Sie sich so relativ spontan die Zeit genommen haben, denn gerade Sie, das wissen wir aus vielen, vielen öffentlichen Meldungen in letzter Zeit, haben wahnsinnig viel zu tun und so wie es aussieht, werden Sie auch noch mehr Arbeit bekommen, je nachdem wie die Maßnahmen dann von Ihnen beaufsichtigt durchgeführt, bestraft und was nicht noch alles werden. Das ist aber nicht unser Thema. Unser Thema sind die Frauenmorde. Nun habe ich, Herr Reiter, mir ein paar Maßnahmen angesehen, Aufrufe, die es auch schriftlich gibt, also einerseits an die Männer, wirklich kluge, tiefgehende Aufrufe, die also auch in die emotionale Ebene, jene, die mich persönlich am meisten interessiert und die Präventivmaßnahmen sollten ebenso emotional greifen, aufgebaut waren. Gehen wir richtig davon aus, dass die Prävention von Gewalt in der Beziehung oder am Ende einer Seuche immer Probleme in der Beziehung voraussetzen und diese Probleme sehr, sehr oft von Männern ausgehen. Kann man das so sagen, Herr Reiter? [00:05:49] Speaker C: Immer Probleme in der Beziehung sind, weiß ich nicht, kann ich nicht sagen, aber wird es wahrscheinlich sein. Da ist vielleicht der Herr Haase eher die Adresse, der dazu was sagen kann. Aber dass es sehr oft Beziehungen gibt und dass diese Gewalttaten sehr oft in Beziehungen passieren, zu einem großen Teil in Beziehungen passieren. Das kann man sicher so sagen, ja. [00:06:10] Speaker A: Sie rufen ja Frauen auf, sich möglichst bald zu melden. Gleich, Sie haben ein paar Ratschläge, die da heißen, also Wenn es soweit ist, wenn sie sich bedroht fühlen, nehmen sie ihr Handy, gehen sie in einen Raum, der möglichst abschließbar ist und rufen sie sofort, heißt es dort, die Polizei an. Das wiederum widerspricht das, was man öfter mal heute hört. Es muss erst wieder zu einer Tat kommen, bevor die Polizei einschreiten darf. Bitte klären Sie uns auf, Herr Reiter. [00:06:47] Speaker C: Ich möchte vielleicht vorneweg einmal klarstellen, ich selbst arbeite in der Prävention. Das heißt, mein Bereich ist wirklich nur Kriminalprävention und nicht Intervention. Ich bin kein Polizist, der Ermittlungen durchführt oder der bei Amtshandlungen einschreitet, sondern ich bin wirklich nur in der Prävention tätig. Für mich ist wichtig einfach, dass hier dass rechtzeitig durch die Betroffenen, durch die Opfer wirklich rechtzeitig erkannt wird, wo ist Gewalt? Da müssen wir jetzt einmal grundsätzlich davon ausgehen oder sagen, definieren, was ist überhaupt Gewalt? Wo fängt es überhaupt an? Wo ist da der Punkt, wo man sagt, okay, das ist jetzt in einer Beziehung nicht mehr okay? Und aus Sicht der Prävention, auch wenn ich jetzt von der Polizei bin, wäre es für mich trotzdem wichtig und gut, wenn man hier als Opfer die ersten Handlungen erkennt, dass man schon auch Beratungsstellen in Anspruch nimmt. Also jetzt schon bevor wirklich es so weit ist, dass man sagt, jetzt hole ich die Polizei, dass man auch wirklich sich Information und Beratung holt und versucht das mit seinem Partner oder wie auch immer, hier schon gar nicht so weit kommen zu lassen. Der präventive Ansatz von mir, möchte ich auch gleich vorneweg sagen, aus meiner Sicht ist es das Wichtigste, zu beginnen bei Kindern und Jugendlichen. Das ist für mich, das können wir jetzt natürlich nicht kurzfristig ändern. Das braucht seine Zeit und das passiert auch schon. Aber das ist für mich einer der wichtigsten Schritte. Denn jemand, der, keine Ahnung, schon 20. [00:08:27] Speaker D: 25 Jahre. [00:08:30] Speaker C: Im Umfeld von von Gewalt aufgewachsen ist, zu denen dann mit 25 sagen, das, was du bis jetzt erlebt hast, ist aber eigentlich nicht okay, das sollte anders sein, wird schwierig sein. Und darum, denke ich, muss die Prävention, auch die Prävention der Polizei, relativ früh anfangen, um hier Mädchen, Burschen entsprechend zu stärken oder entsprechend zu sensibilisieren. [00:08:54] Speaker A: Also als erwachsener Mann kann ich jetzt dazu nur sagen, es ist nie zu spät, etwas Wichtiges zu lernen. Aber das, was Sie sagen, Kinder und Jugendliche, das korreliert natürlich total mit einem anderen Aufruf, der gerade durch die Medien geht, nämlich jener, dass die Kindergärten sich darüber beschweren, dass sie zu wenig Personal haben und wir wissen ja schon seit langem, dass wir auch viel zu wenig Kindergärtner haben, also männliches pädagogisches Personal. Deshalb so wichtig, weil natürlich Kleine Kinder vor allem, männliche Role Models brauchen. Kindergärtner, Maskulin, die ich kennengelernt habe, waren alle wunderbare, hochempatische, sehr weiche, sehr emotionale Männer. Quasi das hoffentlich neue Männerbild. Herr Reiter, die Wegweisungs- und Betretungsverbote, die ausgesprochen werden, die werden doch immer post eines Anlasses ausgesprochen. Kann es auch sein, dass eine Frau sich emotional und ad verbum bedroht fühlt, dass es schon furchtbare Drohungen gegeben hat? Reicht das? Darf sie euch dann auch anrufen? [00:10:24] Speaker C: Natürlich, das reicht vollkommen. Die Kolleginnen und Kollegen, die bei solchen Amtshandlungen einschreiten, haben eine Gefahrenprognose zu erstellen und haben sich anzuschauen, was ist in der Vergangenheit passiert, was ist momentan passiert und was wird in Zukunft passieren. Und wenn hier die Gefahr besteht, dass jetzt auch in Zukunft, in naher Zukunft Gewalt ausgeübt wird, Dann haben Sie diese Wegweisung auszusprechen und ein Betretungs- und Annäherungsverbot. Ich möchte vielleicht auch noch anmerken dazu, es sind die Zahlen der Wegweisungen angesprochen worden 2019 auf 2020. Ich bin grundsätzlich kein Freund von Zahlen, weil ich mir denke, es muss nicht immer große Zahlen geben, damit was geschieht, insbesondere in der Prävention. Aber man muss auch sehen, dass es hier von 2019 auf 2020 eine Gesetzesänderung gegeben hat. Da ist dann dieses Annäherungsverbot dazugekommen. Aus diesem Grunde wird von Seiten der Polizei auch die Protokollierung anders. Es wird jedes wie das Kind zum Beispiel bei so einer Wegweisung separat auch angeführt und protokolliert. Das ist früher so in der Art nicht passiert. Und ich glaube schon, dass sich diese Steigerung bis zu einem gewissen Grad auch einfach aus der Änderung der Gesetzeslage und Änderung der Protokollierung ergibt. Darum ist es für mich immer so dieses mit Zahlen spielen, Wenn man nicht genau weiß, wie die Statistik zusammenkommt, was der Hintergrund ist, um und um, das ist für mich nicht immer so ganz der richtige Weg. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es notwendig ist, dass wir immer große Zahlen brauchen, um in bestimmten Bereichen Maßnahmen zu setzen. [00:12:12] Speaker A: Wahrlich. Ein Thema, auf das ich mich, wenn man das überhaupt bei diesem Thema so sagen darf, gefreut habe in Anführungszeichen mit Ihnen, Herr Reiter vom Landeskriminalamt Niederösterreich, sind die Rahmenbedingungen nach Beendigung der Beziehung. Also die hätte ich mir ja ab 14 schon gewünscht, dass mir jemand mal sagt, weil wie es geht, dass wir zusammenkommen, das wissen wir alle. Aber wie wir vor allem emotional damit umgehen, wenn eine Beziehung beendet ist. Sagen Sie uns etwas darüber aus Ihrer Sicht. [00:12:52] Speaker C: Puh, schwer, aber ich komme immer wieder auf das für mich Wichtigste zurück. Wenn wir schon bei den Kindern und Jugendlichen beginnen und insbesondere Männer ihre Denke irgendwann einmal überlegen und das ist auch in den letzten Zeiten in den letzten Tagen immer wieder rübergekommen, quasi dieses Besitzdenken, Frauen wären mein Besitz oder wie auch immer. Wenn man das einmal ablegt und einfach den Partner oder wer auch immer so akzeptiert, wie er ist und wenn der Partner eine Entscheidung trifft, die mir nicht passt, dann ich versuchen muss, dass ich mit der ganzen Sache trotzdem zurechtkomme und vor allem in diesem Punkt dann auch, dass ich, wenn ich merke, dass ich selbst nicht zurechtkomme damit, dass ich auch so weit bin und bereit bin, Hilfe anzunehmen oder mir Hilfe zu holen oder mit jemandem spreche darüber und mir eine andere Meinung einhole. Das, glaube ich, wäre schon in diesen Bereichen ein wichtiger Weg, dass man sich diese vielen Beratungsmöglichkeiten, dass man die auch in Anspruch nimmt, die es gibt. [00:14:03] Speaker A: Also Sie plädieren, das merke ich jetzt schon ganz stark, für Arbeit an der Ursache zusätzlich zur Arbeit an der Wirkung. Was ich gespürt habe, was auch in dem Material, das mir die Redaktion der Arbeiterkammer Niederösterreich zur Verfügung gestellt hat. Vielen, vielen Dank. Übrigens, ihr wart wahnsinnig schnell und wieder mal sehr, sehr gut. Da ist mir aufgefallen, dass es ganz offenbar, rein emotional betrachtet, in erster Linie um Macht geht und in zweiter Linie darum, dass für dieses offenbar überwältigende Gefühl, das Männer dann in diesen heiklen Situationen überkommt, keine Alternative gibt. Beziehungsweise, dass wenn es soweit ist, habe ich den Eindruck, bitte konterkarieren Sie mich, auch keinen Ausweg. Stimmt das? [00:15:12] Speaker C: Kann ich jetzt zu 100 Prozent so nicht bestätigen und so nicht sagen, auch aus dem heraus, weil ich selbst in diese Denke gar nicht reinpasse, weil ich für mich jetzt als Person glaube, dass ich in so eine Situation in der Art nicht kommen würde. Aber es wird wahrscheinlich so sein, dass Männer in diesen Situationen einfach keinen Ausweg mehr sehen oder ich weiß es nicht, dass als die, die letztendlich die Möglichkeit sehen, hier dann eine Gewalttat zu begehen. [00:15:41] Speaker A: Ja, wir werden versuchen, das heute zu dekonstruieren und vielleicht doch die eine oder andere Möglichkeit zu finden, aber präventiv, das ist immer wieder das wichtige Wort. Jetzt hat sich Maria Reicherts-Eder, die Leiterin des Frauenhauses am Stetten, gemeldet. Ich begrüße Sie nochmal, Maria, vielen herzlichen Dank, dass Sie sich auch die Zeit genommen haben, denn auch Sie haben mit Sicherheit Wahnsinnig viel zu tun. Lassen Sie mich an dieser Stelle zweierlei sagen, Frau Reichert-Seeder. Erstens mal danke. Danke für Ihre Arbeit. Das sage ich als Mann. Und als Mann sage ich aber auch sorry. Ich fühle mich jedes einzelne Mal betroffen, wenn ich davon erfahre und lese. Und ich glaube, das gehört sich auch so. Und wir versuchen, lernfähig zu sein. Maria, Sie haben gerade aufgezeigt. Was gibt es zu sagen? [00:16:42] Speaker E: Erstens danke für die Einladung und danke, dass Gewalt an Frauen zum Thema gemacht wird. Ich habe so ganz stark den Drang gehabt, da was zu sagen zum Thema Macht. Gewaltbeziehungen aus meiner Sichtweise immer mit Machtverhältnissen zu tun haben und mit Machtungleichheit. Und zu einer Beziehung gehören immer zwei Personen, die Ja zueinander sagen. Wenn eine Person sagt, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, dann müsste die andere Person das akzeptieren. Und das fällt so schwer, weil es wirklich so ein großer Verlust ist und so eine Trauer ist, aber auch ein Verlust der Macht. Und jetzt auf die Frauenmorde zu sprechen zu kommen, hat mir dieser Begriff von Frau Dr. Kastner letztens im ZIP2 sehr gut gefallen. Es geht nicht nur um einen Ehestreit, der an Gewalt mündet. Es geht nicht nur um Morde. Also das, was da passiert ist, das sind Hinrichtungen. Das sind geplante Akte, das sind nicht einmal eine momentane, starke Emotion gewesen. Und das muss ich schon sagen, das macht uns alle sehr, sehr hilflos. Ich denke mal, wir Frauen also, das sind Wohn- und Schutzeinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen, Und wir arbeiten schon viele, viele Jahre, also ich arbeite schon 30 Jahre im Frauenhaus, gegen diese Gewalt. Und diese Gewalt wird in der Öffentlichkeit thematisiert. Ganz viele Leute zerbrechen sich den Kopf darüber. Und trotzdem passiert sie. Was mich im Moment so bewegt, ist, dass ich mir denke, es ist noch immer so ein starkes Frauenthema. Also Frauen, wenn Frauengewalt passiert, sie sollten aktiv werden in ihrer Opferrolle. Sie sollten Hilfe holen, sie sollten sich an die Polizei wenden. Was ich nur bestätigen kann, dass das natürlich notwendig ist, aber es ist so ein tiefgreifender Schritt im Leben einer Frau, weil dieser Anruf von der Polizei verändert mit diesem Moment ihr gesamtes Leben. Und das heißt, fast zu 99 Prozent oder 95 Prozent, sie kann nicht mehr zurück, sobald sie die Polizei gerufen hat und muss diese Schritte weitergehen. Du musst sie weitergeben in ein Leben als Alleinerzieherin, als alleinstehende Frau, die es in Richtung geht, deren Folgen sich derzeit noch gar nicht absehen kann. Und darum habe ich mich gefreut, dass von männlicher Seite dieses Thema auch aufgegriffen wird, weil ich denke mir, zu einem Teil ist es jetzt wirklich eine Sache der Männer und eine Sache der Ehre der Männer, weil ich denke mir, so viele Männer setzen sich dafür ein, dass es ein gewaltfreies Zusammenleben geben soll, weil so wollen wir ja alle leben. Wir wollen in Frieden und Freiheit leben. Und dann gibt es doch so viele Männer oder männliche Kommunikation, die diese Gewalt begünstigt. Gegen diese Gewalt aufzutreten unter Männer in verschiedensten Gruppierungen, von Fußballvereinen bis zur politischen Gruppierung oder konfessionelle Gruppierungen. Das ist jetzt so ein großer Appell, wo ich diesen Namen jetzt nutzen will. [00:20:11] Speaker A: Ja, also ich werde nachher erwachend auch schon wirklich sehr behände, weil es ihm auf der Zunge brennt, mit dem John Haas sprechen. Zuvor möchte ich noch mal auf diese auf diese Schwellenangst vieler Frauen im Zusammenhang mit Frauenhäusern zu sprechen kommen. Was passiert, liebe Maria Reicherts-Eder, wenn eine Frau zu Ihnen kommt? Wie müssen wir uns das alle und vor allem die Frauen, die uns jetzt zuhören und möglicherweise hoffentlich nicht betroffen sind, rechnen? Bei diesem Übergang von einer Lebenssituation, das ist sie ja nun mal, einer gewalttätigen, in eine neue, die ich nicht kenne. Was passiert wirklich und wahrhaftig, wenn ich anrufe, ich nehme an, ich setze mich ins Taxi oder wenn ich Glück habe, fährt mich ein Freund, eine Freundin zu Ihnen und dann? [00:21:15] Speaker E: Also prinzipiell, wir Frauenhäuser halten unsere Adresse aus Schutzgründen geheim. Ja, das ist sehr wichtig. Die Telefonnummern werden veröffentlicht. Der erste Schritt ist bei uns anzurufen, mal zu fragen, wie die Situation ausschaut oder mal ein Problem darzulegen. Und dann können wir mit den Frauen überlegen, welche Schutzmöglichkeiten es gäbe. Und das sind ja verschiedene. Und zum Beispiel die Polizei zu rufen, eine Wegweisung, einzuleiten. Oder ein Schritt kann auch dieser Schritt ins Frauenhaus sein. Und Frauenhäuser sind Schutzeinrichtungen, sind in erster Linie Schutzeinrichtungen. [00:21:54] Speaker A: Und sicher. [00:21:57] Speaker E: Ja, das ist Sicherheit, genau. Um diese Sicherheit geht es. Wir haben Alarmanlagen, wir haben Direktleitung zur Polizei, wir haben Kameras, Wir haben Fenstergitter, die vielleicht zuerst einmal anschrecken, aber nachdem einmal ein Kind entführt wurde aus dem Frauenhaus und der Mann durch das Fenster geklettert ist, seitdem gibt es Fenstergitter. Also wir sind sehr sicher. Und diese Sicherheit, die können wir bieten. Und Frauen wenden sich an uns, weil sie Angst haben. Also das ist unsere Gewaltdefinition. Das ist jetzt keine, was weiß ich, philosophische Definition. Denn Angst ist ein ganz subjektives Gefühl. Und Angst ist für jede ein Schritt woanders. Ich denke jetzt zum Beispiel an eine Frau, die gesagt hat, ja, ich kann nicht zurück. Ich habe irgendwie das Gefühl, es kann mir was passieren. Es ist so eine Wut da. Sie hat leichte Verletzungen gehabt, aber das war nicht ausschlaggebend für sie wegzugehen. Aber ich habe so Angst, dass ganz was Grausames passieren kann. Das genügt uns. Das genügt uns, dass wir einer Frau sagen, ja, sie kann kommen. Bitte kommen Sie her, denn Sicherheit und Schutz ist zuerst einmal das Allerwichtigste. [00:23:14] Speaker A: Das wissen wir. Herr Reiter von der Landespolizeidirektion wollte ganz kurz sich einmischen und dann schon. [00:23:21] Speaker C: Ich möchte nur dazu sagen, dass die Einrichtungen der Frauenhäuser, das ist eine ganz wichtige Geschichte, aber wenn ich jetzt vom Gewaltschutzgesetz her ausgehe, dann ist ja die Intention die, oder dann geht es in erster Linie darum, dass man sagt, der von dem die Gewalt ausgeht, Der soll einmal aus der Wohnung. Man kann ja jetzt nicht sagen, okay, das Opfer, die, die die Betroffene ist, die muss vielleicht mit ihren Kindern aus der Wohnung. Ich sage das jetzt nur deshalb, weil ich jetzt die Angst nehmen möchte von Frauen, dass die jetzt sagen, na gut, wenn ich jetzt die Polizei anrufe, weil da jetzt Gewalt passiert ist, dann werde ich vielleicht aus der Wohnung geworfen oder muss ich in ein Frauenhaus gehen. Frauenhaus ist sicher ein Punkt, wo es wo es dann wirklich um sehr starke Ängste geht, wo es wirklich um starke Gewalt geht. Aber Wegweisung und Betretungsverbot richtet sich immer gegen die Person, von der Gewalt ausgeht. Und bei einem Betretungsverbot, einer Wegweisung, von dem die Gewalt ausgeht, darf zwei Wochen lang nicht zurück nach Hause, darf sich zwei Wochen lang dem Opfer auf 100 Meter nicht annähern. Und wenn ich jetzt das Ganze noch verlängern möchte, dann kann das Opfer über eine einstwellige Verfügung das auch bei Gericht erwirken, dass das, wenn es denn notwendig ist, auch ein Monat oder zwei Monate oder länger dauert, dass der Gewalttäter nicht zurück in das Haus in die Wohnung darf. Also ich sehe es jetzt grundsätzlich einmal so, dass man schauen muss, dass natürlich die Frau in ihrem gewohnten Umfeld oder das Opfer im gewohnten Umfeld bleiben muss. Und der, von dem die Gewalt ausgeht. [00:25:02] Speaker F: Der muss einmal weg. [00:25:03] Speaker C: Ja, das wollte ich jetzt nur zu klären. [00:25:05] Speaker A: Absolut wichtiger Hinweis. Es muss nicht immer die Frau sein, die ihr Zuhause aufgibt. Gut. John Haas, Diplom-Psychologe. Sie hatten sich noch zu Maria gemeldet. [00:25:18] Speaker F: Genau. Was mir auch wichtig scheint zu sagen ist, in Bezug auf diesen Aspekt der Macht. Das Ganze spürt sich vor einem Hintergrund der Beschränkung ab. Ich habe vor einem Kollegen gehört, einen der wunderbarsten Sprüche, der lautet, es ist immer zu wenig und es ist nie genug. Was meine ich damit? Das Wollen, das Streben nach mehr, nach mehr Ressourcen ist das, was uns Menschen evolutiv weitergebracht hat und Innovation, Kunst, Kultur, Gesellschaft ermöglicht hat. Aber dieses Streben nach mehr vor dem Hintergrund der Beschränkung kam dann in Form von Taten gegen Leib und Leben oder Bedrohung in Personen münden, und das sind Frauen, bevorzugte Opfer. In dem Sinn, dass der Täter, wir setzen ja fest, was verboten ist und was erlaubt ist, dass der Täter diese Person als Ressource sieht. Als Ressource, sein Ziel zu erreichen, ein Verlassen werden zu verhindern, einen Sexualakt zu erzwingen, was er immer macht, zu demonstrieren. Und es ist ganz, ganz wichtig zu sehen, dass diese Freiheit, die sich der Täter nimmt, sowohl ein rechtlich gesehen ein Verbrechen ist, als auch die Objektivierung eines Subjekts. Es wird das Opfer vom Subjekt vom fühlenden Wesen zum Objekt. Und das ist mir ganz, ganz wichtig. Diese machttheoretischen Überlegungen finde ich toll, aber das wollte ich unbedingt noch hinzufügen. [00:27:06] Speaker A: Wir werden das auch noch jetzt vertiefen gleich. Ich möchte nur kurz zu Maria Reicher-Zeder noch mal kommen mit einer letzten Frage, nämlich Und es ist uns doch allen klar, dass in einer Beziehung wir bereits die Weichen stellen, ob sie gewaltfrei bleibt und ich gehe mal davon aus, dass jede Beziehung sag ich jetzt mal, gewaltfrei beginnt. Und vor allem, wenn sie dann beendet wird, so sie beendet wird, auch das in gewaltfreier Art und Weise passiert. Es geht also um Kommunikation. Was können wir, was müssen wir verändern, Maria? [00:27:54] Speaker E: Ja, ich bin mir ganz sicher, dass wir alle lernfähig bleiben müssen in Beziehungen. in einer friedlichen Kommunikation, in einer angstfreien Kommunikation, in gutem Zuhören und sich gegenseitig verstehen, also eine gewaltfreie Kommunikation zu üben, ein Leben lang. Ich denke mal, das ist immer eine Herausforderung. Wir alle haben Beziehungen oder haben sie gehabt und wissen, was für eine Herausforderung das ist. Aber... Ich denke mal, das ist eine Voraussetzung, dass man auch respektvoll auseinandergehen kann, wenn das notwendig ist. [00:28:35] Speaker A: Ja, Sie haben vorher kurz und damit bin ich dann auch schon zu Ende. Sie können sich natürlich weiterhin und sollen sich einmischen. Unser aller Ehre und mit uns manchen Männer angesprochen. Also das ist insofern wahrscheinlich ein geschickter Schachzug. Erstens mich erwischt es auch, obwohl ich an sich sonst überhaupt nicht Mit Ehre, was am Hut habe, wie wohl ich sie manchmal vermisse, aber das scheint ein immer noch sehr männliches Thema zu sein. Wie können wir denn das umdrehen und nutzen, nämlich wir, die wir gewaltfrei durchs Leben gehen wollen unbedingt. Ich drücke mich ganz vorsichtig aus. Wie können wir denn die anderen Männer davon überzeugen, dass dies wirklich eine Sache, eine Frage der Ehre ist. Ist das nur Kommunikation oder, jetzt nehme ich schon ein wenig mein Gespräch mit dem John Haas vorweg, indem ich mich eben nicht mehr davor fürchte, eine Männerrunde im Beisel zu Hause irgendwo, super Stimmung, es geht uns gut. Schlagartig zu beenden, damit muss ich nun einmal rechnen, wenn ich sage, hallo, hallo, hallo. So wird nicht über Frauen gesprochen, weil ich bin auch vollkommen davon überzeugt, dass wie wir über Frauen sprechen, so werden wir sie dann auch letztlich behandeln. Zumindest jene, die dazu neigen, ihre Macht auf diese Art und Weise auszudrücken. Also einmal mehr, wie Können wir aus Männern wieder Ehrenmänner machen? [00:30:33] Speaker E: Das haben Sie schön gesagt. Also ich glaube, es gehört viel Mut dazu, in Männerrunden das Thema anzusprechen, dagegen aufzutreten. Ich denke mal, es gibt noch immer ganz viele sehr abgeschlossene Gruppierungen, besonders unter manchen Sportvereinen oder in religiösen Gruppierungen. wo es möglicherweise nicht nur genügt, also aufzutreten, bevor es irgendwie blöde, abwertende Witze gemacht werden, sondern wo man wirklich Fragen in die Kuppel werfen könnte. Es wäre so schön, wenn Männer über dieses Thema diskutieren. Und ich glaube, dass da... ...in der Öffentlichkeit, dass da Anstöße brauchen. Ich habe eine Kampagne in Spanien vorgestellt bekommen. Szenen im Fernsehen gebracht haben, wo die so gespült worden sind. Wo eine Freundesgruppe zusammensitzt und dann kommt es zu einer kurzen Auseinandersetzung zum Thema Frau, Gewalt an Frauen. Also er mag sie nicht mehr und andere mischen sie ein. Und das ist so ganz eine kurze Sequenz. Ich glaube, das hat nicht einmal eine Minute gedauert. Und das war für mich sogar zu sehen, das war so ein Aha-Erlebnis. Also spontan, schnell irgendwie reagieren zu können. Aber wir haben einfach sehr wenig Praxis dazu. Und dieser Fernsehspot hat das irgendwie sehr erleichtert. Ich würde mich freuen über Fernsehspots. Ich würde mich freuen über Beiträge in Zeitungen. Schmissige, ja? Wo Ideen gebracht werden, was könnte ich in dieser Situation machen? Welche Reaktion passt für mich am besten, ja? Aber es war so gut, wann endlich... reagiert wird, wenn man nicht wegkehrt. Ich weiß ja für mich selber auch, dass es einfacher ist, wegzuhören und abzuschließen oder so. Aber es tut so gut, auftreten zu können, meine Persönlichkeit zu zornen, meine Grenzen auch zu zornen. Und ich denke mir, das Ich glaube, ich konnte etwas bewirken. [00:32:46] Speaker A: Ja, also was mir am besten jetzt gefallen hat, war Fragen stellen. Daran habe ich selber nicht gedacht. Ich habe immer nur an Protest und so weiter gedacht. Nein, Fragen ist natürlich die viel elegantere Version. John Haas, Diplomite, Psychologe und schon ziemlich lang an diesem Thema dran. Ihr Engagement ist so weit gegangen, dass sie sogar eine eigene App, wir werden später darüber sprechen, erfunden haben, die dann, sagen wir mal, einen durchwachsenen Weg gegangen ist, von rein offizieller Stelle, wenn ich das so richtig verfolgt habe. Maria sagt es, Peter Reiter von der Landespolizeidirektion sagt es, ich sage es auch, wir Männer sind in der Schuld, wir sind dran etwas zu ändern, natürlich auch von unseren Kindern. ausgehen von unseren Jungs, die ja, und das muss man ja auch mal jetzt als Faktum betrachten, in eine Welt jetzt hineingeboren, sagen wir mal, Jungs von 5, 6, 7 und aufwärts, die ja Also ich bin schon ziemlich lange jetzt auf der Welt, auf der Welt fast sieben Jahrzehnte. Ich habe noch nie so eine männliche Orientierungslosigkeit empfunden wie jetzt. Das hat einerseits natürlich mit der großartigen Erstarkung und dem Widerstand der Frauen seit spätestens den 68er-Jahren zu tun und andererseits aber natürlich auch, dass wir 1968 unsere Emanzipation, die mit Doppel-N, nicht wahrgenommen haben. Wir haben überhaupt gar nicht dran gedacht vor lauter Revolution. Und jetzt laufen wir dem hinterher. Frage, brauchen wir jetzt Männerhäuser, John Haas? [00:34:48] Speaker F: Die Frage würde, glaube ich, eher an die Experten zurückspielen. Da wage ich nichts zu sagen. Natürlich gibt es einen kleinen Prozentsatz und das wird der Herr Weiter besser wissen von Männern, die Opfer von Gewalt werden, keine Frage. Aber die große Fallzahl spricht ja dagegen. [00:35:09] Speaker A: Nein, da bin ich jetzt falsch verstanden, um Gottes Willen, nein, sondern ich rede von Männerhäusern, die Männern die Umgebung geben, um die richtigen Gespräche miteinander zu führen, auch voneinander zu lernen. [00:35:25] Speaker F: Okay, nein, persönlich glaube ich nicht, dass das die Lösung ist. [00:35:28] Speaker A: Aber wo passiert es, John? [00:35:32] Speaker F: Naja, wo passiert es? Warum sitzen wir zusammen? Weil was ganz, ganz Dramatisches passiert ist. Und wieder einmal befindet sich die Republik zum x-ten Mal, seitdem ich mitdenken kann, in dieser Diskussion. Die Frage ist, wann ändert sich etwas? Wann wird sich etwas ändern? Das ist, wenn ein Problem als relevant identifiziert wird, wenn Mittel bereitstehen, um dieses Problem zu lösen und wenn man auch glaubt, dass die Lösung gelingt. Und es ist immer wieder Auf-, Aufwärts- und Abwärtsbewegung. Ich möchte aber ganz kurz mir die Freiheit nehmen, über diesen kleinen, großen Unterschied zu sprechen, den du, Alexander, angesprochen hast. [00:36:19] Speaker A: Genau. [00:36:20] Speaker F: Ich sage immer, Geschlecht ist für mich kein Kriterium. Wir sind Menschen. Wir schaffen durch den Geschlechtsdiskurs teilweise erst die Unterschiede. Es geht jetzt nicht darum, dass Männer und Frauen gleich sind. Das sind sie nicht. Das sind zwei verschiedene Geschlechter mit Stärken, Schwächen, Bedürfnissen, aber man kann es als komplementäres Modell sehen. Wenn man sich die Studien anschaut, wie Kleinkinder Aggression ausüben, dann gibt es einen relativ klaren Befund und den möchte ich aber wertfrei erwähnen, nämlich der, dass männliche Kinder zur körperlichen Aggression neigen und weibliche kleine Kinder zur Beziehungsaggression. Und jetzt komme ich gleich zum Topping des Kuchens, nämlich dem Frauenmord. Natürlich schöpft eine Frau, wenn sie eine Beziehung beendet, ihren geringen Spielraum aus. Und das ist ja völlig legitim. Nur das Problem ist das, dass manche Männer, bitte nicht alle, eben mit diesen extremen Reaktionen, die ihnen teilweise in die Wiege gelegt wurden, Es gibt biologische Unterschiede, es gibt Reaktionstendenzen, es gibt ein bisschen einen unterschiedlichen Gehirnaufbau. Unter Bedingungen, die Sie vielleicht im Rahmen Ihres Lebens erfahren haben, wie, weiß ich nicht, selber wenig Zuwendung, Traumatisierung, Kultur der Gewalt, dann zu diesem exorbitanten Mittel des Mordes greifen. Das muss aber nicht sein. Und wir müssen den Männern, und jetzt komme ich zum Männerhaus, das der Alexander mir sozusagen zugedacht hat, wir müssen lernen, eine Kultur zu entwickeln, wie wir die Ausübung von Gewalt in einer Art und Weise durchführen, wie man eine Umverteilung von Ressourcen, da meine ich soziale Ressourcen, wie Liebe, Zuwendung, Anerkennung, Wertschätzung, Handhaben, ohne dabei jemandem physisch und psychisch zu schaden. Wir verhandeln ständig miteinander. Das ist eine Umverteilung von Bedürfnissen und Zugeständnissen. Das ist in Ordnung. Das nennt man Dialog. Und wissen Sie, was ein Mord ist? Das ist ein Dialog, der gewaltsam mit unzulässigen und ethisch verwerflichen Mitteln beendet wird. Darauf möchte ich hinaus. Also Männer sollten lernen, Strategien der Aushandlung im Allgemeinen. Und das fängt, wie der Peter Reiter schon sagt, schon ganz, ganz weit unten an. [00:39:00] Speaker A: Okay. Das heißt, wir Männer haben insofern eine Verantwortung, als dass wir für andere Männer auch. verantwortlich? [00:39:10] Speaker F: Na ja, verantwortlich nicht, aber in unserem Wirkungsbereich können wir sagen, Achtung, es gibt andere Möglichkeiten der Lösung dieses Konflikts oder der Aushandlung und ich hesse das nicht gut als dein Geschlechtskollege. [00:39:28] Speaker A: Wenn wir die Gewalt am Ende einer Beziehung oder in der Beziehung als Macht- und Kontrollverlust ansehen, Wie können wir denn dann in der Beziehung, sozusagen in Friedenszeiten, dafür sorgen, dass es weder Macht noch Kontrolle gibt oder sie zu gleichen Teilen verteilt ist? [00:39:53] Speaker F: Also leider der sehr, sehr traurige Befund, wenn der Partner nicht lernfähig und lernwillig ist, wäre es das Beste im Vorfeld, keine Beziehung einzugehen. Das ist jetzt ein hartes Statement. Ich sage einmal, know your enemy. Es gibt schon Vorzeichen, die eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit von Gewalt in der Beziehung sozusagen prognostizieren lassen. Das heißt nicht, dass sie Menschen nicht ändern können. Aber das kann sein, eine Egomanie. Das kann sein, eine Empathielosigkeit, die man bemerkt. Das können ungünstige Temperamentseigenschaften sein. wenn man das nicht zutrifft, dann würde ich die Beziehung gar nicht beginnen. Weil mit dem Beginn der Beziehung bin ich in dem Vertrag drinnen, den ich aber systematisch wahrscheinlich immer zu meinen Ungunsten ausgehandelt haben werde. Und ich möchte bitte abschließen mit einer sehr, sehr allgemeinen Definition von Gewalt. Gewalt ist das, was den Abstand zwischen dem möglichen und dem aktuellen vergrößert oder die Verringerung dieses Abstandes erschwert. Und wenn man es unter dem Gesichtspunkt sieht, muss man sagen, wenn ich einen Vertrags-Liebes-Lebenspartner habe, der mir diese Ausgestaltung nicht ermöglicht, dann ist das ein schlechter Vertrag und der kann auch gefährlich für mich sein. [00:41:24] Speaker A: Ich möchte noch mal ganz kurz auf dieses kleine Wow-Erlebnis zurückkommen. Das heißt, zwei lernen sich kennen und nach ein paar Dates und ein paar intimen Momenten stellt sie fest, das fühlt sich wie eine toxische oder eine pathologische Beziehung an. Raus? Ich will es nochmal hören. Radikal raus? [00:41:51] Speaker F: Wäre mein persönlicher Ratschlag. [00:41:54] Speaker A: Okay. Wir wissen und wir haben heute schon festgestellt, dass mit einer gewissen Lernfähigkeit und Lernwilligkeit das Lernen möglich ist. Aber es scheint immer wieder sich zu bestätigen, das Ändern eines anderen Menschen ist nicht möglich. [00:42:21] Speaker F: Wir sollten von der Dressierbarkeit des Gegenübers, sowohl aus ethischen als auch aus psychologischen Überlegungen, Abstand nehmen. Wir sind Menschen. Wir können uns verändern. Wir wollen uns teilweise verändern. The rest is history. [00:42:36] Speaker A: Aber wir müssen uns verändern wollen und wir haben auch die Hocken, sozusagen. [00:42:42] Speaker F: Wenn wir es wollen, ja. Aber dieser Versuch, eine zwanghafte Passung herzustellen durch Dressur des Partners oder durch Selbstkasteierung, ist aus meiner Sicht ein glückloser Weg. [00:42:56] Speaker A: Okay. Ich möchte ganz kurz mit Frau Reicherzeit ersprechen, die hat sich gerade gemeldet. Bitte, Maria. [00:43:03] Speaker E: Also zum Thema Beendigung von Beziehungen. Mich hätte ich darauf aufmerksam machen, dass das die gefährlichsten Momente einer Beziehung sind. Und dass der gefährlichste Moment besonders eine Gewaltbeziehung ist. Also bitte nicht spontan eine Trennung ankündigen, sondern diesen Zeitpunkt wirklich überlegen und auf Sicherheit und Schutz da besonders achten. Die meisten Morde, der Herr Reiter wird das bestätigen können, sind sogar noch Beendigungen einer Beziehung. Aber dieser Moment ist gefährlich. Und da braucht man, da darf man, sowas darf man dann nicht alleine machen. Da soll wer dabei sein. Da muss man einen Rahmen suchen, wo man sich sicher fühlen kann. [00:43:45] Speaker A: John Haas, Diplom-Psychologe, sollte es wissen, gibt es eine Schule für Schlussmachen? [00:43:52] Speaker F: Eine Schule nicht. Ich glaube, die tragt jeder von uns im Herzen mit. Und ich glaube, die Expertise entwickelt man einerseits leider durch die Praxis, das ist das eine. Das zweite ist durch die Lerngeschichte, was man mitbekommen hat. Aber schauen Sie, wenn man es so sagt, der Mensch ist ein wertvolles Wesen mit Würde, dann ist jede Entscheidung des Gegenübers zu respektieren, so wie eine naturgesetzliche Entwicklung. Und sich mit dem Unvermeidlichen abfinden zu lernen, ist ein Prozess, den man letzten Endes von der Geburt bis zum Ableben unsere größte Angst laut Sigmund Freud, die wir lernen müssen. Wenn wir schon das Trainingscamp Beendigung der Beziehung nicht schaffen, wird es wahrscheinlich bei anderen Formen von Abschied ebenfalls düster ausschauen. [00:44:47] Speaker A: Maria will nochmal was sagen, bitte schnell. [00:44:50] Speaker E: Ich glaube, wenn so Situationen sehr emotional werden. Und es braucht jetzt nicht eine Trennung, sondern es könnte jetzt eine kleinere Konfliktsituation sein. Wäre es so wichtig, einen Stopp zu machen, einen Schritt zurück zu machen? emotional ein bisschen runterzukommen und dann an das Thema wieder herangehen. Wie man hört, am Abend gibt es oft große Streitigkeiten und dass einer sagen kann, stopp, wir reden morgen darüber weiter. Zum Beispiel, das wäre schon etwas zum Üben für Konfliktsituationen und umso wichtiger dann, wenn es wirklich hagelig und ganz exzessiv und gefährlich werden kann. [00:45:28] Speaker A: Letzte Frage. Was ist aus Ihrer App geworden? Sie haben, ich glaube, das war sogar schon in diesem Jahrtausend, ich weiß es nicht, eine App, die nannte sich, nennt sich Femme, Doppelpunkt, Help, gebaut. Klingt gut, klingt wichtig. Wo ist sie? [00:45:47] Speaker F: Gerne und wehmütig rede ich darüber. 2013 habe ich im Rahmen einer Begegnung mit der Gabi Heinisch-Hussek eine Idee ersonnen, die ich ihr bei einem dann sozusagen erneuten Besuch überreicht habe. Und da ist es darum gegangen, die Möglichkeiten der digitalen Medien zur Stärkung der Frauenrechte und der, wenn man so will, Einflussmöglichkeiten der Frau auf ihr Leben zu verstärken. Herausgekommen ist dann ein Jahr später die FemHelp-App, die präsentiert wurde und Teil des nationalen Aktionsplans gegen Frauengewalt geworden ist. Die hat sich dann über die Jahre, ist die mehrsprachig geworden, ist einige tausend Male downgeloadet worden, war für ihre Zeit absolut innovativ. Es war die, muss ich mich mal selber loben, die europaweit, wenn nicht weltweit erste Frauenhilfe-App. hat man teilweise Unbill eingebracht von manchen Geschlechtsgenossen, aber ja, that's life. Anyway, die hat dann diese Zeit der Regierung überlebt und ist dann bis zum Frauentag 2019 auch im Betrieb gewesen, wenn auch nicht mehr gewartet und wurde dann, ich sag immer, also Kismet-artig am 8. März 2019 eingestellt und ist in der Versenkung verschwunden. Warum? Darüber kann man nur mutmaßen. [00:47:30] Speaker A: Es hört sich nach einer männlichen Entscheidung an, ich sag's Ihnen, wie es ist. [00:47:35] Speaker F: Wahrscheinlich, ja. Anyway, the spirit never dies und mein Gedanke wäre, dass die Zeit reif ist, diese Sache wieder zu beleben. [00:47:45] Speaker A: Ich gehe einen Schritt weiter, John Haas, und ich sage, was wäre jetzt mit der maskulinen Help App, die uns zusammenbringt auf digitalem Wege? Um all das zu leisten, was wir in der letzten Dreiviertelstunde besprochen haben. [00:48:00] Speaker F: Also, entweder Sie waren heute in der Nacht bei mir und haben meine Aufzeichnungen durchgeschaut, Herr Göbel. Er wisst. Oder Sie sind Hellseher. Nein. Wenn, dann sollte das eine Hybrid-Sache sein. Vor allem, ich glaube auch, dass viele Dinge Missverständnisse sind. Und wenn wir schon immer vom neuen Weg und vom Voneinander-Lernen reden, dann sollten die Geschlechter voneinander lernen. Absolut gute Idee. Okay, super. [00:48:29] Speaker A: Wir bleiben dran. Peter Reiter, Landespolizeidirektion Niederösterreich, wollt noch was sagen, bitte. Genau, ich wollte... Ich glaube, zur Maria war das. Ich kann mich an die Stelle nicht erinnern. [00:48:44] Speaker C: Ja, vielleicht zur Maria noch kurz zu bestätigen, dass dieser Bereich und dieser Zeitpunkt der Trennung ist mit Sicherheit der Bereich, wo es am gefährlichsten ist. Ich kann mich an eine Sache erinnern, wo es beim Scheidungsanwalt, wo die Scheidung war, wo der Anwalt kurz rausgegangen ist in der Zeit, dort in der Anwaltskanzlei den Mord gegeben hat. Also das ist sicher der Punkt, was am gefährlichsten ist. Möchte aber zum Thema jetzt aus polizeilicher Sicht vielleicht noch ganz kurz einbringen. Es wird jetzt natürlich viel diskutiert und es schaut jetzt irgendwie so aus, dass man sagt, die rechtlichen Rahmenbedingungen sind nicht gut oder wie auch immer. Ich möchte trotzdem für das Gewaltschutzgesetz eine Lanze brechen. Ich glaube, dass wir mit dem Gewaltschutzgesetz in Österreich wirklich gut aufgestellt sind. Ich glaube, dass es viele Länder gibt, die sich da was abschauen können, die sich da auch was abschauen. Also diese ganze Geschichte mit Wegweisung, Betretungsverbot, mit den Möglichkeiten, die die Polizei und die Gerichte da haben. Das ist wirklich ein gutes Instrument für die Polizei und für die Gerichte und ich glaube, da können wir bis zu einem gewissen Grad schon auch stolz sein, dass wir dieses Gesetz bei uns haben. [00:49:55] Speaker A: Dazu möchte ich mich gleich dem Aufräumen anschließen mit einem anderen Mythos, denn in der Vorbereitung zu diesem Thema ist mir aufgefallen, dass viele Menschen in diesem Land Irrgläubig davon ausgehen, dass diese Art von Beziehungsmorden größtenteils von Menschen anderen Glaubens, anderer Kultur, anderer Erziehungsmaßnahmen, Horizonte, wenn man so will, begangen werden, dem ist dezidiert nicht so richtig, Herr Reiter. [00:50:32] Speaker C: Das stimmt. Das passiert in jeder Gesellschaftsschicht, in jeder Kultur. [00:50:39] Speaker A: Und wenn ich richtig informiert bin, die letzten zwei Jahre war der Anteil von Tätern mit Migrationshintergrund jedes Mal nicht mehr als ein Drittel und der Rest waren Österreicher. Das muss man einfach auch so sagen. Das ist kein Hauptthema und da warten auch keine Lösungen auf uns. Ich fand das nur einmal ganz wichtig. So, danke für die Geduld, Birgit Schön. Sie ist die Leiterin der Abteilung für Frauenpolitik in der Arbeiterkammer Niederösterreich. Jetzt muss ich gleich mal fragen, ganz naiv, das erlaube ich mir. Was macht ihr in der AK, in der Abteilung für Frauenpolitik? [00:51:32] Speaker D: Was machen wir in der Abteilung für Frauenpolitik? Also Frauenpolitik beschäftigt sich nicht mit einem spezifischen Thema, sondern wir beschäftigen uns mit allen Themen, mit allen Themenbereichen, Rechtsbereichen, wo Frauen betroffen sind. Das heißt de facto mit vielem oder mit allem eigentlich. Schwerpunktmäßig sind wir schon im Bereich der der Einkommensthematik, also gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Lohntransparenz ist ein Schwerpunktthema der Abteilung Frauenpolitik. Auch das Thema Familie, Kinderbetreuung ist ein Thema der Abteilung Frauenpolitik. Und da möchte ich nämlich gleich einsetzen. Wir bemühen uns schon sehr früh, Mädchen und junge Frauen darin zu bestärken, ein selbstbestimmtes und ökonomisch unabhängiges Leben zu führen oder diesen Weg eines selbstständigen und ökonomisch unabhängigen Lebens einzuschlagen. sage aber auch gleich dazu, und da müssen wir uns selbst auch sozusagen fordern, wir dürfen den Mädchen, den Burschen nicht vergessen. Wir sind zwar die Abteilung Frauenpolitik, aber es braucht auch eine Role Model für Burschen, für junge Männer. Und das ist, was du, Alexander, angesprochen hast, das Kind nicht erst sozusagen mit dem Zeitpunkt der Volljährigkeit, mit 18, mit 20, sondern das Kind im Kindergartenalter, wo junge, männliche Personen einen Vorbild haben, ein Role Model. [00:52:58] Speaker A: Ja, ich bin deshalb so erpicht darauf, dass wir da weiterkommen, weil ich das auch an meinen Jungs, ich habe zwei davon, ganz stark merke und in den Gesprächen mitbekomme, wir Und ich bin in den frühen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts geboren, hatten ja Role Models, die wir auch wahnsinnig dankbar angenommen haben, weil wir ja auf der radikalen Suche waren nach männlichen Vorbildern, weil die NS-Zeit mit ihren Vorbildern für uns ein absolutes No-Go war. Also haben wir die Clint Eastwoods und die Kommissare und die Athleten und so weiter sehr leicht. John Haas spielt mit der Gitarre natürlich auch und vor allem die Musiker und die Künstler angenommen. Und meine waren die Beatles und Herr Jagger. Das habe ich mir herausgenommen und das fehlt heute. Denn wenn wir uns, und damit spreche ich auch eine Forderung an die Medienmacher aus, anschauen, was als Unterhaltung gilt, dann ist das sehr, sehr oft zu Lasten von uns Männern. Ein viel zu dick geratener Botenfahrer hat eine heiße Ehefrau, bei der man sich fragt, warum die sich überhaupt mit ihm abgibt. Er baut nur Scheiße, sie rettet ihn jedes einzelne Mal. Er ist der Loser von Folge zu Folge. Also das über Männer lachen hat sich in unserer Gesellschaft verfestigt und wir lassen uns das auch gefallen, weil wir ja ein schlechtes Gewissen haben, weil wir Männer ja Frauen so lange so schlecht behandelt haben. Hier würde ich mal aufhören mit dem Verständnis. Hier würde ich mir neue Rollenmodelle Ich will gar nicht anfangen, was die Texte beim Hip-Hop und im Rap alles anrichten bei jungen Männern. Wie kommen wir denn, Birgit, schön aus dieser Falle wieder raus? Hat die Arcada einen Weg für uns? [00:55:17] Speaker D: Die AK hat sich zur Aufgabe gemacht, auch dieses Gesamtgesellschaftliche hier einen Beitrag zu leisten, hinzuschauen. Also uns jetzt wirklich um das Hinschauen, um die Bewusstseinsbildung. Das ist unser Beitrag, den wir leisten und wir Unterstützung geben können. Wir wollen Problematiken aufzeigen. Wir unterstützen seit Jahren die Aktion Freie Leben gegen Gewalt an Frauen. Wir unterhalten ein sehr enges Netzwerk mit den Frauenhäusern, mit den Frauenberatungsstellen. mit den Gewaltschutzzentren. Wir haben auch Informationen für unsere Betriebsräte. Gewalt passiert ja nicht nur in den eigenen vier Wänden. Gewalt passiert ja auch am Arbeitsplatz. Wie Herr Reiter auch schon angesprochen hat, es finden ja auch Tötungsdelikte am Arbeitsplatz. Ich weiß nicht wie viele von den neun, aber mindestens einer fällt mir ein, der am Arbeitsplatz passiert ist. [00:56:11] Speaker A: Ja, auch vor allem sehr viele Verbale. Wir wissen ja mittlerweile, dass da die Wurzel des Irrglaubens liegen mag. Einschreiten oder auch am Arbeitsplatz, in der Kantine, bei den Gesprächen einschreiten. [00:56:27] Speaker D: Genau, Gewalt ist ja nicht nur eine körperliche Gewalt. Gewalt kann ja auch in verschiedensten Formen ausgeübt werden. Auch sexuelle Belästigung oder Annäherungsversuche können schon eine Form von Gewalt sein, ja. [00:56:48] Speaker A: Die Kooperationen, die es gibt über die AK, erzählen Sie uns kurz etwas darüber, Birgit? [00:56:57] Speaker D: Naja, wir versuchen als AK Niederösterreich auch mit diesen Einrichtungen, eben wie gesagt in Frauenhäusern, in Familienberatungsstätten, Gewaltschutzzentren, insofern zu kooperieren, dass wir auch in unseren Bereich unsere Expertise einbringen. Oft ist ja mit einer Trennung nicht nur der Wohnsitzwechsel oder Ortswechsel verbunden, sondern auch vielleicht sogar der Jobwechsel oder die Kündigung oder es geht darum, einen neuen Kindergartenplatz zu finden. Alles das sind Sachen, wo wir als AKK auch unterstützen können oder wo wir auch Ansprechpartner für die Einrichtungen sind. Wir brauchen ja die Einrichtungen auch arbeitsrechtliche und sozialrechtliche Expertise. Und da sind wir durchaus eine gute Anlaufstelle und stellen natürlich immer wieder unsere Expertise zur Verfügung. [00:57:47] Speaker A: Apropos Anlaufstelle, liebe Birgit, ich kann mir vorstellen, ich versuche mich immer davor zu hüten, mit dem Kopf einer Frau zu denken, aber auch das sollten wir lernen oder mit dem Herzen einer Frau zu fühlen, besser noch gesagt. dass manche Frauen vielleicht Furcht haben vor diesem, wir haben es eingangs des Gesprächs erwähnt, riesenradikalen Schritt, Frauenhaus anzurufen, ins Frauenhaus zu fahren und so weiter. Ist die AK für diesen ersten, nennen wir mal den Nuller-Schritt, denn auch eine Ansprechstelle für Frauen, die jetzt gerade verzweifelt sind und Hilfe suchen? [00:58:28] Speaker D: Ich glaube, ich bin da, oder ich würde das einmal mit Da replizieren wir auf die Ausführungen von Maria Reichert. Eine Trennung sollte keine spontane Aktion sein, sondern es sollten die Rahmenbedingungen abgesteckt werden. Die Trennung ist, wie gesagt, der gefährlichste Schritt. Um Rahmenbedingungen abzustecken, wie geht es weiter? Welche Maßnahmen kann ich jetzt schon setzen, um sicher zu sein? Es bringt ja nichts, mich zu trennen. Miriam Reichert hat es gesagt, es passieren ja auch Vorfälle, wo man wirklich schauen muss, dass man wirklich sicher ist. Ich kann dann einer Frau nicht raten, am nächsten Tag ihren Arbeitsplatz aufzusuchen, sondern da muss man halt dann schon schauen, wie kann ich mir sozusagen diese Rahmenbedingungen schaffen. dass ich auch wirklich diesen Schritt tatsächlich gehen kann. Und da kann natürlich die Arbeiterkammer Anlaufstelle sein, bei diesen Vorplanungen oder bei diesen Schritten hin zu einer sicheren Trennung. [00:59:31] Speaker A: Ich habe es nicht anders erwartet. Vielen Dank. [00:59:34] Speaker D: Oder auch natürlich sozialrechtliche Geschichten. Also natürlich geht es dann weiter. Ich weiß nicht, wie bin ich weiter versichert, wenn ich jetzt mich trenne. [00:59:44] Speaker A: Wo gibt es Unterstützung? [00:59:45] Speaker D: Wo gibt es Förderungen? Und natürlich auch, wo gibt es sozusagen, wo ist eine Anlaufstelle für mich, um mich psychologisch beraten zu lassen beispielsweise. Weiterzukommen. [00:59:56] Speaker A: Ja, okay. Das war Birgit Schön, sie ist die Leiterin der Abteilung für Frauenpolitik bei der Arbeiterkammer Niederösterreich. Schluss Plädoyers. Maria Reichertz-Eder, was sagen Sie den Frauen und vor allem, was sagen Sie uns Männern? [01:00:15] Speaker E: Den Frauen möchte ich sagen. Es gibt immer einen Weg. Also so schwierig die Situation nur sein kann, es gibt Unterstützung. Wir sind eine Einrichtung, die unterstützen. Es gibt nur mehrere. Das ist einmal ganz wichtig. Es gibt einen Weg und das Wichtigste im Leben ist Sicherheit und in Freiheit und Frieden leben zu können. Den Männern wünsche ich Mut, diese Schritte weiterzugehen, in mehr Offenheit, in mehr Ausprobieren an andere Formen der Kommunikation. [01:00:51] Speaker A: John Haas, Diplom-Psychologe und Mann, der sich um Männer kümmert, damit es Frauen besser geht. [01:01:01] Speaker C: Danke. [01:01:02] Speaker F: Schlussplädoyer ist, jeder Mensch hat einen Wert. Jeder Mensch hat eine Würde. Und wenn ich diesen Wert und diese Würde des anderen verletze, dann ist das ein Mittel, das ich nicht wählen sollte, weil ich dadurch sehr viel wegnehme an Möglichkeiten. Also mir geht es darum, dass alles aushandelbar ist und dass körperliche Gewalt und letzten Endes psychische Gewalt einst zwar berechtigte und existierende Mechanismen waren, aber wir in einer Zeit leben, wo diese nicht mehr notwendig sind. [01:01:46] Speaker A: Ja, ein Hoch der Kommunikation. Danke, John Haas. Diplom-Psychologe und demnächst Entwickler der App Masculine Help. Hoffe ich doch sehr. Peter Reiter von der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Ich habe jetzt gelesen, Herr Reiter, dass die Politik die Ressourcen wieder einmal beschnitten bzw. befunden hat, es braucht nicht mehr und als Ausrede, sage ich jetzt mal, als fast Berechtigung dafür, Hieß es dann, aber wir werden noch mehr Polizistinnen in diese Situationen schicken, noch mehr bereithalten. Und ich habe beim Lesen schon den Kopf geschüttelt und habe mir gesagt, ja, was sollen die denn noch alles tun? Jetzt bitte, und jetzt habe ich Sie ein bisschen geprimed, Sie mögen mir das verzeihen, Ihr Schlusswort. [01:02:53] Speaker C: Ich möchte mich in dieser Runde hier zu politischen Richtungen nicht äußern. Ich habe meine persönliche Meinung, aber ich denke auch, das wäre hier unprofessionell, wenn ich hier kundtun würde. Ganz gleich, es stimmt schon, genau so ist es. Die Kolleginnen und Kollegen, die draußen bei so einer Amtshandlung einschreiten, sollten alle sein. Die sollten auf sich selbst aufpassen und sich selbst schützen, weil man nie weiß, was der Täter macht. Sie sollten natürlich auf alle Personen, auf alle Opfer Rücksicht nehmen. Sie kommen aber vielleicht gerade von irgendeiner Amtshandlung, wo es, ich weiß es nicht, was die alles machen müssen heute. Das ist schwierig und das ist wirklich sehr schwer unter einen Hut zu bringen. Da wird schon einiges gefordert. Ich glaube aber schon, dass die Kolleginnen und die Kollegen wirklich gut unterwegs sind in diesem Bereich und dass es sehr viele gibt, die hier ausgezeichnete Arbeit leisten. Möchte vielleicht als Schlussplädoyer, wenn es das für mich die Möglichkeit auch gibt. [01:03:53] Speaker A: Absolut, unbedingt. [01:03:55] Speaker C: Ich glaube wichtig ist, ich habe es schon angesprochen, auch im Vorfeld schon Hilfe suchen, Hilfe annehmen. Rat annehmen, nicht beratungsresistent sein. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt. Und das Nächste, das ich reinwerfen möchte, das ist das Wort Zivilcourage. Das heißt, das Umfeld Das Umfeld sollte sich sehr wohl auch genau anschauen und sollte sehr wohl auch hinhören, wenn man aus einer Wohnung einen Streit hört und schreien und weinen oder wie auch immer. Oder auch wir Männer, wie schon angesprochen wurde, sollen das eine oder andere Mal in einer Männerrunde Zivilcourage beweisen und auftreten und unsere Meinung hier wirklich vertreten oder nachfragen oder wie auch immer. Das, denke ich mir, ist auch ein wichtiger Punkt. [01:04:49] Speaker A: Ja, Jonas hat mir gerade signalisiert Zusammenhalten als Männer, nämlich das bedeutet auch couragiert gegen Sprüche und Gott behüte auch Handlungen. anzugehen. Vollkommen richtig. Ich bedanke mich bei all Ihnen. Peter Reiter, stellvertretend für die Arbeit, die die Polizei heute leistet. Eigentlich nicht leisten sollte, aber bis auf Weiteres noch leisten wird müssen. Und angesichts dessen, was sonst noch alles abgeht, vielen herzlichen Dank. Maria Reichertz-Eder, sie ist die Leiterin des Frauenhauses in Amstetten. Ja, was soll ich sagen? Power to the Ladies. Ja, wirklich vielen, vielen, vielen herzlichen Dank. Ich glaube, das, was Sie machen, hat weitaus mehr mit Ehre zu tun als jeder sogenannte Ehrenmord, der vor allem in diesem Jahr und in den vergangenen schon stattgefunden hat. Also seien Sie bedankt, grüßen Sie mir auch Ihre Kolleginnen und Kollegen. Und wir stehen Ihnen von der AKK Niederösterreich und von uns als Podcast jederzeit zur Seite. John Haas, weiter so. Nochmal, was die App angeht. Manchmal sind manche Ideen ein wenig zu früh dran. Also, do it again. Danke für deinen Einsatz, lieber John. Birgit Schön. Noch ein Schlusswort, bitte. Unbedingt. [01:06:31] Speaker D: Unbedingt, ja. Ich möchte mich zum Schluss sehr herzlich für diesen spontanen Montag aufgrund der Aktualität, der Situation und der Dinge bedanken, dass wir das heute wirklich durchführen konnten. Die AKK Niederösterreich wird in Zukunft hinschauen. Wir werden an der Bewusstseinsbildung im Rahmen unserer vielseitigen Möglichkeiten Wir arbeiten daran, Rollenbilder aufzubrechen. Wir arbeiten daran, junge Frauen darin zu beschärfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und wir werden auch junge Männer dazu bewegen, ihr Rollenbild zu verändern, ihre Sichtweise zu verändern. Wir arbeiten daran, wir versuchen das mit diversen Aktionen. Und ich hoffe, wir halten da auch weiterhin von unseren Netzwerkpartnern Unterstützung und davon gehe ich aber schon aus. [01:07:26] Speaker A: Und wir und ich bedanken uns sehr herzlich für diese Arbeit. Das war ein Montalk-Spezial. Danke, dass Sie ein wenig geduldiger waren, Sie, unsere Userinnen und User, die uns jetzt zugehört haben. Wir haben ein wenig überzogen unsere normale Sendezeit, aber es war es allemal wert. Ich bedanke mich vor allem bei meiner Redaktion in der Arbeiterkammer Niederösterreich für diese Blitzaktionen und diese wunderbare inhaltliche, formale Vorbereitung zu dieser Show. Falls Ihnen dieser Beitrag gefallen hat, liebe Hörerinnen und Hörer, bitte reichen Sie uns weiter. Klicken Sie an und kopieren Sie und schicken Sie weiter. Es ist ganz, ganz, ganz wichtig. Vor allem dieses Mal. Sonst ja auch. Aber diesmal wirklich sehr. Und ich kann Ihnen nur wünschen, dass Ihre Beziehung reich an Kommunikation ist. Aber wenn Sie Probleme, Sorgen haben, alles, was Sie heute gehört haben, dürfen Sie bitte also beim sprichwörtlichen Wort nehmen. Sowohl die Arbeiterkammern als auch die Polizei und natürlich in der letzten Konsequenz auch die Frauenhäuser sind für Sie da. Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie aus einer Beziehung raus wollen, liebe Damen draußen, dann ist das auch das Zeichen, dass Sie dort raus sollen. Hadern Sie nicht, seien Sie mutig, Sie haben alle Unterstützung der Welt und sofortige Hilfe bekommen Sie unter der Helpline 0800 222 555. Ich wiederhole 0800 222 555 und natürlich unter der Telefonnummer der Polizei 133. Danke meine Gäste. Danke für die Aufmerksamkeit. Wir hören uns beim nächsten Montag wieder. Machen Sie es gut. Alles Liebe in der Beziehung. Montalk, der Podcast der Arbeiterkammer Niederösterreich. Einfach mehr Wissen zu Themen, die das Land bewegen. Immer am Puls der Zeit und mit exklusiven Studiogästen. Meinung haben und darüber reden. Alle zwei Wochen neu und jederzeit abrufbar. Finanziert aus den Mitteln des Zukunftsprogramms der Arbeiterkammern.

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